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Ines Thoma
Ines Thoma - erste Deutsche Meisterin im MTB-Enduro
Anspruchsvolle Rennsaison
Anspruchsvolle Rennsaison - Die Enduro World Series (EWS) brachte Ines an ihre Grenzen. ©2014 www.reuiller.com
Erfolgreich - früher wie heute
Erfolgreich - früher wie heute - Ines präsentiert uns ihr altes und neues Arbeitsgerät. Mit beiden fuhr sie zu zahlreichen Siegen - im XC wie Enduro.
Nicht nur eitel Sonnenschein
Nicht nur eitel Sonnenschein - Als MTB-Profi verbringt Ines einen Großteil ihrer Zeit im "Home-Office".
Das Bike der Siegerin
Das Bike der Siegerin - Ines kümmert sich mit ihren Sponsoren auch um Produktentwicklung.
Selbst ist die Frau
Selbst ist die Frau - Dafür setzt sich Ines täglich mit ihrem Material auseinander.
Cover-würdig
Cover-würdig - Wann werden wir die ersten Frau auf dem Freeride-Cover sehen? - ©2014 www.reuiller.com
Stets gut gelaunt und für Späße zu haben
Stets gut gelaunt und für Späße zu haben - ©2014 www.reuiller.com
Albern mit den Team-Kollegen
Albern mit den Team-Kollegen
Ines Thoma
Ines Thoma - Die Saison begann mit einem Trainings-Camp im März. Ort: Südfrankreich
Gegenseitiger Respekt
Gegenseitiger Respekt - Nur wer sein Bike wäscht, darf anschließend die Hilfe des Mechanikers in Anspruch nehmen.
Ines kümmert sich um's Team-Frühstück
Ines kümmert sich um's Team-Frühstück
Training unter Team-Kollegen
Training unter Team-Kollegen - Fab Barel gibt Ines ein paar Tipps zum in Sachen Stabilisationsübungen
Zeit für ein Foto-Shooting
Zeit für ein Foto-Shooting
Und bitte noch mal für die Kamera
Und bitte noch mal für die Kamera
3, 2, 1 und Action!
3, 2, 1 und Action!
Der Schuss sitzt.
Der Schuss sitzt.
Drift-Training im Süden Frankreichs
Drift-Training im Süden Frankreichs
Vier-Augen-Gespräch
Vier-Augen-Gespräch - Ines im Gespräch mit CFET-Manager Florian Goral - ©2014 www.reuiller.com
Enrico schickt Ines ins Rennen
Enrico schickt Ines ins Rennen - ©2014 www.reuiller.com
Saisonabschluss am Mittelmeer
Saisonabschluss am Mittelmeer - ©2014 www.reuiller.com
Zum Abschluss noch das Bike winterfest machen
Zum Abschluss noch das Bike winterfest machen
Ein Andenken an die erfolgreiche DM
Ein Andenken an die erfolgreiche DM
Zuhause ist´s halt doch am schönsten!
Zuhause ist´s halt doch am schönsten! - Wir wünschen eine erholsame Winterpause!

Vor Kurzem schrieb sie zusammen mit André Wagenknecht Geschichte – denn zum ersten Mal wurden in Deutschland Meistertitel im MTB-Enduro-Sport vergeben. Nachdem Ines Thoma die deutsche Enduro-Szene die letzten Jahre dominieren konnte, sicherte sich die 25-jährige Allgäuerin vergangene Woche den Titel. Wir besuchten die sympathische Rennfahrerin in ihrem beschaulichen Heimatort Wildpoldsried und sprachen mit ihr über den DM-Titel, die EWS-Saison, das Leben als MTB-Profi und Frauen im Radsport.

Ines Thoma
# Ines Thoma - erste Deutsche Meisterin im MTB-Enduro

Im Interview mit der ersten Deutschen Meisterin im MTB-Enduro: Ines Thoma

MTB-News: Servus Ines, schön, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Unseren Leserinnen und Lesern bist du dank deiner Erfolge ja längst keine Unbekannte mehr. Schon vor zwei Jahren hatten wir das Vergnügen, mit dir ein Interview führen zu können (hier zum Interview). Seitdem dürfte sich in deinem Leben einiges verändert haben. Kannst du uns einen Überblick verschaffen und uns auf den neuesten Stand bringen?

