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Am Freitag Morgen begrüßte Kranjska Gora uns mit Nieselregen, kühlen Temperaturen und tief hängenden Wolken.
Am Freitag Morgen begrüßte Kranjska Gora uns mit Nieselregen, kühlen Temperaturen und tief hängenden Wolken.
Der Boden in Kranjska Gora ist sehr lehmig
Der Boden in Kranjska Gora ist sehr lehmig - da das Zeug wie verrückt an den Reifen klebt, werden auch trockene Wurzeln zur Gefahr.
Das grandioseste Feature im Bikepark Kranjska Gora war leider nicht Teil der Strecke
Das grandioseste Feature im Bikepark Kranjska Gora war leider nicht Teil der Strecke - beim “Extreme Daddy” handelt es sich um einen ganz ordentlichen Drop neben dem Lift.
Fangnetze waren auf der Strecke mehrfach nötig.
Fangnetze waren auf der Strecke mehrfach nötig.
In dieser Passage konnte man es ganz gut stehen lassen.
In dieser Passage konnte man es ganz gut stehen lassen.
In dieser Sektion kann man sich mehrfach überlegen, ob man lieber die Aussen- oder Innenlinie nimmt.
In dieser Sektion kann man sich mehrfach überlegen, ob man lieber die Aussen- oder Innenlinie nimmt.
Kranjska Gora
Kranjska Gora
Sonntag Morgen herrschte im Lift wieder beste Laune.
Sonntag Morgen herrschte im Lift wieder beste Laune.
Hier hatte ich es dann fast geschafft
Hier hatte ich es dann fast geschafft - das Ziel war nur noch ein paar Wiesenkurven entfernt.

Bereits zum dritten Mal in Folge begann der iXS European Downhill Cup im slowenischen Ski-Ort Kranjska Gora. Ich fahre zwar bereits seit einigen Jahren regelmäßig Downhill- und Enduro-Rennen und war auch schon bei zwei EDCs am Start, außerhalb des deutschsprachigen Raums hat es mich dabei jedoch noch nie verschlagen. So ziemlich aus einer Laune heraus, sollte es dieses Jahr dann doch so weit sein – wie das Wochenende für mich und andere so lief, lest ihr im Artikel.

Donnerstag, der 8. Mai 2017, ca. 13:30 Uhr – ich laufe mit einer Flasche Club Mate in der einen und einer Packung Kaffee in der anderen Hand durch die Ilmenauer Innenstadt zum Fahrradladen Rad-Art und grinse von Ohr zu Ohr. Warum? Die Rennsaison steht endlich in den Startlöchern und gleich geht’s auf die lange Autofahrt zum ersten Stop des iXS European Downhill Cups in Kranjska Gora/Slowenien. Eigentlich wollte ich gar nicht starten – 700 km Autofahrt für eine Strecke, von der mir erzählt wurde, dass ein Rennlauf im Nassen dort eher einem Roulette-Spiel gleicht, schien mir irgendwie kein guter Deal zu sein. Als jedoch mein neues Downhillbike ankam und mir bewusst wurde, dass ich ansonsten erst Mitte Juni beim iXS EDC in Schladming eine Chance haben würde, damit an den Start zu gehen, flog ganz flux jedes Kalkül zum Fenster raus. Die Anmeldung war schnell gemacht und zum Glück konnten mich meine Freunde vom Ilmenauer Szene-Laden Rad-Art mitnehmen und in ihrer Ferienwohnung unterbringen.

Freitag – Trackwalk & Training

Dank viel Glück mit dem Verkehr, einer kleinen Portion Bleifuß und einer großen Portion Vorfreude flogen 700 km Autofahrt ziemlich schnell vorbei und wir trafen lange vor Schlafenszeit in Kranjska Gora ein, wo uns die erste Überraschung bevorstand: Erik “Irm” Irmisch quartierte sich bei uns ein – das Wochenende versprach jedenfalls nicht langweilig zu werden. Am nächsten Tag war ich ehrlich gesagt ziemlich nervös. Selbst das oft bewährte “Champions-Frühstück”, bestehend aus Baked Beans, Spiegelei und Speck, wollte nur mit Mühe und Geduld runter, sodass ich neidisch dem Irm zuschaute, wie er seelenruhig den wöchentlichen Kalorienbedarf einer dreiköpfigen Familie in sich rein schaufelte. Meine ungewöhnliche Nervosität schob ich (völlig unbegründeter Weise) darauf, dass ich vor dem Rennen nur wenig Gelegenheit hatte, mich mit meinem neuen Bergamont Straightline MGN vertraut zu machen und mein letztes Mal Fahren mit dem alten Rad beim iXS GDC in Ilmenau im August 2016 stattfand.

