Jolanda Neff war vier Jahre alt, als ihr Vater Markus 1997 Mountainbike Vize-Weltmeister wurde. Heute ist sie 23, fährt für das Stöckli Pro Team, hat in den vergangen zwei Jahren den Cross-Country Gesamtweltcup gewonnen und ist dieses Jahr die Gold-Kandidatin für Rio schlechthin. Die Schweizerin hat diese Saison den Weltcup wieder herausragend dominiert – aber bei den Olympischen Spielen will sie nicht nur im Cross-Country an den Start gehen – sondern auch auf der Straße. Verrückt? Verrückt! Wir haben mit Jolanda über Favoritenrolle und Federer, Zika und die Zukunft gesprochen.

Jolanda, was war das denn bitte für ein Ritt in La Bresse? Glückwunsch nochmals, aber werden die Strecken immer anspruchsvoller und auch gefährlicher?

Die Strecke in La Bresse kannte ich bereits aus dem Jahr 2012. Damals war sie schon eine meiner Lieblingsstrecken – richtig steinig, wurzlig, natürlich, einfach Mountainbike pur. Wir sind die Formel 1 unserer Sportart und da dürfen die Strecken auch zu Recht anspruchsvoll sein.

Bergab eine Klasse für sich: Jolanda Neff
# Bergab eine Klasse für sich: Jolanda Neff

Wie sieht die Strecke in Rio aus? In wie weit hast Du Dich damit schon auseinandergesetzt oder wirst Du Dich hier speziell vorbereiten?

In Rio war ich bereits im Jahr 2014, um mir einen Eindruck von den Gegebenheiten vor Ort und den Trainingsmöglichkeiten zu verschaffen. Ich werde fast drei Wochen in Rio sein und meine finale Vorbereitungsphase für das Bike-Rennen werde ich folglich dort absolvieren. Daher waren das für mich die entscheidenden Punkte zu klären. Wie die Strecke nun im Detail aussieht, ist für mich nicht matchentscheidend. Ich nehme an, es geht mal berghoch und bergrunter, wie auf allen Bike-Strecken…

Jolanda Neff und ihr erster Worldcup-Sieg in dieser Saison
# Jolanda Neff und ihr erster Worldcup-Sieg in dieser Saison

Ähm, ja, das wird wohl so sein… Ist es einfach in der absoluten Favoritenrolle bei den Spielen anzutreten – oder wäre es Dir anders lieber?

Nein, ich liebe die Favoritenrolle. Das bedeutet schließlich, dass man bereits etwas geleistet und erreicht hat.

Das hast Du tatsächlich auf beeindruckende Art. Und auf was freust Du Dich am meisten in Rio? Das Rennen, das Olympische Dorf, die Stimmung?

Auf mein Rennen!

Und was andere Athleten anbelangt? Roger Federer, Usain Bolt, Michael Phelbs, Bradley Wiggins – bei wem würdest Du ins Schwitzen geraten, wenn er im Olympischen Dorf vor Dir steht?

Roger Federer habe ich 2012 schon mal persönlich getroffen. Aber klar würde ich mich über ein Wiedersehen sehr freuen. Er ist einfach großartig. Ich bin mir hingegen sicher, dass ich dank den hohen Temperaturen auch ohne Star-Struck-Moment ins Schwitzen geraten kann…

Jolanda Neff vor dem Start in Méribel 2014
# Jolanda Neff vor dem Start in Méribel 2014

Wirst Du sehr fokussiert sein in Rio oder Dir auch Zeit nehmen, die Atmosphäre aufzuschnappen?

Da das Bike-Rennen am letzten Wochenende stattfindet und ich mir ja meinen letzten Schliff in Brasilien verpassen werde, interessiert mich mein Formaufbau mehr als die Strandparty.

Jetzt planst Du tatsächlich einen Doppelstart: Mountainbike und Straße!

Ich freue mich riesig, dass ich soeben die Nachricht erhalten habe, dass ich für die Schweiz im Straßenrennen einen Startplatz erobert habe. Im Jahr 2014 haben wir den Parcours in Rio vom Straßenrennen besichtigt und seit diesem Moment habe ich mir den 7. August 2016 im Kalender angestrichen.

Fahrtechnisch eine Klasse für sich
# Fahrtechnisch eine Klasse für sich - Jolanda Neff.

Machst Du Dir eigentlich Gedanken wegen der Zika-Warnung?

Schwanger werden sollte ich wohl vermeiden… Nein, ernsthaft: Unser Swiss Olympic Team ist mit hervorragenden Ärzten ausgerüstet, wir werden laufend über neuste Erkenntnisse informiert und werden auch in Rio medizinisch top betreut sein.

Zum Abschluss noch eine generelle Frage: Cross-Country entwickelt sich momentan auch im Bereich Material sehr. Teleskopstützen, Fullys, etc. Wie verändert sich der Sport und was bekommen wir noch zu sehen?

Zufällig bin ich gestern über ein Bild von meinem Weltcupsieg bei den Juniorinnen im Jahr 2011 gestolpert – damals waren wir noch mit 26 Zoll-Rädern, extrem schmalen Lenkern und „Hörnli“ unterwegs – unglaublich! Und das liegt gerade mal fünf Jahre zurück. Im Jahr 2020 werden wir wohl Bike-Bilder von 2016 anschauen und in Gelächter ausbrechen… Die Entwicklung ist extrem rasant, die Szene lebt, und ich bin gespannt, was wir noch alles zu sehen bekommen!

Jolanda gibt Gas.
# Jolanda gibt Gas.

Vielen Dank, Jolanda, und noch eine Top-Saison – vor allem natürlich in Brasilien!

  1. benutzerbild

    SissiSissi

    dabei seit 06/2010

    Jolanda Neff war vier Jahre alt, als ihr Vater Markus 1997 Mountainbike Vize-Weltmeister wurde. Heute ist sie 23, fährt für das Stöckli Pro Team, hat in den vergangen zwei Jahren den Cross-Country Gesamtweltcup gewonnen und ist dieses Jahr die Gold-Kandidatin für Rio schlechthin. Die Schweizerin hat diese Saison den Weltcup wieder herausragend dominiert – aber bei den Olympischen Spielen will sie nicht nur im Cross-Country an den Start gehen – sondern auch auf der Straße. Verrückt? Verrückt! Wir haben mit Jolanda über Favoritenrolle und Federer, Zika und die Zukunft gesprochen.


    → Den vollständigen Artikel ""Ich liebe die Favoritenrolle." Jolanda Neff im Interview vor Rio" im Newsbereich lesen


  2. benutzerbild

    rauschs

    dabei seit 04/2012

    Thread fast verpasst - ohne twitter. Wusste zwar, dass ihr Vater MTB gefahren ist, aber nicht, dass er Vize Weltmeister war...

    Eine gute Vorbereitung und dann bleibt immer noch die Technik als Unbekannte. Plattfuss etc. Faszinierend der MTB Sport.

  3. benutzerbild

    RedOrbiter

    dabei seit 03/2001

    Ich wünsche Jolanda Neff für Rio alles Gute. smilie
    Sympatische Frau.

    RedOrbiter
    www.Trail.ch

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