Ines Thoma: Hi, freut mich ebenfalls sehr, euch erneut Rede und Antwort stehen zu dürfen. Vor zwei Jahren, also in der Zeit des ersten Interviews, war ich noch mitten im Grundschullehramts-Studium, das ich letztes Jahr mit meinem Staatsexamen abgeschlossen habe. Seitdem nutze ich einfach die Chance, mich als Profi zu versuchen und die Enduro-Welt zu erobern (lacht). Dafür habe ich mein Referendariat aufgeschoben und bin somit momentan als Profi unterwegs.

Du verdienst jetzt also deinen Lebensunterhalt mit Radsport?

Genau, seit diesem Jahr – ist also auch noch relativ frisch für mich, diese Situation.

Ines_Thoma_wird_deutsche_MeisterinKürzlich bist du die erste Deutsche Meisterin im Mountainbike Enduro geworden – wir gratulieren. Verdankst du diesen Erfolg auch deinem mutigen Weg zur Profisportlerin? Oder wäre ein solcher Erfolg in Deutschland auch in deiner früheren Lebenssituation möglich gewesen? 

So etwas ist immer sehr schwer zu beurteilen. Auf der anderen Seite macht man sich zwangsläufig auch mehr Druck und redet sich ein – „jetzt bin ich Profi, jetzt muss es natürlich laufen“. Ich denke schon, dass so, wie es dieses Jahr gelaufen ist, es anders nicht möglich gewesen wäre. Grade bei der Weltserie nimmt die Reiserei so unglaublich viel Zeit in Anspruch, dass es mit einem normalen Job auf keinen Fall gehen würde.

Natürlich trainiere ich mehr, das ist ja keine Frage – auch abwechslungsreicher. Vor allem habe ich nun die Zeit auch im Winter ins Warme zu reisen und verbringe dadurch viel früher im Jahr Zeit auf dem Rad. Außerdem kann ich nun auch in Bikeparks – also auf technisch anspruchsvollen Strecken – trainieren und muss mich am Abend nicht mit einer schnellen Runde ums Haus begnügen. Wie stark das mein Fahren verändert hat, kann ich wirklich nicht sagen, das ist ganz schwierig zu beurteilen aber alleine das Plus an Regenerationszeit ist absolut hilfreich bei einem derart dichten Rennkalender.

Vergleicht man nun aber deine diesjährigen EWS-Ergebnisse mit denen, die du bei nationalen Serien hier in Deutschland oder der Europa-Serie einfahren konntest, so lassen sich doch deutliche Unterschiede erkennen. Kannst du dir erklären, warum du nationale Wettbewerbe dominierst, bei der EWS aber bisher nie den Sprung aufs Podium geschafft hast?

Das internationale Niveau ist dieses Jahr schon deutlich angestiegen. Im ersten EWS-Jahr gab es sehr wenige Frauen die ausschließlich Enduro betrieben haben. Einige, wie beispielsweise Rosara Joseph, haben vom Cross Country oder andere vom Downhill zum Enduro gewechselt oder haben parallel beides betrieben. Das hat sich mittlerweile geändert. Es gibt bei den Frauen jetzt einige Vollprofis, die sich trainingstechnisch voll auf Enduro konzentrieren. Das hat man z.B. bei Cecile Ravanel gesehen, die über den Winter einen brutalen Sprung nach vorne gemacht hat, weil sie letztes Jahr noch nicht 100% fit war und im Winter das Fitnessdefizit aufgeholt hat.

Durch das gestiegene Niveau sind die Zeitabstände enger geworden. Wenn ich gut fahre und alles glatt läuft kann ich noch auf gleicher Platzierung fahren – in Whistler hatte ich aber zum Beispiel einen Defekt und in Valloire einen schweren Sturz. Bei solchen Rennen kann ich, im Gegensatz zum Vorjahr auf keinen Fall mehr in die Top 5 fahren – nun muss es auch bei mir optimal laufen.

