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Fokussiert
Fokussiert
Mit dem Landcruiser durch die Weiten der Südinsel
Mit dem Landcruiser durch die Weiten der Südinsel - eine weitere Leidenschaft
Der Bus ist Jamies Meisterstück
Der Bus ist Jamies Meisterstück
Trailbau-Crew in Mexico
Trailbau-Crew in Mexico - Foto: GCMBC
Trailarbeiten in Mexiko
Trailarbeiten in Mexiko - fertige Kurve
Nicht Harry Potter
Nicht Harry Potter - sondern eine Nähtechnik, um Jamie trotz unflexibler Haut Bewegungsfreiheit zu geben.
Ausfahrt mit den alten Trailbau-Kollegen
Ausfahrt mit den alten Trailbau-Kollegen - ein Sturz führt wegen der schwachen Haut schnell dazu, dass Stiche nötig werden.
Weit oben in den Bergen über Whistler - EWS 2014
Weit oben in den Bergen über Whistler - EWS 2014 - hier fuhr Jamie sein Renn-Comeback nach 14 Jahren<br>
Die Mehrtagesrennen liegen Jamie besonders
Die Mehrtagesrennen liegen Jamie besonders
Massenstart
Massenstart
Dritter Sieg in Folge
Dritter Sieg in Folge - der Mountain of Hell ist zu Jamies Rennen geworden
Im Rennmodus
Im Rennmodus - Jamie musste erst erwachsen werden, bevor er sich Sponsorentrikos überstreifen wollte
3 Impressionen, 3 Siege in Folge
3 Impressionen, 3 Siege in Folge - der Mountain of Hell liegt Jamie. Da tritt er schon mal ein 38er Blatt und schwärzt die Bremsscheiben.

Als Jamie Nicoll 2013 bei der EWS auftauchte und ohne Team und große Sponsoren einigen der ganz Großen um die Ohren fuhr, da kam er für viele aus dem Nichts. Als Privatfahrer in den Top 5 der Weltelite mitzuspielen wäre beeindruckend genug, doch erst wer weiß, dass Ärzte Jamie Nicoll ein Jahr zuvor eine Überlebenschance von 10 % gegeben hatten, erst der kann abschätzen, wie zäh dieser Kerl wirklich ist.

2013 kam Jamie nicht nur für viele aus dem Nichts, sondern direkt aus der Reha. Sein Job, der Trailbau, hatte ihn fast das Leben gekostet. Doch in Wahrheit war Jamies Erscheinung in der Weltelite des Endurosport kein Zufall, für seine Freunde nicht einmal eine Überraschung.

Fokussiert
# Fokussiert

Nelson, Neuseeland

Konsequenterweise boykottiert er 1996 nicht nur die Weltmeisterschaft in Cairns, sondern hört ganz auf, Mountainbike zu fahren.

Es ist 1995, da ist Jamie auf dem besten Weg, in der jungen Sportart Mountainbike Cross-Country durchzustarten. Er fährt erfolgreich bei den neuseeländischen Rennen, fliegt einmal um die Welt zur Weltmeisterschaft nach Kirchzarten in den Schwarzwald, misst sich mit den besten der Welt. Cross-Country ist jung, der Sport frisch, für einen 17-jährigen ein reines Abenteuer. Sponsoren klopfen an, es kommt Geld in den Sport. Jamie könnte weiter zu den Rennen fliegen und müsste nicht mehr selbst für Flüge, Unterkünfte und Startgebühren aufkommen. Aber Jamie ist noch ein Teenager, sich ein Sponsorentrikot überzustülpen wäre ein glatter Verrat an seiner rebellischen Identität. Dazu kommt: Cross-Country verändert sich. Anstatt abenteuerlich langer Rennen durch wilde Regionen, lange 150 km Runden, bei denen man häufig lange Zeit niemand außer seiner Gegner treffen würden, passen nicht in das Vermarktungs-Konzept der Organisatoren. Fortan sollen XC-Rennen fünf Mal die selbe Runde abfahren, um den Sport zuschauerfreundlicher zu machen und den Aufwand zu verringern. Zuschauer und Organisationsaufwand interessieren Jamie nicht, ihn interessieren Wildnis und Abenteuer. Konsequenterweise boykottiert er 1996 nicht nur die Weltmeisterschaft in Cairns, sondern hört ganz auf, Mountainbike zu fahren.

