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GT Sanction 2015
GT Sanction 2015 - Unser Dauertest-Bike mit individuellem Aufbau.
GT Sanction Rahmen
GT Sanction Rahmen - Basierend auf der Technik des DH-Bikes Fury wurde das Sanction für die extremen Anforderungen des modernen Enduro-Rennsports entwickelt.
Sanction Prototyp
Sanction Prototyp - Entwickler Etienne Warnery betonte die enge Zusammenarbeit zwischen ihm und Team-Fahrer Dan Atherton. Stolz präsentiert uns Warnery den Radstand: 1.215 mm
Independent Drivetrain©
Independent Drivetrain© - Der schwimmend aufgehängte Tretlagergehäuse soll den Hinterbau von Antriebseinflüssen entkoppeln.
Dog Bone
Dog Bone - Der einfedernde Hinterbau zieht das Tretlagergehäuse mit sich nach hinten während der sogenannte Dog Bone (Dog Link) das Tretlagergehäuse mit dem Hauptrahmen verbindet.
Ein Radstand von 1215 mm und ein Lenkwinkel von 65,5° - das Sanction ähnelt einem DH-Bike.
Ein Radstand von 1215 mm und ein Lenkwinkel von 65,5° - das Sanction ähnelt einem DH-Bike.
Übles Geschredde ist die Paradedisziplin des Sanction.
Übles Geschredde ist die Paradedisziplin des Sanction. - Bild: Chris Trojer / Fox
Unser GT Sanction Test-Bike
Unser GT Sanction Test-Bike - 13,7 kg in mit der abgebildeten Version in Größe "large".
Leicht zu erreichen und dennoch sauber aufgeräumt
Leicht zu erreichen und dennoch sauber aufgeräumt - Die Kabelführung am Sanction ist simpel aber sinnvoll.
Auch der Übergang zum Hinterbau passt.
Auch der Übergang zum Hinterbau passt.
Float X CTD Dämpfer mit Remot-Hebel
Float X CTD Dämpfer mit Remot-Hebel - Die CTD-Funktionen des Dämpfers lassen sich bequem vom Lenker aus steuern.
Die 63 mm Hub erzeugen 160 mm Federweg
Die 63 mm Hub erzeugen 160 mm Federweg - Das uns das System werksseitig zu linear ausfiel, rüsteten wir im Dämpfer den größtmöglichen Volumenspacer nach.
1x11 Antrieb
1x11 Antrieb - Den 1x11 Antrieb fuhren wir mit einem 34er Kettenblatt.
Sicher ist sicher
Sicher ist sicher - Obwohl SRAM 11-fach Antriebe eine sichere Sache sind, montierten wir eine leichte e.thirteen XCX Kettenführung.
Give it Wings
Give it Wings - Die GT typischen Flügel die den Hinterbau zieren tragen keineswegs zu dick auf. Dieses Bike hat sich seine Flügel verdient.
Nicht nur in ruppigem Gelände kann das Sanction Punkten
Nicht nur in ruppigem Gelände kann das Sanction Punkten - Auch auf flowigen All Mountain Trails glänzt das Bike durch Vortrieb und Traktion.
Ideale Balance
Ideale Balance - Hat meine seine Mitte über dem Rad gefunden so gilt es nur noch diese beizubehalten - die Gewichtsverteilung auf die Räder ist nahezu perfekt. - Bild: Chris Trojer / Fox
Mit dem Sanction verlässt man gerne mal seine Komfortzone.
Mit dem Sanction verlässt man gerne mal seine Komfortzone. - Bild: Chris Trojer / Fox
Dan Atherton und Martin Maes lehren ihren Konkurrenten auf DH-lastigen Wertungsprüfungen das Fürchten.
Dan Atherton und Martin Maes lehren ihren Konkurrenten auf DH-lastigen Wertungsprüfungen das Fürchten.
Soll man nachziehen
Soll man nachziehen - Das iDrive-System neigt dazu sich regelmäßig zu lockern. Wir empfehlen die Schrauben mit Schraubensicherung (Loctite) gegen Lösen zu sichern.
Das Sanction Pro in der 4.499 Euro teuren Serienausstattung.
Das Sanction Pro in der 4.499 Euro teuren Serienausstattung.
Der Inbegriff von Speed: GT Sanction
Der Inbegriff von Speed: GT Sanction - Die Innenlagerhöhe fiel in Anbetracht der 27,5"-Laufräder und der voluminösen Reifen mit 344 mm erstaunlich tief aus.
GT Sanction Geometrietabelle
GT Sanction Geometrietabelle

