Devinci Troy 2016 im Test: Nach der Vorstellung des neuen Devinci Troy am vergangenen Mittwoch waren wir sehr neugierig, einen ersten Fahreindruck zu bekommen. Wo sonst könnte man die Kategorie „It’s a Trailbike – but for trails in British Columbia“ besser überprüfen als auf den technischen Trails rund um Whistler? So trafen wir uns am Devinci-Stand und entführten das Troy auf die Trails um am Rande des Whistler Bikeparks.

Devinci Troy 2016: Erster Eindruck

Julian von Devinci würde mich mit 1,90 am liebsten auf ein XL setzen, aber leider war aktuell nur das L verfügbar. Ein Reach von 460 mm in der niedrigen Einstellung war trotzdem sehr in Ordnung. Was die Optik angeht – 140 mm Plattformen anderer Hersteller kommen zumeist schon ein wenig filigran daher. Weniger voluminöse Rohrstärken und Anbauteile, die oft eine rabiate Fahrweise nicht auf Dauer mitmachen werden… anders das Troy: Volumen, wo man nur hinsieht. Fast schon wirkt es wie ein kleiner Bullterrier: Stämmig, klein, aber mit viel Power.

Devinci Troy Carbon
# Devinci Troy Carbon - Trailbike mit aggressiver Geometrie und 140 mm Federweg

Uphill

SRAMs neue Kettenblätter zur direkten Montage sorgen für eine aufgeräumte Optik
# SRAMs neue Kettenblätter zur direkten Montage sorgen für eine aufgeräumte Optik
Noch nicht ganz sauber ausgeführt soll der Flipchip beim Serienmodell die Geometrieverstellung ermöglichen.
# Noch nicht ganz sauber ausgeführt soll der Flipchip beim Serienmodell die Geometrieverstellung ermöglichen.

Wir testeten die Carbonversion des Bikes, welche keine Möglichkeit einer Umwerfermontage bietet. So ist es mit 1×11 ausgestattet und einem 30er Kettenblatt an der Front. Den gleichen Uphill zur Enduro Stage 1 hatte ich die Tage bereits mit einem Specialized Stumpjumper Fatty bezwungen – allerdings mit einem 28er Kettenblatt an der Front. Es mag ein wenig am Crankworx-bedingten Schlafmangel gelegen haben, aber an den teilweise über 30%igen Steigungen habe ich zu kämpfen. Hier ist die Frage, ob man für einen entspannteren Aufstieg ein kleineres Kettenblatt montiert, um auch nach mehreren Tagen mit nur kurzen Ruhephasen ohne Schieben auszukommen.

Davon abgesehen marschiert das Troy sehr willig den Berg hinauf. Es wippt wenig bis gar nicht und der Monarch am Heck bietet über seine drei Positionen einen Climbmodus, um noch das letzte Quäntchen rauszukitzeln. Nicht viele Bikes in dieser Kategorie bieten die Möglichkeit die Gabel abzusenken und so bin ich froh, dass sich durch die tiefere Front mein Rücken sichtlich entspannter anfühlt, als bei einer nach stark vorne gebeugten Kletterhaltung.

Downhill

Steinplatten sind ein fester Bestandteil von vielen Trails in B.C.
# Steinplatten sind ein fester Bestandteil von vielen Trails in B.C.

„Loam“ ist das Wort, bei dem hier alle Biker leuchtende Augen bekommen. Eine Bezeichnung für losen, aber griffigen Untergrund. Wie lange es bei diesem Loam bleibt, ist die Frage der Menge an Bikern, die darüber fahren. So hieß unser Trail zwar „Roam in the Loam“ aber der Name scheint, wie auch der verwinkelte Trail, schon ein wenig älter zu sein und so werden wir mit Wurzeln, Steinen und losem Geröll konfrontiert, die sich mit hartem, staubbedecktem Untergrund abwechseln. Hier geht es zur Sache und das bietet uns sehr gute Testbedingungen.

