Bis zu 150 mm Hub und mit einem Verkaufspreis von 300 €: Wir hatten kürzlich für zwei Tage die Möglichkeit, die erste Variostütze von Treks Partnermarke Bontrager zu testen – die Bontrager Drop Line. Das Testgebiet hätte dafür idealer nicht sein können: Die Trails rund um Squamish im kanadischen British Columbia sind gespickt mit technischen Downhills, aber auch mit fordernden Uphills mit steilen Rampen, die immer wieder von kurzen Abfahrten und ebenen Teilstrecken gespickt sind. Hier ist der erste Test.
Bontrager Drop Line – Kurz & knapp
Für viele der dem Einsatzziel entsprechenden Trek Bikes gibt es nun die Sattelstütze aus eigenem Hause – die Bontrager Drop Line mit Stealth-Ansteuerung kommt in 31.6 mm Durchmesser und drei verschiedenen Längen.
- Durchmesser: 31,6mm
- Länge:
- 100 mm (350 mm Gesamtlänge)
- 125 mm (395 mm Gesamtlänge)
- 150 mm (440 mm Gesamtlänge)
- mechanische Ansteuerung
- Stealth-Kabeleingang
- Gewicht: 565 g (350 mm Länge) – 624 g (440 mm Länge)
- UVP: 299 €
Bontrager Drop Line – In der Hand
Schön schwarz: Die Bontrager Drop Line Variostütze präsentiert sich einfarbig dunkel und gefällt auf den ersten Blick mit einem schön geschwungenen Übergang zum Klemmbereich. Ein eingelasertes Logo auf der Rückseite sorgt für Erkennbarkeit – abgesehen davon ist die Drop Line vor allem eins: unauffällig-aufgeräumt. Der Lenkerhebel, der unter dem Lenker montiert wird, kommt in mattem Silber und besteht aus einem formschönen, auch für dicke Finger ausreichend großen Hebel mit abgerundeten Kanten, die schlanke Lenkerschelle ist aufklappbar und damit bei der Montage unabhängig von weiteren Komponenten am Lenker.
Aufbau & Montage
Ohne viele Hilfsmittel ist die Bontrager Drop Line zu demontieren: Spezialwerkzeuge werden nicht benötigt, mit einem Maul- und einigen Innensechskantschlüsseln ist es ein Leichtes, die Sattelstütze vollständig zu demontieren. Die Luftfeder-Kartusche im Inneren ist austauschbar. Um eine Verdrehsicherheit zu garantieren, wird die Stütze intern geführt. Gegenüber einer hydraulisch funktionierenden Stütze bietet die Bontrager Drop Line den (De-)Montage-Vorteil, dass der Nippel des Zuges einfach von unten in die Stütze eingehangen wird – zur Demontage wird die Stütze herausgezogen und der Nippel ausgehangen. Praktisch, wenn das Rad nur ohne Stütze ins Auto passt oder mal ein schneller Austausch vonnöten ist.
Bontrager Drop Line auf dem Trail
Funktion & Ergonomie
Die Verdrehsicherheit ist definitiv gegeben: Ein minimales Spiel, das man so von jeder Vario-Stütze kennt, sonst wackelt nix. Ein sanfter Druck auf den Hebel und die Stütze fährt aus – nicht ganz so schnell wie die neue Rock Shox Reverb, aber dennoch fix. Mit dem Hebel lässt sich die Ausfahrgeschwindigkeit gut variieren – voll durchgedrückt drückt sich die Stütze schnell nach oben, weniger Druck sorgt für ein sanftes Ausfahren. Gerade auf den welligen Uphills musste die Stütze häufig genutzt werden – oft ging es nach längeren Serpentinen-Anstiegen abrupt in einen kurzen Trail, nur um kurz danach wieder bergauf treten zu müssen. Ein- wie Ausfahrgeschwindigkeit der Bontrager Drop Line konnten hier überzeugen, auch der Hebel funktioniert definitiv und direkt, ohne erst ein hartes Losbrechmoment überwinden zu müssen, wie ich es schon bei anderen mechanischen Vario-Stützen erfahren musste. Auch bezüglich der Ergonomie kann der Hebel überzeugen: Keine harten Kanten und ein angenehm weicher Druckpunkt lassen sich den Fahrer schnell an die Funktion gewöhnen.
