Friaulix - Herbstliches rumwurschtln in den südlichen Dolomiten

Schnell die ersten zwei Seiten nachgelesen und ab sofort auch wieder mit an Bord! Freue mich auf viele tolle Bilder und Abenteuer in einer Gegend, welche mir leidlich unbekannt ist. Gute Reise Stuntzi!
 
27.09. 13:45 Rifugio Giaf, 1400m

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Abfahrt von der Forcella Giaf: Siebenhundert Tiefenmeter Dolomitenoptik vom Feinsten. Ansonsten besonders im oberen Teil ein ziemlich steiles und halbwegs brutales Schottermassaker, oft auf S3-Niveau aber ohne gröbere Gemeinheiten. Alles fahrbar und irgendwie lustig, aber ein paar Serpentinen mehr hätten dem Weg sicher nicht geschadet.

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Nach haufenweise anstrengendem Zeugs taucht die Abfahrt weiter unten in einen Lärchenwald... und wird dort auch nicht wirklich leichter. Im Prinzip krallt man sich die ganze Zeit über an die Bremsen und hoppelt langsam den Berg runter. Schon irgendwie lustig... aber ne Fityfifty-Aufteilung zwischen Schotterkampf und Waldbodenflow fänd ich jetzt auch nicht schlecht. Die Forcella Giaf liegt da eher bei 90:10.

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Kurzes Ausruhstückerl, bevors ein letztes Mal steil wird.

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Und die Belohnung? Ein geschlossenes Rifugio Giaf. Schade... hätte Bock auf nen Cappucco. Und überhaupt... was nun? Bin nach dem ersten Übergang eigentlich schon bedient, aber das ändert wohl nix. Häng ich die "Forcella Urtisiel" gleich nebenan mit ähnlicher Tragestrecke jetzt noch dran? Oder roll ich runter ins Tal und strample morgen früh dann alles wieder rauf? Auch blöd.
 
27.09. 15:20 Forcella Urtisiel, 2020m

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Hilft ja nix, schlepp ich halt den nächsten Pass auch noch rauf.

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Vom Rifugio Giaf bis auf die Forcella Urtisiel sind's nochmal siebenhundert Höhenmeter. Schieben bleibt die Ausnahme, meist liegt das Bike auf der Schulter.

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Steil, geröllig, alpin, dolomitisch.

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Um halb vier...

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... bin ich endlich oben.

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Absolut einsam hier, im Friaul. Biker scheints außer mir sowieso keine zu geben, ansonsten ganze zwei Wanderer heute. Das passiert dir an der Sella nicht.
 
27.09. 15:20 Forcella Urtisiel, 2020m
Absolut einsam hier, im Friaul. Biker scheints außer mir sowieso keine zu geben, ansonsten ganze zwei Wanderer heute. Das passiert dir an der Sella nicht.

Toll wie Du in den Bildern die Steilheit rüberbringst. Meist geht das ja auf Fotos verloren. Zur Sella: Da sind aber dann auch die Hütten vermutlich noch nicht geschlossen. ;-) Hat halt alles seine Vor- und Nachteile.
 
hmmm, im tal pennen wär sicher idealer als nochmal raufzahren.
eine variante mit weniger hm als die urtisiel, aber oben dann mühsamer und von mir noch nicht als übergang, sondern jeweil raufrunter auf einer seite, realisiert wär das wunderschöne val scuola rein und unterm pramaggiore zum ricovero darunter. ist offen, holz und kochgelegenheit gäbe es. aber der meister hat ja nix mit... rifugio pussa unten hat sicher zu. schade. wäre eine wirklich spektakuläre partie.

so halt zum pordenone. da ist man halt im "nichts", die beiden täler haben bei mir vor zwei jahren im november irgendwie diesen eindruck hinterlassen. rechts links mörderische hänge mit eher bikefeindlichen trails (kein frontgebiet, kaum militärewege oder gar zu steil zum kämpfen?), ewige täler, schotterfelder... wild, schön und off season auch wirklich einsam. im august werden schon einige hitzeflüchtige mit ihren womos die täler bevölkern. jetzt ist dort aber wirklich das nichts zuhaus.

vernünftige trails sind meist nur durch tragerei zu erreichen. wir waren halt mitn camper da und sind mmer raufrunter experimentieren gewesen. meist hats eh solala gepasst.

aber die echten trails, cappuccino und seilbahnen gibts westlich des piave. östlich ist touriniemandsland mit allen vor- und nachteilen.
mit glück trifft man auch auf bären oder gar einen wolf, wie wir im november damals.

weiterweg:
- softie vom pordenone das tal raus nach cimolais. von dort könntest, wenn die friaulaner dolos nerven, nach erto, dort einen kringel rauf zu den marmorbrüchen, den 381er runter und obendrüber nach westen (also nicht nach erto) mit aussicht auf den gruselstausee mehr oder weniger auf trails bis ins piavetal. da kann man sich dann in die echten dolos elegant rüberretten.