Am Freitag Morgen begrüßte Kranjska Gora uns mit Nieselregen, kühlen Temperaturen und tief hängenden Wolken.
# Am Freitag Morgen begrüßte Kranjska Gora uns mit Nieselregen, kühlen Temperaturen und tief hängenden Wolken.

Auch der Trackwalk konnte nicht wirklich zur Milderung meiner Nervosität beitragen: Aus dem Starthäuschen raus geht es erstmal in ein ziemlich anspruchsvolles Waldstück voller enger Kurven, die an den unmöglichsten Stellen auch noch mit Wurzeln und Absätzen bestückt sind und die Fahrer auf einen Motorway mit richtig, richtig großen Sprüngen raus spucken. In etwa auf der Hälfte der Strecke befindet sich das gefürchtete Steilstück – selten habe ich so viele, so große Wurzeln auf einem Fleck gesehen – gefolgt von einem kleinen Bergauf-Sprint vorbei an der Zwischenzeit, zwei weiteren technischen Waldpassagen und einem langen Zielsprint auf der Wiese mit einigen wirklich coolen, offenen Kurven. Zu allem Übel war der Himmel grau und wolkenverhangen, es nieselte konstant und die Wettervorhersage schwankte irgendwo zwischen “könnte ganz ok werden” und “Regen-Armageddon”. Ich bin wirklich kein Schönwetter-Fahrer und hab schon als Kind gerne im Schlamm gespielt, aber bereits nach dem Trackwalk war mir klar, dass ich es sehr gerne vermeiden würde, dort im Nassen runter zu müssen.

Der Boden in Kranjska Gora ist sehr lehmig
# Der Boden in Kranjska Gora ist sehr lehmig - da das Zeug wie verrückt an den Reifen klebt, werden auch trockene Wurzeln zur Gefahr.
Das grandioseste Feature im Bikepark Kranjska Gora war leider nicht Teil der Strecke
# Das grandioseste Feature im Bikepark Kranjska Gora war leider nicht Teil der Strecke - beim “Extreme Daddy” handelt es sich um einen ganz ordentlichen Drop neben dem Lift.
Fangnetze waren auf der Strecke mehrfach nötig.
# Fangnetze waren auf der Strecke mehrfach nötig.

Pünktlich zum Trainingsbeginn riss die Wolkendecke jedoch auf – die ersten Trainingsruns waren noch eher unsicher und schmierig, es wurde jedoch zunehmender wärmer, trockener und schneller, sodass ich die Regenjacke nach dem ersten Lauf im Ziel ein paar Freunden beim Serienausrichter Racement in die Hand drückte. Die Strecke in Kranjska Gora machte von Anfang an Spaß, Runterkommen war kein Problem und bis auf ein paar hakelige Kurven hatte ich das Gefühl, ohne totale Anstrengung flüssig zu fahren. Nach ein paar Orientierungsfahrten beschloss ich, die GoPro aufzusetzen, um einen ersten Versuch des geplanten Strecken-Previews zu unternehmen.

In dieser Passage konnte man es ganz gut stehen lassen.
# In dieser Passage konnte man es ganz gut stehen lassen.

Meine (deutlich schnelleren) Ilmenauer Kumpels Hede und Hilli erklärten sich bereit, mit gemäßigtem Tempo vorneweg zu fahren, damit ich auch nahe dran bleiben würde. Abgesehen von einem Verbremser in der ersten Sektion, der dazu führte, dass ich auf der Jumpline zu weit weg war und den “T-Rex-Sounds” meiner Bremse (die Scheibe hatte einen leichten Schlag und hat sich aufgeschwungen) lief es eigentlich bis in die harte Wurzelsektion ganz gut. In der super rutschigen Linkskurve vorm Steilstück kam ich minimal von der Linie ab und mit dem Vorderrad auf einen abschüssigen Wurzelballen – ich weiß es ja eigentlich besser und fahre nicht seit gestern Fahrrad, aber irgendwie war ich der Überzeugung, dass das schon klappen würde. Jedenfalls bin ich wie ein Sack Reis umgefallen, ohne nennenswerte Anstrengungen zu unternehmen mich abzufangen. Beim Aufstehen tat mein rechter Daumen ganz schön weh, aber ich wollte so schnell wie möglich weiter und stocherte unsicher das Steilstück runter, sprintete zur Zwischenzeit, wo die Jungs auf mich warteten und zusammen gleich weiter bis ins Ziel. Da die Sonne mittlerweile ganz schön ballerte, noch ziemlich viel Trainingszeit war und meine Pfote brannte, begaben wir uns zurück ins Appartement, um mal für ein paar Minuten auszuspannen und uns ohne Schoner in die Sonne zu setzen. Als die Beiden wieder loswollten, war meine Hand auf beachtliche Größe geschwollen und wollte sich partout nicht um den Lenker schließen lassen, sodass ich es vorzog, der Sache bis zum nächsten Morgen Zeit zu geben, um sich wieder zu regeln.

