Gibt es etwas Besseres, als gemeinsam mit Freunden oder auch alleine sich einer gewaltigen, fast beängstigenden Herausforderung zu stellen und diese zu meistern? Gestern habe ich fünf gute Gründe präsentiert, warum man nie ein 24h Rennen fahren sollte. Schon gar nicht in Finale Ligure. Heute kann ich nicht umher zu argumentieren, warum man sich davon auf keinen Fall abschrecken lassen darf und es in jedem Fall ausprobieren sollte.
5 Gründe, ein 24h Rennen zu fahren
Ich selbst bin bisher sechs 24h Rennen gefahren. Im Team, nicht alleine. Es waren in vielerlei Hinsicht mit die spannendsten Tage, die ich jemals erlebt habe. Zumal ich bislang nur wenige Tage überhaupt so intensiv durchlebt habe. Im Kern der Sache hat das für mich, wenn ich so darüber nachdenke, fünf wesentliche Grüne. Diese Gründe sind es auch, warum ich auch dieses Jahr wieder bei den 24h von Finale Ligure an den Start gehen werde.
- Leidenschaft trifft Grenzerfahrung
- Team-Geist
- Leute kennen lernen
- Spontaneität
- Abschalten
Gehen wir einmal schön der Reihe nach die Punkte durch. Da ich selbst nur mit Team-Rennen im 4er oder 8er Team Erfahrungen habe, kann ich nur Vermutungen darüber anstellen, wie großartig so ein Rennen als Solo-Starter sein muss. Das erste schöne Thema ist das Erleben der Leidenschaft Mountainbiken als körperliche Grenzerfahrung.
Leidenschaft trifft Grenzerfahrung
Ihren Ursprung haben 24h Rennen im Autorennsport und hier besonders prominent in den 24 Stunden von Le Mans. In diesem Rennformat ging es darum, die Belastbarkeit von Kraftfahrzeugen unter Beweis zu stellen. Auf das Mountainbike übertragen wird eher die Belastbarkeit der Leidenschaft geprüft. Während unsere Bikes in der Regel ohne größere Schwierigkeiten ein 24h-Rennen absolvieren können, geht es für uns als Fahrerinnen und Fahrer an die Grenzen – insbesondere im Solo-Rennen. Die Belastung ist grenzwertig und genau das macht hier den Reiz aus. Wer seine Ausdauer auf die Probe stellen will, der sollte sich ein 24h Rennen genauer anschauen. Ob mit dem Downhill- oder dem Cross Country-Bike; ob im 8er-Team oder alleine. Nur wer wirklich leidensfähig ist, wird hier glücklich werden und genau das macht den Reiz aus.
Team-Geist
Geteiltes Leid ist halbes Leid, sagt man im Volksmund – und wir wissen alle: das stimmt. Ob als Solo-Starter mit dem Betreuer-Team oder aber gemeinsam mit Freundinnen und Freunden im Team-Rennen – man fiebert mit, feuert sich an und gibt sein bestes. Ganz ungeachtet davon, ob man ambitioniert im Rennen ist oder aber einfach nur des Erlebnisses wegen an den Start gegangen ist. So verschwinden nicht nur die Schmerzen, sondern auch alle weiteren negativen Erlebnisse. Die Geschichten, die hier im Kreise der Freundinnen und Freunde geschrieben werden, bleiben ein Leben lang. Was bleibt ist eine außergewöhnlich schöne Zeit zusammen am Lagerfeuer, beim Schrauben und beim Warten auf den Start in die nächste Runde.
Leute kennen lernen
Der Start in die nächste Runde ist ein guter Punkt, denn man kommt gar nicht umhin, im Zuge eines 24h-Rennens viele neue Gesichter kennen zu lernen. Alle sind aus dem selben Grund am Start und haben die selben Probleme – warum sollte man nicht auch miteinander sprechen? Spätestens, wenn Ersatzteile aufgetrieben oder ein Lampen-Akku geladen werden muss und man selbst keinen Strom hat, heißt es sich aufzumachen und neue Freundschaften zu schließen. Oder wenn man vor dem Rennen noch ohne Team unterwegs ist und auf die letzte Minute noch nach Mitstreiterinnen und Mitstreitern sucht, um gemeinsam ins Rennen zu gehen. Wie man sich sonst kennen lernt? Am besten geht das direkt an der Strecke, wenn man alle Rennteilnehmer im bunt gemischten Feld zu sehen bekommt und gemeinsam anfeuert. Es wäre kein Wunder, wenn der Kreis um das Lagerfeuer mit zunehmender Renndauer größer wird.
Spontaneität
Wenn man sich eine Strategie für das Rennen zurecht legt, wirkt alles ganz einfach: Wir wechseln nach jeder Runde, mit einem vereinbarten Ruf machen wir beim Wechsel auf uns aufmerksam. Jeder fährt einmal, bis alle an der Reihe waren und dann machen wir das so lange, bis der große Countdown auf 0 gelaufen ist. Aber so läuft es nicht und das ist ist auch gut so. Entgegen der oben beschriebenen Routine läuft es im Rennen immer anders, als man denkt. Ein Sturz, ein technischer Defekt und nicht zuletzt das Gefühl, jetzt gerade etwas reißen zu können, führen dazu, dass wir bislang bei keinem Rennen starr den Plan eingehalten haben. Eine Doppelrunde bei Nacht um den Wechsel zu sparen gefolgt von einem platten Reifen weil die Konzentration in der zweiten Runde weg war – nur ein Beispiel dafür, was einen fein ausgesonnenen Plan über den Haufen werfen kann. Da heißt es spontan sein und richtig reagieren; egal ob man gerade im Klassement führt oder am Ende des Feldes strampelt. Genau diese Momente sind das Salz in der Suppe eines Rennens und schweißen zusammen.
Abschalten
Ich hatte kurz überlegt, an diesem Punkt einfach das Schlagwort „Freiheit“ aufzugreifen. Ziemlich genau so fühlt es sich an, wenn man nach einem Tag unter Strom seine letzte Runde dreht. Wenn die anfeuernden Zuschauer die letzten Kraftreserven fordern und wenn ein letztes Mal der fiese Anstieg bezwungen ist, der schon zu Beginn des Rennens nicht nett war. Diese Gefühl es „geschafft“ zu haben hängt für viele unmittelbar damit zusammen, geschafft zu sein. Auch wenn man im Team unterwegs ist, ist man in diesem Moment frei und kann nach all der Anstrengung abschalten – ein großartiges Gefühl.
Nicht überzeugt? Dann lese dir hier die fünf guten und vollkommen berechtigten Gründe durch, warum man niemals ein 24h Rennen fahren sollte. Und erkenne, warum man es am Ende doch ausprobieren sollte.
Was sind eure Gründe, an einem 24h Rennen teilzunehmen? Warum ist es den Aufwand und all die Herausforderungen wert, sich einen ganzen Tag lang einem Rennen hinzugeben?
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