Das IBC-Team befindet sich aktuell in einem Zwiespalt: Wie soll man sich verhalten, wenn man auf ein Facebook-Profil stößt, das rechte Inhalte propagiert und gegen Ausländer hetzt – und hinter der ein Mann steckt, der der Geschäftsleitung einer bekannten deutschen Fahrradmarke angehört?

Vor kurzem sind wir auf ein öffentliches Facebook-Profil hingewiesen worden, auf dem auf plakative Art und Weise fragwürdige, dem rechten Spektrum zuzuordnende Inhalte propagiert werden. Pro-Trump, Pro-Petry, Pro-AfD, Pro-Hells Angels, Pro-Verschwörungstheorien. Contra-Staat, Contra-Flüchtlinge, Contra-Ausländer. Die Quellen? Teilweise zweifellos rechts. Das Titelbild? Schwarzer Hintergrund, weißer Schriftzug: “Welcome to Germany. You will be required to get a job and work if you want money. A good lifestyle is not for free.” Kurz: Man weiß schnell was Sache ist.

gschoberths1pixel
# gschoberths1pixel

Vielleicht verdeutlichen einige Zitate die Ausrichtung der Person, die hinter dem Profil steckt, am besten. “Wenn man die Türe für alle öffnet, kommt auch der Abschaum der ganzen Welt zu uns” – so lautet der Kommentar zu einem geteilten Beitrag der Quelle rapefugees.net. Ein anderes Beispiel: “Und schon wieder Migrationshintergrund!! 17-jähriger Kroate aus Berg am Laim als mutmaßlicher Täter ermittelt. Er wird Zeit, dass wir diese Bastards erziehen!”. Oder: “Es war wieder ein Einzelfall – ein Afghane. Nein, nicht der Hund, eine Drecksau.”

"Wenn man die Türe für alle öffnet, kommt auch der Abschaum der ganzen Welt zu uns."
# "Wenn man die Türe für alle öffnet, kommt auch der Abschaum der ganzen Welt zu uns." - auf dem öffentlichen Privat-Account des Head of Sales, Marketing & Communication finden sich zahlreiche Beiträge, die in solch eine Richtung gehen.
"... und schon wieder Migrationshintergrund! 17-jähriger Kroate aus Berg am Laim als mutmaßlicher Täter ermittelt. Es wird Zeit, dass wir diese Bastards erziehen!"
# "... und schon wieder Migrationshintergrund! 17-jähriger Kroate aus Berg am Laim als mutmaßlicher Täter ermittelt. Es wird Zeit, dass wir diese Bastards erziehen!"
"Es reicht uns - wir werden für Ordnung sorgen!"
# "Es reicht uns - wir werden für Ordnung sorgen!"
Bildschirmfoto 2016-11-16 um 18 00 24pixel
# Bildschirmfoto 2016-11-16 um 18 00 24pixel

Für uns alle in der Redaktion sind die Beiträge schmerzhaft und erschütternd. Doch was interessiert uns der öffentlich zugängliche Facebook-Account einer Privatperson? Wir können die politische Meinung dieser Person natürlich individuell ablehnen, können uns darüber aufregen oder ignorieren. Zumal diese Person einen zweiten öffentlichen Facebook-Account hat, auf dem keinerlei politische Inhalte zu sehen sind. Was das ganze mit MTB-News zu tun hat?

Die Antwort: Das besagte Profil gehört zu einer Person, die Teil der Geschäftsführung einer großen und bekannten deutschen Mountainbike-Firma ist. Was also nun?

Nichts tun? Schließlich handelt es sich um die Aussagen einer Privatperson. Und leider liest man solche oder ähnliche Aussagen gerade in den letzten Monaten immer häufiger – eine Tatsache, die uns ebenfalls sehr erschüttert.

Oder sind wir als Journalisten womöglich in der Pflicht, solche Bezüge zu kommunizieren? Schließlich sind viele von uns reflektierte Menschen und Konsumenten. Wir wollen wissen, ob unser Kaffee fair trade ist, unter welchen Bedingungen unsere Klamotten produziert werden oder ob das Fleisch an der Wursttheke im Supermarkt wirklich bio ist. Wieso also nicht den Hintergrund einer Fahrrad-Marke durchleuchten?

Als Head of Marketing, Sales & Communication pflegt Günther Schobarth Schwingenstein zwei öffentliche Privat-Accounts auf Facebook
# Als Head of Marketing, Sales & Communication pflegt Günther Schobarth Schwingenstein zwei öffentliche Privat-Accounts auf Facebook - während sich auf dem einen der beiden Accounts keinerlei politische Äußerungen finden, ist der andere Account voll von ausländerfeindlichen Beiträgen, die sich auf mitunter mehr als zweifelhafte Quellen beziehen.
gschoberths16pixel
# gschoberths16pixel
gschoberths9pixel
# gschoberths9pixel
gschoberths13pixel
# gschoberths13pixel