Enduro-Rennen wie die der EWS stellen durch ihre extrem anspruchsvollen Wertungsprüfungen mittlerweile fast so hohe Ansprüche an Material und Fahrer wie internationale Downhill-Rennen. Da wundert es nicht, dass eine Firma wie GT, deren Team-Fahrer bei besagten Rennen ganz vorne mischen, mit dem GT Sanction 2015 ein Produkt entwickelt, das auf der Technik eines erfolgreichen DH World Cup-Bikes basiert. Das Enduro-Geschoss hört auf den Namen Sanction und mit seinen Daten hätte es vor noch nicht all zu langer Zeit selbst DH-Bikes das Fürchten gelehrt: ein Lenkwinkel von 66°, eine Tretlagerhöhe von tiefen 344 mm und ein Radstand von beachtlichen 1.215 mm. Wir haben das Enduro-Race-Bike im Langzeittest gegeißelt und gequält. Wie es auf unsere Behandlung reagierte, erfahrt ihr hier. 

GT Sanction 2015
# GT Sanction 2015 - Unser Dauertest-Bike mit individuellem Aufbau.

GT Sanction – Modell 2015

Kurz und bündig

  • Aluminium Enduro-Rahmen
  • speziell auf den Enduro-Rennsport ausgelegt
  • für 27,5″-Laufräder
  • 160mm Federweg (GT iDrive Federungssystem – 10% Progression)
  • Rahmenkonzept basiert auf langem Hauptrahmen mit kurzem Vorbau
  • ausgelegt für 35 mm kurze Vorbauten
  • nur für 1x-Antriebe
  • vier Größen erhältlich: S, M, L, XL
  • Gewicht: 3.450 Gramm (Rahmen in Größe „L“ mit Dämpfer und Steckachse)
  • Preis:  2.170 US-Dollar (Rahmen, UVP)
GT Sanction Rahmen
# GT Sanction Rahmen - Basierend auf der Technik des DH-Bikes Fury wurde das Sanction für die extremen Anforderungen des modernen Enduro-Rennsports entwickelt.

Was das GT Sanction 2015 können soll

Im Rahmen des Sea Otter Classic Festivals präsentierte uns GT-Entwickler Etienne Warnery im April den ersten Serien-Rahmen des von ihm entwickelten Enduro-Bikes Sanction. In enger Zusammenarbeit mit Dan Atherton und Martin Maes habe er das Bike ganz auf die Anforderungen der Enduro World Series zugeschnitten, so Warnery. Da gerade anspruchsvolle Enduro-Rennen wie in der EWS oft in der Abfahrt entschieden werden, orientierte sich Warnery bei der Entwicklung des Sanction am erfolgreichen DH-World Cup-Bike Fury.

Die Parallelen zum großen Bruder lassen sich nicht nur in Sachen Formgebung, sondern vor allem am Fahrwerk erkennen. Da der Hinterbau gezielt auf Abfahrts-Performance ausgelegt wurde, fallen die Abstände der iDrive-Lagerpunkte ähnlich aus wie am DH-Bike Fury. Der sogenannte „Dog Link“ wurde sogar übernommen, die Hebelverhältnisse jedoch auf etwas mehr Treteffizienz optimiert. Überspitzt gesagt handelt es sich beim Sanction um eine geschrumpfte Version des Fury, quasi ein Mini-Fury. Dennoch sei das Bike dank GT iDrive-System sehr vortriebsstark. Das neue Sanction ist konsequent auf Rennsport ausgelegt, so wundert es nicht, dass sich keine Umwerferaufnahme finden lässt. In Zeiten von 1×11-Antrieben seien Umwerfer-Optionen an einem Enduro-Bike überflüssig, so Entwickler Warnery.

Sanction Prototyp
# Sanction Prototyp - Entwickler Etienne Warnery betonte die enge Zusammenarbeit zwischen ihm und Team-Fahrer Dan Atherton. Stolz präsentiert uns Warnery den Radstand: 1.215 mm

In Sachen Geometrie verschrieb sich Warney basierend auf den Erfahrungswerten seiner Team-Fahrer dem Motto „Länge läuft!“. Beim “Large”-Rahmen ergibt sich ein Reach von satten 462mm, was in Kombination mit einem 35-mm-Vorbau das am besten ausgewogene Fahrverhalten generieren würde. Sinn der Sache sei es laut Warney, den Körperschwerpunkt des Fahrers mittig im Rad (zwischen den Laufrädern) zu zentrieren. Im Fahrbetrieb soll das für enorme Laufruhe und Sicherheit sorgen, aber dem Fahrer auch Kräfte sparen, da sich dieser über dem Bike deutlich weniger bewegen muss. Entwickler Etienne verglich dieses Konzept mit einem Carving-Abfahrts-Ski, der Laufruhe bietet, aber durch Gewichtsverlagerung spurtreu den Lenkbewegungen des Fahrers folgt.

