Das die ganze Woche befürchtete Wetter hatte uns nun doch leider erreicht. Nieselregen, dicke Nebelschwaden und acht Grad Temperatur ließen unsere Stimmung im Keller. Wir beschlossen kurzerhand unsere Wettkampfernährung umzustellen und von den allmorgendlichen Haferflocken auf Rührei mit Speck umzusteigen. Wie von Geisterhand hob sich das Stimmungsbarometer im Van.

Nebelschwaden...
# Nebelschwaden...

Start war an diesem Morgen die Bergstation des Bikeparks in Verbier. Die normalen Epic Fahrer mussten die 700 Hm erst hochstrampeln. Wir schauten diesen armen Seelen also beim Start zu und wollten uns gerade auf den Weg zur Bahn machen, als wir beide noch einmal verdutzt auf das Peloton blickten. Als letzter Athlet, allerdings mitnichten minder motiviert, schoss der verbliebene Südafrikaner dem Feld hinterher in den steilen Anstieg.

Kurz überlegten wir, wer nun den Fehler machte. Hatten wir unseren Start verschlafen oder jagte Andrew nun gerade völlig unnötig im Renntempo in die 700 Hm-Rampe?

Unsere Blitz-Auswertung ergab, dass es Sinn machen würde, Andrew von seinem Unterfangen abzubringen und ihm zu erklären, dass auch er die Gondel nutzen darf. Mit leuchtenden Augen empfing er bei geschätzten 290 Herzschlägen pro Minute nach 550 gefahrenen Metern die freudige Botschaft und wir gingen zusammen in die Gondel.

Zum Rennen: Knapp 4 Minuten auf die Ghosts einzufahren war auf diesem aufgrund des Wetters veränderten Kurs unmöglich. Wir sicherten also Platz 3 im Gesamtklassement. Aufgrund des Einzelzeitfahrmodus war nie ganz klar, wie wir lagen. Am Ende wurden die Wintersportler Tagesdritter mit sage und schreibe 0.9 Sekunden Vorsprung auf uns….:)

Noch ein einziges Mal volle Konzentration im nassen Bike Park Verbier!
# Noch ein einziges Mal volle Konzentration im nassen Bike Park Verbier!

Was uns an dem Tag besonders auffiel: die Epic-Fahrer standen bergab wie EIMER! Mit XC-Reifchen und Mini-Stöllchen rutschten sie zum Teil völlig unkontrolliert die nassen Wiesen bergab. In den meisten Fällen hätte ein gröberer VR-Reifen Abhilfe geschafft?

Unserer Meinung nach völlig unterschätzt: der überragende Grip “richtiger” Reifen bei nassen Abfahrten!
# Unserer Meinung nach völlig unterschätzt: der überragende Grip “richtiger” Reifen bei nassen Abfahrten!

Wir haben somit nach einer genialen Woche einen, wie wir meinen, respektablen 3. Gesamtrang erreicht und gehen zufrieden nach Hause.

6 Tage, die schönste Zeit vergeht leider am schnellsten. Es kam uns im Ziel wie ein verlängertes Wochenende vor!
# 6 Tage, die schönste Zeit vergeht leider am schnellsten. Es kam uns im Ziel wie ein verlängertes Wochenende vor!

RESÜMEE:

Wir haben in unseren Radlerleben schon einige Etappenrennen rund um den Erdball bestritten. Darunter auch einige Rennen wie Cape Epic, Crocodile Trophy oder das BC Bike Race.

Was bleibt vom Swiss Epic hängen?

Kein Rennen verband bisher konditionellen und fahrtechnischen Anspruch so genial wie dieses hier. Kulisse und Trails waren einfach unschlagbar.

Zum Material kann man sagen, dass Tom und ich mit unseren 29er Trailbikes gut bedient waren. Wir konnten viel Spaß haben. Unsere Freunde Sönke Wegner und Daniel Eiermann gewannen letztes Jahr mit CC-Fullys und 120mm Gabeln. Das wäre auch eine Option gewesen. Bei der Reifenwahl sollte man auf robuste Modelle zurückgreifen, da man den Zeitverlust bei einem Defekt auf diesen Trails berghoch nicht einfährt.

Es ist kein Enduro-Rennen wie die Trans Provence oder Trans Savoie. Das liegt nicht an den Abfahrten, aber alleine die Tatsache, dass täglich ~1500 Höhenmeter – getimed! – hoch gestrampelt werden wollten, macht es in unseren Augen eher zu einem Event für den Biker, der alle Disziplinen beherrscht.

Training: Tom und ich waren dieses Jahr von strukturiertem Training so weit entfernt wie der Nord- vom Südpol. Allerdings haben unsere Touren fast ausschließlich auf Singletrails stattgefunden. Im Nachhinein hätte die ein oder andere Rennrad- oder Intervalleinheit in bergigem Terrain wohl noch gut getan. Was man bedenken sollte ist, dass die oft auf dem Papier harmlos aussehenden Etappen durch teilweise lange Shuttlezeiten unterbrochen werden. Es kann vorkommen, dass man auf 500m in den Bus einsteigt und 2h später auf 2300m mit Vollgas in die nächste Stage gehen muss. Das ist eine sehr spezielle Belastung.

