Tipp: du kannst mit der Tastatur blättern
Kiruna, hier wird die Stadt verschoben!
Kiruna, hier wird die Stadt verschoben!
Unglaublich aber war, wegen zwei riesigen Erzbergen wo hochwertiges Eisenerz abgebaut wird, muss die Stadt Kiruna um 5 km nach Osten verschoben werden. Ansonsten droht der Einbruch durch die Erde.
Unglaublich aber war, wegen zwei riesigen Erzbergen wo hochwertiges Eisenerz abgebaut wird, muss die Stadt Kiruna um 5 km nach Osten verschoben werden. Ansonsten droht der Einbruch durch die Erde.
Per Anhalter nach Abisko... Die Bahn transportiert in Schweden keine Fahrräder, doch dank zwei netten Gastarbeitern aus Polen konnten wir unsere Tour pünktlich am nördlichen Ende des Kungsleden starten.
Per Anhalter nach Abisko... Die Bahn transportiert in Schweden keine Fahrräder, doch dank zwei netten Gastarbeitern aus Polen konnten wir unsere Tour pünktlich am nördlichen Ende des Kungsleden starten.
Zwischendurch zeigt sich der Kungsleden von seiner schönsten Seite. Die flowigen Abschnitte lassen bei uns eine Riesenfreude aufkommen.
Zwischendurch zeigt sich der Kungsleden von seiner schönsten Seite. Die flowigen Abschnitte lassen bei uns eine Riesenfreude aufkommen.
kungsleden 7 lowres
kungsleden 7 lowres
Bereits am zweiten Tag kommt der Flow ins Stocken. Der steile Aufstieg zum Tjäktja-Pass verlangt viel von uns ab. Schon früh an diesem Tag überqueren wir kleine Schneefelder. Je näher der Pass rückt, desto grösser werden die Schneeflächen.
Bereits am zweiten Tag kommt der Flow ins Stocken. Der steile Aufstieg zum Tjäktja-Pass verlangt viel von uns ab. Schon früh an diesem Tag überqueren wir kleine Schneefelder. Je näher der Pass rückt, desto grösser werden die Schneeflächen.
Mit dem Ziel vor Augen und der Hoffnung, dass der Downhill auf der anderen Bergseite nicht ganz so weiss ist, stapfen wir in Richtung Tjaktja-Schutzhütte.
Mit dem Ziel vor Augen und der Hoffnung, dass der Downhill auf der anderen Bergseite nicht ganz so weiss ist, stapfen wir in Richtung Tjaktja-Schutzhütte.
Nichts geht über eine gute Verpflegung, Knäckebrot und Rentierfleisch gehören schon zur Standardverpflegung, der Gipfelwein fehlt uns leider.
Nichts geht über eine gute Verpflegung, Knäckebrot und Rentierfleisch gehören schon zur Standardverpflegung, der Gipfelwein fehlt uns leider.
Weitblicke sind schön, doch lassen sie die bösen Vorahnungen auch Tatsache werden. Nass, nässer, am nässesten!
Weitblicke sind schön, doch lassen sie die bösen Vorahnungen auch Tatsache werden. Nass, nässer, am nässesten!
Durch die Schneefelder blockieren die Räder oft und das Schieben wird noch mehr zur Qual. Buckelt man das Bike, wird man von oben herab durchnässt.
Durch die Schneefelder blockieren die Räder oft und das Schieben wird noch mehr zur Qual. Buckelt man das Bike, wird man von oben herab durchnässt.
Mal ist es der Eine, mal ist es der Andere, die Motivation kommt teils bereits ein wenig ins Schwanken.
Mal ist es der Eine, mal ist es der Andere, die Motivation kommt teils bereits ein wenig ins Schwanken.
Schnee und Wasser, so weit das Auge reicht. Jeden Tag sind die Füsse nach wenigen Metern wieder nass. Frowin schafft es mit Abstand am längsten, seine Füsse jeweils trocken zu halten. Aber auch er wird jeden Tag von der Nässe eingeholt.
Schnee und Wasser, so weit das Auge reicht. Jeden Tag sind die Füsse nach wenigen Metern wieder nass. Frowin schafft es mit Abstand am längsten, seine Füsse jeweils trocken zu halten. Aber auch er wird jeden Tag von der Nässe eingeholt.
Kilometerweise Schnee stellt sich uns in den Weg. Auch das Wetter zeigt sich inzwischen von seiner schlechtesten Seite!! Wind und Regen versüßen uns die Angelegenheit.