Hast du für dich selbst analysiert was es bräuchte, um das optimale Rennen zu fahren?

Wenn ich meine Zeiten vergleiche ist es schon so, dass ich in den tretlastigen Stages besser bin. Ich habe es jetzt in Finale wieder gesehen: Da habe ich in der letzten Stage – die war fast 16 Minuten lang – nur 20 Sekunden auf die Spitze verloren, das war für mich ein sehr gutes Resultat. Der Grund dafür war die Stage selbst, weil diese sehr tretlastig war. In anderen Stages kann es sein, dass ich auf 4 bis 5 Minuten Fahrzeit ganze 40 Sekunden verliere. Das liegt daran, dass es dann sehr schnelle Downhill-Stages sind – und genau da habe ich meine Defizite.

Anspruchsvolle Rennsaison
# Anspruchsvolle Rennsaison - Die Enduro World Series (EWS) brachte Ines an ihre Grenzen. ©2014 www.reuiller.com

Im nationalen Enduro-Sport zeichnet sich derzeit ein etwas gegenläufiger Trend ab. Dort erzielen gerade bei den Frauen XC-Fahrerinnen besonders gute Ergebnisse. Könnte das am professionelleren Training der XC-Fahrer liegen, oder sind sie mittlerweile auch die besseren Techniker?

Vermutlich schon, ja. Zu meiner Zeit haben wir schon viel Fahrtechnik gemacht, wir hatten auch immer Trial und Slalom beim Training mit dabei. Ich finde schon, dass man es sieht, dass die Fahrer die in meinem Alter und jünger sind, mit deutlich mehr Fahrtechniktraining aufgewachsen sind als die Generationen zuvor. Und die XC-Strecken werden ja auch immer schwerer. Es gibt aber auch große Diskussionen ob die Steinfelder, wie beispielsweise beim World Cup in PMB, zu heftig sind für ein XC-Rennen. Aber so etwas schockt heute wohl keinen XC-Fahrer mehr, das sind die mittlerweile gewöhnt.

Nun warst du früher selbst eine der besten deutschen XC-Nachwuchsathletinnen: Kannst du davon bis heute profitieren?

Ja, das denke ich schon. Gerade jetzt bei der deutschen Meisterschaft letztes Wochenende fanden wir eine sehr tretlastige Strecke vor, wo besonders bei dem Frauen viele XC-Fahrerinnen auf den vorderen Plätze landeten. Da habe ich doch gezeigt, dass ich immer noch sehr gut treten kann. Ich weiß manchmal nicht, ob das noch von früher kommt oder ob ich es über all die Jahre geschafft habe, das konstant zu halten. Es ist immer noch so, dass ich tretlastige Strecken lieber mag als sehr technische Strecken.

Hättest du denn mittlerweile wieder Lust, dich noch mal am XC-Rennsport zu versuchen?

Ich könnte mir vorstellen, dass die Strecken mir heute besser liegen würden, als es zu meiner Zeit der Fall war. Damals war ich immer am besten auf den technisch schwierigen Kursen – und heute sind fast alle Kurse technisch schwierig. Aber trotzdem würde ich nicht wieder zurückwechseln wollen. Enduro macht mir so viel Spaß – das war auf jeden fall die richtige Entscheidung.

Erfolgreich - früher wie heute
# Erfolgreich - früher wie heute - Ines präsentiert uns ihr altes und neues Arbeitsgerät. Mit beiden fuhr sie zu zahlreichen Siegen - im XC wie Enduro.

Wie können wir uns denn das Training einer Profi-Enduro-Fahrerin, also dein Training vorstellen?

Das hängt total von der Jahreszeit ab. Im Herbst- bzw. im Winter-Training wäre ein klassischer Tag: morgens Kraft- und Stabilisationsübungen, dann Grundlagentraining auf zwei Einheiten verteilen – also vormittags Langlaufen, nachmittags dann noch Joggen oder eine Skitour. Außerdem gehe ich gehe ins Yoga, alpin Skifahren oder Pumptracken. Also ein sehr abwechslungsreiches Training.