Optimistisch wie wir nun mal sind, hatten wir trotz der durchwachsenen Wettervorhersage einen Rost und beste Thüringer Bratwürste und Brätel im Gepäck. Bei Wurst und Bier (und in meinem Fall einem Beutel Eis auf der Hand) ließ es sich in der Abendsonne bestens über die GoPro-Aufnahme und Linienwahl auf der Strecke diskutieren. Irm erzählte, dass er auf der ersten Holzplanke anlupft und über den kompletten Wurzelteppich in eine super steile und enge S-Kurve springt. Das ganze sei doch “total einfach”, es wäre ja “maximal eine Radlänge” und eine “perfekte Landung” … Wer wissen möchte, wie das aussieht, schaut hier rein.

Samstag – Qualifikation

Samstag früh weckte mich tatsächlich nicht mein Wecker, sondern die lachende Sonne vorm Fenster. Das konnte meine Stimmung allerdings nur geringfügig aufhellen, denn meine Hand war ordentlich dick und tat ziemlich weh. Eher missmutig ging es für mich und einen Kollegen Richtung Strecke, während die schnellen Jungs sich noch einmal im Bett umdrehten und auf das Top-Training warteten. Auf der Strecke lief überhaupt nichts – ich konnte zwar den Lenker gut festhalten, aber es tat konstant weh und ich ließ mich auch ziemlich davon runter ziehen. Im letzten Lauf war ich so verärgert, dass ich total blöd ins Steilstück fuhr und mich prompt überschlug. Das Rad landete 10 m weiter unten in einer Tanne und ich ziemlich unangenehm auf meinen Händen.

Unten angekommen musste ich feststellen, dass mein Schaltauge völlig verbogen war und mein linker Handballen jetzt auch noch ganz schön weh tat. Insgeheim war ich fast froh über den Defekt, da er mir eine ganz gute Möglichkeit bot, ohne Schmach den Seeding-Lauf nicht anzutreten oder wenigstens nur oben auszulösen – blöderweise war aber ein ziemlich guter Mechaniker in der Gruppe. Ein kurzer Blick auf die Problemestelle, der Ausspruch „… und so einer studiert dann Maschinenbau …“ und zack war das Schaltauge gefahrlos gerade gebogen. Derart um meine Ausrede betrogen, ergab ich mich meinem Schicksal, führte dem Rad die minimal nötige Pflege zu, schmiss eine IBU 600 ein und legte mich auf die Couch, bis es Zeit war, den Qualifikations-Lauf anzutreten.

In dieser Sektion kann man sich mehrfach überlegen, ob man lieber die Aussen- oder Innenlinie nimmt.
# In dieser Sektion kann man sich mehrfach überlegen, ob man lieber die Aussen- oder Innenlinie nimmt.

Der Quali-Lauf ging wirklich gut. Ich hatte merkwürdigerweise gar keine Schmerzen (ob’s am Ibuprofen oder dem Adrenalin lag … keine Ahnung), genoss die tipptopp geshapten Tables auf dem Motorway und brachte einen sehr sicheren und spaßigen Lauf ins Ziel, mit dem ich total zufrieden war und der mich irgendwo im hinteren Mittelfeld platzierte. Beim Großteil der Crew lief es auch gut – bis auf einen der dem glatten Holzbrett in der ersten Kurve zum Opfer fiel – und Irm schaffte es mit einem sicheren Lauf ins Super Final der Top 30.

