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Mit dem MS Mondraker-Team.
Mit dem MS Mondraker-Team. - Foto: Nathan Hughes
Vollgas auf der rutschigen Piste
Vollgas auf der rutschigen Piste - Foto: Nathan Hughes
Im Ziel in Lourdes.
Im Ziel in Lourdes. - Foto: Nathan Hughes
Müde vom langen Flug
Müde vom langen Flug - Foto: Nathan Hughes
Harley-Tour mit Road Manager Chris
Harley-Tour mit Road Manager Chris
Markus in Cairns
Markus in Cairns
Pressekonferenz in Leogang
Pressekonferenz in Leogang

Hallo, liebe MTB-News.de Leser! Gleich mal vorab ein großes Danke für die Kommentare, die ich immer bekomme. Das ist heutzutage nicht mehr selbstverständlich, dass man sich die Zeit nimmt und einen Blog bis zum Ende durchliest. Damit meine Blogs besser werden, könnt ihr mir gerne auch schreiben was ihr z. B. noch genauer von einem Rennwochenende wissen wollt. Ich versuche dann in Zukunft darauf einzugehen und euch die Sachen dann liefern! Mit zwei Weltcups in der Tasche und drei Wochen auf Reise mit dem Team hab ich nun einiges zu erzählen.

World Cup #1 – Lourdes

Begonnen hat der Weltcup heuer wieder im malerischen Lourdes, wobei sich das Wetter nicht von seiner besten Seite zeigte. Fast frostige Temperaturen am Morgen, das Aufwärmen wurde zur wichtigsten Aktivität am Tag und die Reifen fühlten sich auf den nassen Steinen an, als hätten sie ein paar Jahre in der Sonne gestanden, bevor sie auf mein Bike gekommen sind. Die meisten von euch haben wohl die Videos aus den Trainings gesehen, und die ersten Fahrten waren wirklich eher ein Versuch, ohne Sturz die Strecke runterzukommen als an Rennspeed zu denken.

Mit dem MS Mondraker-Team.
# Mit dem MS Mondraker-Team. - Foto: Nathan Hughes

Ich muss sagen, dass ich mich im Training ganz gut schlug, ich hatte mich, mein Bike und die Strecke im Griff und eine Menge Spaß im Wallfahrtsort! Einzig die Steilstelle, wo ich mich letztes Jahr schwer verletzt hatte, war alles andere als lustig. Ich sah, wie sich vor mir die Leute sich links und rechts von der Strecke verabschiedeten weil es teilweise fast unfahrbar war!

Ich hatte wirklich ein wenig Angst, konnte mich kann aber beruhigen – ich dachte mir, wenn ich mit Körperspannung am Bike sitze und die Sache konzentriert angehe, kann mir nichts passieren. So war es dann auch, und ich hatte bis auf die Überlegung, dass ich im Rennlauf nicht das allerletzte Risiko an dieser Stelle auspacke, keine Probleme mehr mit diesem Abschnitt!

Die Qualifikation stand an, und beim ersten Rennen geht man einfach mit einem großen Fragezeichen an den Start. Vom Timed Training wusste ich, dass ich nicht so schlecht dabei bin – das hat allerdings manchmal sehr wenig Aussagekraft, vor allem bei diesem April-Wetter in Lourdes. Im Halbstunden-Takt wechselte es von Sonnenschein zu Regen und wieder zurück. Viele Leute wechselten immer wieder von Schlamm zu Trockenreifen und zurück, hatten aber immer das falsche Timing und somit zur falschen Zeit den falschen Reifen drauf. Ich blieb bei meinem Minion DHR 2 und hatte ganz guten Gripp, soweit man das so nennen kann. Im Grunde war es zwischendurch wirklich wie Eislaufen und eine 50:50 Sache, ob man bei einer Stelle fein durchkam.

Es gelang mir dann ein fast fehlerfreier Qualilauf, und als im Ziel Platz 16 aufleuchtete war ich sehr, sehr erleichtert! Hätte ich gewusst, dass sich dieses Gefühl in den nächsten drei Wochen nicht mehr einstellen wird, hätte ich den Moment noch mehr genossen. Nach der Verletzung und der durchwachsenen Saison 2015 war das echt echt cooler und zufriedenstellender Auftakt für mich!

Vollgas auf der rutschigen Piste
# Vollgas auf der rutschigen Piste - Foto: Nathan Hughes

Kurz nach der Quali ging es aber sofort zum Trackwalk, es waren 20 Grad und Sonnenschein für den Renntag angesagt. Somit galt es umzudenken, denn die Strecke würde sich am Renntag ganz anders präsentieren. So war es dann auch: strahlender Sonnenschein, zigtausende Zuschauer, eine brutale Strecke, Downhillerherz, was willst du mehr!

Ich freute mich sehr auf das Rennen und erwischten einen super Start, an meiner Sturzstelle nahm ich dann doch zu viel Speed raus und ich denke, das war im Nachhinein ein Fehler. Entweder man fährt ein Rennen mit Überzeugung von Start bis Ziel oder nicht. Bis zu dieser Stelle fuhr ich kompromisslos meine Linie und zog voll durch. Nach meiner „Gedankenbremse“ erwischte ich dann kaum mehr eine Kurve so wie es sich gehört und ich kam einfach nicht mehr in die Gänge. Saß dann zu weit hinten am Bike – und somit kam am Ende nicht mehr als Platz 34 heraus!

