Rose Root Miller im Test: Als “Trailräuber” bezeichnet Rose das Root Miller. Der große Bruder des beliebten Granite Chief rollt auf 29″-Laufrädern, bietet 140 mm Federweg vorne und hinten und hat eine Geometrie, die bergauf wie bergab gut funktionieren soll. Wir haben getestet, ob das Rose Root Miller tatsächlich der vom Hersteller angepriesene Trailräuber ist!
Rose Root Miller – Kurz & knapp
Trailbegeisterte Mountainbiker haben bei Rose die Qual der Wahl: Der Versender aus dem Münsterland bietet neben dem Granite Chief, das auf 27,5″-Laufrädern rollt, auch ein 29er-Trailbike mit dem Namen Root Miller an. Der “Wurzelmüller” bietet nicht nur 140 mm Federweg vorne und hinten, sondern dank massig Reifenfreiheit und modernem Boost-Standard auch die Möglichkeit, 27,5″+ Laufräder und Reifen bis zu 3,0″ Breite zu verbauen. Diese Option kann direkt beim Bestellvorgang gegen einen geringen Aufpreis konfiguriert werden. Erhältlich ist das Trailbike in drei Varianten. Wir haben das 2.849,00 € teure Rose Root Miller 2 getestet.
- Federweg vorne: 140 mm
- Federweg hinten: 140 mm
- Laufradgröße: 29″
- kompatibel mit 27,5″+ Laufrädern
- Hinterradachse: Boost 148 mm x 12 mm
- Dämpfer-Einbaumaß: Metrisch 210 x 55 mm
- Durchmesser Sattelstütze: 31,6 mm
- BSA 73 mm-Tretlager
- vorbereitet für interne Leitungsverlegung von Vario-Stützen
- erhältlich in 4 Größen: S / M / L (getestet) / XL
Preis: 2.849,00 € (UVP) | Bikemarkt: Rose Root Miller 2 kaufen
Technische Daten
Geometrie
Für 2017 hat Rose die Geometrie des 29er-Trailbikes Root Miller im Vergleich zu den Vorgängern deutlich verändert. Zu den Maßnahmen, die vor allem die Bergab-Performance positiv beeinflussen sollen, zählen ein 15 mm längerer Reach, ein um 1,5° flacherer Lenkwinkel und 10 mm mehr Federweg vorne und hinten. Die von uns getestete Variante in Größe L bietet somit einen durchaus langen Reach von 453 mm, einen 67° flachen Lenkwinkel und einen 74,5° steilen Sitzwinkel. Die Kettenstreben am Root Miller sind satte 447 mm lang – bei kürzeren Kettenstreben hätte der verbaute Umwerfer keinen Platz gehabt. Nicht ganz ins Bild passt das mit 495 mm für unseren Geschmack etwas zu lang geratene Sitzrohr. Erhältlich ist das Rose Root Miller in vier Größen von S bis XL.
S | M | L | XL | |
---|---|---|---|---|
Sitzrohrlänge | 445 mm | 470 mm | 495 mm | 520 mm |
Oberrohrlänge | 585 mm | 605 mm | 625 mm | 645 mm |
Steuerrohr | 100 mm | 105 mm | 110 mm | 115 mm |
Lenkwinkel | 67° | 67° | 67° | 67° |
Sitzrohrwinkel | 74,5° | 74,5° | 74,5° | 74,5° |
Kettenstreben | 447 mm | 447 mm | 447 mm | 447 mm |
Radstand | 1165 mm | 1185 mm | 1206 mm | 1227 mm |
Stack | 610 mm | 614 mm | 619 mm | 623 mm |
Reach | 416 mm | 435 mm | 453 mm | 472 mm |
Überstandhöhe | 771 mm | 772 mm | 774 mm | 780 mm |
Tretlagerhöhe | 348 mm | 348 mm | 348 mm | 348 mm |
Ausstattung
Hinsichtlich der Ausstattung bietet Rose dem Kunden drei verschiedene Varianten – außerdem hat man die Möglichkeit, auf der Website des Versenders das Root Miller Schritt für Schritt mit seiner Wunschausstattung zu konfigurieren. Das von uns getestete Root Miller 2 kommt mit einer soliden RockShox Pike RC-Federgabel mit 140 mm Federweg und dem dazu passenden RockShox Deluxe RT3-Dämpfer am Heck. Der Shimano XT-Antrieb mit Umwerfer soll für einen ordentlichen Vortrieb sorgen. Das Cockpit ist modern: Hier setzt Rose auf einen 800 mm breiten und sehr steifen Race Face Atlas-Lenker mit 35 mm-Klemmung. Auf den breiten Spank Oozy Trail 345-Laufrädern sind Schwalbe Nobby Nic-Reifen verbaut. Neben der von uns getesteten, 2849,00 € teuren Variante ist das Rose Root Miller als Einstiegsversion für günstige 2149,00 € und eine Premium-Edition für 4199,00 €.
