Das Cape Epic, die Tour de France der Mountainbiker, steht wieder vor der Tür. Längst ist dieser Wettkampf mehr als ein normales Etappenrennen – es ist schon fast ein Mythos. Was sich in der kommenden Woche in Südafrika abspielen wird, ist für die Fans und Zuschauer ein reines Spektakel – und für die Teilnehmer teilweise brutale Tortur. Nicht weniger als 647 Kilometer und 14.950 Höhenmeter bei Hitze und Staub sind für die Biker zu bewältigen. Defekte können über Sieg oder Niederlage entscheiden, wie bei keinem anderen Aufeinandertreffen der besten Marathonbiker der Welt. Kurzum: das Cape Epic ist vielleicht das härteste Etappenrennen der Welt. Ein Überblick.

Die Fakten

Die reinen Zahlen zum Cape Epic klingen hart: 647 Kilometer und 14.950 Höhenmeter auf sieben Etappen und einem Prolog kommen in der nächsten Woche auf die Teilnehmer zu. Die Strecke wurde im Vergleich zu den Vorjahren zwar etwas verkürzt, dafür kamen aber mehr Höhenmeter und, laut Veranstalter, deutlich mehr Singletrailpassagen dazu, sodass die 13. Ausgabe des Absa Cape Epics auf keinen Fall leichter werden dürfte als in den Vorjahren.

Am Sonntag startet die 13. Auflage des Cape Epics.
# Am Sonntag startet die 13. Auflage des Cape Epics. - Gary Perkin/Cape Epic/SPORTZPICS

Am Sonntag starten die 1200 Teilnehmer mit dem Prolog im Weingut Meerendal in das berühmt-berüchtigte Rennen. Während das Auftaktzeitfahren über 26 Kilometer und 800 Höhenmeter noch nicht die höchsten Anforderungen an die Biker stellen wird, folgt am zweiten Tag gleich eine sehr harte Etappe. Die 106 Kilometer und 2300 Höhenmeter von Saronsberg nach Saronsberg haben es schon einmal in sich. Nach dem dritten Tagesabschnitt, ebenfalls ein Rundkurs um Saronsberg, mit 93 Kilometern und 2200 Höhenmetern, folgt am Mittwoch die erste Überführungsetappe nach Wellington, bevor am Donnerstag 73 Kilometer und 1850 Höhenmeter auf dem Plan stehen. Die fünfte Etappe von Wellington nach Boschendal über 93 Kilometer und 2500 Höhenmeter gilt als eine der härtesten Teilstücke des diesjährigen Cape Epics. An den letzten beiden Tagen wartet auf die Biker zuerst ein Abschnitt über 74 Kilometer und 2100 Höhenmeter, bevor es schlussendlich zurück in Richtung Weingut Meerendal geht – über 84 Kilometer und 1200 Höhenmeter.

Auch 2016 wird das Rennen teilweise wieder live im südafrikanischen Fernsehen zu sehen sein. Der Prolog sowie die Abschlussetappe werden über den kompletten Vormittag übertragen.

Alle Höhenprofile und weitere Informationen zur Strecke findet ihr hier.

Die Favoriten

Wer gewinnt 2016 das Cape Epic? – Eine Frage, die alles andere als einfach zu beantworten ist. Zum einen gab es dieses Jahr noch kein Rennen, bei dem alle Top-Fahrer aufeinander getroffen sind, zum anderen spielen beim Cape Epic viele weitere Faktoren eine entscheidende Rolle. Es gibt wohl kaum einen Marathonwettkampf auf diesem Planeten, bei dem sich die Athleten so viele Defekte einfangen. Der trockene Boden, die Dornen und die verblockten und schweren Singletrails sind auch für das Material eine echte Herausforderung. Aus diesem Grund ist auch die Erfahrung der einzelnen Fahrer ein entscheidender Faktor.

Das Cape Epic hat seine eigenen Gesetze.
# Das Cape Epic hat seine eigenen Gesetze. - Nick Muzik/Cape Epic/SPORTZPICS

Und wenn es um Erfahrung geht, kommt man an dem Namen Alban Lakata nicht vorbei. Der amtierende Marathon-Weltmeister vom Topeak Ergon Racing Team will mit seinem tschechischen Partner Kristian Hynek dieses Jahr unbedingt das Cape Epic gewinnen. Nach Platz zwei im Vorjahr gelten die Beiden erstmal grundsätzlich als Favoriten, zumal die Titelverteidiger Jaroslav Kulhavy und Christoph Sauser nicht bzw. nur noch als „Amateure“ am Start stehen. Kulhavy verzichtet komplett auf das Cape Epic, während Sauser mit seinem südafrikanischen Partner Siphosenkosi Madolo ins Rennen startet. Der Schweizer Altmeister hat vergangene Saison seine Karriere beendet und wird deshalb wohl nicht mehr ganz vorne mitmischen, auch wenn ihm die ein oder andere kleine Überraschung zuzutrauen ist. Lakata und Hynek hingegen sollten top fit in die 13. Auflage des Cape Epics starten. Mit Platz 2 beim Andalucia Bike Race vor zwei Wochen, hat das Duo auf jeden Fall schon einmal bewiesen, dass die Form stimmt.

Kristian Hynek von Topeak Ergon gilt mit Alban Lakata als Top-Favorit.
# Kristian Hynek von Topeak Ergon gilt mit Alban Lakata als Top-Favorit. - Nick Muzik/Cape Epic/SPORTZPICS

Eben dort, in Andalusien, siegten Periklis Ilias und Tiago Ferreira, die sich momentan in einer bestechenden Form befinden. Das Duo harmoniert gut und ist auf jeden Fall ein Anwärter auf den Gesamtsieg. Für die griechisch-portugiesische Paarung ist es allerdings die erste Teilnahme am Cape Epic, weshalb ihnen womöglich etwas die Erfahrungswerte des eigenartigen Rennens fehlen.