Im Sommer ist es total unterschiedlich und natürlich ab Februar sehr Bike fokussiert. Durch die ganze Reiserei und dadurch, dass die Enduro-Rennen häufig über mehrere Tage gehen, ist der Sommer wirklich sehr sehr voll und da kann es sein, dass ich Sonntag von einem Rennen heimkomme und mittwochs schon wieder losmuss. Dazwischen versuche ich dann einfach nur zu regenerieren, die Beine auf dem Rennrad auszufahren, wasche meine Sachen und richte mein Rad her.

So wie du es beschreibst, hört es sich fast so an, als ob vom großen Jugendtraum MTB-Profi nicht all zu viel übrig bleibt, wenn man ihn erst einmal ausübt. Wie viel sitzt du letzten Endes wirklich auf dem Rad?

(Lacht) Also ich sitze sehr viel auf dem Rad – schon genug. Ich kann meine Tage selbst bestimmen, das genieße ich auch. Im Endeffekt kann ich schon soviel fahren, wie ich will – mal die Reise- und Ruhetage abgezogen. Die meiste Zeit versuche ich das zu genießen und gehe möglichst so viel fahren, wie ich möchte. Wie viel genau das ist – schon fast jeden Tag.

Hast du denn bisher jemals darüber nachgedacht, ob die Entscheidung Bike-Profi zu werden richtig war? Es dürfte wohl keine leichte Entscheidung gewesen sein, den sicheren Beruf Lehrerin gegen die unsichere Zukunft als Bike-Profi zu tauschen, oder?

Ja, das war für mich keine leichte Entscheidung. Ich bin da schon ein recht rationaler Mensch. Ich habe direkt nach dem Abi das Studium angefangen und immer versucht einen direkten Weg zu gehen. Ausschlaggebend war eigentlich, dass es mir diese Art Leben unglaublich viel Spaß macht. Zudem habe ich während des Studiums gespürt, dass da in sportlicher Hinsicht noch Potenzial nach oben drin ist – ich konnte damals einfach nicht den Trainingsumfang aufbringen, wie ich mir das gewünscht hatte. Ich musste die Chance daher einfach nutzen. Jetzt oder nie!

Nicht nur eitel Sonnenschein
# Nicht nur eitel Sonnenschein - Als MTB-Profi verbringt Ines einen Großteil ihrer Zeit im "Home-Office".

Es dürfte wohl viele Leser interessieren, wie genau deine Tätigkeit als Bike-Profi innerhalb des Canyon Factory Enduro Teams aussieht. Kannst du uns Tätigkeit und Aufgaben etwas näher bringen? 

Ich kann zu meinem Glück sagen, dass wir nur wenige fixe Aufgaben und Termine haben. Natürlich sind die Rennen gemeinsam zu bestreiten und auch Team-Treffen und Foto-Shootings halten wir mit dem ganzen Team gemeinsam ab. Dann gibt es noch ein paar Festivals, wo wir zusammen auftreten und bei der Eurobike treffen wir uns auch alle. Aber abgesehen von den Rennen sind das relativ wenige Termine, der Rest wird uns selbst überlassen.

Natürlich ist es meine Aufgabe, mich selbst zu vermarkten: Ich schreibe Artikel und Geschichten über meine Erlebnisse für Magazine und gebe Interviews – aber das wird zum Großteil mir überlassen, wie viel ich da mache und was ich da machen möchte.

Und im Bereich Produkt-Entwicklung: Oft wirbt die Bike-Branche bekanntlich mit der engen Kooperation zwischen Team-Fahrern und Produktentwicklern. Bist du in diese Prozesse auch involviert?

Das hängt vom Sponsor ab. Bei Canyon und Ergon beispielsweise arbeiten wir sehr eng mit der Entwicklung zusammen. Als Beispiel: Ergon hat neue Enduro-Produkte rausgebracht, wie z.b. den Rucksack, die neuen Griffe und den neuen Sattel. Da ist jedes Produkt von uns getestet worden und wir haben Feedback zu Prototypen gegeben. Eben so, wie man es sich vorstellt.