Westküste, Neuseeland

In den folgenden Jahren macht er die Ausbildung zum Outdoor-Guide, einem Allround-Leiter, der sowohl Kayakgruppen als auch Alpinisten führen kann. Er zieht an die verregnete Westküste Neuseelands und widmet sich ganz dem Bergsport – ohne Räder. Alpinklettern, Bergsteigen und Gletschertouren geben ihm die Herausforderungen, die er sucht.

Sein Geld verdient er als Angestellter des Department of Conservation, Neuseelands Verband, der sich dem Erhalt der Nationalparks, der Schutzhütten und der Wege widmet. Per Helikopter wird Nicoll mit seinem Werkzeug an den Einsatzort geflogen, wo er für Tage, häufig auch Wochen bleibt und mit Kettensäge, Spitzhacke und Bohrhammer Wege frei schneidet, anlegt oder sichert. In einer Gegend, an der es an 8 von 10 Tagen regnet, schläft er meist in seinem Zelt, seltener in den Hütten, die es zu warten gilt. Es ist ein spezieller Job, der den Charakter prägt: Tagelang allein, physische Arbeit, bei schlechtem Wetter unterwegs – doch Jamie gefallen das Handwerk und die Einsamkeit. Nebenbei geht er Angeln und Jagen, lernt seine Maschinen zu warten und reparieren, bereist Europa in einem VW Käfer, wandert durch Nepal. Von etwas Erspartem kauft sich Jamie einen alten Bus, 11 m lang mit Ballonreifen, in ziemlich mäßigem Zustand. In den folgenden Monaten wird er akribisch umgebaut, am Ende steht das perfekte Zuhause auf Rädern da.

Mit dem Landcruiser durch die Weiten der Südinsel
# Mit dem Landcruiser durch die Weiten der Südinsel - eine weitere Leidenschaft
Der Bus ist Jamies Meisterstück
# Der Bus ist Jamies Meisterstück

Mexiko

2008, nach über einem Jahrzehnt, das er größtenteils in Neuseelands Wäldern verbracht hat, macht ihm sein Freund Dodzy ein interessantes Angebot. James „Dodzy“ Dodds, eine Kiwi-Mountainbike-Ikone, hat kurz zuvor die Firma NZ Trail Solutions gegründet. Ein Großkunde möchte, dass die Firma überall auf der Welt Singletrails anlegt. Jamie, der beim DOC ähnliche Arbeit kennen gelernt hat und früher zu den besten Fahrern Neuseelands gehörte, ist prädestiniert für den Job. Wenig später findet sich Jamie mit einer Crew von 9 weiteren Kiwis im Flugzeug nach Mexiko. Dodds hat das Terrain gesichtet und Trails markiert, jetzt steht Arbeit an: Felsbrocken aushebeln, Dornbüsche beschneiden, Steilkurven graben und bei alldem: Am Leben bleiben.

In Neuseeland gab es bis vor einigen hundert Jahren überhaupt keine Raubtiere, in Mexiko dagegen machen die Trailbauer Bekanntschaft mit verschiedensten Schlangen, Skorpionen, Spinnen. „Es war cool, festzustellen: Auch damit kann man klar kommen!“ In Jamies Truppe sind naturgemäß diverse Mountainbiker – und sie bringen ihn auf den aktuellen Stand: In den letzten 12 Jahren ist viel passiert, es gibt nicht mehr nur Downhill und XC, die Fahrräder haben sich komplett verändert. Viel mehr Federweg, viel leichter, viel besser zu fahren. Jamie ist sehr angetan, fährt prompt über die Grenze und kauft sich ein Santa Cruz Blur LT.