Sonntag – Renntag

Bisher hatten wir mit dem Wetter unglaublich Glück. Der teilweise vorhergesagte Regen trat nicht ein und die anfangs nasse Strecke konnte durch die Sonne und unzählige Runs getrocknet werden – Sonntagmorgen aber schien unser Glück ausgelaufen zu sein. Wieder war ich als erster aus den Federn, diesmal war es aber der laute Alarmton meines Weckers, der mich aufschreckte. Die Wolken hingen tief im Tal und vor dem Fenster war es patschnass. Morgens als erster auf die durchweichte Strecke zu gehen, ergibt überhaupt keinen Sinn, weswegen ich anderen die Aufgabe überließ, die Wurzeln trocken zu fahren und mich mit einer Tasse Kaffee vors Laptop setzte, um die News der letzten Tage aufzuschnappen.

Kranjska Gora
# Kranjska Gora

Als etwa 1,5 Stunden nach Trainingsbeginn die Sonne raus kam und der Vermieter uns versicherte, für den Rest des Tages sei blauer Himmel vorausgesagt, machten wir uns auf den Weg zum Start, um noch ein paar schnelle Runs unter zubekommen. Die Idee hatten jedoch offensichtlich auch andere, denn zum ersten Mal erwartete uns oben eine lange Schlange vorm Startpavillon. Alles halb so schlimm, ich wusste ja, wo es lang geht und zwei Läufe genügten allemal, um zu begreifen, dass die Strecke ganz rapide am Abtrocknen ist und schonten die Hände.

Sonntag Morgen herrschte im Lift wieder beste Laune.
# Sonntag Morgen herrschte im Lift wieder beste Laune.

Der Rennlauf war für mich mit Abstand der spaßigste Lauf des Wochenendes. Ich konnte mit Thilo von Racement am Start so viel doofes Zeug quatschen, dass ich am ersten Waldausgang immer noch lachen musste, von den Schmerzen in den Händen merkte ich im Gegensatz zum Training wieder herzlich wenig, die slowenischen Fans gaben bei wirklich jedem Fahrer einfach alles und die Strecke war staubtrocken und völlig zerfahren. Von einem etwas unnötigen Verbremser nach der Zwischenzeit abgesehen, lief alles ganz solide und ich fühlte mich das erste Mal in der Lage, ein bisschen Druck machen zu können. Im Ziel wurde mir der 5. Platz mit einer Zeit von 2:51 min eingeblendet – 3 s schneller als am Vortag und am Ende der 75. Rang im kleinen Finale.

Hier hatte ich es dann fast geschafft
# Hier hatte ich es dann fast geschafft - das Ziel war nur noch ein paar Wiesenkurven entfernt.

Fazit

Insgesamt war es eigentlich ein super Wochenende. Das Wetter war konstant auf unserer Seite, die Strecke hat größtenteils Spaß gemacht und ich bin mit meinem Ergebnis mehr als zufrieden. Für den Rest der Saison wäre es sicher cool, noch eine Schippe drauf zulegen, aber eine Position im Mittelfeld, auf einer Strecke, die mir nicht ganz entgegen kam, ist sicherlich kein Grund zu jammern … bis zum nächsten Rennen in Schladming!


Weitere Informationen

Website: www.ixsdownhillcup.com
Text & Redaktion: Gregor Sinn | MTB-News.de
Bilder: Rick Schubert

  1. benutzerbild

    Gregor

    dabei seit 02/2017

    Bereits zum dritten Mal in Folge begann der iXS European Downhill Cup im slowenischen Ski-Ort Kranjska Gora. Dieses Jahr hat es auch unseren Redakteur Gregor auf die extrem anspruchsvolle und wurzelgespickte Strecke verschlagen – und eins steht auf jeden Fall fest: Die Wurzelpiste in Kranjska Gora verzeiht keinen einzigen Fehler!


    → Den vollständigen Artikel "Gregor in Gefahr: Rennbericht iXS EDC #1 – Kranjska Gora (Slowenien)" im Newsbereich lesen


  2. benutzerbild

    Ehrenfeld

    dabei seit 10/2001

    Mega Einsatz smilie Freue mich aufs nächste Rennen.

  3. benutzerbild

    hemorider

    dabei seit 03/2012

    Schöner Bericht, bitte mehr!

  4. benutzerbild

    andi.

    dabei seit 05/2003

    Schönes Ding. Fall einfach mal weniger hin, dann wird das schon smilie

  5. benutzerbild

    Schnitte

    dabei seit 04/2010

    cooler Bericht
    mach weiter so smilie und viel Spaß in Schladming dann smilie

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