Nun folgen die spannenden Rennen abseits der bekannten Rennformate Schlag auf Schlag – und ihr könnt täglich dabei sein! Erst vor wenigen Tagen berichtete Nathalie Schneitter aus Israel vom Samarathon, nun wird Focus-Endurofahrer Fabian Scholz für uns von einem weiteren interessanten Rennen berichten: Der TransCR in Costa Rica. Am letzten Renntag stand das große Finale auf dem Programm!
Day 4 – TransCR: La gran final in Costa Rica!
Hatte ich nicht gestern was von Königsetappe erzählt? Beim allmorgendlichen Riders Meeting ist die Rede von der längsten Stage der ganzen Woche – und die wird gleich 2 Mal gefahren! Insgesamt müssen heute 800 Höhenmeter erkämpft werden. Das klingt erst mal nicht viel, die Zahl bekommt einer Höhe von 2800 m über Normalnull und Temperaturen jenseits der 35° C eine ganz neue Bedeutung. Zudem ist der Anstieg extrem steil. Als ob es nicht schon hart genug wäre, steht zum Schluss noch ein 10 minütiger Hike-a-Bike an …
Meine Beine fühlen sich nach den 3 Tagen noch ziemlich frisch an. Die erste Stage des Tages hat etwa 1000 Tiefenmeter und startet im dichten Dschungel. Der Start ist ziemlich flach und wenig später folgt schon der erste kurze Uphill. Auch diese Stage ist wieder frisch gegraben, sodass die Reifen nur widerwillig rollen. Kurze Zeit später folgt ein längerer und steiler Anstieg. Meine Beine sind schon komplett mit Laktat vollgepumpt. Endlich fällt das Gelände steiler ab und es wird flowiger. Wie immer sind die Kurven extrem loose und rutschig. Langsam merke ich, dass mein Oberkörper und meine Arme ermüden. Ich versuche, möglichst flüssig zu fahren – aber nach jeder schnellen Gerade taucht eine 90 Grad-Kurve auf und man muss extrem hart anbremsen. Ich kann den Lenker kaum mehr halten und wünsche mir einen kurzen Uphill, um die Arme wenigstens kurz zu lockern. Das genaue Gegenteil ist aber der Fall: Das Gelände fällt immer steiler ab. Die Hike-a-Bike-Schilder deuten an, dass man behutsam in die Sektion fahren sollte: Enge Switchbacks mit dicken Felsen links und rechts sind es in diesem Fall. Ich mobilisiere alle Kräfte und die Sektion läuft echt gut. Wenig später kommt ein kleiner Uphill und meine Hände freuen sich …
Die Stage ist aber noch lange nicht vorbei. Das nächste Waldstück wartet schon und geizt nicht mit engen Kurven. “Langsam muss es doch mal vorbei sein!” denke und wünsche ich mir. Es folgt eine Bachdurchfahrt mit kleinem Gegenanstieg. Kein Problem! Wenig später eine weitere Flussdurchfahrt – ich verliere kurz die Orientierung und muss abspringen. Ich stehe bis zu den Knien im Wasser und sprinte wenig später den Gegenanstieg hoch. Nur noch wenige Meter und ich habe es geschafft. Meine Hände ächzen und ich bin fix und fertig. 15 Minuten waren das sicher! Nach einer kurzen Einkehr im Camp sitze ich schon wieder im Shuttle und kann mir das ganze noch mal antun. Bei der gestrigen Etappe war die zweite Abfahrt auch deutliche besser als die erste. So wird es heute hoffentlich auch sein!
Ich gehe die Stage etwas ruhiger an, da ich ja schon weiß, dass gleich der steile Uphill kommt. Leider komme ich aus dem Tritt und muss den Anstieg schieben. Naja, macht nix – weiter geht’s! Der Run läuft echt gut und fühlt sich flüssig an. In den engen Switchbacks stürze ich fast und rette mich in letzter Sekunde. Nach einer gefühlten Ewigkeit komme ich ins Ziel und klatsche erst mal mit Paulo ab – er ist Local und Mitorganisator des Rennens. So schmerzhaft die Stage auch war: Das Gefühl nach der Stage, wenn der Schmerz nachlässt und man es überstanden hat, ist unbezahlbar. Heute bin ich super zufrieden mit meinen Runs. Nach 4 Tagen habe ich mich an das Terrain gewöhnt und fühle mich wohl. Kurz vor dem Abendessen steht die Siegerehrung an. Nach meinem miesen zweiten Tag war mir klar, dass ich keine Chance auf das Podium haben würde. Zu meiner Freude konnte Ludo May seine Führung ausbauen und gewinnt das Ding vor Local Alvaro. Dritter wird Chris Johnston von den Nomads. Der Blick auf die Ergebnis-Liste bestätigt mein gutes Gefühl und ich habe mich auf Platz 5 vorgekämpft. Die letzte Stagezeit war sogar die zweitschnellste, obwohl ich sonst bei so langen Stages nicht gut bin. Ich bin zufrieden: Waren ja doch einige gute Jungs am Start …
Die Woche ist wie im Flug vergangen und war echt der Wahnsinn. Obwohl Jay und Paulo die TransCR erst vor 6 Monaten geplant haben, war die Woche echt gut organisiert und es gab fast keine Zwischenfälle. Gelungene Premiere! Mittlerweile hat man sich auch mit vielen anderen Fahrern angefreundet und es ist fast schon schade, dass man sich wieder trennt. Aber man sieht sich zum Glück meist zwei mal im Leben. Während ich den Text auf dem Handy tippe ist die Party noch im vollem Gange. Ich bin aber einfach viel zu erschöpft um heute bis in die Puppen zu feiern. Morgen früh gibt es um 5.30 Uhr Frühstück und um 7 geht es zurück nach San José.
Fabian Scholz berichtet live für uns von der TransCR, einem viertägigen Etappenrennen quer durch Costa Rica. Die weiteren Berichte des Focus-Teamfahrers findet ihr hier:
- Fabian Scholz bei der TransCR – Tag 0: Das Race-Abenteuer in Costa Rica beginnt!
- Fabian Scholz bei der TransCR – Tag 1: Aufbruchstimmung und Prolog
- Fabian Scholz bei der TransCR – Tag 2: Staub, Sonne und der pure Flow!
- Fabian Scholz bei der TransCR – Tag 3: Königsetappe in Costa Rica!
- Fabian Scholz bei der TransCR – Tag 4: La gran final in Costa Rica!
- Costa Rica, Kojoten und das Ende der SSES: Fabian Scholz im Interview
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