Kannst Du den Sachverhalt kurz umschreiben?
Erstens: uncle kann besser italienisch als ich, daher wäre sein Input verlässlicher.
Zweite Vorbemerkung: kurz ist mir noch nie was gelungen.
Mir gelingt es langsam nicht mehr, Sachverhalte dieser Art nüchtern und sachlich zu beschreiben, da diese zitierten Beispiele ein ums andere mal zeigen, wie heutzutage mit Falschaussagen und Informationssteuerung Interessen-Politik auf Kosten bestimmter (Rand-)gruppen gemacht wird. Fake news sind heutzutage gesellschaftsfähig geworden und so darf es uns nicht verwundern, wenn in allen Bereichen davon Gebrauch gemacht wird.
Drittens: Man muss die Vorgeschichte kennen und das Umfeld verstehen, innerhalb dessen gewisse Äußerungen nach Außen getragen werden. Anders als in anderen Ländern ist der "Corpo Forestale" in Italien ausübender Arm der Exekutive. Also vereinfacht gesprochen, Waldpolizei. Nun ist es so, dass diese traditionelle Bedeutung langsam schwindet. In einigen Regionen Italiens wurden diese Abteilungen schon aufgelöst bzw. in die "normale" Polizei eingegliedert. In den autonomen Regionen konnte der CF diesem Trend noch widerstehen. Nachvollziehbar, dass sich diese Herren dem drohenden Bedeutungsverlust mit aller Kraft entgegenstellen möchten. Ich hab schon super-nette Beamte des Corpo Forestale kennengelernt, die uns beim Biken auf einem Alpencross bei einem CF-Treffen in den Bergen Rotwein, Brasato und Polenta angeboten haben und dabei bewundernd unsere Bikes inspizierten und dabei gestanden, dass sie auch Biken würden. Der Kleinbus, mit dem sie zum Fest in die Berge gefahren waren, war rundum beklebt mit MTB-Stickern, Firmenlogos usw. Aber wenn die Politik denen dann ankündigt, dass man sie nicht mehr braucht und demnächst einsparen wird, dann kann man sicher verstehen, dass sie sich dagegen zur Wehr setzen und sich auch nicht scheuen, dafür die Öffentlichkeit zu suchen.
Zurück zum Artikel: es war also so etwas wie Jahreshauptversammlung des CF Rovereto-Riva, die der Vorsitzende und der ausübende Kommandant als Bühne für ihre Interessen genutzt haben, schließlich war Presse da. Und da haben sie schnell mal
"Tausende von ausländischen Bikern, die jährlich die Wege des Alto Garda auch auf nicht genehmigten Bereichen frequentieren" als Sündenböcke aus dem Hut gezaubert, um auf die Wichtigkeit ihres Tuns hinzuweisen, als da wären: kontrollieren, erziehen, für Ordnung sorgen, Bußgelder verhängen und all den Kram, den man halt so machen muss, um für ein ordnungsgemäßes Funktionieren der Gesellschaft zu sorgen.
Hinzu kommt, dass die CF-Stellen nun schon mit starken Einsparungen ihres Budgets leben müssen. Wie man ja weiß, ist der italienische Staat recht klamm, da trifft es auch die staatlichen Einrichtungen. Ich habe selbst erlebt, wie ein verantwortlicher Forestale auf einem Arbeitstreffen des MTB-Wege-Arbeitskreises (in einer anderen Region des Trentino), wo es um konkrete Trail-Genehmigungen bzw. Sperrungen ging, die Bühne dazu nutzte, auf die klamme Kassenlage seines Revierbezirks hinzuweisen und die anderen im Arbeitskreis vertretenen Stellen um Kohle anbettelte (dass man sich damit eine positive Haltung des CF zum Projekt erhoffen dürfe, hat er nicht gesagt). Nun könnte man sagen, das sei Erpressung. Man kann es aber auch als Hilfruf eines Ertrinkenden deuten.
Das ist auch bei uns nicht anders: die Gewerkschaft der Polizei meldet sich auch von Zeit zu Zeit zu Wort, fordert mal dies, mal das, um ihre Aufgaben besser wahrnehmen zu können. Ob die geschilderten Probleme tatsächlich existieren, kann ja eh keiner nachprüfen. Genauso hier. Beim Problem, dem Biker im Speziellen, wird halt übertrieben, nicht Nachprüfbares behauptet, usw. Und die Presse greift es auf, trägt es nach außen, verifiziert es nicht, stellt es nicht in Frage, holt noch nicht mal ne andere Meinung dazu ein. Und dann haben wir den lokalpolitischen Zickenkrieg.
Was bedeutet das für die hier mitlesenden: Wenn man den Ankündigen des Vorsitzenden und seines Kommandanten Glauben schenken darf, dann drohen verstärkte Kontrollen, Verhängung von Bußgeldern, etc.
Es kann aber auch sein, dass das nur das Brüllen eines zahnlosen Papiertigers war, dem absolut nichts folgt.
Genaues weiß man, wie immer, nicht...
Ich hoffe, das war kurz genug.
Und bitte um Nachsicht, wenn es mir nicht gelingt, eine eigene Haltung zu unterdrücken.