Im Ziel in Lourdes.
# Im Ziel in Lourdes. - Foto: Nathan Hughes

Das Gute an der Sache: Es lag nicht am Wetter, es lag nicht am Bike, nicht am Mechaniker und nicht an sonst irgendwas, sondern ganz einfach an mir! Ich hatte das ganze Wochenende in meinem Rahmen perfekt gearbeitet. Nur die letzten zwei Minuten des Rennlaufs kann ich mir ankreiden lassen und daran kann ich arbeiten! Gesamt lag ich nach diesem Rennen auf Platz 27, um Welten besser als letztes Jahr und ich konnte die Weiterreise motiviert antreten.

Des Weiteren konnte ich eine andere interessante Sache feststellen. In einem anderen Onlinemagazin, welches bis vor Kurzem noch qualitativ gute Druckausgaben hervorbrachte, reicht ein Top 20 Platz in einer Quali nicht aus, um erwähnt zu werden. Da muss man zuerst die Geldtasche öffnen, um seinem Platz auf dem Bildschirm zu bekommen. Das musste ich erst mal schlucken…

World Cup #2 – Cairns

Gleich nach dem Auftakt in Lourdes ging es mit dem Teambus nach München zum Flughafen. Die 1800 km merkt man mit unserem Tourbus kaum. Man kann schlafen, essen, PlayStation spielen und hat jede Menge Zeit, um über alles Mögliche zu diskutieren.

Müde vom langen Flug
# Müde vom langen Flug - Foto: Nathan Hughes

Gehen die üblichen Gesprächsthemen aus, kommen Fragen auf, die zum Beispiel wie folgt lauten: Gesetzt der Fall, dass der Teambus Lichtgeschwindigkeit fährt, und unser Road Manager Chris schaltet das Licht ein – kann man dann den Lichtkegel erkennen? Um dieser leidigen Frage endlich ein Ende zu setzen, bitte ich Euch liebe Leute vom Forum um Hilfe… ;-)

Reisezeit München-Cairns (Haustüre) 36 h, keine weitere Beschreibung notwendig. Cairns, 36 Grad, Traumstrand, Traum-Appartement, Wake-Boarden, Harley fahren, Urlaubsstimmung. Manchmal bekommt man als Sportler sehr viel Gutes im Leben zurück, ich weiß das zu schätzen und genieße dann diese Zeit umso mehr. Urlaubsstimmung hin oder her, ich versuchte mich so schnell wie möglich an die Gegebenheiten zu gewöhnen. Hohe Temperaturen, Luftfeuchtigkeit immer über 70 % und der Körper öffnet die Poren wie in einer Sauna.

Harley-Tour mit Road Manager Chris
# Harley-Tour mit Road Manager Chris

Wir hatten einige Tage bis zum ersten Training auf der Strecke. Mit Laufen und Krafttraining konnte ich so meinen Körper gut an die so ungewöhnlichen Bedingungen gewöhnen. Das Wetter in Cairns ist in dieser Zeit nicht wirklich vorhersehbar: Heftige Regenschauer gefolgt auf Sonne und Wind, man kann einfach hoffen, dass man im Rennlauf Glück hat und einen guten Wetter-Spot erwischt!

Die Strecke war zu 100 % dieselbe wie 2014. Wirklich, so was habe ich noch nie erlebt: es waren nicht einmal irgendwelche Wurzeln oder ein paar Steine weg – es war, als würde man um zwei Jahre zurückversetzt. Das Training begann dann gleich mal mit einer zweistündigen Verspätung. An der schnellen Triple-Double-Triple-Kombination im oberen Teil hatte sich leider drei Junioren verletzt. Da aufgrund des Wetters ein Hubschraubereinsatz nicht möglich war, mussten die Verletzten von der Strecke getragen und über die Shuttle Strecke abtransportiert werden. Manche Veranstalter agieren wirklich stümperhaft und da kann man nur hoffen, dass man ohne grobe Verletzungen durchs Wochenende kommt. Hauptsache, die Show passt…

Nun habe ich ein Beispiel für euch, wie sehr einem der Kopf im Rennsport etwas durcheinanderbringen kann: Beim Trackwalk hatte ich genau meine Linie für den Rockgarden, ich wusste wo ich fahren werde, egal ob es jetzt trocken sein wird oder regnen sollte. Es hat dann geregnet, aber ich habe in der ersten Trainingsfahrt gleich mit voller Konzentration den Rockgarden genommen und bin wie auf Schienen durch. Ein Fotograf meinte, es war der „Yolo Run“ schlechthin. Dann sprach ich mit David Trummer und Manuel Gruber, und die meinten: der Rockgarden sei so rutschig, dass jeder stürzen würde. Im zweiten Run fuhr ich dann nicht mehr so überzeugt und ich tat mich schon schwerer. Im dritten Lauf bin auch ich dann gestürzt. So schnell kann es gehen und man ist in einer Sektion nicht mehr so locker. Aber ich konnte schnell umschalten, hatte das ganze restliche Wochenende eigentlich keine großen Probleme mehr damit und kam immer schnell durch!