Andererseits: Wie fair ist es, eine Firma mit den (privaten) Aussagen einer seiner (hochrangigen) Mitarbeiter in Verbindung zu bringen? Schließlich wollen wir keine Marke unter Generalverdacht stellen. In diesem Zwiespalt befanden wir uns in den vergangenen Tagen, haben viel über die Thematik diskutiert – und sind uns letzten Endes alle einig: Die Welt spielt aktuell etwas verrückt und wir stecken mittendrin. Wir wollen niemandem Ansichten vorschreiben und verstehen uns nicht als politische Plattform. Doch seit der Gründung steht MTB-News.de vor allem für eines: Das Zusammenkommen unterschiedlichster Menschen. Wir verstehen uns als Community und glauben an den Gemeinschaftsgedanken. Wir berichten über Athleten jeglicher Herkunft, über Rennen und Wettbewerbe in allen erdenklichen Ländern. Jeder einzelne aus unserem Team hat im Laufe der Jahre einen großen internationalen Freundeskreis aufgebaut, wir wurden stets mit offenen Armen empfangen. Das Biken schweißt zusammen, beim Biken ist jeder gleich – egal, ob es der Firmenchef in Schlips und Krawatte, der Schüler mit seinem mühsam zusammengesparten Hardtail oder der Bassist von Rage Against The Machine ist. Auf dem Trail sind wir alle Mountainbiker. Unabhängig vom Einkommen, dem Glauben, der sexuellen Orientierung oder der Nationalität. Natürlich steht es jeder Person frei, seine oder ihre eigene politische Meinung zu vertreten. Die oben dargelegten öffentlichen Äußerungen überschreiten jedoch eindeutig eine Grenze.

Bildschirmfoto 2016-11-16 um 18.21
# Bildschirmfoto 2016-11-16 um 18.21
gschoberths10pixel
# gschoberths10pixel
gschoberths3pixel
# gschoberths3pixel
Seit der Gründung steht MTB-News.de für das Zusammenkommen unterschiedlichster Menschen.  Auf dem Trail sind wir alle Biker. Herkunft, Religion, sexuelle Orientierung oder Alter spielen für uns keine Rolle
# Seit der Gründung steht MTB-News.de für das Zusammenkommen unterschiedlichster Menschen. Auf dem Trail sind wir alle Biker. Herkunft, Religion, sexuelle Orientierung oder Alter spielen für uns keine Rolle - die öffentlichen Äußerungen des Head of Sales, Marketing & Communication von Corratec überschreiten unserer Meinung nach eindeutig eine Grenze. Aus diesem Grund haben wir uns dafür entschieden, über das Facebook-Profil zu berichten. Wir sind gespannt auf eine Stellungnahme Corratecs.

Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschlossen, auf das öffentliche Facebook-Profil von Herrn Günther Schoberth-Schwingenstein hinzuweisen, der seit 2013 Head of Sales, Marketing & Communication beim bekannten deutschen Mountainbike-Hersteller Corratec ist und auf dessen Profil die oben dargestellten Beiträge zu finden sind. Auch sind wir auf das Feedback des Raublinger Unternehmens gespannt, das sich seit vielen Jahren wohltätig engagiert und eigens dafür eine Charity Mission ins Leben gerufen hat, “um humanitäre, menschenfreundliche Hilfsleistungen und Dienstleistungen für Bedürftige” zu realisieren. Die Echtheit des Accounts wurde uns vorab über Dritte bestätigt. Corratec wurde vorab per E-Mail über den Sachverhalt informiert und um eine Stellungnahme gebeten – diese werden wir nachreichen, sobald wir eine Antwort erhalten.

Update: Statement von Corratec Geschäftsführer Konrad Irlbacher


Update: Günther Schoberth-Schwingenstein hat mittlerweile im Kommentarbereich ein Statement zu den Vorwürfen abgegeben:

”Hallo liebe User,

ein Freund informierte mich vor 10 Minuten, dass es Anschuldigungen gegen mich gibt.

Daher erlaube ich mir, mich auf diese Anschuldigungen zu äussern, auch wenn es nichts mit Fahrräder zu tun hat.

Nein, ich habe nichts gegen Ausländer und Migranten, denn unser Land benötigt ausgebildete Menschen, egal welcher Herkunft, Hautfarbe und Religion.

Meine Intension, diesen Menschen vor Ort zu helfen geht sogar so weit, dass ich monetäre Hilfe gerne für bestimmte Projekte spende. Hier handelt es sich nicht um Kleinigkeiten. In den letzten 12 Monaten habe ich 6.000 Euro gespendet. 1.000 Euro für ein afrikanisches Kind und 5.000 Euro für die Ausbildungshilfe für Kinder auf den Philippinen. Ich wollte dies eigentlich nicht publizieren, da es mir persönlich wichtig ist, gerade hier zu helfen. Auch vor Jahren war ich Spender von Ärzte ohne Grenzen. Glaubt Ihr ich würde einen Cent fremden Menschen geben, wenn ich diese verachte würde?