Kilometerweise Schnee stellt sich uns in den Weg. Auch das Wetter zeigt sich inzwischen von seiner schlechtesten Seite!! Wind und Regen versüßen uns die Angelegenheit.
Weil weiter oben der Fluss noch gefroren ist müssen wir hier überqueren. Wassertemperatur nahe am Gefrierpunkt! Michis Füsse tauen erst am Abend im Schlafsack wieder auf.
Weil weiter oben der Fluss noch gefroren ist müssen wir hier überqueren. Wassertemperatur nahe am Gefrierpunkt! Michis Füsse tauen erst am Abend im Schlafsack wieder auf.
Es werde Licht im Plumsklo. Welche WCs sind wohl noch frei?
Es werde Licht im Plumsklo. Welche WCs sind wohl noch frei?
Krisensitzung!! Leider kommen wir nicht im geplanten Tempo voran. Zu wenige Kilometer und zu lange Tage ist unser Fazit nach den drei Tagen im Schnee.
Krisensitzung!! Leider kommen wir nicht im geplanten Tempo voran. Zu wenige Kilometer und zu lange Tage ist unser Fazit nach den drei Tagen im Schnee.
Wir verlieren an Höhe und verlassen somit auch den Schnee. Die verblockten Wege bleiben aber eine grosse Herausforderung.
Wir verlieren an Höhe und verlassen somit auch den Schnee. Die verblockten Wege bleiben aber eine grosse Herausforderung.
Wunderschöne endlose Weiten präsentieren sich uns hier im Lappland. Der Weg ist das Ziel.
Wunderschöne endlose Weiten präsentieren sich uns hier im Lappland. Der Weg ist das Ziel.
Richtig dunkel wird es hier im hohen Norden in den Sommermonaten praktisch nie, trotzdem brauchen wir Licht um voran zu kommen.
Richtig dunkel wird es hier im hohen Norden in den Sommermonaten praktisch nie, trotzdem brauchen wir Licht um voran zu kommen.
So idyllisch wie es aussehen mag, die Mücken fanden es auch ganz gemütlich bei unseren Biwaks.
So idyllisch wie es aussehen mag, die Mücken fanden es auch ganz gemütlich bei unseren Biwaks.
Hunderte Rentiere, welche den Berg hoch springen. Nebst den Lemmingen, einer Schneeeule und den vielen Mücken eine weitere Fauna-Attraktion welche uns positiv überrascht.
Hunderte Rentiere, welche den Berg hoch springen. Nebst den Lemmingen, einer Schneeeule und den vielen Mücken eine weitere Fauna-Attraktion welche uns positiv überrascht.
Während unserem alltäglichen Kartenstudium werden verschiedenste Köstlichkeiten zu uns genommen.
Während unserem alltäglichen Kartenstudium werden verschiedenste Köstlichkeiten zu uns genommen.
Sonnenschein begleitet uns beim Überqueren des Akkajaure. Der Kungsleden geht auf der anderen Seite mit coolen Trails weiter. Heute ist ein Glückstag.
Sonnenschein begleitet uns beim Überqueren des Akkajaure. Der Kungsleden geht auf der anderen Seite mit coolen Trails weiter. Heute ist ein Glückstag.
Frühstart Richtung Jokkmokk! Der Tag wird lang und verspricht nichts Gutes. „The river has staken the bridge“ - hieß es noch in der Nacht von unserem Hüttenwart.
Frühstart Richtung Jokkmokk! Der Tag wird lang und verspricht nichts Gutes. „The river has staken the bridge“ - hieß es noch in der Nacht von unserem Hüttenwart.
Am frühen Morgen geht es sehr einfach voran. Wenige Mücken bringen gute Stimmung!
Am frühen Morgen geht es sehr einfach voran. Wenige Mücken bringen gute Stimmung!
Flussüberquerungen gehören zum täglich Brot hier in Schweden.
Flussüberquerungen gehören zum täglich Brot hier in Schweden.
Nasse Füsse sind wir ja gewohnt.
Nasse Füsse sind wir ja gewohnt.
Selbst das Essen machen uns die Mücken nicht gerade einfach.
Selbst das Essen machen uns die Mücken nicht gerade einfach.
Die letzten Kilometer zur lang ersehnten Strasse führen uns auf den Spuren der Rentiere.
Die letzten Kilometer zur lang ersehnten Strasse führen uns auf den Spuren der Rentiere.