Trailbau-Crew in Mexico
# Trailbau-Crew in Mexico - Foto: GCMBC
Trailarbeiten in Mexiko
# Trailarbeiten in Mexiko - fertige Kurve

Nach einigen Monaten in Mexiko rotieren die Trailbauer durch, Jamies Fähigkeiten werden jetzt, 2010, in Patagonien gebraucht. Auch hier ist die Aufgabe die Gleiche: Traumhafte Singletrails anlegen. Auch Trailbauer haben Urlaub, und den verbringen sie standesgemäß in Whistler. Nach einem Treffen mit seinem alten Bekannten Justin Leov meldet sich Jamie beim Crankworx Enduro Rennen an. „Das Rennen war fantastisch, nach dem Massenstart folgt ziemlich direkt ein zäher Anstieg, und ab da sind alle Fahrer wie an einer Perlenkette aufgereiht. Ich fuhr direkt hinter Justin, und es machte mich stolz, dass er mich einmal sogar aufhielt!“ erinnert sich Jamie heute an sein erstes Rennen nach 14 Jahren Pause. Am Ende landet das neuseeländische Duo direkt hintereinander: Auf Platz 8 und 9, in Anwesenheit der besten der Welt im jungen Enduro-Sport.

Chile

Der Urlaub geht vorbei und die Arbeit in Chile weiter. Jamie will wieder Rennen fahren, doch seine Kumpels erklären ihm erstmal, dass er für die meisten internationalen Rennen erstmal zuhause Punkte sammeln muss, die Zeiten hätten sich geändert. Doch vorerst heißt es: Weiter arbeiten. Am 7. Oktober 2010 sind Jamie und seine Männer dabei, eine Felstraverse zu vergrößern. Der Fluss hat sich tief über mehrere Kaskaden ins Gestein geschnitten und dadurch links und rechts fast senkrechte Wände hinterlassen. Der Singletrail soll aber genau hier mit sanftem Gefälle die rechte Wand traversieren. Deshalb hängt Jamie angeseilt und mit einem benzinbetriebenen Stemmhammer vor sich in der Wand und verbreitert das schmale Felsband. Als er den Meißel gerade neu ansetzt, sieht er Flüssigkeit unter dem Tankdeckel hervortropfen und vermutet Schmutz im Gewinde. Als er den Motor abgestellt hat und den Deckel öffnet, zischt ihm eine Wolke Benzindampf entgegen, der weiße Dampf schießt ihm ins Gesicht und auf sein T-Shirt. Als er gerade zu seinem Freund nach Wasser ruft, sieht dieser nur noch, wie sich die 10 m hohe Gaswolke entzündet.

35 % des Körpers mit Verbrennungen dritten Grades, seine Überlebenschance: 10 %.

„Dabei könntest Du sterben!“ denkt Jamie, schreit, schlägt seine brennenden Hände in sein brennendes Gesicht. Instinktiv springt er nach hinten, aus der Wand, bloß weg von dem Feuerball. Als er schräg seitlich ins Seil fällt, rauscht er wie eine von starkem Wind gepeitschte Fackel hinab und merkt, dass er selbst der Feuerball ist. Er versucht noch, seinen Helm zu lösen, da sind die Flammen erloschen. Sein T-Shirt ist nicht mehr da, ebenso die Vorderseite seiner Shorts. Keine Haare sind übrig, und seine Haut ist grünlich grau, überall steht sie in feinen Röllchen ab. Jamie springt in das Gletscherwasser des Flusses und realisiert: „Hier wird kein Helikopter kommen, wir sind auf uns gestellt.“ Während er die 3 km zum nächsten Parkplatz joggt, schütten Wyn Masters und Mitglieder dessen Bautrupp immer wieder Wasser über Jamies verbrannten Oberkörper, nebenher wird Hilfe organisiert. Jemand kennt jemand, der jemanden kennt, der einen Landwirtschafts-Helikopter fliegt, der Chef ist einverstanden. Ohne um Luftraum-Freigabe bitten zu müssen, ist Hilfe unterwegs und Jamie Nicoll wird auf eine Pritsche gelegt. Im Krankenhaus angekommen attestiert ein Doktor: 35 % des Körpers mit Verbrennungen dritten Grades, Überlebenswahrscheinlichkeit: 10 %.

