Jahre hat es gebraucht, doch nun ist sie lieferbar: die Hope Kurbel. Die Kurbel ist – wie man es von Hope erwarten darf [siehe hier unser Hope Hausbesuch] – CNC-gefräst und eloxiert. Doch das ist nicht alles: Um bestmögliche Haltbarkeit und Steifigkeit bieten zu können, wollen die Briten ein neues Klemmsystem entwickelt haben, das die genannten Anforderungen besser als vergleichbare Angebote der Wettbewerber erfüllen soll. Der Nachteil der speziellen Lösung ist, dass die Kurbel mit eigenem Werkzeug geliefert wird. Wir haben einen ersten intensiven Blick auf die Hope Kurbel geworfen.
Hope Cranks MTB Kurbeln
Hintergrund, Herstellung & Montage
Wann haben wir das erste Mal von einer Hope Kurbel für Mountainbikes gehört? Es muss einige Jahre her sein, denn die Briten haben sich bei ihrer Entwicklung Zeit gelassen.
Von der Eurobike 2012 berichteten wir, dass die Chancen für eine Hope Kurbel wohl schlecht stehen würden. Der Status sei offen und die Entwicklung würde noch einige Monate oder sogar Jahre andauern, hieß es damals. 2013 gab es einen Kurbelarm zu sehen, der schon sehr dem nun präsentierten geähnelt hat. Erstmals wurde offen von der Markteinführung im Jahr 2014 gesprochen. Doch daraus ist nichts geworden… zumindest nicht direkt. Auf der Eurobike 2014 präsentierte uns Robin Warne von Hope den aktuellen Stand ihrer Kurbel und bis zur Markteinführung im Februar 2015 hat sich wieder einiges weiter entwickelt. Insbesondere an der Aufnahme der Kurbelarme auf der Welle hat das Team eigenen Angaben nach am meisten gearbeitet und ein neues System zum Patent angemeldet.
Wie die nun final verfügbare Hope Kurbel hergestellt wird, zeigt folgendes Video:
Der Herstellungsprozess beginnt mit dem Schmieden der Kurbelarme (kalt), die anschließend gefräst und eloxiert werden. So will man bei Hope eine erstklassige Haltbarkeit der Kurbel bei noch immer gutem Gewicht erreichen. Einschränkungen beim Einsatzbereich oder dem Fahrergewicht gibt es nicht.
Der wichtigste Unterschied zu Kurbeln anderer Hersteller soll die Verbindung zwischen Welle und Kurbelarm sein. Hier setzt Hope weder auf eine konisch zulaufende Welle mit Presspassung am Kurbelarm (z. B. SRAM) noch auf eine Verzahnung mit Klemmung des Kurbelarms (z. B. Shimano). Stattdessen wird eine spezielle Achse verwendet, die über einen konisch zulaufenden Einsatz gespreizt wird. So wird bei der Montage zunächst der Kurbelarm auf die Welle geschoben und dann die Welle von innen heraus gespreizt, so dass sie eine feste, spielfreie Verbindung mit dem Kurbelarm bilden soll.
Der Nachteil dieser Lösung ist, dass Hope die Kurbel mit speziellen Werkzeugen liefern muss, die zur (De-)Montage genutzt werden müssen. Da wäre zum einen das Werkzeug, über das der Verschlussring für das Spiderless Kettenblatt oder die verschiedenen Spider angezogen und gelöst werden kann. Ein zweites Werkzeug wird benötigt, um den Kurbelarm auf die Welle zu schieben und anschließend den Expander anzuspannen.
Diese in der Theorie aufwändigere Lösung soll dafür sorgen, dass die Kurbel ohne Spacer oder Unterlegscheiben spielfrei eingestellt werden kann und dann sicher auf der Welle sitzen soll.
Die Kettenblattaufnahme an der Kurbel erfolgt über eine Verzahnung direkt an der Welle. Hier bietet das Team aus Barnoldswick entweder ein direct mount Kettenblatt “Retainer” an oder zwei verschiedene Spider, die für die Aufnahme von einem oder zwei Kettenblättern vorbereitet sind.
Technische Daten
- Material: geschmiedetes und CNC-gefrästes 7000er Aluminium
- Längen: 165, 170 und 175 mm
- Q-Faktor: 167 mm
- Kettenlinie: 49 mm
- Wellendurchmesser: 30 mm
- Innenlager: Hope bietet für alle gängigen Standards passende Innenlager an, die separat erworben werden
- Aufnahme Kurbelarme: Expander (pat. pending), dreiteilige Konstruktion
- Kettenblattaufnahme: Direct Mount (Spiderless Retainer Kettenblätter 26 – 36 Zähne) / Spider (Single: 104 mm BCD, Double: 64 / 104 mm BCD)
- Farben: schwarz (ab Februar); rot, blau, silber, gunsmoke, lila (ab März)
- Gewicht: 641 g (Kurbelarme, Welle und Spider für zwei Kettenblätter; nachgewogen)
Verfügbarkeit & Preise
Der Liefertermin für die Hope Kurbel wird mit Anfang Februar angegeben. Vorerst wird es sie nur in schwarz eloxiert geben. Hope verspricht, die üblichen Farben rot, blau, silber, gunsmoke und lila im März nachzuliefern.
Bei den Preisen geht die Hope Kurbel selbstbewusst ins Rennen. Folgende Preise werden als UVP zur Markteinführung abgerufen:
- Kurbelarme inkl. Welle und Spider: 300 €
- Kurbelarme und Welle: 265 €
- Spider: 50 €
- Spiderless Retainer Kettenblatt: 68 €
- Innenlager: je nach Version
Meinung @MTB-News.de
Haben wir diese Mountainbike Kurbel gebraucht? Aus unserer Erfahrung in diversen Tests von Kompletträdern und Einzelteilen (zuletzt der Hope Tech 3 E4 Scheibenbremse) wissen wir, dass Hope Produkte nicht nur diejenigen ansprechen, die auf gefräste Komponenten stehen, sondern auch diejenigen, die sich eine sehr gute Haltbarkeit von ihren Produkten erhoffen. Die leichtesten sind sie jedoch nie gewesen und so sind wir gespannt auf die ersten Praxiseindrücke mit der neuen Hope Kurbel.
Sie sieht gut aus – keine Frage. Doch das sollte auch nicht das wichtigste Kriterium sein: Dass die Kurbel mit proprietären Werkzeugen geliefert wird, ist in erster Linie ein Ärgernis. Selbst wenn sie im montierten Zustand problemlos und ohne Folgeanpassungen halten sollte, muss man das richtige Werkzeug dennoch immer zur Hand haben, wenn doch mal eine Anpassung notwendig ist. Von e*thirteen Innenlagern kennen wir das Problem – ist der passende Aufsatz verlegt, bleibt das Innenlager unausweichlich im Rahmen.
Die Praxis wird zeigen, ob Hope mit dem beschrittenen Sonderweg richtig liegt und vom Erfolg bestätigt wird. Einfach nur eine weitere Kurbel mit Standardwerkzeugen zu bauen, wäre dann wohl auch zu einfach und vor allem zu wenig differenzierend gewesen. So bleibt der Eindruck, dass es leichtere und vor allem billigere Kurbeln gibt. Ist sie am Ende des Tages trotzdem besser? Ob Hope hier die richtige Nische finden kann? Wir werden sehen, wie sich die zu erwartende Qualität und die Optik in den Augen der Kunden bewähren.
Text und Redaktion: Tobias Stahl | MTB-News.de 2014
Quelle: Hope Website
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