- masovariante: wie oben gsagt, über stock, stein, schutt und durch wälder auf solala trails zum rif pussa. weiter über sogar mir unbekannte scharte zum alpiniweg und wie geplant nach tramonti.

- es gäbe bei bedarf noch andere varianten, die aber eher mühsam sind. als tagestouren ok, aber zusammenhängend zermürbend. friaul halt. löhnt, tut aber weh.

edit: des viech is wirklich die urti auch noch gangen! hawidehre.

numal edith: pussa hat zu.
 
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27.09. 18:00 Albergo Duranno in Cimolais, 660m

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Am späten Nachmittag erwischen mich beim Beginn der Abfahrt oben in der Forcella Urtisiel sogar noch ein paar warme Sonnenstrahlen. ein gutes Ohmen für den Trail?

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Ist es... und wie!

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Der Trail ist ein einziger Dolomitentraum, von ganz oben bis ganz unten. Wenigstens eine Stufe leichter als die Forcella Giaf zuvor, quasi fast schon eine "Floworgie". Kleine Steinderl und fluffiger Waldboden statt Schotterbrocken, angenehme Neigung, geschwungene Kurven, Abendlicht, keine Menschenseele, das Tal und die Berge gehören mir ganz allein.

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Einsam, einsamer, Friaul im September.

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Erst ganz unten wird's in einem Flussbett stellenweise mal ein bisserl holpriger. Aber die paar Meter gehen auch schnell vorbei und machen den Trail nicht weniger geil.

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Beim Steinmanderl...

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... ist dann ausrollen angesagt...

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...bis zum Parkplatz am "Pian Meluth" im "Val Cimoliana". Hier gäbs jetzt das Rifugio Porderone, offen bis Oktober.

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Aber das Wetter ist schön und der Tag so genial, dass ich lieber noch ein Stückerl weiter rolle.

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Zehn Kilometer und fünfhundert Tiefenmeter genial bremsenlose Idealneigungsschussfahrt durchs faszinierend wilde und absolut menschenleere Val Cimoliana. Erwarte jederzeit Bären und Wölfe von links oder rechts, lassen sich aber keine blicken. Bin sicher zu schnell : - ).

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Im Weiler "Cimolais" findet der Tag dann seinen Abschluss. Der Chef des einzigen Albergos sperrt extra für mich noch mal auf...

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... und haut mir ein paar Nudeln in die Pfanne. Nur noch am Wochenende wäre jetzt was los hier, ansonsten ist im September schon der Hund begraben. August sei aber täglich volles Haus, den Italienern gefällts hier im Friaul wohl ganz gut. Mir auch... heut war ein ausgesprochen gelungener Biketag. 2100 Höhenmeter, davon 1500 mit dem Rad auf dem Buckel: hart aber herzlich. Bergab ein knüppelharter Trail von der Forcella Giaf und ein endlos langer Flowtraum von der Forcella Urtisiel, macht absolut Laune. Die Gegend leistet, wenn man sich mit der Bergaufschlepperei mal arrangiert hat.

Gerne mehr davon!
 
fein, der lohn der arbeit.

und nun?

go east? dann wirds noch einsamer... wenig trails, viel nichts, kaum futterquellen... entweder im tal bleiben und rollen oder oben (auch trailmäßig) verhungern bzw massakrieren lassen?


oder west und dann east? rüber nach erto und den steinbruchschnörkel (piste zum rauffahren) bis longarone, weiterrollen nach belluno und den monte serva als rosinderl rauspicken? weiter übers schigebiet nevegal und einen trail runter ri lago santa croce zum lago morto? dann rüber nach piancavallo und eine der schönen coste nach aviano? nochmal rauf und über die höhenstraße zur pala d´altei und via rupeit nach maniago und immer dem rand entlang, die rosinen (jouf, zb) gepickt richtung gemona.

hmmmm? ich würd unten fahren ;-)

aber wenns schon friaulix heisst, solls kein venetonix werden.
 
@zweiheimischer, option-overkill-error. glaub ich fahr heut erst mal die Clautana (soll nett sein) und über die Tunnels und Seen und Gestrüpp nach Tramonti. Und dann wieder nach Westen drehen und nochmal hier irgendwo durch (Erto), bis zum Grappa? Brauch erst mal zwei ruhige Stünderl, um deine Tips alle zu finden und durchzugucken...
 
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28.09. 10:00 Claut im Valcellina, 600m

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Cimolais, mein Heim für letzte Nacht.

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Blick zurück ins Val Cimoliana, das mich gestern ausgespuckt hat. Einfach schön hier.

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Programm für heute? Die rommlige Forcella Clautana mit Dinosauriern. Sollte ein freundlicher Uphill auf ner exakt hundert Jahre alten Militärstraße werden, gefolgt von nem Flowtrail zu ein paar einsamen Stauseen mit Monstertunneln. Bisserl leichter wie gestern... und dem Hörensagen nach alles fahrbar.

