Endlich ist es soweit: Auch im Enduro-Mountainbikesport gibt es den ersten deutschen Meister und die erste deutsche Meisterin. Am Wochenende wurde in Schöneck/Vogtland in den beiden Lizenzklassen Männer und Frauen das erste Mal überhaupt um den vom BDR ausgegebenen Titel gekämpft. André Wagenknecht vom Cube Action Team und Ines Thoma vom Canyon Factory Enduro Team konnten sich dabei gegen die starke Konkurrenz durchsetzen und sicherten sich das Meistertrikot.
Auch unser Blogger Tommy Umbreit war wieder vor Ort, um sich in der Mastersklasse seinen Kontrahenten und dem tollen Publikum an der Strecke, aber auch der Frage nach der Sinnhaftigkeit von Asphaltsprints zu stellen.
Dafür ging es also nach Schöneck ins Vogtland. Nachdem ich vorheriges Wochenende noch in Finale Ligure beim letzten Rennen der EWS teilgenommen habe, ging es nun zum für mich finalen offiziellen Endurorennen in dieser Saison nach Schöneck im Vogtland, zur ersten deutschen Meisterschaft im Enduro Mountainbike überhaupt. Wirklich toll, dass wir in unserem Sport mittlerweile soweit sind und er auch in Deutschland langsam an Publizität und Begeisterung gewinnt.
Für dieses Rennen habe ich mich in der Mastersklasse (ab 30 Jahren) eingeschrieben und battlete mich somit mit einem Haufen top motivierten und wirklich starken U- und Ü40ern :).
Die Runde rund um Schöneck bot dabei 5 Stages zzgl. Prolog und ging bis hinüber in die Vogtlandarena, zur Weltcupschanze von Klingenthal, in welcher Stage 4 parallel zum Landehang in einer wohl für mich durchgängig steilsten Neigung dieser Saison absolviert wurde. Wirklich beeindruckend, sowohl die Stage als auch die Dimension der Schanze. Die restlichen Stages wurden im rasanten Bike- und idyllischen Stadtpark von Schöneck abgehalten und durch Schöneck selber geführt, in dessen Innenstadt am Samstag Abend auch gleich der Prolog auf dem Programm stand.
Als einer der ersten Starter des gesamten Fahrerfeldes konnte ich noch ohne Lichtunterstützung und bei trockenen Bedingungen starten. Dies sollte sich im späteren Verlauf noch ändern und die Strecke über Pflasterstein, Holzrampen, Wiesensteilhang und Treppen in eine wirklich rutschige Angelegenheit verwandeln. Für mich hieß es um 18.11 Uhr Start frei zum Prolog. Vorher noch Inspektion der Kommissäre des BDR, ob alles an Ort und Stelle ist und ich mich nach beidseitigem Einklicken in die Pedale auch ja nicht am Pavillon festhalte :).
Los gehts! Vollgas! Das wird ein guter Lauf dachte ich mir. Den Wiesensteilhang sehr gut erwischt landete ich im Ziel mit 4,4 Sekunden Vorsprung auf dem 1. Platz bei den Masters. Vorerst, dachte ich mir, da ja noch die starken Fahrer in meiner Klasse kommen sollten. Mit meinem Lauf fertig, anschließend schnell zum Wohnwagen gesprintet, Kamera geholt und wieder runter in die Stadt, um die nächsten Fahrer vor die Linse zu bekommen. Als der Prolog mittlerweile bei einsetzender Dunkelheit, starkem Regen und nasser Strecke letztendlich durch war, war es meine Zeit, die stand. Als Tagesbestzeit unter allen Fahrern! Nicht schlecht, dachte ich mir, starkes Gefühl, schneller als der Knecht zu sein. Jaja ok, die Randbedingungen waren nicht unbedingt die Gleichen :).
Naja, auf jeden Fall auf meine Verfolger Benny Herold (NRG-Foes) und Guido Wachter (Team Bock) Zeit gut gemacht und eine gute Ausgangsposition für den nächsten Tag geschaffen. Was die Reifenwahl anging, hielt ich diese aus dem Prolog für die ersten 3 Stages am nächsten Tag bei und wechselte erst vor Stage 4 auf einen stabileren und bissigeren Vorderreifen. Viele Asphalt-, Forstweg-, Trailsprints und -uphills sollten diese Entscheidung rechtfertigen.
Entgegen vieler Meinungen gehören solche Sprints und Uphills gefolgt von geilen Downhills meiner Meinung nach in ein Endurorennen rein. Dabei spielt es für mich keine Rolle, ob diese auf Asphalt in geiler Kulisse und nahe an den Zuschauern oder einsam im Wald auf „Pfaden“ abgehalten werden. Dann lieber die erste Variante. Unser Sport braucht begeisterte Zuschauer und Fans, die gerne an die Strecke kommen, anfeuern und Spaß haben. Nur davon lebt unser Sport und genau das ist es, was oft auf anderen Rennen noch vergessen wird und weswegen sich die Zuschauerkulisse in den deutschen Mittelgebirgen positiv von derer in den Alpen unterscheidet. Die deutschen Veranstalter nutzen ihre Möglichkeit, dass die Zuschauer nicht auf irgend einen Berg fernab vom Start/Zielbereich hoch müssen, um etwas Spannung zu erleben, nein sie binden sie nahe und kompakt am Geschehen mit ein.