Independent Drivetrain©
# Independent Drivetrain© - Der schwimmend aufgehängte Tretlagergehäuse soll den Hinterbau von Antriebseinflüssen entkoppeln.
Dog Bone
# Dog Bone - Der einfedernde Hinterbau zieht das Tretlagergehäuse mit sich nach hinten während der sogenannte Dog Bone (Dog Link) das Tretlagergehäuse mit dem Hauptrahmen verbindet.

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Vorwort zum Test

Wie, was, warum?

Unter verschiedensten Bedingungen musste sich das Sanction im Laufe unseres Dauertests beweisen. So stellten wir das Bike beispielsweise auf weichen Waldboden-Trails und im ständigen Wechsel von Auf- und Abfahrten auf die Probe. Bei gemäßigtem Fahrtempo und weniger harschen Schlagabfolgen wurden die Federelemente nur mäßig beansprucht. Gefordert war hingegen der Vortrieb im Gelände sowie die Balance des Bikes, also die Gewichtsverteilung auf Vorder- und Hinterrad, was maßgeblich über Unter- oder Übersteuern entscheidet. Dieser Teil unseres Tests spiegelt wohl eine der gängigsten Formen deutschen Trail-Vergnügens wider.

Um es artgerecht zu geißeln, entführten wir das Sanction in die Alpen, wo das Fahrwerk wie auch die Ausstattung auf langen, anspruchsvollen sowie kurzen, aber äußerst knackigen Trails auf die Probe gestellt wurde. Ganz in Enduro-Race-Manier ging es schonungslos und mit Top-Speed durch fiese Steinfelder, über furchterregende Wurzelteppiche, hinweg über Schräghänge und allerlei Stufen und Kanten. Wie schon erwähnt, stand dieser Test einem garstigen Enduro-Rennen in nichts nach.

Zu guter Letzt wurde das 160-mm-Enduro einem Hardcore-Test unterzogen. Um dem Fahrwerk die letzten Reserven zu entlocken und das Gesamtpaket unter höchster Belastung auf die Probe zu stellen, ging es regelmäßig in Bikeparks, wo sich das Mini-Fury auf Sprüngen, in Anliegern und auf Downhill-Strecken behaupten musste. Alle unsere Fahreindrücke findet ihr hier.

Ein Radstand von 1215 mm und ein Lenkwinkel von 65,5° - das Sanction ähnelt einem DH-Bike.
# Ein Radstand von 1215 mm und ein Lenkwinkel von 65,5° - das Sanction ähnelt einem DH-Bike.

Wer hat getestet?

Getestet wurde das neue Sanction von unserem Test-Redakteur Maxi, der das Rad vom entspannten Alltags-Trail-Einsatz bis hin zum schonungslosen Bikepark-Besuch auf die Probe stellte. Um die geschilderten Eindrücke besser nachempfinden zu können, möchten wir euch auch dieses Mal ein Testerprofil präsentieren.

  • Körpergröße: 1,81 m
  • Gewicht (fahrfertig): 80 kg
  • Schrittlänge: 88 cm
  • Armlänge: 62 cm
  • Oberkörperlänge: 59 cm
  • Fahrstil: rustikal; aggressiv; schnell; ohne Rücksicht auf Verluste; immer auf der Suche nach der schnellsten Linie
  • Was fährst du hauptsächlich: Singletails im Voralpenland mit dem XC-Bike; abfahrtsorientiertes Enduro; Downhill im Bikepark
  • Vorlieben bezüglich des Fahrwerks: ca. 25 – 30 % SAG hinten, vorne straffer, Zugstufe allgemein sehr schnell, allgemein viel LSC, vorne gern mit viel Progression
  • Vorlieben bezüglich des Rahmens: Abhängig vom Einsatzzweck: für den verspielten Einsatz = vorne lang, hinten kurz // für den Speed-orientierten Einsatz: hinten mittellang, vorne lang