Nutzen dich deine Sponsoren auch, um frauenspezifische Produkte zu entwickeln?

Ja, das ist schon eine der Hauptfragen, bei der viele auf mich zurückkommen. Was ich immer wieder höre: Brauchen Frauen extra Produkte? Würdest du dir das Produkt anders wünschen? Das ist schon ein sehr großes Thema.

Und wie lauten deine Antworten zu den eben von dir genannten Fragen?

(Lacht) Ja – kommt drauf an. Ich bin schon der Meinung, dass einer Frau mit einer normalen Größe – ich bin 1,76 m groß – die meisten Männerprodukte auch passen. Als Beispiel: Ich habe nicht das Gefühl, dass ich schmalere Griffe bräuchte, weil meine Hände einfach nicht kleiner sind als die Durchschnittshand eines Mannes. Trotzdem bin ich der Meinung, dass es eine Berechtigung für frauenspezifische Produkte gibt. Viele Frauen sind einen Tick kleiner und leichter und wollen einfach vom Design her Produkte, die sie ansprechen. Darum glaube ich, dass es beides geben muss.

Das Bike der Siegerin
# Das Bike der Siegerin - Ines kümmert sich mit ihren Sponsoren auch um Produktentwicklung.
Selbst ist die Frau
# Selbst ist die Frau - Dafür setzt sich Ines täglich mit ihrem Material auseinander.

Was macht die Industrie im Umgang mit weiblichen Kundinnen in deinen Augen falsch?

Viele Radfirmen machen den Fehler, dass Frauenmodelle nicht gleich hochwertig sind wie Männerräder und dadurch deutlich schwerer ausfallen. Es macht doch keinen Sinn, dass eine leichtere Frau, die weniger Kraft hat – dementsprechend ein leichteres Rad bräuchte -ein Frauenmodell bekommt, was den Anforderungen überhaupt nicht entspricht. Frauenmodelle sollten technisch auf demselben Standard sein – mittlerweile gibt es ja einige Firmen die, das so umsetzen.

Und wie bewertest du die Thematik in der Medienwelt – wie nimmst du den Umgang mit Bikerinnen dort wahr?

Wir hatten im Rahmen des EWS-Finales gerade erst ein Treffen in Finale Ligure, wo sich alle Frauen mit dem Orga-Team zusammengesetzt haben. Da war unsere Meinung, dass es für uns Frauen dieses Jahr um einiges besser geworden ist. Es wurde in der EWS mit weiblichen Fahrerinnen mehr geworben. Auch sind Frauen für Teams wichtiger geworden, da eine Frau für die Team-Wertung zahlreiche, wertvolle Punkte bringt. So ist es für Teams wichtig, eine gute Frau im Team zu haben.

Ich glaube, genau so ist es in der Medienwelt – mein Team wirbt schon recht stark mit mir und präsentiert mich somit auch als vollwertiges Team-Mitglied, und nicht einfach nur als Frau, die halt auch irgendwie mitfährt.

Wenn du dir aussuchen könntest, auf welchem Magazin-Cover du sein könntest, welches wäre es dann?

(Lacht) Willst du jetzt so etwas wie Playboy hören? Das Cover des Freeride-Magazins vielleicht. Ich finde es relativ schade, dass die Freeride nur internationale Topstars mit Brause-Helm abdruckt und würde mir mal wünschen, dass eine Frau aus Deutschland auf dem Freeride-Cover zu sehen wäre.

Cover-würdig
# Cover-würdig - Wann werden wir die ersten Frau auf dem Freeride-Cover sehen? - ©2014 www.reuiller.com

Was würde wohl dein Team-Manager Florian Goral über dich sagen, wenn er dich beschreiben müsste?