Rose Root Miller 1 | Rose Root Miller 2 | Rose Root Miller 3 | |
Dämpfer | RockShox Deluxe RT3 | RockShox Deluxe RT3 | Fox Float DPS Factory Elite |
Gabel | RockShox Revelation RL Solo Air | RockShox Pike RC Solo Air | Fox 34 Float FIT DPS |
Schaltwerk | Shimano SLX | Shimano XT | SRAM X01 |
Umwerfer | Shimano SLX | Shimano XT | |
Schalthebel | Shimano SLX | Shimano XT | SRAM X01 |
Bremsen | Shimano SLX | Magura MT5 | SRAM Guide RSC |
Kassette | Shimano SLX | Shimano XT | SRAM XG 1195 |
Laufräder | Sun Ringlé SRC-Naben, Mavic EN 627-Felgen | Spank Oozy Trail 345 | DT Swiss XM 1501 Spline One |
Reifen | Continental Mountain King II, 29" x 2,4" | Schwalbe Nobby Nic Evo Snakeskin, 29" x 2,35" | Continental Mountain King II Race Sport, 29" x 2,4" |
Kurbel | Shimano SLX | Shimano XT | SRAM X01 |
Kette | Shimano HG-6001 | Shimano CN-HG701 | SRAM PC XX1 |
Vorbau | Race Face Ride | Race Face Turbine | Race Face Turbine |
Lenker | Race Face Chester | Race Face Atlas | Race Face SixC |
Griffe | Ergon GA30 | Ergon GA30 | Ergon GA30 |
Sattel | Rose | SDG Circuit MTN | SDG Circuit MTN |
Sattelstütze | Race Face Ride | RockShox Reverb, 125 mm | RockShox Reverb, 125 mm |
Preis | 2.149,00 € | 2.849,00 € | 4.199,00 € |
In der Hand
Lang, länger, am längsten: Schon auf den ersten Blick vermittelt das schwarz-blaue Rose Root Miller aufgrund des großen Rahmens und der 29″-Laufräder einen wuchtigen, nicht unbedingt grazilen Eindruck. Der mattschwarze Rahmen wirkt nicht nur dank der dezenten, glänzend schwarzen Schriftzüge und der sauber im Rahmen verlegten Kabel sehr clean. Die Abdeckkappe der Zugverlegung und der Lager ist blau eloxiert – das passt gut zum blauen Spank-Laufradsatz, der aus der ansonsten sehr dezenten Optik heraussticht und für den nötigen Farbakzent sorgt.
Die Ausstattung wirkt insgesamt stimmig. Die Tubeless-kompatiblen Felgen an den Spank-Laufrädern sorgen durch ein Innenmaß von 30 mm für einen breiten Fußabdruck der Reifen. Am zweifachen Shimano XT-Antrieb gibt es prinzipiell nichts auszusetzen – Fans von 1X-Schaltungen müssen jedoch zur deutlich teureren Top-Ausstattung greifen. Das Cockpit wirkt dank sehr breitem, mattschwarzem Race Face-Lenker mit massiver 35 mm-Klemmung und hochwertigen Ergon-Griffen sehr stimmig. Einen Punktabzug bei der ansonsten sehr durchdachten Ausstattung gibt es für die verbaute RockShox Reverb-Sattelstütze: Schön wäre es gewesen, wenn Rose zumindest bei den größeren Rahmen eine Stütze mit mehr als 125 mm Hub verbaut hätte. Außerdem befindet sich der Hebel der Reverb aus Platzgründen links oberhalb des Schalthebels. Das hat die Konkurrenz von Radon besser gelöst: Hier ist der Reverb-Hebel auf der rechten Seite montiert, sodass man ihn beim Umrüsten auf einen 1X-Antrieb in gewohnter Position links unten am Lenker montieren kann. Beim Rose Root Miller geht das nicht.