Der Veranstalter hat aufgepasst und zugehört und die – unserer Meinung nach – zwei größten Fehler der ersten 2 Austragungen ausgebügelt:

Das Rennen ist mit dem Budgetpaket nicht mehr unbezahlbar. Mehr sogar: in diesen 1350 € ist wirklich alles beinhaltet: Übernachtung, Radwäsche, reichhaltiges Frühstück, Abendessen, kostenlose Massage, extrem hochwertige Verpflegung unterwegs und im Ziel!

Die Veranstaltung wurde – vor allem in der “Epic” Variante – entschärft. Selbst “Geräten” wie Sönke Wegner oder Benny Jörges waren die täglichen 3000 Höhenmeter bei der Erstausgabe zu viel (sie wurden Zehnte, aber haben so gelitten, dass Sönke im Folgejahr die Flow-Variante gewonnen hat). Heuer wechselten sich kurze mit langen Etappen ab. Ich habe keinen einzigen Epic Fahrer über die Strecke klagen gehört!

Spaß kann in diesem Rennen aber eigentlich jeder haben, es kommt eben auf die Einstellung an. Große Lehrmeister in dieser Hinsicht sind uns die Südafrikaner gewesen. Training: Fehlanzeige, Fahrtechnik: Fehlanzeige. Spaßfaktor: 100%

Andrew und Dennis aus Johannesburg. 50% Finish, 100% Spaß. Es war eine Freude und Ehre, diese Dudes zu begleiten. Sie haben sich durch Nichts, aber auch wirklich durch gar Nichts, die Laune  verderben lassen!
# Andrew und Dennis aus Johannesburg. 50% Finish, 100% Spaß. Es war eine Freude und Ehre, diese Dudes zu begleiten. Sie haben sich durch Nichts, aber auch wirklich durch gar Nichts, die Laune verderben lassen!

In diesem Sinne, danke für das Mitlesen und Daumendrücken. Wir wünschen Euch allen ein grandioses Saisonfinale, ganz egal was es sein wird (Nino sagte bei der Siegerehrung, für ihn werden es die Seychellen). Allen, die Swiss Epic 2017 unter die Räder nehmen werden: take it easy, fahrt viele Singletrails in der Freizeit und freut euch jetzt schon auf das wohl spektakulärste MTB-Abenteuer eures Lebens.

Andi & Tom

PS: die Anmeldung öffnet am 11.11.2016, die Sportograf Bilder zur diesjährigen Ausgabe sind ab dem 19.09. hier online.

Alle Artikel zum Swiss Epic-Blog von Andi und Tom

  1. benutzerbild

    Gastautor

    dabei seit 05/2012

    Andi und Tom: Zwei Jungs beim Swiss Epic. Stage 5 – Rührei und Speck zum Finale!

    Nieselregen, dicke Nebelschwaden und acht Grad Temperatur ließen unsere Stimmung im Keller. Wir beschlossen kurzerhand unsere Wettkampfernährung umzustellen und von den allmorgendlichen Haferflocken auf Rührei mit Speck umzusteigen.

    Den vollständigen Artikel ansehen:
    Andi und Tom: Zwei Jungs beim Swiss Epic. Stage 5 – Rührei und Speck zum Finale!
  2. benutzerbild

    westcoast1

    dabei seit 01/2014

    Absolutes Kompliment und Respekt vor Eurer Leistung. Es war mir ein tägliches Vergnügen Eure (Leidens-) Berichte zu lesen. Man konnte förmlich mitfühlen. Gespickt mit einer dezenten Prise Humor, einfach genial.

  3. benutzerbild

    messias

    dabei seit 08/2007

    Vielen Dank! Es hat wirklich Spaß gemacht das Rennen durch eure Brille zu verfolgen.

  4. benutzerbild

    RedOrbiter

    dabei seit 03/2001

    Herzliche Gratulation zum Podest. Toll gemacht.
    Interessante Schreibe! Hat Spass gemacht mit euch mitzufahren... smilie

    Gibt's irgendwo die GPS-Tracks zum Downloaden vom Swiss Epic Rennen 2016?


    RedOrbiter
    www.Trail.ch

  5. benutzerbild

    extreme-tom

    dabei seit 05/2002

    Servus,
    @RegOrbiter: das Rennen ging zT über Privatgebiet, daher vom Veranstalter untersagt, die GPX weiter zu geben (absolut verständlich). Wenn du aber die Highlights fahren möchtest: Zermatt, Leukerbad und Verbier. Die Trails dort sind der absolute Hammer!!!

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