Frowin, Marcel und Michi wollen den Weitwanderweg Kungsleden mit dem Mountainbike bestreiten, fast 500 km in zehn Tagen stehen nach der Planung auf dem Programm – doch es sollte alles ganz anders kommen. Michael Gerber berichtet für uns von einem denkwürdigen Trail-Abenteuer im Fjäll.

Tag 1: Kiruna – Alesjaure

Da sitzen wir nun, drei Freunde, mit unseren Bikes und zwei polnischen Gastarbeitern, die uns freundlicherweise mit ihrem Bus mitnehmen. Wir sind auf dem Weg von Kiruna nach Abisko, dem Startpunkt unserer Reise. Die zwei Jungs gehen fischen, wir drei gehen biken. Aber von Anfang an…

Vor einem Jahr hatten wir die Idee, den Weitwanderweg Kungsleden, 498 Kilometer, in zehn Tagen zu befahren. Wir, Frowin, Marcel und Michi, Bike-Enthusiasten, die abseits der täglichen Routine ein wenig Abenteuerluft schnuppern wollten. Der Plan war schnell gefasst, es folgten Kartenstudium, intensive Trainingstage (man wollte schliesslich fit sein) und all die restlichen Reisevorbereitungen, die es eben so braucht. Ende Juli ging es dann endlich nach Kiruna, die nördlichste Stadt in Schweden.

Kiruna steht auf Eisen. Unter Kiruna im Erdreich liegt das beste Eisenerz Europas. Ohne Eisen kein Kiruna! Alle, die hier leben, sind abhängig vom Erzabbau. Aber das intensive Schürfen hat den Boden instabil werden lassen. In den nächsten Jahren muss Kiruna umziehen, sonst werden Teile der Stadt einstürzen. Die ersten Häuser sind bereits abgebrochen und das neue Gemeindehaus befindet sich bereits im Bau – fünf Kilometer östlich. Dort entsteht das „neue“ Kiruna.

Der Kungsleden beginnt aber nicht in Kiruna, sondern in Abisko. Und weil wir unsere Bikes nicht mit dem Zug transportieren durften, waren wir nun auf die Hilfe unserer polnischen Freunde angewiesen.

Kiruna, hier wird die Stadt verschoben!
# Kiruna, hier wird die Stadt verschoben!
Unglaublich aber war, wegen zwei riesigen Erzbergen wo hochwertiges Eisenerz abgebaut wird, muss die Stadt Kiruna um 5 km nach Osten verschoben werden. Ansonsten droht der Einbruch durch die Erde.
# Unglaublich aber war, wegen zwei riesigen Erzbergen wo hochwertiges Eisenerz abgebaut wird, muss die Stadt Kiruna um 5 km nach Osten verschoben werden. Ansonsten droht der Einbruch durch die Erde.
Per Anhalter nach Abisko... Die Bahn transportiert in Schweden keine Fahrräder, doch dank zwei netten Gastarbeitern aus Polen konnten wir unsere Tour pünktlich am nördlichen Ende des Kungsleden starten.
# Per Anhalter nach Abisko... Die Bahn transportiert in Schweden keine Fahrräder, doch dank zwei netten Gastarbeitern aus Polen konnten wir unsere Tour pünktlich am nördlichen Ende des Kungsleden starten.

Am späten Nachmittag in Abisko angekommen, kann es so richtig los gehen. Wir wollen heute noch das erste Stück des Kungsleden befahren und Alesjaure erreichen. Ein tolles Gefühl, nach intensiver Vorbereitung endlich auf dem Bike zu sein. Wobei das gute Gefühl nicht allzu lange anhält. Oft haben wir in der Vorbereitung technische Trails befahren und das war, wie sich jetzt zeigt, auch bitter nötig gewesen. Auf dem Kungsleden, technisch äusserst anspruchsvoll, muss man sich mit dem Bike jeden Meter hart erarbeiten.