Maxis Setup am GT Sanction 2015

  • Float X CTD Dämpfer: 30 % SAG (größtmöglicher Volumen-Spacer verbaut); Zugstufe = 11 Klicks (ausgehend von komplett offen)
  • Fox 36 Float RC2 170 mm Gabel: 23 % SAG (drei Volumen-Spacer verbaut); HSC = 12 Klicks (ausgehend von komplett geschlossen); LSC = 10 Klicks (ausgehend von komplett geschlossen); Zugstufe = 3 Klicks (ausgehend von komplett offen)
Übles Geschredde ist die Paradedisziplin des Sanction.
# Übles Geschredde ist die Paradedisziplin des Sanction. - Bild: Chris Trojer / Fox

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Aus dem Karton

Für den Langzeittest stellte mir GT im Frühjahr einen der ersten serienfertigen Rahmen des neuen Sanction in Größe „Large“ für ein halbes Jahr zur Verfügung. Die Komplettierung des Rahmens blieb mir selbst überlassen und so wählte ich die für mich sinnvollste Ausstattung für einen schonungslosen Enduro-Einsatz.

Unser GT Sanction Test-Bike
# Unser GT Sanction Test-Bike - 13,7 kg in mit der abgebildeten Version in Größe "large".

Der Rahmen als solches erinnert stark GTs DH-Boliden Fury. Kein Wunder, soll das Enduro-Bike Sanction maßgeblich vom Aufbau und der Kinematik des großen Bruders abgeleitet worden sein. Die Formgebung wirkt jedoch etwas ungewohnt. Während sich die Formsprache von modernen Mountainbikes durch große Flächen, organische Formen oder durchgezogenen Linien oft wiederholt, scheint die eigenständige Optik des Sanction keinem dieser Muster zu folgen. Wer nach einer klaren Linienführung sucht, wird sich wohl schnell im Wirrwarr der vielen unterschiedlichen Winkel und Rohrquerschnitte verlieren. Es macht ganz den Anschein, als habe der Entwicklungsprozess des Sanction unter einem einzigen Motto gestanden: Form follows function.

Diese Funktion darf guten Gewissens als gelungen beschrieben werden: So laufen beispielsweise alle Kabel gut geschützt über das Unterrohr, wodurch sie dementsprechend leicht zu montieren sind. Auch der Übergang des Schalt- und Bremskabels vom Hauptrahmen zum Hinterbau ist wohldurchdacht und so bewegen sich die Kabel bei einfederndem Hinterbau nur minimal. Einzig die Kabelführung einer „Stealth“ Variostütze erwies sich als nicht ganz gelungen. Eines der wenigen Mankos ist die geschraubte Steckachse: Gerade im Enduro-Race-Einsatz, wo Laufräder häufig und unter Zeitdruck getauscht werden müssen, wäre eine werkzeuglose Steckachse durchaus wünschenswert.

Leicht zu erreichen und dennoch sauber aufgeräumt
# Leicht zu erreichen und dennoch sauber aufgeräumt - Die Kabelführung am Sanction ist simpel aber sinnvoll.
Auch der Übergang zum Hinterbau passt.
# Auch der Übergang zum Hinterbau passt.

Komplettiert wurde das 3,45 kg schwere Rahmen-Set mit einer 170-mm-Fox 36 Float RC2 der neuesten Generation, einem Fox Float X Dämpfer mit CTD-Remote-Hebel, leichten Enve Carbon-Laufrädern sowie einem SRAM XX1 11-fach Antrieb. Die verbaute Fox 36 mit 170 mm wählte ich aufgrund ihrer Einbauhöhe, da diese das gleiche Maß misst wie eine 160 mm-34 aus dem Hause Fox. Bei gleicher Höhe und damit auch gleichem Lenkwinkel erhält man mit der 36 somit ein Federwegsplus von 10 mm. Ausgelegt ist das Sanction jedoch auf die tief bauende 160 mm-Version der neuen 36, womit sich ein Lenkwinkel von 66° ergibt. An unserem Test-Bike ergab sich mit der 170-mm-Gabel ein Lenkwinkel von 65,5° und ein Radstand von satten 1.215mm. Um die Agilität des vom Entwickler angedachten 0,5° steileren Lenkwinkels beizubehalten, verbaute ich anstelle eines 35-mm-Vorbaus eine kürzere 30-mm-Version.

Float X CTD Dämpfer mit Remot-Hebel
# Float X CTD Dämpfer mit Remot-Hebel - Die CTD-Funktionen des Dämpfers lassen sich bequem vom Lenker aus steuern.
Die 63 mm Hub erzeugen 160 mm Federweg
# Die 63 mm Hub erzeugen 160 mm Federweg - Das uns das System werksseitig zu linear ausfiel, rüsteten wir im Dämpfer den größtmöglichen Volumenspacer nach.