Die insgesamt sehr solide Ausstattung macht sich leider negativ an der Waage bemerkbar: Mit einem Gewicht von satten 14,40 kg (Größe L, ohne Pedale) ist das Rose Root Miller mit deutlichem Abstand das schwerste Trailbike in unserem Vergleichstest.
Auf dem Trail
Uphill
Bergauf sitzt man dank des 74,5° steilen Sitzwinkels zentral über dem Rose Root Miller. Das lange Sitzrohr trägt zur angenehmen Sitzposition im Uphill bei. Zwar arbeitet der Hinterbau des Root Millers nicht völlig antriebsneutral – auf längeren Anstiegen lässt sich das RockShox-Dämpfer jedoch bequem in den Trail-Modus schalten.
Auf Dauer macht sich bei Anstiegen jedoch das hohe Gewicht des Root Millers negativ bemerkbar. Auch knackige Gegenanstiege sind nicht unbedingt die Paradedisziplin des Rose-Trailbikes. Geht man aus dem Sattel, um eine steile Rampe im Sprint zu bewältigen, hat man mit dem insgesamt hohen Gewicht in Verbindung mit dem leicht wippenden Hinterbau zu kämpfen. So geht relativ viel Energie verloren. Man kommt zwar jeden Anstieg hoch, die Konkurrenz ist hier jedoch teils deutlich flotter unterwegs. Für ein Trailbike ist das Rose Root Miller bergauf und auf Strecken mit Gegenanstiegen eher träge.
Downhill
Zeigt der Trail jedoch bergab, ist das Rose Root Miller voll in seinem Element. Dank der sehr stabilen Ausstattung und den großen 29er-Laufrädern bügelt das Root Miller mit Leichtigkeit über alle Hindernisse, die sich ihm in den Weg werfen. Die Kombination aus großen Laufrädern, langen Kettenstreben und steifen Anbauteilen sorgt für viel Laufruhe, wenn der Trail ruppiger wird. Die kraftvollen Magura MT5-Bremsen sorgen dafür, dass sich die Geschwindigkeit bergab gut dosieren lässt. Ein schönes Detail: Rose hat vorne eine 203 mm große Bremsscheibe verbaut. Das ist für ein Trailbike eher ungewöhnlich.
Die verbauten Federelemente aus dem Hause RockShox funktionieren insgesamt sehr gut und zuverlässig. An der RockShox Pike RC mit ihren 140 mm Federweg lassen sich neben dem Luftdruck noch Zug- und Druckstufe einstellen. Der Deluxe RT3-Dämpfer bietet drei verschiedene Modi und die Möglichkeit, die Zugstufe einzustellen. Auf heftigeren Trails gerät das Fahrwerk des Rose Root Millers jedoch vergleichsweise schnell an seine Grenzen und bietet eher wenig Gegenhalt. In solchen Situationen wird man schnell daran erinnert, dass das Root Miller letztlich ein Trailbike ist und bleibt.
Und genau das ist der Haken am Rose: Dafür, dass sich der Hinterbau insgesamt eher nach einem Trailbike anfühlt und in rauem Gelände hin und wieder an seine Grenzen stößt, ist das Root Miller gleichzeitig eher träge und wenig verspielt. Das ist der Kombination aus hohem Gesamtgewicht und langem Hinterbau geschuldet. Auf engen, verwinkelten Trails muss man das Root Miller eher um die Ecke wuchten, als dass es mit Leichtigkeit um die Kurven zirkeln würde. Will man schnell über ein Hindernis hüpfen, macht sich das Gewicht des Root Millers ebenfalls bemerkbar. Das Root Miller ist zwar keineswegs ein Trailbike, das nur zum Geradeaus-Fahren geeignet ist. Fahrer mit einem verspielten Fahrstil werden sich aber mehr Agilität und Wendigkeit wünschen.
Tuning-Tipps
Serienmäßig wird das Rose Root Miller mit Schläuchen in den Reifen ausgeliefert. Ein Umbau auf Tubeless ist definitiv sinnvoll – das reduziert das Gewicht der rotierenden Masse, sorgt für mehr Grip auf dem Trail und erhöht die Pannensicherheit. Die Reifen und Laufräder am von uns getesteten Rose Root Miller 2 lassen sich außerdem problemlos auf Tubeless umrüsten.
Fahrer, deren Fokus eindeutig auf der Abfahrt liegt, sollten über einen Reifen mit mehr Profil und einer stabileren Karkasse an der Front nachdenken. Der serienmäßig verbaute Schwalbe Nobby Nic Evolution Snakeskin liefert zwar eine solide Performance. Ein Magic Mary könnte aber für einige Fahrer ein sinnvolles Upgrade sein. Wer das Gewicht des Rose Root Millers dauerhaft reduzieren will, sollte langfristig über einen 1X-Antrieb nachdenken.
