In unserem Bekleidungsspezial Winter hatten wir bereits über die verschiedenen Bekleidungslagen der einzelnen Produkte informiert – und möchten euch in den folgenden Artikeln einige Beispiele zu den verschiedenen Lagen geben. Als Beispiele für eine dritte Lage stellen wir euch zwei Jacken aus verschiedenen Preisbereichen vor: Die „Descender“ von Alpinestars sowie die „Deflect Reflect“ von Specialized. Eure Tester: Hannes und Sissi.
Alle Artikel zum Winterspezial 2016
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Alpinestars Descender Windjacke
Kurz & knapp
Material: 100% Polyester
Preis: 79,90 € UVP | 64,90 € Straßenpreis
Kompakt, nicht zu teuer und sinnvoll für Herbst und Winter: Die Descender Windjacke von Alpinestars stellen wir euch als günstige Alternative zu den teureren Hightech-Jacken vor. Die Descender besteht aus einem wind- und wasserbeständigen 2.5 Lagen – Ripstop-Außenmaterial und hat als Hauptmerkmal zu vergleichbaren Windjacken keine Kapuze – wo nichts ist, kann bei schnelleren Abfahrten auch nichts flattern. Als klassische dritte Lage soll die Descender dafür sorgen, dass Wind und Wetter keine Chance haben und man die Jacke auch mal fix einpacken kann, wenn es doch ein bisschen wärmer wird. Das Gewicht beträgt leichte 286 Gramm in Größe XL – und größentechnisch ist die die Descender auch eine verhältnismäßig kurz geschnittene, aber realistische XL.
An Belüftungsöffnungen muss eine Reissverschluss-Tasche im Brustbereich reichen, auf der Rückenseite kann die Luft durch einen unten offenen Mesh-Einsatz hinaustreten. Damit man besonders in den dunklen Monaten des Jahres besser gesehen wird, reflektiert die Jacke an Front- und Rückenpartie. Die Reissverschlüsse der Vorder- und Gesäßtaschen sind wasserdicht, der Haupt-Zipper verfügt über eine Windschutzblende. Die Bündchen der Ärmel sind elastisch und können zusätzlich über Klettverschlüsse angepasst werden.
Das Kragenfutter aus Microfleece soll für Komfort sorgen.
Test: Alpinestars Descender Jacke im Einsatz
An der Alpinestars Descender fällt erstmal auf, dass der Stoff ein wenig knittrig und laut ist. Einmal zugezogen, sorgt der Microfleece am angenehm anliegenden Kragen aber direkt für ein wohliges Gefühl, auch bei Nässe – das dürften gerne alle Regenjacken haben. Die Weite der Ärmelbündchen fällt von Haus aus recht groß aus: die Klettverschlüsse zum Einstellen funktionieren zwar gut, dennoch hätten die Bündchen selbst bei meinen großen Händen etwas schmaler geschnitten sein können, denn durch den Klett überlappt das Material ein wenig.
Einmal auf dem Trail, sorgt die Jacke für einen guten Windschutz – wenngleich die Belüftung der Descender durch die spartanischen Öffnungen nicht ganz überzeugen kann. Man geht in der Jacke zwar nicht ein, aber wenn der Körper wärmetechnisch etwas aufdreht, kommt die Jacke im Uphill nicht mehr mit und sollte geöffnet werden – extrem atmungsaktiv ist sie nicht. Im Downhill und in der Ebene hingegen funktioniert die Jacke optimal. Auch wenn es anfängt stärker zu regnen, kann die Descender überzeugen: Das Ripstop-Material bleibt enorm lange wasserresistent. Knackpunkt sind hier allerdings die Nähte: Da diese weder verschweißt noch anders abgedichtet sind, tritt durch sie früher oder später Wasser ein.
Haltbarkeit
Bislang gibt es bei der Alpinestars Descender nichts zu meckern, alles passt.
Fazit
Die günstige Alpinestars Descender kommt zwar ohne Hightech-Membran, kann aber sonst für den Preis überzeugen: Komplett winddicht, bis zu einem gewissen Grad wasserabweisend und durch Features wie den mit Microfleece ausgestatteten Kragen komfortabel. Weniger als Jacke im strömenden Herbstregen gedacht, da die nicht verschweißten Nähte der Schwachpunkt bezüglich der Wasserdichtigkeit sind, ist die Descender als 3. Lage für den preisbewussten Biker empfehlenswert.
Stärken
- komplett winddicht
- komfortabel (einstellbare Bündchen, verlängerter Rücken, Microfleece im Kragen)
- Leicht – unter 300 Gramm
- Preis
Schwächen
- Nähte nicht wasserdicht
Preisvergleich
Specialized Deflect Reflect Hybrid Jacket
Kurz & knapp
Schoeller-Material: 60% Glasfaser, 20% Nylon, 15% Polyurethan, 5% Elasthan Mesheinsätze: 100% Polyester
Preis: 429,90 € UVP | 429,90 € Straßenpreis
Aufschrei! Oh, diese Jacke ist teuer. Ja, es gibt Marken, die nicht für billig stehen. Dafür aber auch gerne Neues entwickeln und Dinge ausprobieren, wo andere kopieren. Als leuchtendes Specialized-Beispiel hierfür kann man die Deflect Reflect Jacket sehen. Ein sehr technischer Allrounder, der vor allem für anspruchsvolle Vielfahrer interessant ist.