Zwei Wochen später erwacht er im Krankenhaus in Santiago, die Ärzte hatten ihn für unzählige Operationen in ein künstliches Koma versetzt. Die Haut seiner Beine und seines Rückens bedeckt jetzt auch seinen Bauch, seine Brust, seine Arme, Teile seines Gesichts. Als seine Kollegen ihn besuchen, ist seine erste Frage: „Habe ich in letzter Zeit ein MTB-Rennen gewonnen?“ Natürlich nicht, er ist ja überhaupt nur das eine in Whistler gefahren, doch ein Bild aus den Koma-Träumen hat sich eingebrannt: Jamie steht ganz oben auf einem Podium auf einem Berg, er trägt ein blaues Trikot.

Nicht Harry Potter
# Nicht Harry Potter - sondern eine Nähtechnik, um Jamie trotz unflexibler Haut Bewegungsfreiheit zu geben.
Ausfahrt mit den alten Trailbau-Kollegen
# Ausfahrt mit den alten Trailbau-Kollegen - ein Sturz führt wegen der schwachen Haut schnell dazu, dass Stiche nötig werden.

Rehabilitation: Mountainbiken

„Normale Menschen haben Haut wie Lycra, meine ist jetzt wie Leinwand, dünne Leinwand: Nicht elastisch und äußerst rissanfällig.“ Anfangs kann Jamie keine Tür öffnen, ohne dass die Haut seiner Hand aufreißt, nach drei Monaten kann er in seine Heimat zurück. Für den täglichen Weg zum Krankenhaus nimmt er bald das Fahrrad, und ab dann wird das Fahrrad sein Reha-Werkzeug. Wenig später fühlt er sich stark genug, wieder Mountainbike zu fahren: „Ich hatte kurz vor dem Unfall das Bedürfnis, wieder Rennen zu fahren, und deshalb wollte ich genau dort wieder anfangen!“ Noch zu schwach für Cross-Country und in Ermangelung einer Enduro-Serie in Neuseeland entscheidet er sich, Downhill zu fahren. Um schnell zu sein, muss er die Sprünge nehmen: „Ich war kurz schockiert, dass man heutzutage 10 m durch die Luft fliegt, aber ich lernte schnell und fand die Sprünge ganz handhabbar.“ Eine deutliche Untertreibung: Am Ende der Saison 11/12 steht sein Name ganz oben in der Rangliste der Masters.

Eine deutliche Untertreibung: Am Ende der Saison 11/12 steht sein Name ganz oben in der Rangliste der Masters im Neuseeländischen Downhill-Cup.

Im Juni 2012 kommt die europäische Sommersaison in Fahrt, und Jamie Nicoll gibt, ganz im Privaten, sein Renn-Comeback auf europäischem Boden. Der neuseeländische Importeur stattet ihn mit einem Santa Cruz Nomad aus und Jamie startet beim Mountain of Hell. Er gehört zu den Schnelleren auf dem Berg, aber an einem großen Double hebelt er sich aus und rammt sich die Schraube seines Bremshebels durchs Schienbein. Eine Woche später startet er trotzdem beim Megavalanche, ein weiterer Crash beschert ihm 20 weitere Stiche in seine Haut. Als er in der Folgewoche nicht ins Krankenhaus kommt, beginnen die Krankenschwestern sich Sorgen zu machen; seit drei Wochen war er alle paar Tage hier. Sein Wille, zu den Schnellsten zu gehören, bringt ihm einen kompromisslosen Ruf in – doch mit Rennerfolgen wird es 2012 nichts.