(Lacht) Wir sind kürzlich erst gemeinsam die Trans-Provence gefahren, wo Flo seine Rolle gewechselt hat und für eine Woche vom Team-Chef zum Team-Fahrer wurde. Spätestens nach dieser Woche habe ich habe wirklich das Gefühl, dass wir uns gut verstehen, auch auf einer persönlichen Ebene und ich ihm auch mal sagen kann, wenn was nicht stimmt. Von daher hoffe ich, dass er sagen würde, dass ich eine nette und kompetente Teamfahrerin bin (lacht). So würde ich mir das wünschen.

Kommen wir zurück zum Rennsport – Thema Regeln: Enduro-Fahrern wird bekanntlich nachgesagt, Regeln gerne einmal, sagen wir, zu beugen. War das auch dieses Jahr noch ein Thema?

Bei der EWS hat es sich ein bisschen gebessert. Letztes Jahr war das Abkürzen noch ein großes Thema. Dieses Jahr wurde besser abgeflattert. Ich glaube, dass sie da so viel dazugelernt haben, dass man gar nicht mehr so viel betrügen kann. Dieses Jahr gab es klare Regeln. Letztes Jahr gab es oft die Frage: ist Shutteln beim Training erlaubt oder nicht? Dieses Jahr waren die Regeln ganz klar. In Finale war es erlaubt und alle haben geshuttelt, was ja dann ok war.

Oder bei der Trans-Provence – da gab es eine Passage mit ganz vielen Switchbacks, wo man auch geradeaus hätte runterfahren können. Letztes Jahr haben das viele gemacht, weshalb es Zeitstrafen hagelte. Organisator Ash saß dieses Jahr erneut an dieser Stelle im Gebüsch und hat kontrolliert, wer abkürzt – das Ergebnis: niemand. Vielleicht hat sich da die Mentalität einfach eingespielt.

Ines_und_Enrico_in_FinaleUnd auf dich persönlich bezogen, hast du dich schon einmal verleitete gefühlt zu betrügen oder es sogar schon getan? 

Ich finde Rennen sehr anstrengend, wenn es keine klaren Regeln gibt. Da denkt man sich bei jeder Entscheidung – betrüge ich jetzt oder nicht? Aber man weiß es eben nicht genau. Es sind meist so Kleinigkeiten wie bei der SSES, wo die Kontroll-Sticker erst am Renntag auf die Bike geklebt werden.

Die Veranstalter sehen den Prolog – der zum Rennen zählt – als nicht so wichtig an und meinen, dass niemand zwischen Prolog und Rennen Material tauschen wird. Als Rennfahrer überlegt man sich da schon, ob man zwischen Prolog und Rennen nur die Reifen wechselt oder doch gleich den ganzen Laufradsatz – schließlich ist ja noch kein Sticker darauf. Bei so etwas denke ich, dass einfach klare Regeln her müssten. Ansonsten bin ich eher der faire Typ und bei solchen Dingen sehr vorsichtig.

Was gibt es, dass in deinem Lebenslauf möglichst nicht auftauchen sollte?

(Lacht) Was ich also jetzt preisgeben würde? Hm, nach außen mag es eventuell so wirken, als sei ich trotz Erfolg im XC einfach auf Enduro umgestiegen, weil es dort nun mehr zu holen gibt. Doch so einfach war es nicht.

Ich habe mit XC aufgehört, weil ich es nicht mehr aus gesundheitlichen Gründen nicht machen konnte. Ich hatte zwei Knie-Operationen und riesige Probleme mit dem Rücken – was bis heute noch nicht wieder optimal ist.

Also spürst du bereits jetzt in deinen jungen Jahren, dass Leistungsport den Körper aufreibt?

Ja, auf jeden Fall. Ich bin früher auch Ski Alpin-Rennen gefahren und habe selbst aus dieser Zeit noch einige Dinge, deren sich noch Nachwehen bis heute bemerkbar machen. (Lachen)

Denkst du heute schon darüber nach, wie sich das mal im Alter auswirken könnte und ziehst du daraus Konsequenzen?

Ja, zum Teil schon. MTB-Rennsport ist mein Leben und da möchte ich nur wenige Abstriche machen. Ich bin der Meinung: wenn nicht jetzt, wann dann? In dem Fall denke ich also ans Hier und Jetzt.