Mit Flussüberquerungen, Sümpfen, viel Wasser und den schmalen, rutschigen Holzplanken zeigt der Kungsleden bereits am ersten Tag sein wahres Gesicht und wir sind froh, als wir unsere Unterkunft in Alesjaure erreichen.

Tag 2: Alesjaure – Sälka

Drei Uhr morgens in Alesjaure: Wir versuchen uns in der Hütte für die bevorstehenden Tage ein wenig zu erholen. Alles schläft, als Marcel von einem dringenden Bedürfnis geweckt wird. Zimmertüre auf und… Stopp! Auf dem Gang patroulliert ein Hund, der mit Marcels Plan, das Zimmer kurz zu verlassen, offensichtlich nicht einverstanden ist. Wie der liebevolle Nachbarshund sieht er nicht gerade aus. Der zweite Versuch, eine halbe Stunde später das Zimmer zu verlassen, misslingt aus demselben Grund. Marcel gibt den Plan mit dem Toilettengang auf und übt sich für den Rest der Nacht in Körperbeherrschung.

Ein neuer Tag bricht an. Auf dem Trail bestätigt sich unser gestriger Eindruck. Eine gute Linie durch den mit Steinen besetzten Weg zu finden ist anspruchsvoll und kräftezehrend. Mit jedem Höhenmeter kommt nun auch immer mehr Schnee dazu. Wir müssen bereits am zweiten Tag unseres Abenteuers die Bikes schieben und tragen – für die kommenden Tag schwant uns Böses.

Mittagshalt auf dem Tjäktja-Pass. Endlich was zu Essen, auch wenn es nur Knäckebrot mit Würstchen ist, die unsere Bäuche füllen. Die Vorfreude auf die anstehende Abfahrt lässt das Essen gleich doppelt so gut schmecken. Doch Schnee und Wasser trüben das Abfahrtserlebnis erheblich und die Bedingungen bessern sich auch auf dem Weg aus dem Tal hinaus nicht merklich. Jede Pedaldrehung kostet Kraft und ständig sinken wir tief in den Schnee ein. Zu allem Übel befinden sich unter dem Schnee versteckt oft kleine Tümpel und Bäche und wir spüren, dass unsere Füsse die nächsten Tage wohl nicht mehr trocken werden. Acht Stunden sind wir an diesem Tag unterwegs, nur eine davon im Sattel.

Zwischendurch zeigt sich der Kungsleden von seiner schönsten Seite. Die flowigen Abschnitte lassen bei uns eine Riesenfreude aufkommen.
# Zwischendurch zeigt sich der Kungsleden von seiner schönsten Seite. Die flowigen Abschnitte lassen bei uns eine Riesenfreude aufkommen.
kungsleden 7 lowres
# kungsleden 7 lowres

Etwas Gutes hat das langsame Vorankommen: Wir können unseren Blick schweifen lassen und geniessen die atemberaubende Landschaft und die von Menschen unberührte Natur. Wildnis – so weit das Auge reicht!

Am Abend wollen wir bei einem Besuch in der Sauna entspannen und gleichzeitig die lokalen Gebräuche pflegen. Muskellockerung mit Lokalkolorit, sozusagen. Doch wir sind offenbar nicht die Einzigen mit dieser Idee und so finden wir die Sauna hoffnungslos überfüllt vor, auch eine Stunde später sieht es noch nicht besser aus. Also verschieben wir den Saunabesuch auf nach dem Abendessen. Zu unserem Schrecken scheint die Sauna rund um die Uhr voll belegt zu sein, und so quetschen wir uns beim dritten Versuch einfach irgendwo dazwischen. Den Wellness-Teil des Tages hatten wir uns anders vorgestellt.

