Einfach mal zum Nachdenken:
Ein Verband ist im Grunde wie eine Gewerkschaft. Und diese ist nur so stark wie sie groß ist. Hier in Österreich ist sind die stärksten der Skiverband ÖSV und der Fussballbund ÖFB. Und das geht natürlich quer durch alle Bereiche, seien es Förderungen, Vorderungen bis hin zu Akzeptanz, Gehörigkeit und Meinungsbildung. Das wird auch von öffentlicher Hand so gesehen; hier dazu ganz aktuell die Fördermittelvergabe für 2016
http://derstandard.at/2000027241813/Foerdervergabe-2016-nach-Kriterien-Adaptierung-erfolgt (und die genaue Liste gibts hier
http://www.bsff.or.at/images/dokumente/Vebandsf.2016.pdf ). Radsport befindet sich zwischen Rudern und Volleyball. Vielleicht unser Glück, dass wir neben Daniel Federspiel im MTB-Eliminator, Alban Lakata beim MTB Marathon und Felix Gall bei den Junioren auf der Straße 3 Weltmeister stellen (alle aus Tirol).
Ich würde das italienische Modell begrüßen: Entweder hast du bei der Anmeldung zu einem Rennen eine Lizenz oder eine aktuelle ärztliche Bescheinigung dass du gesund bist und Sport ohne Sorge ausüben darfst. Denn das zwingt jemanden der regelmäßig Radsport betreibt förmlich dazu eine Lizenz zu lösen. Die Folge ist, der Verband hat mehr Mitglieder und dementsprechend mehr Macht. Auch hier könnte beim Straßenbau (Bsp. Niederlande) und beim Bau von Bikeparks anders herangegangen werden, Rücksicht genommen und der Verband könnte ein gewichtiges Wort mitsprechen (Jägerlobby und Co nehme ich jetzt mal aus, obwohl ich persönlich keine Probleme mit denen habe). Allein schon wenn ich an die Autofahrergemeinde denke... es schreckt mich mehr in Kufstein oder Erl über die Grenze zu fahren als wie sonst wo.
Und wenn es auch den Anschein haben mag, dass die Fördergelder hauptsächlich dem Straßenradsport zufliesen, irgendwann kann sich der Verband nicht mehr wehren, wenn die Anzahl der Lizenznehmer bei den Mountainbikern gegenüber den Straßenradsportlern immer größer wird.
Ich bin selbst Lizenznehmer (Elite MTB und Trainerlizenz hier in Österreich) und fahre aktiv Mountainbikerennen und ich freue mich nicht gerade oft darüber wie unser Verband mit dessen Mitglieder umgeht. Zum Beispiel wurde mein letztjähriger Antrag für meine Trainerlizenz verschlampt und wäre erst im Herbst ausgestellt worden (ist zugleich Mountainbike Guide). Praktisch Ende August, wenn der Winter naht. Oder heuer stand ich beim ersten Rennen in Italien noch ohne Lizenz am Start, und kam mit Ach und Krach auf die Liste der Lizenznehmer; dann habe ich anstelle von eines Plastikkärtchens ein 26 Seiten ausgedrucktes Excel Dokument vorgelegt, mit der Liste der Lizenznehmer (wegen einer Zeile) usw.
Dennoch hoffe ich aus oben genannten Gründen der Radsportverband mehr Mitglieder findet und zu einer Stärke findet welche der Radsport auch in anderen Ländern inne hat. Und Alternativen wie einst FIS gegen ISF gibt es anscheinend nicht (auch nicht national).
Man kann sich jetzt beschweren, protestieren, nicht einzahlen, schwarz fahren, Rennsport sein lassen, Trikots verkehrt anziehen, illegale Rennen veranstalten oder daran teilnehmen. Im Großen und Ganzen ist das aber so förderlich wie wenn ihr eine Lizenz hier in Österreich lösen würdet. Hier hat das Problem nur eine andere Farbe und ihr würdet euren Verband umso weiter schwächen.
Ganz wichtig ist: es ist egal wie gut der Einzelne ist; die Frage ob es sich lohnt eine Lizenz zu nehmen, denn man fährt nur zum Hobby etc. erübrigt sich aus dem ersten Satz. Ansonsten kommts mal zum Ischgl Ironbike und schaut euch an was da alles im ersten Block bei den Lizenznehmern steht. In Italien und in der Schweiz (ist ja nur hinterm Berg wie man auf der Langdistanz leidvoll erkennt) ist es genau das was es eigentlich ist: eine Bestätigung dass man ein Verbandsmitglied ist und für die Ausübung des Sports gesund genug ist. Achja, und man unterschreibt, dass man mit den Regularien des WADA Codes einverstanden ist.
Darum versucht es weniger als Aufzwingen seitens des Verbandes anzusehen, sondern seht es als Investition.
Sportliche Grüße
Jojo