Dann möchte ich nicht versäumen zu erwähnen, dass ich befürwortet habe, dass wir auch bei uns Asylanten aufnehmen. Mit dieser Hilfe erhalten diese Menschen eine Wertschätzung.

Ja, es ist auch korrekt, dass man die Probleme ansprechen darf und auch darüber berichten darf – auch wenn es Euch dann nicht passt, oder eine andere Meinung vertritt.

Ja, es ist auch für mich unerträglich, was in Syrien passiert und ich kritisiere da auch die Untätigkeit der Staatengemeinschaft. Leider habt Ihr diese Posts ja nicht genannt.

Ja, ich finde es nicht „OK“ wenn durch einige Asylanten und auch durch Deutsche andere Menschen gefährdet werden. Es sind leider nur keine Einzelfälle.

Dann gab es noch eine Anspielung, ich sei bei den Hells Angels. Nein, ich bin weder Mitglied, noch Unterstützer. Ja es ist korrekt, dass ich Eigentümer einer Harley-Davidson bin. Aber jeder der eine Harley fährt und/ oder eine alte Lederjacke trägt, ist kein Mitglied der Hells Angels.

Wenn andere Karikaturen erstellen ist es Ok, aber nur, wenn diese Euch passen – oder? Falsch, jeder muss Statiere ertragen – auch Ihr und ich. Gerne stelle ich mich jeder Frage und Meinung unter [email protected] – welche meine private Emailadresse ist.

Ja, ich bin sehr konservativ und vertrete die Meinung, dass unsere jetzige Asylpolitik falsch ist. Ja, „a good lifestyle is not for free“ Dies ist keine rassistische Äusserung, sondern nur meine Meinung „ohne Fleiss kein Preis“. Das gilt bei mir für jeden, einschließlich meiner Wenigkeit.

Danke für die Möglichkeit meines Statements
Günther Schoberth-Schwingenstein“

  1. benutzerbild

    Comfortbiker

    dabei seit 11/2012

    Mir fällt da schon was ein. Freiheitskämpfer oder so smilie.
    Vielleicht schließe ich mich auch der muslimischen Seite beim Bürgerkrieg an. Wer weiß, alles ist vorstellbar.
    ...keine Angst, das dein Chef hier mitliest?
  2. benutzerbild

    mohlo

    dabei seit 05/2008

    Passend dazu, sehr sehenswert...

  3. benutzerbild

    RetroRider

    dabei seit 09/2005

    Nochmal: die GRÜNEN sprechen sich nicht expliziz dagegen aus. Sie schweigen zu dem Thema einfach, was man auch als "billigend in Kauf nehmen" bezeichnet. Das finde ich enttäuschend von einer Partei, die sonst immer an vorderster Front für Frauen - Schwulen und andere Rechte kämpft. Das mindert die Glaubwürdigkeit letzterer Aussagen auf exakt NULL herab. Immer nur das einzufordern, was längst Konsens ist, ist wenig aufregend oder gar visionär.
    Sind die Flüchtlinge nicht die Muslime, die vor den Kopfabschneidern flüchten?
    Die Olivgrünen ünterstützen die wahabistischen und ISIS-Kopfabschneider mit Waffen und Luftaufklärung - das ist mehr als Schweigen...
  4. benutzerbild

    StormyEye

    dabei seit 03/2014

    Sind die Flüchtlinge nicht die Muslime, die vor den Kopfabschneidern flüchten?
    Die Olivgrünen ünterstützen die wahabistischen und ISIS-Kopfabschneider mit Waffen und Luftaufklärung - das ist mehr als Schweigen...

    Das ist ja das, was ich auch nicht verstehe. Wer vor diesen Wahnsinnigen flüchtet, von dem sollte man annehmen, dass er sich hier erstmal weitstgehend von dieser Ideologie befreit. Glaubensfreiheit (im zweiten Wortsinn) genießt und sich bei uns ansieht, wie man es besser macht.
    Dass es dann hier gleich mit Christenverfolgung und Fehden zwischen Sunniten und Schiiten weitergeht zeigt mir, dass diese Ideologie so tief in den Köpfen verankert ist, wie wir es uns wohl nicht mehr vorstellen können.
    Auf der anderen Seite kann ich es gut verstehen, dass Leute, die mit NICHTS zu uns kommen und die hier NICHTS (außer Schlafen und Essen) erwartet, sich in die Moscheen begeben (die sind rappelvoll mit Flüchtlingen) um sich an irgendetwas festhalten zu können. Auch darum dürfen wir uns nicht mit zu großen Zahlen an Menschen überfordern, denen wir dann kein halbwegs attraktives Angebot für ein besseres Leben machen können. Sonst ist das Abdriften in die Extreme der mitgebrachten Ideologie vorprogrammiert. Die Salafisten freuen sich und unterstützen das nach Kräften.
  5. benutzerbild

    mtb-news Support

    dabei seit 11/2009

    Thema wird jetzt geschlossen.

Was meinst du?

Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular:

Verpasse keine Neuheit – trag dich für den MTB-News-Newsletter ein!