Die Enduro Welt Serie ist für mich vor allem eine große, abenteuerliche Weltreise. Hier gibt es die vielleicht besten Trails der Welt. Gute Rennen. Tolle Menschen. Und Mountainbikekultur und -begeisterung weltweit zu erleben. Ich bin froh, dass ich die Möglichkeit habe, diese Rennen zu fahren und möchte sie so oft wie möglich nutzen.

MaxImFlow – FOUR SEASONS – Part 2. Ireland & Scotland von soul_rideMehr Mountainbike-Videos

Im Mai ging es nach Irland und Schottland – kühle, grüne Länder. Reich an (verrückter) (Bike-)Kultur. Verschlungene Pfade durch dichte Wälder. Kahle Kuppen, der Blick bis zum Meer. Tee mit Kuchen, Fisch mit Chips. Frittiertes zum Frühstück. Lauwarmes Bier. Häufig Regen, häufig Sturm und selten warme Temperaturen. Klingt schlechter als es ist.
Getreu dem Motto: Wer nichts erleben will, bleibt am besten zu Hause, freue ich mich schon das ganze Jahr auf die EWS-Rennen auf den Inseln. Vergangene Bike-Reisen nach Schottland sind mir noch in bester Erinnerung. Tolle Trails. Viel Flow! Dass ich zum Ende der Reisen selten noch mehr als eine Garnitur trockener Klamotten hatte, habe ich zum Glück verdrängt.

Die Woche in Irland sollte dann wettertechnisch auch gleich das Gegenteil beweisen. Ja gut, bei den ersten Schritten, vom Flughafen in den Shuttlebus. Und auch bei den nächsten durch schmale Gassen in Dublin. Und ebenso bei den ersten Metern auf dem Bike war es doch ganz schön frisch. Gefühlt einige Klimazonen kälter als zur gleichen Zeit in der kontinental-europäischen Heimat. Doch die Woche blieb dann weitestgehend trocken. Und als am Renntag der starke Wind alle Wolken vertrieben hatte, wurde es im Anstieg sogar sonnig und warm. Für den einen oder anderen Sonnenbrand auf irischen Zuschauer-Hälsen hat es auf jeden Fall gereicht. Die Zuschauer waren ohnehin das vielleicht verrückteste und bemerkenswerteste an diesem Rennwochenende. Eine Begeisterung und Ausgelassenheit hinterm Flatterband, wie ich sie selten erlebt habe. Hier einfach nur dabei zu sein und zu erleben wie Lokalmatador Greg Callahan frenetisch zum Sieg gefeuert wird, war absolut genial.

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Das Rennen war wohl das kleinräumigste EWS-Rennen der Geschichte. Alle 7 Stages lagen am gleichen Hügel und keine hatte mehr als 250Hm. Und trotzdem unterschied sich das Rennen deutlich von einem Wald- und Wiesen-Enduro, der wohl in Deutschland bei ähnlichen topografischen Voraussetzungen herausgekommen wäre. Die Stages waren abwechslungsreich und fordernd. Einige grob-technische Passagen. Einige extrem schnelle und steile, viele flache, vor allem aber ideal-moderate Steigungen. Es kam auf die Details an. Die wichtigsten Wurzeln galt es zu kennen. Viele Kurven genau im richtigen Winkel anzufahren.

Am Ende gelangen mir sieben solide Läufe. Keine groben Fehler. Kein Sturz. Nur auf der letzten Stage einige Ungenauigkeiten. Ich belege Rang 55. Und muss damit zufrieden sein. Es ist einfach krass, wie das Niveau in den letzten Jahren emporschnellt. Immer mehr schnelle Fahrer aus der ganzen Welt tauchen immer schneller auf. Und die, die schon länger dabei sind, werden auch nicht langsamer. Man muss einfach attackieren! Mit „gemütlichem Sicherheits-Enduro“ kommt man nicht mehr allzu weit nach vorne. Ungünstig, dass das bisher immer mein vermeintliches Erfolgsrezept gewesen ist. Bei langen Tagen auf dem Bike und einer noch längeren Saison lohnt es sich vielleicht nicht, zu viel zu riskieren. Dass man so nicht weiter vorne landet, ist aber vielleicht nicht verwunderlich.
Egal, das Rennen ist rum. Ich schaue nach vorne.