Markus in Cairns
# Markus in Cairns

Für die Quali war ich eigentlich sehr zuversichtlich, aber mehr als Platz 41 schaute nicht heraus. Danach war ich mit Danny Hart nochmal auf einen Trackwalk – ich war auf den selben Linien wie Danny unterwegs, der sich auf Rang 7 qualifiziert hatte aber halt einfach zu langsam. Für den finalen Samstag nahm ich mir vor, einfach von der ersten Trainingsfahrt an volle Attacke zu gehen. Das funktionierte sehr gut und ich war aggressiv für das Rennen. Ich probierte noch mehr raus zu holen, schaffte es aber leider nicht einen fehlerfreien lauf runterzubringen, und bei der Fahrerdichte, die herrscht, schaute am Ende der 37. Rang raus.

Wenn man den ganzen Winter gezielt und konzentriert arbeitet, und nach zwei Rennen mit den Plätzen 34 und 37 nach Hause fährt, gibt einem das natürlich zu denken. Ich versuche das jetzt genau zu analysieren und die richtigen Hebel zu bewegen, um bei den nächsten Rennen weiter vorne zu landen. Generell sieht es um uns deutschsprachigen Fahrern nicht sehr rosig aus im Vergleich zu den Franzosen, Briten und Australiern. Bei denen können die Großen auslassen und bumm – sind schon wieder ein, zwei andere da, die aufs Podium fahren. Nach dem Rennen saß ich noch mit Danny Hart, Brendog und Andrew Neethling zusammen. Danny war auch nicht wirklich happy mit Platz 11, kaum eine Sekunde vom Podium entfernt, Neethling war knapp vor mir und Brendog etwas hinter mir. Ist dann spannend zu sehen, dass wirklich viele im Moment zu kämpfen haben, obwohl sie alles geben.

Ich denke, dass der Downhillsport mittlerweile auf einem neuem Level ist: Es gibt sicher 20-30 Leute mehr, die jetzt den Speed für Top 10 oder Top 20 haben. Das macht es für den Sport und die Zuseher natürlich sehr interessant und für uns Sportler nochmals um eine Ecke härter. Der Sport ist so professionell geworden, jeder ist topfit und hat gutes Material. Es geht nicht mehr darum, dass man einen sauberen Lauf runter bekommt, es geht darum, dass man jede Kurve mit 100 % erwischt und überall, wo es nur geht, den Speed mitnimmt. Ich war knappe 10 Sekunden hinter Platz 1 und wurde 37zigster – auf derselben Strecke vor zwei Jahren wurde man mit 10 Sekunden Rückstand Siebter! (man muss aber auch erwähnen, dass es 2014 sehr tief und langsamer war – das zieht das Feld mehr auseinander)

Für mich geht es jetzt mal nach Hause, um dann am nächten Wochenende den iXS European Cup in Slovenien in Angiff zu nehmen. Das wird ein sehr wichtiges Rennen für mich, denn die beiden Weltcups haben doch deutlich gezeigt, dass ich noch 2-3 % auf die Besten der Welt zulegen muss. Die Übertragungen auf Redbull.tv hatte ein sehr hohes Niveau und die insgesamt vier Zwischenzeiten machen es leichter festzustellen, wo man Zeit gewinnt oder verliert.

Zu guter letzt möchte hier noch kurz die Chance nutzen, um auf mein Trainingscamp mit dem Salzburger Hof in Leogang hinzuweisen. Folgt dem Link – hier könnt ihr einen Platz im Camp plus Übernachtung im Hotel gewinnen! Ich freu mich schon sehr darauf, eventuell mit einem Forumsuser ein lässiges Wochenende im Bikepark Leogang zu verbringen.

Pressekonferenz in Leogang
# Pressekonferenz in Leogang

Für jene, die nicht auf ihr Glück vertrauen, geht’s hier zur Anmeldung fürs Camp.

Euer Markus

Text: Markus Pekoll | Fotos: Nathan Hughes, Markus Pekoll
  1. benutzerbild

    Deleted 101478

    dabei seit 12/2015

    @Mettwurst82
    hast du auch wieder recht !
  2. benutzerbild

    westender

    dabei seit 12/2015

    Achtung Sarkasmus, also: einfach top10 fahren, dann kostet auch die coverage nix ;-)

  3. benutzerbild

    Pilatus

    dabei seit 05/2003

    Schöner Bericht, Danke dafür!
    Warum hast du nicht den Shorty als Intermediate Reifen genommen?

  4. benutzerbild

    felixh.

    dabei seit 07/2004

    Super Bericht. Viel Glück bei den nächsten Rennen.

  5. benutzerbild

    _nico_03

    dabei seit 09/2014

    Tja, sogar die DIRT ist käuflich...schon traurig.

    Aber ansonsten, sehr geiler Bericht und viel Glück beim nächsten Rennen!

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