Direkt am Traileinstieg ist große Aufmerksamkeit gefragt: Kleine Kanten laden zum Abziehen ein, aber die Landungen müssen präzise getroffen werden, um nicht in losem Geröll oder einer garstigen Wurzel zu landen, welche einen über den Lenker befördern möchte. Die Linienwahl muss sehr schnell, spontan und vor allem richtig getroffen werden, wenn man hier nicht im Gemüse landen möchte. Mit 67° Lenkwinkel reagiert das Rad sehr direkt auf meine Eingaben und der 800 mm Lenker sorgt trotzdem für eine ruhige Lenkzentrale. Bei manchen Passagen wurde es aber ganz schön haarig, was die Durchfahrtmöglichkeit angeht. Wer in solch engem Gelände unterwegs ist, möchte vermutlich hier die Säge bemühen – am Lenker, nicht am Baum.

Schmal und teilweise schön gespickt mit allerlei Beschaffenheiten welche Pedale, Schaltwerke und Vorderräder in ungünstige Richtungen ablenken möchte
# Schmal und teilweise schön gespickt mit allerlei Beschaffenheiten welche Pedale, Schaltwerke und Vorderräder in ungünstige Richtungen ablenken möchte

Das Fahrwerk gibt die ersten Zentimeter des Federwegs sehr bereitwillig frei, was ein wolkengleiches Fahrgefühl auf Wurzelteppichen mit sich bringt – auch mit lediglich 140 mm Federweg. Der Hinterbau arbeitet feinfühlig und gibt nur geringes Feedback an die Pedale weiter, sodass man sich ganz auf die Linienwahl konzentrieren kann.

Eine niedrige Kompressions-Dämpfung an der montierten 150 mm Pike bedeutete speziell in meinem Fall, dass ich sie mit komplett geschlossener Low-Speed-Druckstufe und 15% Sag fahren musste – was aber zugegebenermaßen auch am steilen Terrain des Trails lag. Wir hatten aus Zeitgründen leider nicht die Möglichkeit, die Gabel – bis auf den Luftdruck – weiter an unsere Vorlieben anzupassen. So hätten wir gerne einige Tokens montiert, um im groben Geläuf und über Stufen höher im Federweg zu stehen, um nicht wegzusacken. Dies machte eine Positionsanpassung von mir in Richtung Heck erforderlich. Die Endprogression am Heck ist hoch genug gewählt, dass man bei harten Einschlägen nicht das Gefühl hat, dass es gleich den Rahmen zerreißt –  und trotzdem nutzt man beim Troy die volle Bandbreite des Federwegs.

Geometrie

Low

SMLXL
Sitzrohrlänge410 mm435 mm470 mm500 mm
Sitzwinkel74,5°74,5°74,5°74,5°
Lenkwinkel67°67°67°67°
Oberrohrlänge579 mm602 mm626 mm651 mm
Reach420 mm440 mm460 mm480 mm
Kettenstrebenlänge426 mm426 mm426 mm426 mm
Radstand1138 mm1162 mm1186 mm1211 mm
Tretlagerhöhe338 mm338 mm338 mm338 mm
SOH699 mm709 mm722 mm736 mm
Stack599 mm609 mm618 mm632 mm
Steuerrohrlänge105 mm115 mm125 mm140 mm

High

SMLXL
Sitzrohrlänge410 mm435 mm470 mm500 mm
Sitzwinkel74,9°74,9°74,9°74,9°
Lenkwinkel67,4°67,4°67,4°67,4°
Oberrohrlänge578 mm601 mm624 mm650 mm
Reach424 mm444 mm464 mm484 mm
Kettenstrebenlänge424 mm424 mm424 mm424 mm
Radstand1137 mm1160 mm1184 mm1210 mm
Tretlagerhöhe343 mm343 mm343 mm343 mm
Überstandshöhe705 mm715 mm728 mm742 mm
Stack597 mm607 mm615 mm628 mm
Steuerrohrlänge105 mm115 mm125 mm140 mm
Auch wenns das Gelände nicht sonderlich zahm ist – das Troy sorgte für ein gutes und sicheres Fahrgefühl.
# Auch wenns das Gelände nicht sonderlich zahm ist – das Troy sorgte für ein gutes und sicheres Fahrgefühl.