Tag 3: Sälka – Hukejaure

Schnee soweit das Auge reicht, Seen die mit Eis bedeckt sind, und zu allem Übel auch noch starker Regen. Der schwedische Sommer hatte dieses Jahr definitiv noch nicht begonnen. Dass wir einen Fluss überqueren müssen, macht die Sache nicht besser. Aber uns bleibt keine Wahl. Also raus aus den Schuhen und rein ins kalte Wasser. Die Minuten im Eiswasser fühlen sich wie Stunden an und erst am Abend, als wir schon in unseren Schlafsäcken liegen, kehrt das Gefühl in unsere Zehen zurück. Nach und nach erfahren wir, dass es sich hier im Fjäll, der schwedischen Hochebene, um den kältesten Sommer seit 60 Jahren handelt. Kombiniert mit dem schneereichsten Spätwinter seit Beginn der Aufzeichnungen ergibt das für uns eine denkwürdig schlechte Ausgangslage. Auch heute schieben wir mehr als dass wir fahren und auch das nur mit Mühe, da die aufgeweichte Schneedecke uns bei jedem Schritt einsinken lässt. An diesem Tag, rückblickend wohl dem strengsten unserer Reise, ist niemandem zum Lachen zumute. Wir sind froh, als wir die urige Hütte in Hukejaure erreichen und uns aus unseren nassen Kleidern schälen können. Auch wenn es keiner von uns ausspricht, auf die Erlebnisse des dritten Tages hätten wir wohl alle verzichten können.

Bereits am zweiten Tag kommt der Flow ins Stocken. Der steile Aufstieg zum Tjäktja-Pass verlangt viel von uns ab. Schon früh an diesem Tag überqueren wir kleine Schneefelder. Je näher der Pass rückt, desto grösser werden die Schneeflächen.
# Bereits am zweiten Tag kommt der Flow ins Stocken. Der steile Aufstieg zum Tjäktja-Pass verlangt viel von uns ab. Schon früh an diesem Tag überqueren wir kleine Schneefelder. Je näher der Pass rückt, desto grösser werden die Schneeflächen.

Tag 4: Hukejaure – Ritsem

Post ist da! Im Auftrag der Hüttenwartin von Hukejaure überbringen wir nach der ersten flowigen Abfahrt unserer Reise einen Brief in die nächste Hütte. Postverteilung wie zu alten Zeiten bei gutem Wetter und tollem Singletrail. So macht es Spass, durch das schwedische Fjäll zu fahren.

Nach den ersten Tagen, geprägt von Schnee, Eis und unseren Flüchen, werden wir heute endlich mit fahrbaren Trails und einigermassen gutem Wetter belohnt. Auch wenn die Bedingungen immer noch anspruchsvoll, das Vorankommen auf den technischen, verblockten Trails anstrengend ist, im Vergleich zu den vergangenen Abschnitten haben wir heute erstmals das Gefühl, auf statt nur mit und neben dem Bike unterwegs zu sein. Immer wieder sehen wir Rentiere, Schneeeulen und Lemminge. Die Eindrücke der Natur lassen uns die Anstrengung jeweils für einige Momente vergessen.

Mit dem Ziel vor Augen und der Hoffnung, dass der Downhill auf der anderen Bergseite nicht ganz so weiss ist, stapfen wir in Richtung Tjaktja-Schutzhütte.
# Mit dem Ziel vor Augen und der Hoffnung, dass der Downhill auf der anderen Bergseite nicht ganz so weiss ist, stapfen wir in Richtung Tjaktja-Schutzhütte.
Nichts geht über eine gute Verpflegung, Knäckebrot und Rentierfleisch gehören schon zur Standardverpflegung, der Gipfelwein fehlt uns leider.
# Nichts geht über eine gute Verpflegung, Knäckebrot und Rentierfleisch gehören schon zur Standardverpflegung, der Gipfelwein fehlt uns leider.
Weitblicke sind schön, doch lassen sie die bösen Vorahnungen auch Tatsache werden. Nass, nässer, am nässesten!
# Weitblicke sind schön, doch lassen sie die bösen Vorahnungen auch Tatsache werden. Nass, nässer, am nässesten!

Doch weder die verbesserten Bedingungen noch die schwedische Fauna können darüber hinwegtäuschen, dass uns die ersten Tage auf dem Kungsleden weit mehr Kraft und Zeit gekostet haben, als wir ursprünglich eingerechnet hatten. Trotz guter Stimmung schleichen sich erste Zweifel in unsere Gedanken. Wir alle wissen, dass der Zeitplan nicht mehr zu schaffen ist. Wir verdrängen diesen Gedanken so gut es eben geht und lassen diesen Tag in einer – man höre und staune – leeren Sauna ausklingen.