Andere Sachen, wie z.B. Ski Alpin, versuche ich zu reduzieren. Früher bin ich viel gesprungen oder abseits der Pisten gefahren, dabei merke ich jetzt, dass das für meine Knie nicht mehr so optimal ist.
Das gleiche gilt für Motocross: Wir haben eine kleine MX-Strecke bei uns im Garten – dort bin ich die letzten Jahre auch gerne gefahren, merke jetzt aber, dass das nicht mehr sein muss.

Hast du Pläne, wie lange du deine Profi-Karriere fortsetzen willst? Dein Plan als Lehrerin zu arbeiten ist doch sicherlich nur aufgeschoben und nicht aufgehoben, oder?

Ja, der Plan ist nur aufgeschoben – ich bin mir sicher, dass ich mal Lehrerin werden möchte. Wann? Das möchte ich mir offen halten. Bike-Profi ist für mich ein Beruf, aber trotzdem mache ich es zum Spaß – sobald es mir keine Freude mehr macht und ich das Gefühl habe, irgendwas stimmt da nicht mehr so ganz, dann würde ich es einfach lassen. Das wäre für mich auch in Ordnung.

Stets gut gelaunt und für Späße zu haben
# Stets gut gelaunt und für Späße zu haben - ©2014 www.reuiller.com
Albern mit den Team-Kollegen
# Albern mit den Team-Kollegen

Dein Freund Max Schumann ist bekanntlich auch Enduro-Rennfahrer – wie lebt es sich gemeinsam? Fällt es euch leichter euren Sport auszuüben, wenn ihr beide dieselben Ziele verfolgt?

Es ist auf jeden Fall optimal. Wir haben das Glück, dass wir einen ähnlichen Lebenstil führen dürfen. Wir fahren ähnliche Rennen, was einfach diese ganze Anreise und Logistik-Geschicke viel leichter macht. Es macht einfach Freude zusammen zu reisen, zusammen zu fliegen und am Flughafen rumzusitzen.

Vom Training her verfolgen wir auch ähnliche Ziele und Philosophien. Wir gehen gemeinsam ins Yoga, machen zusammen Langlauf und trainieren auch sonst sehr viel gemeinsam. Natürlich ist der Max schneller und trainiert häufig intensiver oder macht noch eine extra Runde, wenn ich schon nach Hause fahre, aber im Großen und Ganzen funktioniert das echt gut.

Jetzt ist es aber so, dass du mehr Erfolge eingefahren hast und in einem großen Team untergekommen bist und Max sich als Einzelkämpfer durchschlagen muss. Hast du manchmal das Gefühl, dass ihn das belastet wenn er sieht, wie viel Support du bekommst und er sich gleichzeitig um alles selbst kümmern muss?

Ich glaube es eigentlich nicht. Wir versuchen uns da schon gegenseitig zu helfen. Max hat viel Ahnung, was die Zusammenarbeit mit Medien betrifft und gibt mir da einige Tipps, dafür reisen wir zusammen, wofür ich meist die Organisation übernehme und ihn somit entlaste. Ich denke, dass es passt. Für Max als Typ passt die Rolle Einzelkämpfer auch ganz gut.

Mit den Erfolgen ist es ja auch so eine Sache: Es gibt einfach weniger Frauen im Sport – wodurch es zwar nicht weniger schwierig ist an der Spitze zu sein – aber einen 5. oder 6. Platz in der EWS kann man mit Platz 20 oder 30 bei den Männern gleichsetzen. Wenn man meine Rückstände anschaut ist es so, dass ich einen Tick näher an der Spitze dran bin wie er, aber es ist nicht soviel, wie man von der Platzierung her erwarten würde. Das muss man schon im Hinterkopf behalten – die Leistungsdichte bei den Männern ist einfach viel, viel höher.

Werfen wir gegen Ende noch einen Blick in die Zukunft. Wie sieht es derzeit mit dem nationalen Enduro-Nachwuchs in Deutschland aus?