Haltbarkeit
Die soliden Anbauteile am Rose Root Miller haben unseren Test auf den harten Strecken in Punta Ala schadlos überstanden. Leichtbau-Komponenten, deren Haltbarkeit fraglich sind? Fehlanzeige. Die mattschwarze Lackierung zeigte sich allerdings nach einigen Tagen recht anfällig für Kratzer.
Fazit – Rose Root Miller
Rose verspricht mit dem Root Miller einen Trailräuber – und der 29er aus Bocholt überzeugt auf dem Trail mit Laufruhe, abfahrtsorientierter Geometrie und einigen schönen Details. Die großen Laufräder und der lange Reach sorgen auf ruppigen Trails für viel Sicherheit. Das Fahrwerk gerät hier jedoch hin und wieder an seine Grenzen. Für ein Trailbike ist das Root Miller außerdem recht träge. In der Summe ist das Rose Root Miller also weder Trailräuber noch Enduromonster, aber ein durchaus gelungener 29er.
Stärken
- sehr laufruhig
- solide Ausstattung
- angenehme Sitzposition
Schwächen
- hohes Gewicht
- Fahrwerk gerät auf ruppigen Trails an seine Grenzen
Testablauf
Das Rose Root Miller wurde eine Woche lang von drei MTB-News.de-Testern auf den italienischen Trails rund um Punta Ala getestet.
Hier haben wir das Rose Root Miller getestet
- Punta Ala: Die Trails des italienischen Mountainbike-Paradieses Punta Ala sind seit vielen Jahren ein fester Bestandteil der SuperEnduro-Serie und waren außerdem der Austragungsort der ersten EWS überhaupt. Die Trails sind naturbelassen, teils sehr steinig und ruppig und mit knackigen Gegenanstiegen durchsetzt.
Testerprofil
- Testername: Sebastian Beilmann
- Körpergröße: 174 cm
- Gewicht (mit Riding-Gear): 68 kg
- Schrittlänge: 81 cm
- Armlänge: 63 cm
- Oberkörperlänge: 56 cm
- Fahrstil: Verspielt
- Was fahre ich hauptsächlich: Trail, Enduro, Park
- Vorlieben beim Fahrwerk: recht straff mit Progression
- Vorlieben bei der Geometrie: relativ flacher Lenkwinkel, kurze Kettenstreben, langes Oberrohr mit kurzem Vorbau
- Testername: Moritz Zimmermann
- Körpergröße: 186 cm
- Gewicht (fahrfertig): 93 kg
- Fahrstil: Räder auf dem Boden, saubere Linienwahl
- Was fahre ich hauptsächlich: Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk: Relativ straff mit viel Dämpfung, Heck langsam
- Vorlieben bei der Geometrie: Mittellanges Oberrohr und Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
- Testername: Fabian Lege
- Körpergröße: 196 cm
- Gewicht (fahrfertig): 95 kg
- Schrittlänge: 96 cm
- Fahrstil: saubere Linie, technisch
- Was fahre ich hauptsächlich: Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk: hoch im Federweg stehend, progressiv, viel Dämpfung
- Vorlieben bei der Geometrie: Niedrige Front, kurze Kettenstreben und steiler Sitzwinkel
Hier findest du die weiteren Artikel unseres Trailbike-Vergleichstests 2017:
- 8 Trailbikes im Vergleichstest: Viel Leistung für unter 3.000 Euro
- Radon Skeen Trail 29 im Test: Schneller Trailfeger aus Bonn
- Propain Tyee AM im Test: Grünes Gerät für grobes Gelände
- Cube Stereo 140 29 im Test: Großer Flitzer aus Carbon
- Ghost SL AMR X 27,5″ im Test: Begeisternde Abfahrtsrakete?
- Commençal Meta Trail V4.2 im Test: Pechschwarzer Trailflitzer
- Alutech ICB 2.0 im Test: Das Erdgeschoss für die Trails
- Rose Root Miller im Test: Trailräuber mit großen Laufrädern
- Canyon Spectral im Test: Starker Allrounder zum fairen Preis
Weitere Informationen
Website: www.rosebikes.de
Text & Redaktion: Moritz Zimmermann | MTB-News.de 2017
Bilder: Johannes Herden
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