Je nach Einsatz kamen Contis neue Baron Projekt Reifen sowie Schwalbes bewährter Magic Mary/Hans Dampf-Mix in der schweren SuperGravity-Karkasse zum Einsatz. Mit den schweren Schwalbe-Reifen im Tubeless-Aufbau, Shimano DX-Pedalen und allem Drum und Dran brachte das Komplettbike 13,5 kg auf die Waage.

1x11 Antrieb
# 1x11 Antrieb - Den 1x11 Antrieb fuhren wir mit einem 34er Kettenblatt.
Sicher ist sicher
# Sicher ist sicher - Obwohl SRAM 11-fach Antriebe eine sichere Sache sind, montierten wir eine leichte e.thirteen XCX Kettenführung.

In der Praxis

Wald und Wiesen: Trails nach deutscher Art

Ein Enduro-Rahmen, dessen Technik maßgeblich auf der Entwicklung eines DH-Boliden basiert, das kann doch nur bergab funktionieren, oder? Keineswegs, auch wenn ich den Uphill-Qualitäten des Sanction zugegebenermaßen skeptisch gegenüberstand, so überraschte mich das Bike genau in diesem Bereich am stärksten.

Schon auf dem Weg zum Trail über asphaltierte Fahrbahnen verblüfft das Sanction: Vom hubstarken 160 mm-Fahrwerk ist am Heck so gut wie nichts zu merken, und das auch im offenen „Descend“-Modus des Float X CTD Dämpfers. Es scheint, als bleibe der Hinterbau von Antriebseinflüssen nahezu unbeeinflusst. Sofern ich bewusst rund trete, ist lästiges Wippen weder zu spüren noch zu sehen. Lediglich das Auf und Ab der Beine sorgt für minimales Ein- und Ausfedern des Dämpfers. Sobald ich den Remote-Hebel des Foat X Dämpfers jedoch in den „Trail“-Modus schalte, herrscht Ruhe am Heck.

Give it Wings
# Give it Wings - Die GT typischen Flügel die den Hinterbau zieren tragen keineswegs zu dick auf. Dieses Bike hat sich seine Flügel verdient.

Wie es scheint, entkoppelt das iDrive-System das Fahrwerk so gekonnt von Antriebseinflüssen, dass der Hinterbau durch Kettenzug weder in noch aus dem Federweg gezogen wird und stattdessen einfach neutral bleibt. Dieses neutrale Verhalten lässt das Fahrwerk in jeder Situation vollaktiv arbeiten. Geht es auf den Trail, kann das System diese Stärke voll ausspielen. Ob bei entspannter Pedalierweise in der Ebene oder unter Volllast im Uphill, das Fahrwerk am Heck des Sanction arbeitet zu jederzeit vollaktiv und generiert dadurch im Gelände beachtliche Traktion. Selbst noch so unwegsame Singletrail-Anstiege kann ich souverän im Sitzen hinaufstrampeln, da das Hinterrad dem Gelände einwandfrei folgt, ja geradezu am Boden klebt und meine eingespeiste Kraft effizient auf den Boden bringt.

Doch einen kleinen Nachteil hat das Ganze: Wo andere Systeme durch den Kettenzug ruhiggestellt werden, was Traktionseinbußen zum Nachteil hat, kann der Hinterbau des Sanction auch während des Tretens relativ viel Federweg freigeben. Gerade in sitzender Fahrposition sorgt das beim Überfahren von größeren Hindernissen dafür, dass der Hinterbau verhältnismäßig tief im Federweg eintaucht. Ein Indiz dafür, dass der Dämpfer-Tune im „Descend“-Modus über wenig Low-Speed-Druckstufen-Dämpfung verfügt. Sofern sich der Dämpfer jedoch im „Trail“-Modus befindet, bleibt der Dämpfer hoch im Federweg ohne träge zu wirken, wodurch die souveräne Traktion erhalten bleibt und das teils lästige Wegsacken abgestellt wird.

Nicht nur in ruppigem Gelände kann das Sanction Punkten
# Nicht nur in ruppigem Gelände kann das Sanction Punkten - Auch auf flowigen All Mountain Trails glänzt das Bike durch Vortrieb und Traktion.

