Die Profis vom Ghost Team berichten bereits in ihrem Blog über das Swiss Epic – gleichzeitig haben wir mit Andreas (seines Zeichens Pädagoge) und Tom (seines Zeichens Sportograf-Gründer) ein motiviertes Amateur-Team, das ebenfalls täglich berichtet. Wir übergeben an Andreas und Tom:

Servus, wir sind Andreas und Tom. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, euch die ganze Woche mit News zum Swiss Epic zu versorgen. Unser Anliegen: diesem Anspruch bis zur letzten Etappe gerecht zu werden :-) Das Swiss-Epic ist ein 6-Tage Mountainbike Etappenrennen der Superlative. Joko Vogel, der Vernstalter und selbst aktiver Biker, spricht selbstbewusst vom größten Singletrail-Anteil aller europäischen Etappenrennen. Auch dies gilt es in 6 Tagen durch knallharte Selbstrecherche zu überprüfen.

Wer sind wir?

Andreas, der zweifache Papa mit (O-Ton) einem suboptimal-grenzwertigen Body-Mass-Index. Pädagoge, die Ruhe selbst, gerade sehr gechillt nach 6 Wochen Sommerferien. Vertraut auf bewährtes Material und bloß nicht zu viel Elektronik. Tom, sein Gegenpol im wahrsten Sinne des Wortes. Der von der Sportograf-Saison gezeichnete Multitasker mit dem Hang, vor lauter Begeisterung zu viel auf einmal machen zu wollen, liebt den neuesten Scheiss, am besten in Form von digitalen Gadgets.

swissepic sportograf prolog 04
# swissepic sportograf prolog 04

Unsere Bikes sind waschechte Trail-Bikes mit knappen Federwegen (12+13 und 13+14 cm) aber großen Laufrädern! Ein Evil „The Following“ mit 41 mm breiten IBIS Felgen sowie ein Rocky Mountain „Instinct MSL“ mit einer sehr sensiblen Formula-Forke. Beide sind um die 12 Kilo leicht und in unseren Augen ein Top-Kompromiss für die Flow-Strecke, die täglich immerhin mit etwa 1500 Höhenmetern bergauf aufwartet. Wir vertrauen beide auf 1×11 mit einem humanen 30er Kettenblatt.

Tag 1 – der Prolog, Modus: Einzelzeitfahren mit 60 Sekunden Abstand

Wer fährt so ein Rennen überhaupt? Die Speerspitze kennt ihr alle! Angefangen bei Jolanda Neff über den Olympiasieger Nino Schurter bis zur weiteren Worldcup-Größen wie Lisi Osl oder Jose Hermida. Bei unserem langen Aufenthalt vor dem Start lernen wir jedoch auch ganz andere „Spezialisten“ kennen. Mit Respekt aber auch auch Staunen hören wir einem netten Holländer zu, der seine 160 mmVorderrad Bremsscheibe und die fehlende Vario-Stütze mit dem Satz rechtfertigt: „Ich bin ja vor ein paar Jahren schon Transalp mitgefahren“. Oje, denken Andi und ich, das wird ein Abenteuer.

Als wir das gerade verdauen, entpuppen sich zwei extrem nette Dudes aus Johannesburg, welche Andis Body-Mass-Index wieder gut aussehen lassen,als „cherry on the cake“! Diese schossen buchtstäblich den Vogel ab mit der Frage „is that race technical at all ? We only know this place from skiing…“. Der im Triathlon-Style montierte Flaschenhalter an der Sattelstütze erstickt jeglichen Versuch, den Sattel auch nur ein wenig abzusenken, im Keim. Ist aber angesichts der Turnschuhe und den Katzenaugenpedalen das kleinste Problem.