Weit oben in den Bergen über Whistler - EWS 2014
# Weit oben in den Bergen über Whistler - EWS 2014 - hier fuhr Jamie sein Renn-Comeback nach 14 Jahren

EWS 2013

Ein Jahr später hat Jamie seine Hausaufgaben gemacht. Im neuseeländischen Sommer hat er sich zuerst ausgeruht, dann konsequent trainiert: Intervalltraining, Downhill-Training, lange Touren. SRAM stattet ihn mit ein paar Teilen aus, Mavic stellt Räder und Reifen – Jamie bucht seine Flugtickets in die USA und nach Europa: Der Enduro-Sport ist immer noch frisch, die EWS lädt zu einem Renn-Abenteuer um die ganze Welt. Wo immer Jamie auftaucht, überrascht er die internationale Konkurrenz. Profis aus der ganzen Welt müssen sich ihm geschlagen geben, ihm, der bei den Rennen im Zelt schläft und aus der Heckklappe eines Vans heraus operiert. Wenn andere Fahrer nach dem Training ihr Bike dem Mechaniker in die Hand drücken, damit er es wäscht, und während sie sich massieren lassen, läuft bei Jamie weiter die One-Man-Show. Doch wenn die Uhr läuft, dann spielt all das keine Rolle. Bei der EWS in Whistler wird er 3., schnuppert Podiumsluft. Erneut tritt er beim Mountain of Hell an, er stürzt nicht, stattdessen steht er am Ende ganz oben auf dem Treppchen, zwischen Dan Atherton und Martin Maes. Er trägt ein blaues Trikot.

Die Mehrtagesrennen liegen Jamie besonders
# Die Mehrtagesrennen liegen Jamie besonders

Jamie hat immer noch die Fitness des XC-Rennfahrers, der er einmal war. Er hat auch die Fahrtechnik des Downhill-Racers, der er kürzlich wurde. Aber vor allem ist er auch mental stark, weiß: „Mein 100 % Tempo ist vermutlich nur das, was manch anderer Fahrer als 80 % bezeichnen würde. Aber während die meisten Rennfahrer während eines Rennlaufes immer langsamer werden, kann ich mein Tempo bis zur Ziellinie halten.“ Das Rezept geht auf, statt geplanten 4 fährt Jamie 6 von 7 Rennen der EWS. Das reicht für die Top 10 der Welt, und weil’s so lustig war, hängt Jamie noch die Trans Provence an, ein Rennen, das ihm in besonders guter Erinnerung bleibt.

Massenstart
# Massenstart
Dritter Sieg in Folge
# Dritter Sieg in Folge - der Mountain of Hell ist zu Jamies Rennen geworden

EWS 2014 & 2015

Ein Top 10 EWS-Fahrer ohne großen Sponsor? Dabei bleibt es nicht lange, und noch vor Ende der Saison gehen die ersten Angebote ein. Jamie ist jetzt 35, anders als vor 17 Jahren ist er nun bereit für ein Sponsoring, kann sich ein buntes Trikot überziehen und immer noch er selbst bleiben. Anfang 2014 wird er Teil des Team Polygon United Ride, ab sofort genießt er Rundum-Service: Team-Truck, Mechaniker, Massage – er kann sich ganz aufs Rennen-Fahren konzentrieren. Doch während seine Ergebnisse weiterhin nicht zu verachten sind – er gewinnt die Trans Savoie und wird Dritter bei der Trans Provence – der ganze große Durchbruch in der EWS bleibt trotz gesteigertem Support sowohl in der Saison 2014 als auch in der Saison 2015 aus. Erneut sind Außenstehende überrascht.