Im Wechsel von Auf und Ab legt das Sanction die Qualitäten eines Trail-Bikes an den Tag. Zwar ist das Fahrverhalten aufgrund des Radstands nicht so quirlig agil wie das einer verspielten Spaßmaschine (z.B. Specialized Enduro), doch lässt sich das Bike präzise und überraschend wendig durchs Gelände zirkeln. Da der Lenkwinkel nicht übermäßig flach ausfällt, ist es möglich, Hindernissen auch im Uphill schnell auszuweichen – lenken statt neigen lautet das Motto.

Darüber hinaus sorgt der relativ lange Hinterbau dafür, dass das Rad auch bei steilen Anstiegen nicht steigt. Erst bei extremer Steigung muss das Körpergewicht aktiv über den Lenker gebracht werden, um das Vorderrad am Boden zu halten, und das trotz hoher Front und aufrechter Sitzposition. Auf meinem Hometrail erklimme ich so im Sitzen Anstiege, die mit anderen Bikes sonst nur in stehender Wiegetritt-Haltung mit Hängen und Würgen fahrbar waren.

Trail-Bike-Qualitäten beweist das Sanction auch bei schnell wechselnder Trail-Topografie. Geht es in kurzer Folge Auf und Ab, lasse ich die Vario-Stütze in ausgefahrener Stellung. Erstaunlicherweise ist mir der Sattel dabei auf leichteren Abfahrten keineswegs im Weg – gerade auf tretintensiven Singletrail-Abschnitten ist das ein großer Vorteil.

Ideale Balance
# Ideale Balance - Hat meine seine Mitte über dem Rad gefunden so gilt es nur noch diese beizubehalten - die Gewichtsverteilung auf die Räder ist nahezu perfekt. - Bild: Chris Trojer / Fox

Stock und Stein: die Enduro-Challenge

In Enduro-Race-Manier stellte ich das Sanction in seiner Paradedisziplin auf die Probe. Lange alpine Singletrails sowie kurze, dafür um so heftigere Strecken musste das Sanction dabei bewältigen. Ohne lange um den heißen Brei zu reden, lässt sich festhalten, dass das Sanction in der Abfahrt eine wahre Höllenmaschine ist.

So sehr ich das Bike auch geißle und versuche das Rad an sein Limit zu bringen, bin es letzten Endes immer wieder ich, der den limitierenden Faktor darstellt. So ruppig der Trail auch ausfällt, das Saction bügelt souverän über alles hinweg, was sich ihm in den Weg stellt. Dabei vermittelt mir das Bike so viel Sicherheit, dass ich meine eigene Komfortzone all zu oft unbemerkt verlasse. Und selbst wenn es einmal brenzlig wird, reagiert das Bike so gutmütig, dass sich Fahrfehler lange nicht so drastisch auswirken, wie ich es von anderen Enduros gewöhnt bin.

Selbst wenn es unter den Rädern Downhill-mäßig zur Sache geht und Steine, Wurzelteppiche oder Absätze versuchen das Bike ins Abseits zu befördern, so lässt sich mit dem GT zielsicher spur halten und Linien punktgenau treffen. Zu verdanken ist das einerseits dem steifen Rahmen, der enorm viel Lenkpräzision bietet, aber auch der überlegenen Traktion des erstklassigen Fahrwerks. Hinzu kommt die gelungene Balance der Geometrie, die eine ausgewogene Achslastverteilung zur Folge hat, wodurch sich der Fahrer über dem Bike nur wenig bewegen muss. Gerade auf langen Abfahrten spart das erheblich Kräfte – eine aggressive Fahrweise lässt sich dadurch deutlich länger aufrechterhalten.

Ebenso beeindruckend ist das Kurven-Fahrverhalten des Mini-Furys. Durch das Zusammenspiel der äußerst ausbalancierten Achslastverteilung und dem traktionsstarken Fahrwerk hat man jederzeit besten Grip und kann so in jeder Lage seine Kurven-Linie halten. Hängende Kurven mit großflächigen Wurzelfeldern verlieren so schnell ihren Schrecken. Einzig in richtig engen Spitzkehren wirkt der lange Radstand limitierend.