Als Sportograf bin ich gut rumgekommen und habe viele Etappenrennen fotografiert und zum Teil auch gefinished. Aber so ein Prolog ist mir noch nie unter die Räder gekommen. Der Spaß beginnt mit zwei Gondelfahrten auf atem(be)raubende 3104m Höhe. Wahnsinn, der Blick vom Rothorn. Riesige Gletscher, das Matterhorn, schön, dass wir viel zu früh da sind. Die Eckdaten für alle Teilnehmer (Epic+Flow) – 500 Höhenmeter und über 2000 Tiefenmeter auf sehr technischen & wilden Singletrails – versprechen Spaß. In Formel-1 Manier entscheide ich kurz vor dem Rennen, das Material den Bedingungen anzupassen, während Andi kopfschüttelnd beim Bewährten bleibt. Ich montiere ein Vorderrad mit einem 2,5″ fetten Maxxis Shorty und nehme vorsichtshalber eine Goggle mit. Beides erweist sich als goldrichtig, die Strecke könnte nicht staubiger sein!

Dann der Startschuss

swissepic sportograf prolog 08
# swissepic sportograf prolog 08

Andi rast, ich komme so gerade hinterher. Auf den ersten 5 Minuten überholen wir sicher 5-6 Teams mit Defekten. Da bleibt keine Zeit, die grandiosen Gletscherlandschaften zu genießen! Senkrecht in den Boden gerammte Felsplatten schützen den Trail normalerweise vor Überflutung, heute zerstören sie etliche Felgen! Game over, wer da nicht rechtzeitig abhebt!

swissepic sportograf prolog 09
# swissepic sportograf prolog 09

Es ist nicht einfach, jemanden auf einer unbekannten Strecke mit Vollgas zu folgen, wenn er eine gigantische Staubwolke hinter sich her zieht. Entweder man fährt mit 2 Meter Abstand (LEBENSMÜDE!!!) hinterher, oder man lässt gut 20-30 Meter Luft. Mehr darf es nicht sein, für den Fall eines Defektes des Verfolgers muss eine Verständigung gewährleistet werden. Unser Gespann funktioniert, wir sind als letztes der 33 Flow-Teams gestartet und sammeln Team für Team ein. An den >100 Höhenmeter Rampen spinnt leider mein Magen und ich pfeife Andi zurück. Unsere Taktik, NICHT! testosterongesteuert den Anderen unter Druck zu setzen, sondern auf die Schwächen des Partners zu achten, erweist sich als weise.

swissepic sportograf prolog 03
# swissepic sportograf prolog 03

Beim Überholen machen die meisten Fahrer schnell Platz, spätestens, wenn man nett klingelt :) Erstaunlich: der Wanderbetrieb wurde keineswegs eingestellt, die Herrschaften springen flott zur Seite und feuern uns an. SO GEHT MITEINANDER!

Nach 1h10min überqueren wir als 4. Flow-Team die Ziellinie in Zermatt. Um 20 Sekunden haben wir das Podest verpasst und freuen uns schon irre auf die morgige lange Etappe nach Leukerbad! Währen wir die perfekte Zielverpflegung genießen, müssen beide Bikes zum Doktor. Andi kommt mit neuen Bremsbelägen glimpflich davon, eine neue 1×11 XX1 Kassette samt Kette reißt hingegen ein großes Loch ins Race-Budget von Tom: „die nächsten Tage nur noch Nudeln ohne Sauce und Wasser“ :).

swissepic sportograf prolog 06
# swissepic sportograf prolog 06
swissepic sportograf prolog 07
# swissepic sportograf prolog 07

Als wir satt und glücklich zum Camping aufbrechen, kämpfen unsere südafrikanischen Freunde wohl noch immer mit den topographischen Gegebenheiten… Wir hoffen, uns morgen in ähnlicher Verfassung wieder melden zu können.
Gruß Andi und Tom

NACHTRAG: die Südafrikaner haben das Ziel erreicht….nach sage und schreibe 3 Stunden und 4 Minuten. Oben neben der Bahn war ein Schild für Wanderer „Zermatt 2:50 Std“. Oje, wir drücken den Jungs die Daumen. Es sind jetzt schon unsere Helden!