Weiterhin können wir froh sein, dass wir in Deutschland Veranstalter haben, die sich mit dem gesamten Apparat Stadtverwaltung, Politik, Grundstückseignern, Jägern und Förstern auseinandersetzen, um uns für unsere topographischen Verhältnisse gute Rennstrecken zu bieten und generell unseren Sport hier in Deutschland zu ermöglichen.
Sicherlich sind unsere topographischen Verhältnisse nicht die idealsten, um Trainingsbedingungen vorzufinden, die unseren Jungs und Mädels in der Mitte von Deutschland lange und/oder harte, technisch sowie physische Abfahrten bieten, um sie auf Weltklasseniveau vorzubereiten. Und ja, es wird sicherlich schwer werden, einen unserer deutschen Enduropiloten zukünftig in der Weltelite in den Top3 zusehen. Mit starker Ausnahme unserer Ines, die zumindest schon an der 3 knabbert :).
Umso mehr müssen wir allerdings daran arbeiten, den Sport auch für die Zuschauer attraktiv zu halten und sie dafür zu begeistern, was uns Fahrern so viel Spaß macht. Denn auch wo Zuschauer sind, finden sich neue Sponsoren und Investoren. Denn sie sind es wiederum, die unserem Nachwuchs Möglichkeiten bieten können, eine solide Basis im Radsport zu entwickeln und Weltklassetrainingsbedingungen vorzufinden.
Lange Rede, kurzer Sinn. Ich fand das Rennen und die Strecken gut ausgerichtet und für eine DM würdig. Was die Infrastruktur und die Organisation des Rennens angeht, konnte der Veranstalter auf beiden Seiten punkten. Positiv sind hierbei die Verpflegungsstationen zu erwähnen, die richtig platziert und sogar am Samstag im Training für genügend Flüssigkeits- und Kohlehydratausgleich sorgten. Auch ein Bikewash, ein Fahrerlager mit Möglichkeit zum Stromanschluss, Duschen und Toiletten waren ebenfalls vorhanden. Für etwas düstere Stimmung sorgte zum einen der Sessellift, der im Schneckentempo und teilweise mit fehlenden Sesseln reduzierte Durchzugskraft darstellte. Für den langen Transfer zu Stage 4 in die Vogtland Arena könnte man für zukünftige Rennen vielleicht noch eine weitere Stage in dem Gebiet mit dazu nehmen, um die Stimmung weniger in Richtung Aufwand, sondern eher in Richtung Vorfreude auf geile Stages zu lenken. Auch das die ersten Fahrer am Renntag nach Stage 4 um 12 Uhr bereits mit der Runde fertig waren und dann trotzdem noch mindestens 4 Stunden bis zum Start von Stage 5 warten mussten, war dem einen oder anderen doch etwas zu Viel des Guten. Da war es dann nicht so verkehrt, dass zumindest das Wetter mitspielte und somit der eine oder andere das Warten mit Niedersitzen im Liegestuhl oder Mittagsschlaf in der Sonne gestaltete.
Insgesamt haben die Leute rund um den Veranstalter Vogtland Bike e.V. und Schöneck alles getan, um eine tolle Meisterschaft zu liefern, bei dem auf jeden Fall die Stimmung an der Strecke und im Zielbereich begeisterte. Überall auf der Runde standen Zuschauer, die immer wieder anfeuerten und jubelten. Es wurden fordernde Strecken in Form von 5 Stages zuzüglich Prolog gestaltet, die sowohl physisch als auch vom technischen Anspruch viel mit sich brachten, was das Format Enduro ausmacht. In insgesamt 8 Klassen erreichten insgesamt 160 Fahrer das Ziel und hatten am Ende ein für deutsche topographische Verhältnisse gutes Endurorennen geboten bekommen.
Freizeittechnisch gesehen habe ich Schöneck für nächstes Jahr auf jeden Fall auf dem Plan. Neben Klettergarten, Wellnessbad und preisgünstigen Übernachtungsmöglichkeiten (Hotel, Ferienwohnung oder auch Camping) baut der Bikepark für 2015 einiges an interessanten Möglichkeiten auf, die neben Downhill und Enduro auch ordentlich Airtime auf einer neuen riesen „A-Line“ oder auch viel Spaß auf einem neuen Flowcountrytrail vermuten lassen und für ein entspanntes Bikewochenende im Vogtland sorgen sollten. Ich bin gespannt!
Was meinen persönlichen Rennausgang an diesem Wochenende angeht, ist dieser für mich voll in Ordnung gegangen. Obwohl ich mich auf Stage 1 bei der Ausfahrt aus dem Stadtpark in der scharfen Rechtskurve auf Asphalt lang gemacht habe, im Downhill gegen Benny Herold noch ein paar Federn lassen musste, konnte ich am Ende des Tages den 2. Platz einfahren und einen schönen Saisonabschluss feiern.
Ich möchte mich abschließend für eine tolle Saison 2014 bedanken. Sowohl bei meinen Mitstreitern im Wettkampf, meinen Lesern hier im Blog, meinen Vereinen RSLC Holzkirchen und RC Schnaittachtal, meinen Materialversorgern und bei meiner Familie. Ohne Euch hätte die Saison nur halb soviel Spaß gemacht und wäre in dieser zeitintensiven Art und Weise nicht möglich gewesen.
Ich freue mich auf 2015! Lasst uns gespannt sein, was passiert!
Eine tolle #offseason
[w]ride_it!
tommy
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