Mit dem Sanction verlässt man gerne mal seine Komfortzone.
# Mit dem Sanction verlässt man gerne mal seine Komfortzone. - Bild: Chris Trojer / Fox

Gut gewhipt ist halb gewonnen: ab in den Bikepark

Selbst im Bikepark präsentiert sich das Sanction in bestem Licht. Gerade auf Downhill-Strecken macht das Bike so richtig Spaß. Das satte Fahrwerk und die Laufruhe ermöglichen so hohe Geschwindigkeiten, dass man bei vielen DH-Fahrern für verdutzte Gesichter sorgt, wenn man sie mit ihren DH-Bikes auf dem schmächtigen Enduro gnadenlos stehen lässt. Lediglich mit richtig schnellen, fast schon hochfrequenten Schlagabfolgen wie beispielsweise Bremswellen, hat der Hinterbau etwas zu kämpfen. Leider schwächelt die Zugstufe des Dämpfers unter besagter Belastung etwas bei der Federwegsrückgewinnung. Eine schnellere High-Speed-Zugstufe wäre wünschenswert.

Zwei weiter Dinge machen mir mit dem Sanction etwas zu schaffen: schnelle Anlieger und große Sprünge. In beiden Fällen vermisst man Low-Speed-Druckstufe im „Descend“-Modus des Dämpfers und so neigt das Heck bei Absprüngen und Anliegern dazu wegzusacken. Der „Trail“-Modus kann hier Abhilfe schaffen, hat jedoch auch eine langsamere Zugstufe zur Folge, was gerade auf ausgefahrenen Bikepark-Strecken und den damit verbundenen Bremswellen vor Anliegern zu leichtem Traktionsverlust führt. Wie oben schon beschrieben erholt sich der Dämpfer nicht mehr schnell genug von raschen Schlagabfolgen, wodurch das Hinterrad dem Untergrund nicht mehr ideal folgen kann.

Auch ist das Bike in der Luft nicht so richtig agil, wodurch Sprungeinlagen wie Whips mit deutlichem Nachdruck ausgeführt werden müssen. Dieses Bike ist eben auf Geschwindigkeit ausgelegt und nicht auf spaßige Spielereien.

Dan Atherton und Martin Maes lehren ihren Konkurrenten auf DH-lastigen Wertungsprüfungen das Fürchten.
# Dan Atherton und Martin Maes lehren ihren Konkurrenten auf DH-lastigen Wertungsprüfungen das Fürchten.

Tipp

Im Großen und Ganzen gibt es am Sanction auch nach einem halben Jahr im härtesten Einsatz nichts zu meckern. Beachten sollte man allerdings das iDrive-System, dessen Verschraubungen regelmäßig nachgezogen werden müssen. Wir empfehlen daher alle Schrauben des Hinterbaus mit Schraubensicherung zu versehen, um so lästiges Nachziehen zu vermeiden.

Soll man nachziehen
# Soll man nachziehen - Das iDrive-System neigt dazu sich regelmäßig zu lockern. Wir empfehlen die Schrauben mit Schraubensicherung (Loctite) gegen Lösen zu sichern.

GT Sanction 2015 Test – Fazit

Nicht nur der Radstand von 1.215 mm hat viel mit einem DH-Bike gemein, auch das Fahrverhalten des Sanction lässt die Grenzen zwischen DH- und Enduro-Bike verschwimmen. Kaum ein anderes Bike liegt so satt auf der Piste wie das GT. Zwar ist das Bike nicht gerade verspielt, doch träge ist es ebenfalls nicht: Es reagiert direkt auf Lenkbewegungen und folgt der vorgegebenen Linie auf präziseste Weise. Selbst in noch so grobem Gelände vermittelt das Bike so viel Sicherheit, dass man die eigene Komfortzone schnell außer Acht lässt und sich vom Geschwindigkeitsrausch mitreißen lässt.

Einzig der Float X kommt bei all zu ungestümer Fahrweise an seine Grenzen. Und dennoch bleibt zu vermuten, dass es wohl kaum einen Fahrer gibt, der sich durch das Sanction im Enduro-Einsatz limitiert fühlen würde. Ich möchte meine letzten Worte daher an den Entwickler höchstpersönlich richten: „Cher Monsieur Etienne Warnery, vous êtes vraiment un maître dans votre domaine. Vous avez établi de nouvelles normes dans le domaine des courses d’enduro de vélo (avec votre sanction). Je salue votre performance!“

Pro:

  • erstklassiges Fahrwerk (trotz minimaler Schwächen des Dämpfers)
  • sehr sportliches Race-Bike
  • überaus ausbalanciertes Fahrverhalten
  • schafft eine sehr ausgewogene Fahrposition (im Sitzen wie im Stehen)
  • vermittelt enorm viel Sicherheit

Contra:

  • man begibt sich schnell aus seiner Komfortzone
  • nicht so verspielt und quirlig wie andere Enduros
  • iDrive-System bedarf viel Pflege