Tag 5: Ritsem – Sitojaure

Mit viel Vorsicht laden wir unsere Bikes in den Reisebus. Wir müssen den Stora Sjöfallets – Nationalpark umfahren, in dem das Biken seit dem Sommer 2015 nicht mehr erlaubt ist. Nach knapp zwei Stunden im Bus wechseln wir das Transportmittel und steigen auf die Fähre nach Saltoluokta um. Unsere Bikes werden von riesigen Händen umfasst und auf die kleine Fähre gehievt. Alle drei Bikes gleichzeitig, wohlgemerkt. Der zu den Händen gehörende Fährmann ist ein Baum von einem Mann. Im Gegensatz zu uns macht er sich beim Handling der Bikes ganz offensichtlich keine Sorgen um unsere teuren Carbonrahmen.

Von Saltoluokta führt uns ein guter Singletrail nach Sitojaure. Für einmal kommen wir richtig gut voran und schaffen unser Tagessoll ohne viel Mühe. Doch was wäre ein Tag auf unserer Expedition ohne Ärgernis? In Sitojaure scheinen sich sämtliche Stechmücken Schwedens versammelt zu haben und so lassen wir das erfrischende Bad im See ausnahmsweise aus. Glücklich, im Besitz von Moskitonetzen zu sein, lassen wir den Tag Revue passieren. Früh legen wir uns schlafen, denn wir wollen verlorene Zeit wieder wettmachen, indem wir, die Mitternachtssonne nutzend, bereits um drei Uhr morgens die nächste Etappe in Angriff nehmen.

Durch die Schneefelder blockieren die Räder oft und das Schieben wird noch mehr zur Qual. Buckelt man das Bike, wird man von oben herab durchnässt.
# Durch die Schneefelder blockieren die Räder oft und das Schieben wird noch mehr zur Qual. Buckelt man das Bike, wird man von oben herab durchnässt.
Mal ist es der Eine, mal ist es der Andere, die Motivation kommt teils bereits ein wenig ins Schwanken.
# Mal ist es der Eine, mal ist es der Andere, die Motivation kommt teils bereits ein wenig ins Schwanken.
Schnee und Wasser, so weit das Auge reicht. Jeden Tag sind die Füsse nach wenigen Metern wieder nass. Frowin schafft es mit Abstand am längsten, seine Füsse jeweils trocken zu halten. Aber auch er wird jeden Tag von der Nässe eingeholt.
# Schnee und Wasser, so weit das Auge reicht. Jeden Tag sind die Füsse nach wenigen Metern wieder nass. Frowin schafft es mit Abstand am längsten, seine Füsse jeweils trocken zu halten. Aber auch er wird jeden Tag von der Nässe eingeholt.

Tag 6: Sitojaure – Jokkmokk

„The river has taken the bridge!“ Mit diesen Worten werden wir aus dem Schlaf gerissen. Der Hüttenwart steht in unserem Zimmer und faselt, dass unsere geplante Route nicht funktioniere. Eine Brücke auf halbem Weg sei vom Fluss weggerissen worden. Hinter ihm steht die Tür weit offen. Wir sehen Unmengen von blutrünstigen Mücken in unser Zimmer ziehen. Die wenigen Stunden bis zum Aufbruch werden wir den Stechmücken wohl als Verpflegung dienen müssen.

Die weggerissene Brücke sollte nicht zum Hindernis werden. Wir starten wie geplant frühmorgens gegen drei Uhr, um im schlimmsten Fall genügend Zeit zu haben, um wieder umkehren zu können. Nachdem wir uns zwei Stunden durch dichtes Birken – Buschwerk gekämpft haben, erreichen wir die Überreste der Brücke. Wir erkennen, dass die Schilderungen des Hüttenwartes doch weitaus dramatischer waren als die Realität. Wohl war die Brücke weg, doch dieser Fluss liess sich ohne Weiteres zu Fuss durchqueren. Damit hatten wir ja nun wirklich schon genug Erfahrung. Wir verbringen den Tag zu grossen Teilen im Sattel und die letzte Abfahrt zur Strasse in Richtung Jokkmokk zaubert uns noch einmal ein Lächeln ins Gesicht, vor allem weil sie einfach zu meistern ist. Wir alle merken, dass es mit unseren Energiereserven nicht mehr weit her ist.