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# EA4D6648

Die EWS bietet dieses Jahr einige Kombi-Renn-Reisepakete. Räumliche nah gelegene Rennorte (global betrachtet) werden an aufeinander folgenden Wochen gefahren. Spanien-Italien, USA-Kanada und eben Irland-Schottland.

Am Tag nach dem Rennen, setzen wir uns also in Irland ins Auto und ein paar (erst) Kilometer (dann Meilen) später mit der Fähre nach Schottland über. Hüben wie drüben stehen herdenweise Schafe auf den Wiesen. Die grün-hügeligen Landschaften sind sich enorm ähnlich. Und so vermeintlich auch die Rennen..?

In Schottland blieben freie Tage, bis das offizielle Training ansteht. Fahrspaß-motiviert und mich an vergangene Bikereisen erinnernd, will ich gerne einen entspannten Tag in einem Trail-Center erleben – Kirroughtree liegt da quasi auf dem Weg. Die schwarze Runde hier ist schon seit Jahren einer meiner Lieblingstrails. Flow, der nicht enden will und motiviert, für 30Kilometer ohne Pause, fast ohne Verschnaufen, durch den Wald zu jagen. Bergauf gerade so steil, dass man kaum Speed verliert. Bergab so flach, dass man nicht bremsen muss. Hier Rennen fahren wäre zäh. Hier Spaß haben ist leicht. Für wirklich jeden ist etwas dabei. Ich wünsche mir solche Trails auch in der Heimat. Ich hoffe, Forst, Behörden und Tourismus werden das irgendwann großflächig einsehen.

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# EA4D6551

Dass das Konzept Trailcenter funktioniert, sieht man im Tweed Valley. Das übrigens nicht wegen des gleichnamigen Gewebes so heißt. Sondern nur wegen des Flusses „Tweed“. Hier scheint das Herz der schottischen Mountainbikeszene zu schlagen. Das Trailcenter Glentress ist das größte und meistbesuchte Trailcenter Schottlands, vielleicht sogar der Welt. Dahinter steht eine Gemeinde, die den Bikesport lebt und ehrt. Eine große Generation Biker wächst hier heran. Nicht umsonst sind einige TweedValley-Bewohner in der EWS vorne mit dabei. Vor allem bin ich aber sicher, dass in den nächsten Jahren bis Jahrzehnten noch einiges nachkommt. So viele begeisterte Kids und Jugendliche auf Bikes. Genial!

Das Rennen ist ähnlich angelegt wie im Jahr zuvor. Tag 1 findet rund um den Ort Innerleithen statt. Auf steilen Trails durch dichten Fichtenwald. Teils auf den offiziellen Downhillstrecken, teils ganz frisch angelegt. Grob, steil, schmal. Genial!

Max Schumann
# Max Schumann

Tag 2 rund um das Trailcenter Glentress. Flacher, breiter, besser befestigt. Trailcenter-Trails, die viel Spaß machen, solange man kein Rennen muss. Im Rennen dann wird aus flowig-flach schnell tretlastig-zäh. Trotzdem gut.
Das Rennen in Schottland lief für mich dann leider so schlecht wie selten eines zuvor. Nachdem mich am Samstag in Innerleithen bei besten Wetter ein platter Reifen ausgebremst hat, blieb ich nach Sturmregen im Schlamm von Glentress komplett stecken. Das hatte ich nie erlebt. So fies, so zäh, dass es erst mein Vorderrad, dann mein Hinterrad komplett blockierte. Und ich das Rad den Hang hinabtragen musste. Bis es endlich wieder lief waren Minuten vergangen und das Rennen gelaufen. Mist!

Auf der letzten, langen Stage dann nochmal alle Wut herauspedaliert. Und nachdem Rennen feinst fettige Fish&Chips und flaches Ale genossen. Es kann nicht immer alles rund laufen.. Ich danke trotzdem für ein weiteres schönes Rennen und gute Zeit auf feinen schottischen Trails.

EA4D4540
# EA4D4540
Braaap
# Braaap

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