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GT Sanction 2015 – im Detail

Technische Daten

Hersteller: GT Bicycles
Modell: Sanction Frameset
Modelljahr: 2015
Federweg: 160 mm
Hinterbausystem: Eingelenker (Independent Drivetrain© Federungssystem)
Testkategorie: Rahmen, Full-Suspension
Einsatzbereich: Enduro (Racing)
Laufradgröße: 27,5“

Federweg Gabel: 160 mm – 170 mm empfohlen
Material: Aluminium (6069-T6)
Dämpfereinbaulänge: 215 mm (63 mm Hub)
Steuerrohr: tapered (ZS 44/56)
Innenlager: BSA, 73 mm
Kettenführungsaufnahme: ISCG 05
Umwerferaufnahme: nein
Sattelrohrdurchmesser: 31,6 mm
Sattelklemme: 35 mm
Bremssattelaufnahme: PM 180
Ausfallenden: 12 x 142 mm Steckachse (Schraubachse)
Austauschbares Schaltauge: ja
Zugführung für „Stealth“ – Teleskopsattelstütze: ja
Verstellbare Geometrie: nein

Gewicht: 3.450 Gramm (Rahmen in Größe „L“ mit Dämpfer und Steckachse)
Preis: 2.170 US-Dollar (Rahmen, UVP), 4.499 Euro (Sanction Pro Serien-Komplettbike, UVP)

Das Sanction Pro in der 4.499 Euro teuren Serienausstattung.
# Das Sanction Pro in der 4.499 Euro teuren Serienausstattung.

Unser Testbike

Rahmen: GT Sanction, MY 2015, Größe „Large“
Gabel: Fox 36 Float RC2 Kashima Factory 170 mm
Dämpfer: Fox Float X CTD Kashima Factory, Remote
Steuersatz: Hope tapered
Vorbau: OnOff Enduro, 30 mm
Lenker: Answer Protaper Carbon SL, 780 mm
Bremsen: Avid X.0 Trail
Griffe: Chromag Squarewave
Laufräder: DT Swiss 240 Naben mit Enve Carbon AM Felgen
Reifen: Schwalbe Magic Mary SuperGravity VertStar vorne, Schwalbe Hans Dampf SnakeSkin TrailStar hinten (beide 27×2,35″)
Sattelstütze: RockShox Reverb Stealth, 125 mm
Sattelklemme: GT
Kurbeln: SRAM XX1
Antrieb: SRAM XX1

Gewicht: 13,7 kg inkl. Pedalen

Der Inbegriff von Speed: GT Sanction
# Der Inbegriff von Speed: GT Sanction - Die Innenlagerhöhe fiel in Anbetracht der 27,5"-Laufräder und der voluminösen Reifen mit 344 mm erstaunlich tief aus.

Geometrie

GT Sanction Geometrietabelle
# GT Sanction Geometrietabelle

Preisvergleich GT Sanction


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  • Redaktion: Maxi Dickerhoff
  • Testfahrer: Maxi Dickerhoff
  • Bilder: Johannes Herden, Chris Trojer, Tina Lang und Maxi Dickerhoff
  • Weitere Informationen: gtbicycles.com
  • MTB-News.de
  1. benutzerbild

    Jussi

    dabei seit 09/2007

    29" in dem Rahmen und artgerecht genutzt, würde ich mal behaupten hält nicht!

  2. benutzerbild

    Kharne

    dabei seit 05/2012

    Quark. Das Problem ist viel eher, dass man da keinen 29er Reifen reinkriegt oder wenn dann nur dünne CC Pellen.

  3. benutzerbild

    Jussi

    dabei seit 09/2007

    Ist auch quatsch darüber nachzudenken in dem Rad 29" zu fahren!

  4. benutzerbild

    Gunnar98

    dabei seit 08/2011

    Also ich bin mit meiner Enduro 29 schon mehrmals im Bikepark gewesen und bewege das Rad mehrmals pro Woche. Und das hält und hält !
    Ist mir schon klar, dass es nicht sinnvoll wäre, trotzdem passen da die großen Räder rein.

  5. benutzerbild

    RobG301

    dabei seit 08/2012

    Na jetzt wo die ersten, zumindest in Größe M im Bikemarkt auftauchen, werd ich ungeduldig.
    Muss nur leider auf XL warten.

    Die Pflegebedürftigkeit kann ich nicht ganz nachvollziehen, wenn ein bisschen Loctite alles ist. Da war das i-Drive des alten Force LE wartungsintensiver.

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