Kilometerweise Schnee stellt sich uns in den Weg. Auch das Wetter zeigt sich inzwischen von seiner schlechtesten Seite!! Wind und Regen versüßen uns die Angelegenheit.
# Kilometerweise Schnee stellt sich uns in den Weg. Auch das Wetter zeigt sich inzwischen von seiner schlechtesten Seite!! Wind und Regen versüßen uns die Angelegenheit.

In Jokkmokk beratschlagen wir über das weitere Vorgehen. Die Tatsache, dass es von Jokkmokk aus wieder in die Berge gehen würde, die Trails noch schwieriger werden sollten und ein weiterer Nationalpark mit dem Bus umfahren werden müsste, lässt uns unser Vorhaben nach nur einem Drittel des Kungsledens abbrechen. Wir wären gern noch weitergefahren, und paradoxerweise machten wir genau deswegen nicht weiter. Denn mit Fahren hätten die kommenden Kilometer wohl reichlich wenig zu tun gehabt.

Tag 7: Jokkmok

Da sitzen wir nun, drei Freunde im hohen Norden. Biken und ein gemeinsames Abenteuer war unser Ziel. Mit Biken war es leider nicht weit her: Der Kungsleden ist ein einziger Singletrail, der, nebst Ausdauer, grösstes technisches Können vom Biker verlangt. In diesem Jahr war er wetterbedingt für Moutainbikes schlicht unfahrbar. Dafür lag einfach noch zu viel Schnee, dafür war es schlicht zu nass.

Das gemeinsame Abenteuer allerdings, das haben wir wohl erlebt, und auch wenn wir unser Ziel, den Kungsleden zu bezwingen, nicht erreicht haben, so kehren wir doch mit unvergleichlichen Eindrücken und Erinnerungen nach Hause zurück.

Weil weiter oben der Fluss noch gefroren ist müssen wir hier überqueren. Wassertemperatur nahe am Gefrierpunkt! Michis Füsse tauen erst am Abend im Schlafsack wieder auf.
# Weil weiter oben der Fluss noch gefroren ist müssen wir hier überqueren. Wassertemperatur nahe am Gefrierpunkt! Michis Füsse tauen erst am Abend im Schlafsack wieder auf.
Es werde Licht im Plumsklo. Welche WCs sind wohl noch frei?
# Es werde Licht im Plumsklo. Welche WCs sind wohl noch frei?
Krisensitzung!! Leider kommen wir nicht im geplanten Tempo voran. Zu wenige Kilometer und zu lange Tage ist unser Fazit nach den drei Tagen im Schnee.
# Krisensitzung!! Leider kommen wir nicht im geplanten Tempo voran. Zu wenige Kilometer und zu lange Tage ist unser Fazit nach den drei Tagen im Schnee.
Wir verlieren an Höhe und verlassen somit auch den Schnee. Die verblockten Wege bleiben aber eine grosse Herausforderung.
# Wir verlieren an Höhe und verlassen somit auch den Schnee. Die verblockten Wege bleiben aber eine grosse Herausforderung.
Wunderschöne endlose Weiten präsentieren sich uns hier im Lappland. Der Weg ist das Ziel.
# Wunderschöne endlose Weiten präsentieren sich uns hier im Lappland. Der Weg ist das Ziel.
Richtig dunkel wird es hier im hohen Norden in den Sommermonaten praktisch nie, trotzdem brauchen wir Licht um voran zu kommen.
# Richtig dunkel wird es hier im hohen Norden in den Sommermonaten praktisch nie, trotzdem brauchen wir Licht um voran zu kommen.
So idyllisch wie es aussehen mag, die Mücken fanden es auch ganz gemütlich bei unseren Biwaks.
# So idyllisch wie es aussehen mag, die Mücken fanden es auch ganz gemütlich bei unseren Biwaks.
Hunderte Rentiere, welche den Berg hoch springen. Nebst den Lemmingen, einer Schneeeule und den vielen Mücken eine weitere Fauna-Attraktion welche uns positiv überrascht.
# Hunderte Rentiere, welche den Berg hoch springen. Nebst den Lemmingen, einer Schneeeule und den vielen Mücken eine weitere Fauna-Attraktion welche uns positiv überrascht.
Während unserem alltäglichen Kartenstudium werden verschiedenste Köstlichkeiten zu uns genommen.
# Während unserem alltäglichen Kartenstudium werden verschiedenste Köstlichkeiten zu uns genommen.
Sonnenschein begleitet uns beim Überqueren des Akkajaure. Der Kungsleden geht auf der anderen Seite mit coolen Trails weiter. Heute ist ein Glückstag.
# Sonnenschein begleitet uns beim Überqueren des Akkajaure. Der Kungsleden geht auf der anderen Seite mit coolen Trails weiter. Heute ist ein Glückstag.
Frühstart Richtung Jokkmokk! Der Tag wird lang und verspricht nichts Gutes. „The river has staken the bridge“ - hieß es noch in der Nacht von unserem Hüttenwart.
# Frühstart Richtung Jokkmokk! Der Tag wird lang und verspricht nichts Gutes. „The river has staken the bridge“ - hieß es noch in der Nacht von unserem Hüttenwart.
Am frühen Morgen geht es sehr einfach voran. Wenige Mücken bringen gute Stimmung!
# Am frühen Morgen geht es sehr einfach voran. Wenige Mücken bringen gute Stimmung!
Flussüberquerungen gehören zum täglich Brot hier in Schweden.
# Flussüberquerungen gehören zum täglich Brot hier in Schweden.
Nasse Füsse sind wir ja gewohnt.
# Nasse Füsse sind wir ja gewohnt.
Selbst das Essen machen uns die Mücken nicht gerade einfach.
# Selbst das Essen machen uns die Mücken nicht gerade einfach.
Die letzten Kilometer zur lang ersehnten Strasse führen uns auf den Spuren der Rentiere.
# Die letzten Kilometer zur lang ersehnten Strasse führen uns auf den Spuren der Rentiere.
Text & Fotos: Michael Gerber
  1. benutzerbild

