Unsere Blogger Chris und Alex haben die vorletzte und Königsetappe geschafft! Etliche Trails und eine tolle Landschaft, für die die Beiden aber keinen richtigen Blick hatten, stand wieder auf dem Programm. Viel Spaß beim Lesen!

Königsetappe mit 3.333 Höhenmeter und 75 km

„Alex, heute geben wir mal so richtig Gas“. Mit diesen Worten wurde er geweckt und er konnte sich schon ausmalen, worauf diese Etappe hinauslaufen würde. Als Christian jedoch beschloss, die 2 Stockwerke bis zum Frühstücksbuffet mit dem Aufzug zu fahren, war klar, dass Chris die Beine ebenso schmerzten wie Alex.

Früh morgends ging es los auf die schwerste Etappe der Swiss Epic 2014.
# Früh morgends ging es los auf die schwerste Etappe der Swiss Epic 2014.

Im Startbereich waren wir gestern ausnahmsweise mal nicht als letztes. Das war gut, um auf den ersten 200 Höhenmetern bergauf gut weg zu kommen. Denn im Downhill von 1.800m über NN auf 700m über NN musste man sich schon gut platziert haben. Die Abfahrt war im Übrigen der gleiche Trail, den wir am Vortag bergauf gefahren, bzw. eher geschoben hatten. Er ließ sich super fahren und wir hatten quasi freie Fahrt – was nach 1.100 Höhenmeter bergab über verblockre Trails allerdings schmerzt, sind die Handgelenke.

Im Gegenanstieg hatten wir aber dann ausreichend Zeit, um uns von den Schmerzen zu erholen. Dieser Berg brachte uns von 700m über NN auf 2.200m. Anfangs über Asphalt, später über eine Schotterpiste und als diese zu Ende war ging es – wie soll es anders sein – über Trails weiter nach oben. Zu unserer Überraschung musste dieses Mal kaum geschoben werden. Wir fühlten uns in diesem ersten langen Anstieg des heutigen Tages richtig fit. Um uns herum waren andere Teams als die Tage zuvor, doch dies sollte uns nicht beunruhigen. Auf 2.200m über NN erwartete uns ein Traumtrail, der sich einige Kilometer, leicht abfallend bis zur zweiten Verpflegungsstation entlang schlängelte. Oben war es sehr kalt und es begann leicht zu regnen, wshalb wir etwas Sorgen hatten, dass der Trail hinunter ins Tal somit noch schwieriger zu fahren sein würde. Doch das bestätigte sich nicht. Von den Vortagen waren wir schon einige sehr harte Abschnitte gewohnt, diese knapp 1.500 hm bergab waren somit im Vergleich recht leicht zu fahren. Von den Organisatoren hatten wir zuvor erfahren, dass dieser Trail bergab insbesondere von der Aussicht nicht zu übertreffen wäre. Davon hatten wir aber wenig mitbekommen. Wir waren so fokussiert, nicht die Ideallinie zu verlassen, und vor allem nicht abzustürzen – auf mindestens einer Seite ging es nämlich meist sehr steil und tief bergab.

Es standen wieder etliche Trails auf dem Programm...
# Es standen wieder etliche Trails auf dem Programm...
...die wieder einmal jede Menge Spaß machten.
# ...die wieder einmal jede Menge Spaß machten.

Erneut mit Schmerzen in den Armen erreichten wir wieder das Tal auf ca. 600m über NN. Inzwischen waren circa 50km zurückgelegt. „Das fühlt sich jetzt aber schon eher nach 70km an“, kommentierte Chris. In der Tat waren die Kilometer wenig aussagekräftig. Wir bewegten uns im Grunde nur nach oben oder unten. Ein gemütliches Rollen in der Ebene findet beim Swiss Epic nie statt. Wäre ja auch viel zu langweilig. Wir traten wieder 400 Höhenmeter nach oben, ehe wir diese Höhenmeter auf einem Trail fast komplett wieder vernichten wurden.

Bei Kilometer 60 erreichten wir die dritte Verpflegungsstation. Jörg unser Mechaniker hatte uns von weitem schon gesehen. Doch wir gaben sofort Entwarnung – bisher sind wir zum Glück ohne Defekte durchgekommen. Jetzt stand uns nur noch der Aufstieg bis ins 1.600 m gelegene Brächen zuvor. „Wir fahren aber nicht die gleiche Strecke wie am Vortag hoch ins Dorf“ vergewisserte sich Alex. „Heute wird die Auffahrt etwas länger, aber trotzdem nicht mit weniger Thrill“ meinte ein Helfer in der Verpflegungsstation. Und damit sollte er Recht behalten. Wir fuhren auf einem technisch recht anspruchsvollen Trail bergauf. Parallel zu diesem verlief die Strecke des Glacier Express, den wir später auch vorbeifahren sahen. Der Trail war zum Teil so eng und der Abgrund sehr nahe, so dass volle Konzentration verlangt war. Alle Athleten um uns herum erkannten die Gefahr und hielten sich stets zurück, genau an diesen Stellen auf Angriff zu fahren. Wie sich aber später herausstellte, kam der Helikopter an diesem Trail leider doch noch zum Einsatz.

Alex und Chris vor dem Start auf die Königsetappe.
# Alex und Chris vor dem Start auf die Königsetappe.

Das hohe Tempo konnten wir weiter beibehalten. Wir wussten inzwischen auch wieder, wie unsere Körper bei Mehrtagesrennnen ticken und können die Nahrung (also Powergels bzw. Riegel) so dosieren, dass uns gerade so nicht schlecht wird ;-) Nach dem gefährlichen Trail ging es über knapp 500 Höhenmeter auf Asphalt bergauf. Auf den gleichmäßigen Steigungen bergauf waren wir stark. Wir schauten uns kurz an und fingen an zu grinsen. Ab diesem Moment war klar, dass wir die restlichen Reserven aus unserem Körper noch herauspressen würden. Wie ein Magnet zogen wir uns von einem Team an das andere Team heran. Der Puls stieg, doch das war egal. Bei knapp 1.600 m über NN, als Grächen bereits in Sichtweite war, bogen wir auf einen Trail ein. Die Überraschung war groß, als wir über 100 Höhenmeter den Berg hinaufschieben mussten. Und wir dachten schon, wir kämen bei dieser Etappe um das Schieben herum… Oben angekommen ging es nur noch eine kleine Rampe bergauf, bevor wir entspannt ins Ziel rollen konnten.

Wir erreichen nach 6h07 min hochzufrieden das Ziel und belegten gestern den 55. Platz in der Kategorie Men.

Total erschöpft im Ziel.
# Total erschöpft im Ziel.

Diese Etappe verlief für uns absolut problemfrei und wir konnten sehr nah an unser körperliches Limit gehen. Entsprechend kaputt hingen wir danach in den Klappstühlen und hörten dem Kommentator des Swiss Epic zu, der selbst die hintersten Teams im Zieleinlauf wie Gewinner feierte und nach 10 Stunden non-stop kommentieren noch immer vor Energie sprudelte.

Heute steht dann das große Finale auf dem Programm mit der Zielankunft in Zermatt. Wir freuen uns schon darauf und hoffen auch die letzte Etappe gut zu überstehen.

Bis dann
Christian und Alex

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