Erster Eindruck: Sehr spezielle, glatte Haptik, sehr cleane, saubere Verarbeitung und sehr, sehr leuchtstark. Lasst die Jacke nicht im Schlafzimmer rumliegen, ihr erschreckt, wenn Ihr nachts nur das kleinste Licht an macht – ich zumindest. Man findet sie auch im Rucksack sofort, weil sie einem regelrecht entgegenstrahlt. Wie kommt’s? Die Amerikaner setzen Technik aus der Schweiz ein: Schoeller sind Textilprofis und haben mit der 3M® Reflective Technologie ein spezielles Reflexionsgarn mit Millionen kleinster Glaskügelchen. Wenn hier im Dunkeln Licht drauf fällt, strahlt es zurück. Das nennt sich bei Schoeller Retro-Reflexion und funktioniert wortwörtlich blendend. Plus: Es ist eine dauerhafte Geschichte und wird nicht ausgewaschen, abgenutzt etc.
Ansonsten: Die Deflect Reflect ist einfach umfunktionierbar zu einer Weste, hat zwei RV-Seitentaschen und eine RV-Rückentasche sowie laserperforierte Belüftung am Unterarm und unter den Armen und am Rücken noch einen versteckten Ventilationseinsatz.
Test: Die Deflect Reflect Jacke im Einsatz
Die Passform: Das Material ist recht elastisch und der Schnitt sportlich körpernah, aber nicht hauteng. Es ist keine kuschelige Jacke, die mit Fleece-Einsätzen Wärme spendet. Sie soll Schutz und Belüftung bieten – für den Kuschelfaktor ist dann die erste Lage zuständig. Doch die Details sind angenehm durchdacht: am Bündchen gibt es einen elastischen Einsatz, so dass der Ärmel gut über den Handschuh gleitet und gleichzeitig fest sitzt. Am Kragen kratzt nichts und er schließt gut am Hals ab. Die Jacke ist natürlich hinten länger geschnitten, aber nicht übertrieben – wer will, der kann noch einen zusätzlichen Spritzschutz ausklappen.
Ich bin die Deflect Reflect bei einem recht breiten Temperaturbereich gefahren und habe jeweils die Schichten drunter auf die Kälte abgestimmt: um die 5°C mit zwei warmen Lagen, bei 10°C mit nur einen dicken Schicht. An wärmeren Tagen (es gab diesen Winter ja einige) habe ich die Ärmel abgezippt. Beim bergauf funktioniert die Belüftung wirklich gut – das hätte ich auf Anhieb bei der Haptik eigentlich nicht erwartet. Dazu ist der Wetterschutz auch wirklich top. Wind weist die Jacke extrem gut ab, 100% wasserdicht ist sie nicht – schon allein, weil durch die kleinen Lasercut-Belüftungslöcher Feuchtigkeit durchdringen kann. Aber bei dem ein oder anderen Schauer im Stadteinsatz hat sie mich trocken gehalten.
Bringt mich zum Einsatzbereich: Ich hatte die Deflect Reflect tatsächlich ständig auf dem Rad an. Beim Biken, beim Rennradeln in diesem Schein-Winter und auch in der Stadt. Positiv beim Mountainbiken ist, dass der Schmutz sich null in die Jacke frisst – allerdings fällt man mit der Ausstrahlung auch im Wald auf. Ich glaube, ich habe ein paar Bike-Kollegen und vielleicht das ein oder andere Reh mit meinem Leuchten erschreckt.
Haltbarkeit
Das Material ist sehr robust und auch super unproblematisch in Sache Schmutz. Die glatte Oberfläche fühlt sich schon so an, als könnte nichts groß dran haften bleiben und so ist es dann auch. Dreck lässt sich einfach abwaschen/spritzen. Bei mir hat sich auch nach einigen Wäschen nichts an der Jacke verändert, weder innen noch außen.
Fazit
Extrem technische Jacke für den Allround-Einsatz: als Weste in der Übergangszeit, als Pendlerteil, als Rennradjacke oder beim Cross- oder MTB-Einsatz mit Schlammschlacht-Gefahr. Die Leuchtkraft ist wirklich enorm, Wasser- und Windschutz sehr gut und die Belüftung sehr durchdacht. Wer ein Leichtgewicht, ein Kuscheloberteil oder einen preiswerten Schutz sucht, sollte aber weiter schauen.
Stärken
- Guter Schutz & gute Belüftung
- Sehr saubere Verarbeitung & viele Details
- Flexibilität
Schwächen
- Kein Leichtgewicht
- Hoher Preis
Weitere Informationen
Webseite: www.alpinestars.com / www.specialized.com
Text & Redaktion: Johannes Herden, Sissi Pärsch | MTB-News.de 2016
Bilder: Johannes Herden, Jens Staudt
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