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Hier gefällts mir. War aber eh klar, Dolomiten leisten immer... :)
 
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nö, nein, die westlich-südliche option wäre nur ohne clautana sinnvoll. also gleich von cimolais nach westen. mitn grappa hat das aber eh nix zu tun, da schlenkerst viel früher nach osten.

so, du landest nun mal in tramonti. das ist so ziemlich die einzige ecke in friaul, wo ich micht nicht auskenn. also der bereich zwischen clautana und val d´arzino. du wirst schon merken warum. für biker, die auch gerne mal kilometer auf forstpisten oder wenig befahrenen strassen machen, ist die mittendurchvariante eh ok. fürs BBS hab i dort nix gfunden, ausser den monte raut, der genauso ist wie er klingt. rau. der rest dazwischen, also abweichen von der magistrale clautana-tramonti ist definitiv das nichts vom nichts. :D

hinter tramonti kenn ich eben nur den verzegnis runter nach osten und auch norden. lieb, aber nimmer so episch wie das von gestern. episch wirds erst wieder östlich vom tagliamento. du könntest aber auch grad rüber ins arzinotal, i kenn da jemanden ders kennt. vielleicht erreich ich ihn.

aber vielleicht springt dir ja ein guter trail übern weg... oder auch ein gschiss....er.

btw, bis freitag mittag kann ich lotsen. dann bin ich bis montag früh selber in den bergen...
dann wirst eh schon bei gemona sein. ab dort kann ich dir overkill oder double overkill anbieten, je nach wetter, lust und laune. fürs rollen müsst wer anders denken.

und ja, wochenende bin ich vielleicht eh im bereich sella nevea...
 
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falls er stoff gibt, futter bis samstag:

a) tramonti - forchia zuviel (cai 810) - san vincenzo - can cuna - sella giaf - san francesco - cai 827 - armentaria - alesso - monte san simeone - (nicht leichter trail) venzone.

b) tramonti - san lorenzo wie a), dann richtung monte cuar (evtl gipfel cai 816) und über einen vor allem nach der straßenquerung wirklich guten trail um den monte covria und weiter wie oben...

c) wieder san lorenzo - sella chianzutan - malgo lovinzola (marmorbrüche) und wieder runter in die sella über den seilbahntrail (nett cai 806 süd) und stauseetrails nach tolmezzo oder nach norden (cai 806 nord)

dann aber kanns heikel werden...
 
weiter zb venzone - gemona - malga cuarnan - südostrücken - vedronza - monteaperta - sella kriz - uccea. wenns pressiert weiter nach bovec. von dort (wenn geht) seilbahn - prevala - sella nevea. vielleicht sehn wir uns ja am WE ;-)

aber dazwischen wüsst ich auch noch was zum arbeiten!

oder oben drüber von venzone über die malga confin/ungarina via cai 726 und 703 rio nero ins resiatal, ganz nach hinten via stolvizza zur malga coot und dann vhr plagne - monte nische wieder in die gegenrichtung zur sella carnizza und über die forc. zaiavor und sella kriz (gegenrichtung zu oben) nach monteaperta, weiter unterm stol nach kobarid.

rio nero, gottverlassener seitengraben des resiatals:


ridgeride vrh plagne . monte nische:


zaiavor, rechts gehts zur musi, links sella carnizza:



so grob mal.
 
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28.09. 12:00 Forcella Clautana, 1430m

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Von Cimolais nach Claut, von Claut weiter hinter zum Talschluss des Valcellina. Hier entspringt das gleichnamige Flüsserl... und der alte Rommel wollte augenscheinlich übern Berg nach Süden (warum auch immer) und hat demzufolge vor hundert Jahren eine Straße in den Berg geschnitten, rauf zur Forcella Clautana. Kann mir nur recht sein.

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Noch ein paar Jahre früher waren die Dinosaurier auch schon da. Sind dann wohl ebenfalls über die Clautana, um ihre Verwandten im nächsten Tal zu besuchen.

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Viel ist nimmer übrig... und der Abdruck könnte auch von nem großen Hühnchen sein. Aber die Archäoitaliener werden schon wissen, was Sache ist.

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Nach dem Exkurs in längst vergangene Zeiten wende ich mich wieder dem Hier und Jetzt zu. Die alte Militärstraße ist mittlerweile größtenteils zum Singletrack mutiert, mit dezent angenehmer Steigung und gepflegtem Untergrund. Die achthundert Höhenmeter von Claut hinauf in die Forcella sind jedenfalls problemlos fahrbar, als schöner Kontrast zur Schlepporgie von gestern.

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Meter um Meter schraube ich mich auf den Berg, die Tiefblicke zurück ins herbstlich eingefärbte Tal werden immer besser.

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Um halb eins...

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... bin ich schließlich oben.

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Mahlzeit. Sagte ich schon, dass es hier ausgesprochen schön ist? Falls nicht sag ich's jetzt... und das Wetter spielt heute auch mit: ein Spätsommertag wie aus dem Bilderbuch.
 
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