Bei den Frauen fällt mir da direkt Raphaela Richter ein, die ist erst 16 Jahre alt oder gerade erst 17 geworden – und sie ist brutal schnell. In reinen DH-Stages habe ich arg mit ihr zu kämpfen. Sie war jetzt Dritte bei der DM und ist ein großes Talent. Ansonsten sieht es mit Nachwuchs aber eher mau aus.

Siehst du dich, als beste deutsche Enduro-Fahrerin, in die Pflicht genommen, an diesem Problem mitzuarbeiten und Nachwuchs zu fördern?

Gute Frage. Bei meinem momentanen Rennkalender und Jahresprogramm sehe ich wenig Möglichkeiten, in der Nachwuchsförderung etwas zu machen. Ich kann mir aber schon vorstellen, dass ich diesbezüglich aktiv werden würde, wenn ich meine Rennkarriere beendet habe. Spaß machen würde es mir auf jeden Fall. Ich selbst genieße ja seit 20 Jahren die Förderung durch meinen Verein oder den Bayern-Kader – das möchte man auch wieder zurückgeben. Ich habe selbst ja auch von Ex-Athleten, meinen und anderen Eltern sowie Vereinstrainern profitieren dürfen.

Ines, herzlichen Dank für dieses ausführliche und sehr interessante Gespräch. Die letzten Worte gehören natürlich dir. 

Danke für das Interview. Ich wünsche allen Lesern einen schönen Winter, erholt euch und wir sehen uns nächstes Jahr wieder auf dem Trail!

Ein Einblick ins Leben von Ines Thoma

Ines Thoma
# Ines Thoma - Die Saison begann mit einem Trainings-Camp im März. Ort: Südfrankreich
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# Gegenseitiger Respekt - Nur wer sein Bike wäscht, darf anschließend die Hilfe des Mechanikers in Anspruch nehmen.
Ines kümmert sich um's Team-Frühstück
# Ines kümmert sich um's Team-Frühstück
Training unter Team-Kollegen
# Training unter Team-Kollegen - Fab Barel gibt Ines ein paar Tipps zum in Sachen Stabilisationsübungen
Zeit für ein Foto-Shooting
# Zeit für ein Foto-Shooting
Und bitte noch mal für die Kamera
# Und bitte noch mal für die Kamera
3, 2, 1 und Action!
# 3, 2, 1 und Action!
Der Schuss sitzt.
# Der Schuss sitzt.
Drift-Training im Süden Frankreichs
# Drift-Training im Süden Frankreichs
Vier-Augen-Gespräch
# Vier-Augen-Gespräch - Ines im Gespräch mit CFET-Manager Florian Goral - ©2014 www.reuiller.com
Enrico schickt Ines ins Rennen
# Enrico schickt Ines ins Rennen - ©2014 www.reuiller.com
Saisonabschluss am Mittelmeer
# Saisonabschluss am Mittelmeer - ©2014 www.reuiller.com
Zum Abschluss noch das Bike winterfest machen
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# Zuhause ist´s halt doch am schönsten! - Wir wünschen eine erholsame Winterpause!
  1. benutzerbild

    Tobias

    dabei seit 08/2001

    Klasse Interview - sehr sympathisch!

  2. benutzerbild

    onkel_c

    dabei seit 01/2004

    ohne es wirklich beurteilen zu können, aber sie erweckt in der tat einen sehr angenehmen eindruck.

    bzgl. raphaela richter kann ich nur beipflichten. sie ist nicht nur - an ihrem alter gemessen - sack schnell unterwegs.
    davon konnte ich mich bei der dm selbst überzeugen. bleibt die hoffnung, dass sie unverletzt bleibt und dem sport erhalten. in diesem fall könnte man mit einer spitzenathletin spekulieren. aber der weg ist ein langer ...

  3. benutzerbild

    da rookie

    dabei seit 07/2004

    Tolles Interview...tolle Frau!

  4. benutzerbild

    Ehrenfeld

    dabei seit 10/2001

    Super Interview. Ines ist top!

  5. benutzerbild

    Dirtschlampe

    dabei seit 05/2010

    Das Mädel hat auf jeden Fall die richtigen Bindungen auf'n Ski! smilie

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