    Elefantenvogel

    dabei seit 07/2005

    Sarek und Kungsleden waren und sind die letzte Wildnis Europas. Selbst zu Fuß kann eine Durchquerung extrem fordernd sein.

    Naja, der Kungsleden ist nun wirklich keine Wildnis! Schon im Verhältnis recht gut frequentiert...

    Lohnender z.B. http://www.mtb-news.de/news/2014/02...seln-polarkreis-mit-tobi-woggon-und-hans-rey/ Bin zwar selber noch nicht auf den Lofoten mitm bike gewesen, aber habs von freunden schon gehört bzw. auf fotos gezeigt bekommen- und der Artikel berichtet ja auch lobend darüber!
  2. benutzerbild

    beeer

    dabei seit 02/2010

    Schöner Bericht,


    Schweden ist die letzte Wildnis Europas, und dementsprechend auch sehr schön - und schwer mit dem Radel zu durchqueren.

    Als wir zu Fuß und mitm Radel oben waren (auch in der Gegend) hatte ich zum ersten Mal mehr Bock aufs zu Fuß gehen, weil man in dem Gelände mitm Radel nur am "durchwühlen" ist.
    Die technischen Schwierigkeiten sind moderat, aber man kommt kaum vorran - auch bei bestem Wetter.
    Radeln kann auch hammermäßig sein - allerdings nur mit sehr guter Recherche, da einige Wege funktionieren, und andere garnicht.

    Ab dem 2. Urlaub haben wir (Der Fahrradliebe zum Trotz...) die Radel zuhause gelassen, und sind lieber Fuß mit Zelt gewandert smilie

    Was ich in dem schönen Bericht aber vermisse, ist der Hinweis, dass es die letzte Wildnis ist, und dementsprechend auf die Natur geachtet werden sollte (Kein Müll liegen lassen etc.)

  3. benutzerbild

    n18bmn24

    dabei seit 10/2013

    Was ich in dem Bericht aber vermisse, ist der Hinweis, dass es die letzte Wildnis ist, und dementsprechend auf die Natur geachtet werden sollte (Kein Müll liegen lassen etc.)
    Ach so, das gilt nur bei echter Wildnis! Und ich Depp schleppe meinen Müll immer mit nach Hause, wenn ich hier unterwegs bin (keine echte Wildnis)!
  4. benutzerbild

    Tazas

    dabei seit 06/2015

    Ich würde den Kungsleden nun auch gerne mit nem Kumpel abfahren nun habe ich aber die Frage " Wie hab ihr dass mit dem Transport der Bikes geregelt?"

Was meinst du?

Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular:

Verpasse keine Neuheit – trag dich für den MTB-News-Newsletter ein!