„Wenn ich weiß, dass ich nicht alles geben kann, ohne dann eine lange Pause machen zu, dann ist das alles sinnlos.“

Doch wer Jamie kennt, der versteht auch, warum bei ihm aus dem Voll-Support nicht zwangsläufig bessere Ergebnisse resultieren, warum für ihn eigentlich kein Zusammenhang zwischen Support und Rennergebnis besteht. Ab sofort fährt Jamie nicht mehr nur, weil er Lust darauf hat, sondern auch, weil er einen Vertrag zu erfüllen hat. Aber vor allem: 2015 wird Jamie Nicoll zum ersten Mal seit seinem Unfall krank. Ein Arzt muss ihm den Begriff „Übertraining“ erklären – Jamie wusste nicht einmal, das es so etwas gibt. Die Tatsache, nicht mehr so viel trainieren zu können, wie er will, schlaucht ihn: „Wenn ich weiß, dass ich nicht alles geben kann, ohne dann eine lange Pause machen zu, dann ist das alles sinnlos.“

Im Rennmodus
# Im Rennmodus - Jamie musste erst erwachsen werden, bevor er sich Sponsorentrikos überstreifen wollte
3 Impressionen, 3 Siege in Folge
# 3 Impressionen, 3 Siege in Folge - der Mountain of Hell liegt Jamie. Da tritt er schon mal ein 38er Blatt und schwärzt die Bremsscheiben.

Gerade als die EWS sich etabliert, da verliert sie ihren Reiz für ihren ehemaligen Shootingstar. Er weiß, dass selbst die besten Enduro-Fahrer kaum Aufmerksamkeit außerhalb der Enduro-Szene erlangen, und er merkt, dass Enduro-Racing im Etappenformat nicht mehr alles für ihn ist: „Um Rennen zu gewinnen, musst Du es wirklich wollen, mehr als alles andere in der Welt. Das war 2015 nicht mehr der Fall“, erklärt Jamie, als wir ihn im Dezember 2015 treffen. Während des Gesprächs serviert er Wild Goat Curry. Acht Ziegen hat er zwei Tage zuvor geschossen, den Wald kennt er gut: Vor ein paar Jahren hat er hier Singletrails gebaut. Singletrails, Mountainbikes, Jägerei, Reisen – das sind die Konstanten in Jamie Nicolls Leben.

Nächstes Jahr wird er nicht bei der EWS an den Start gehen, will stattdessen etwas Neues machen, etwas Wilderes. Abenteuer auf dem Fahrrad erleben, Mehrtages-Rennen fahren, die Freuden seines alten Jobs als Trail- und Wegebauer mit Reisen und Racing verbinden, oder: Der reisende Abenteurer mit Talent auf 2 Rädern bleiben, der er immer war.

  1. benutzerbild

    Sandy UK

    dabei seit 03/2010

    Bin auch total geflasht vom Artikel. Sau gut!

  2. benutzerbild

    jojo2

    dabei seit 09/2007

    die meisten werden das bereits wissen.
    für die anderen:
    am 30.12. zu sehen

  3. benutzerbild

    Marcel291

    dabei seit 10/2012

    die meisten werden das bereits wissen.
    für die anderen:
    am 30.12. zu sehen


    Was war das genau? Und jetzt braucht man da so n doofen Code! 8-)
  4. benutzerbild

    jojo2

    dabei seit 09/2007

    Was war das genau? Und jetzt braucht man da so n doofen Code! 8-)

    Es war eben die Doku über Jamie Nicoll als Video mit 30 Minuten Länge - zunächst einmal für die angekündigte Dauer von 48 Stunden veröffentlicht.

    Das war der "Trailer" dazu:




    nimm vielleicht noch das dazu
  5. benutzerbild

    evoduro

    dabei seit 01/2018

    Stefanus, toller Artikel! Packend geschrieben. Danke!

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