Das gleiche gilt für das italienische Team Trek-Selle San Marco um Samuele Porro und Damiano Ferraro. Die Beiden bereiteten sich speziell auf das Cape Epic vor und haben in der Vergangenheit schon des Öfteren bewiesen, dass man mit ihnen bei Etappenrennen rechnen muss. Allerdings starten die beiden Italiener ebenfalls zum ersten Mal in Südafrika und können deshalb auf keinen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen.

Den allergrößten Erfahrungsschatz in Sachen Cape Epic wird wohl Karl Platt besitzen. Der Altmeister vom Team Bulls gewann gemeinsam mit Stefan Sahm die Rundfahrt dreimal und wird seitdem in Südafrika als Sportstar gefeiert. Auch dieses Jahr greift der bald 38-jährige nochmal an. Gemeinsam mit Urs Huber will der deutsche Marathon-Meister wieder aufs Podium fahren, nachdem sie letztes Jahr auf Gesamtrang drei finishten.

Mr. Cape Epic Karl Platt führt das Feld an. 2015 wurde er mit Urs Huber Dritter. Was ist dieses Jahr möglich?
# Mr. Cape Epic Karl Platt führt das Feld an. 2015 wurde er mit Urs Huber Dritter. Was ist dieses Jahr möglich? - Nick Muzik/Cape Epic/SPORTZPICS

Auch deren Teamkollegen Tim Böhme und Simon Stiebjahn sollte man nicht außer Acht lassen. Die beiden Deutschen konnten in den vergangen Jahren beim Cape immer wieder positiv auf sich aufmerksam machen, sodass ihnen ebenfalls ein Platz in Podiumsnähe, wenn nicht sogar mehr, zuzutrauen ist.

Aus deutscher Sicht leider nicht am Start stehen wird das Duo Markus Kaufmann und Jochen Käß. Während Kaufmann sich beim Andalucia Bike Race einen Schlüsselbeinbruch zuzog, fällt Käß mit einem Abszess am Sitzfleisch aus. Beide Sportler mussten sich einer Operation unterziehen und können deshalb nicht für das Centurion Vaude Team in die Pedale treten. Nichtdestotrotz bringt die Equipe zwei Mannschaften mit Matthias Pfrommer, Hermann Pernsteiner, Daniel Geismayr und dem Gastfahrer Nicola Rohrbach an den Start. Wie die genaue Teamzusammensetzung sein wird, steht momentan allerdings noch nicht fest.

Jochen Käß (vorne) kann dieses Jahr nicht beim Cape Epic starten.
# Jochen Käß (vorne) kann dieses Jahr nicht beim Cape Epic starten. - Nick Muzik/Cape Epic/SPORTZPICS

Auch Manuel Fumic startet 2016 wieder beim Cape Epic. Mit seinem brasilianischen Teamkollegen Henrique Avancini hat für ihn allerdings die Saisonvorbereitung absolute Priorität. Beim Weltcupauftakt in Cairns am 24. April will der Cannondale-Biker top fit am Start stehen, weshalb er die acht Tage Rennbelastung in Südafrika eher als intensives Training sieht. Die Beiden werden deshalb in der Gesamtwertung wohl eher keine Rolle spielen, doch bei einzelnen Etappen sollte man mit dem Duo rechnen. Ansonsten bleibt das Cross-Country Lager dieses Jahr dem Cape Epic fern. Ausschließlich Fumic und Avancini sind die einzigen Herren aus den Top 20 der aktuellen XC-Weltrangliste, die dieses Jahr bei der Rundfahrt am Start stehen.

Weitere Teams wie CST-Superior um Rudi van Houts und Hans Becking, Wheeler-BiXS-iXS Pro Team um Konny Looser und Martin Gujan, Topeak Ergon 2 um Jeremiah Bishop und Erik Kleinhans und Novus OMX Pro um Martin Gluth und Vize-Europameister Sascha Weber sollte man nicht komplett außer Acht lassen.

Bei den Damen kommt es, wie schon berichtet, zu einer Premiere. Sabine Spitz bestreitet das achttägige Etappenrennen gemeinsam mit der 23-jährigen Ukrainerin Yana Belomoina im Team Sport for Good. Wie sich die deutsche Olympiasiegerin bei ihrer Premiere schlagen wird, bleibt abzuwarten. Die 44-jährige hat aber in der Vergangenheit schon etliche Male bewiesen, dass sie auf der Langdistanz ebenso fit ist wie bei den verhältnismäßig kurzen XC-Rennen.

Die größten Siegchancen dürften aber wohl die Duos Annika Langvad und Ariane Kleinhans sowie Sally Bigham und Adelheid Morath besitzen. Die letztgenannte Paarung konnte schon Ende der vergangenen Saison gemeinsam beim Swiss Epic überzeugen, als sie das Rennen souverän für sich entscheiden konnte – eben vor Langvad und Kleinhans.

Ariane Kleinhans und Annika Langvad: Können sie den Titel 2016 verteidigen?
# Ariane Kleinhans und Annika Langvad: Können sie den Titel 2016 verteidigen? - Foto von Gary Perkin/Cape Epic/SPORTZPICS

Ein Platz auf dem Podium ist auch Hielke Elferink und Elisabeth Brandau zuzutrauen. Vor allem die Deutsche konnte zuletzt beim Cyprus Sunshine Cup mehr als überzeugen, als ihr drei Tagessiege gelangen.

Weitere Informationen zum Cape Epic findet ihr hier.

Text & Redaktion: Tobias Sindlinger

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