Im direkten Vergleich zur Rock Shox Reverb ist die Kraft, die man zum Einfedern mit der Hand benötigt, bei der Bontrager Drop Line höher: Hier muss man schon mit ordentlich Power drücken, um die Stütze händisch einfedern zu lassen. Auch läuft die Stütze im Vergleich zu einer Reverb etwas rauer, was im Betrieb auf dem Bike aber beides nicht spürbar ist.
Haltbarkeit
Da wir die Stütze nur zwei Tage in schlammigen Verhältnissen gefahren sind, können wir zur Haltbarkeit noch wenig sagen. Eine Stütze lief nach der zweitägigen Matsch-Party etwas rauer – dies lag aber augenscheinlich an zu wenig Schmiermittel denn an der Haltbarkeit. Eine direkte Zeit-Empfehlung zur Wartung der Stütze gibt es nicht – der Service allerdings ist sehr einfach und ohne zusätzliches, spezielles Werkzeug durchzuführen, zur Schmierung nutzte unser Trek Mechaniker vor Ort reguläres Grease von Park Tool.
Fazit zur Bontrager Drop Line
150 mm Hub, schnelle und ergonomisch sehr gute Funktion, das Ganze für 299 € – was will man mehr? Die Bontrager Drop Line soll dank der mechanischen Ansteuerung auch im Winter unproblematisch funktionieren, im regnerischen kanadischen Sommer konnte sie uns bereits überzeugen. Wie es um die Dauerhaltbarkeit von Bontragers erster Vario-Stütze bestellt ist, muss sich erst noch zeigen – der erste Eindruck der preislich attraktiven Stütze ist jedoch definitiv ein guter. Wermutstropfen: Nur in 31.6 mm Durchmesser erhältlich.
Stärken
- Attraktiver Preis
- Drei verschiedene Längen verfügbar
- Einfache Demontage mit Aushängen des Bowdenzuges
- Ohne Spezialwerkzeug zum Servicen demontierbar
Schwächen
- Nur in 31.6 mm Durchmesser verfügbar
- Läuft im Vergleich zu Stützen wie der Rock Shox Reverb etwas rauer und minimal schwergängiger
Testablauf
Im Rahmen eines Trek-Launchs in Squamish/Kanada (mehr Neuigkeiten dazu in Kürze) hatten wir die Möglichkeit, die neue Bontrager Drop Line auf den Trails rund um Squamish zu testen.
Hier haben wir die Bontrager Drop Line getestet
- Squamish/Kanada: Wurzelig, felsig, steil: Squamish hat alles zu bieten. Hinzu kamen äußerst regnerisch-matschige Bedingungen.
- Testername: Johannes Herden
- Körpergröße: 193 cm
- Gewicht (mit Riding-Gear): 108 kg
- Schrittlänge: 92 cm
- Armlänge: 59 cm
- Oberkörperlänge: 61 cm
- Fahrstil: Verspielt und sauber
- Was fahre ich hauptsächlich: Enduro, Trails, Pumptrack/Park/Street
- Vorlieben beim Fahrwerk: Progressiv, nicht zu soft, schnelle Zugstufe
- Vorlieben bei der Geometrie: Eher kürzerer Hinterbau, Lenkwinkel nicht extrem flach, eher geringere Rahmenhöhe
Weitere Informationen zur Bontrager Drop Line
Webseite: www.trekbikes.com
Text & Redaktion: Johannes Herden | MTB-News.de 2016
Bilder: Johannes Herden
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