Alle Artikel zum Swiss Epic-Blog von Andi und Tom

  1. benutzerbild

    RedOrbiter

    dabei seit 03/2001

    Herrlich!
    Danke für den farbigen und lebendigen Bericht - und da meine ich nicht nur die tollen Fotos.


    RedOrbiter
    www.Trail.ch

  2. benutzerbild

    limbokoenig

    dabei seit 04/2014

    sehr schön geschrieben. Gerne mehr davon!
    (gerne auch Updates zu den Jungs aus Südafrika smilie)

  3. benutzerbild

    RadonSwoop

    dabei seit 06/2013

    Super geschrieben, Danke Jungs! Gerne mehr zu Material und zur auffälligen Konkurrenz.

    Was habt ihr denn angestellt, dass es einen neue Kassette braucht nach einem Tag? Hattet ihr ein Vorserienmodell von vor 3 Jahren noch drauf?

    Have fun!

  4. benutzerbild

    felixh.

    dabei seit 07/2004

    Immer schön MTB Pics und Race Reports aus dem Wallis zu sehen - einfach die geilste MTB Gegend.

    Das Niveau bei Swiss Epic scheint ja echt sehr gemischt zu sein. Wundert mich dass keines der Flow Teams auf der Strecke mit -2000 und +500HM die Epic Teilnehmer abhängen konnte. Wobei - die meisten XC Rennfahrer sind inzwischen ja auch DH echt gut dabei.

    Wenn ich mir Teilnehmerzeiten anschaue die ich von anderen Rennen her kenne - ist das Niveau auf der Flow Ausgabe - aber doch deutlich niedriger wie etwa bei Trans Savoie oder Trans Provence - grad im Mittelfeld/Hinteres Feld (aber auch vorne etwas - weil einige Enduro Rennfahrer mit XC/Marathon Background sich auf so einer Strecke sicherlich nicht mehr wie 3-4min auf die Sieger aufreißen würden (und definitiv vor den besten Frauen bleiben würden). Naja - ob die Südafrikaner oder das andere Team mit 3h Zeit da wirklich das Ziel sehen werden? Evtl haben die das doch mit Urlaub verwechselt (außer die haben mindestens 1h wegen Defekt verloren). Mehr wie doppelte Siegerzeit ist auf so einer Strecke ja nochmal langsamer wie ein durschnitts Mtbiker mit Bummelspeed.

    Das Niveau der Teilnehmer auf der klassischen Swiss Epic scheint dagegen echt hoch. Die schnellsten Flow Fahrer wären da bei den Männern grad mal genau im Mittelfeld gelandet auf derselben Strecke. Statt dem Shorty 2.5 hätte ein 2.3er Reifen vorne, und ein Semislick hinten sicherlich mehr Sinn gemacht (aber wohl weniger Spaß). Oder war die Strecke doch nicht identisch?

    Wie man eine XX1 Kassette beim fahren zerstört wundert mich aber auch. Kaputte Sunrace Kassetten sah man letztens ja öfter, die scheinen harten Antritt auf den großen Ritzeln nicht auszuhalten - aber die XX1 ist ja ziemlich stabil gebaut. 42er Ritzel zerstört? Und statt XX1 kann man ja auch viel billiger mit XG-1150 ersetzen (Ausnahme Sram Eagle 12fach - da gibts derzeit nur die sehr teure XX1/X01 Kassette)

    Und viel Glück mit dem Wetter hab ihr ja. Nur der Schlusstag am Samstag wird wohl kalt und regnerisch - der Freitag davor noch ganz okay. Bis Donnerstag dafür Traumwetter. Besser gehts ja kaum

  5. benutzerbild

    KHUJAND

    dabei seit 11/2003

    ist das ein EVIL Geolution ? smilie

Was meinst du?

Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular:

Verpasse keine Neuheit – trag dich für den MTB-News-Newsletter ein!