Testerprofil Jens

Testername: Jens Staudt
Körpergröße: 190 cm
Gewicht (mit Riding-Gear): 92 kg
Schrittlänge: 91 cm
Armlänge: 58 cm
Oberkörperlänge: 56 cm

Beschreibe deinen Fahrstil kurz und knackig: Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
Was fährst zu hauptsächlich (Trail, Enduro ect.): Singletrails, sprunglastiger Localspot, Freeride, DH
Besondere Vorlieben bzgl. Fahrwerk: Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, progressive Kennlinie
Besondere Vorlieben bzgl. Rahmen: Kettenstreben nicht zu kurz ( ca. 430 mm), Lenkwinkel tendenziell eher flacher

Fazit zum Devinci Troy 2016

Ein 140 mm Bike fürs Grobe: So die Beschreibung seitens Devinci. Auf unserem ersten Test können wir dieser Aussage voll zustimmen. Der steife Rahmen sorgt für eine sehr berechenbare Handhabung, wenn viele Richtungswechsel und ein aktiver Fahrstil gefragt sind. Das Troy ist ein kleiner Bruder des Spartan, aber wer aufgrunddessen seine Fähigkeit anzweifelt, mit grobem Terrain zurecht zu kommen, liegt daneben. Die moderne Geometrie sorgt für ein sicheres Fahrgefühl in jeder Situation. Zusätzlich wird einem durch das niedrigere Gewicht gegenüber dem Spartan und der angenehmeren Bergauf-Geometrie der muskelbetriebene Aufstieg zum Trail sehr erleichtert, ohne große Abstriche in der Abfahrt machen zu müssen.

Wer gerne auf kleinen Federwegen in rauhem Gelände unterwegs ist und sich ohne Lift die Abfahrt erarbeitet, sollte ein Auge auf das Troy werfen. Interessant hierbei auch die Möglichkeit, einen größeren Dämpfer mit Ausgleichsbehälter montieren zu können: Dieser zusammen mit einem noch potenteren Fahrwerk (RockShox Vivid/Lyrik, Fox 36/Float X2),  könnten das Bike noch mehr in Richtung Spartan rücken, ohne wirklich große Abstriche bei der Bergaufleistung machen zu müssen.


Weitere Informationen: www.devinci.com

Devinci wird in Deutschland über Shocker Distribution vertrieben.

  1. benutzerbild

    potzblitzer

    dabei seit 05/2011

    Sehr gerne. Schön zu sehen dass es noch mehr Troyaner hier im Forum gibt smilie dachte lange ich bin der einzige...

  2. benutzerbild

    Sadem

    dabei seit 02/2013

    Immer gerne Infos! Desto mehr desto besser. Die Tips bisherigen waren auch echt super. Auch die Info mit dem Dämpfer ist interessant. Nur die Frau wirds stören

    Gesendet von meinem SM-G900F mit Tapatalk

  3. benutzerbild

    Ximi

    dabei seit 03/2008

    Wird "gehobener Durchschnitt", mit Ausreißer nach oben. Also grundsätzlich XT - Schaltung und Bremsen, DVO - Gabel, Reverb, Hope / DT - Swiss Kombi, Renthal Cockpit und Onza tubeless Bereifung. Genaue Details folgen. Alu - Rahmen nicht nur aus reinen Kostengründen, will mir noch den "Notausgang" 2x11 offenhalten. 27,5, tubeless und 1x11 sind für mich als altes, konservatives, halbstarkes Gewohnheitstier dann doch viel neues auf einen Schlag. smilie

  4. benutzerbild

    Joey12345

    dabei seit 05/2014

    Hab hier mal nen Devinci troy 2016 Thread erstellt.
    Denke da passen Aufbauinfos etc etwas besser rein als im
    News Bereich.

    http://www.mtb-news.de/forum/t/devinci-troy-2016.793134/

  5. benutzerbild

    Ximi

    dabei seit 03/2008

    Alles klar, a Riesngschicht, kenn mich aus. Infos folgen alsbald.

Was meinst du?

Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular:

Verpasse keine Neuheit – trag dich für den MTB-News-Newsletter ein!