Friaulix - Herbstliches rumwurschtln in den südlichen Dolomiten

29.09. 15:30 Lago di Barcis, 400m

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Alles halb so wild. Der Valcellina-Canyon spaltet sich am oberen Ende auf, also probier ich eben die zweite Option für meine "Flucht aus der Schlucht". Hier ist zwar auch ein verschlossenes Tor in den Fels gerammelt, aber freundlicherweise hat man felsseitig einen mittelgroßen Spalt freigelassen. Ein zerlegtes Bike und ein halbwegs dünner Mensch passen grade so durch. Passt mir gut in den Kram, denn Umkehren liegt mir nicht wirklich.

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Am Lago di Barcis erreiche ich schliesslich wieder "die Welt da draußen".

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Cooler Canyon, darauf einen Cappu und eine Torta de la Nonna.

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So richtig dramatisch abenteuerlich wars im übrigen wirklich nicht. Das obere Schluchtende wird im Hochsommer und an ein paar vereinzelten Wochenenden bereits von einem Touristenbähnlein befahren. Und ich hab das Gefühl, der lange untere Teil wird auch gerade dementsprechend ausgebaut. Jedenfalls ist die Straße bis auf eine kurze Stelle komplett hergerichtet, teils neu asfaltiert und auch schon mit einem Rad/Fußweg versehen. Vielleicht kann man nächstes Jahr schon ohne Gitterhopserei hier durch... dann aber mit Eintritt und sicher nicht mehr mutterseelenallein.
 
29.09. 17:00 Albergo Duranno in Cimolais, 650m

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Die verbleibenden Kilometer im Valcellina sind dann nur noch "normale Straße". Trotzdem schön zu fahren und schön zu gucken und vor allem friaulisch verkehrslos. In Cimolais war ich vor zwei Tagen schon: Kringelalarm! Wollte halt unbedingt die Forcella Clautana und die verbotene Schlucht einbauen, das geht nicht wirklich anders. Und morgen dann weiter auf den Berg zum Rifugio Maniago unterhalb der klotzigen Monte Duranno? Zweitausendsechshundert Meter, vielleicht kann man den sogar besteigen? Wetterbericht ist allerdings mies, also lass ich mal die Planerei und guck lieber die neuen Star-Trek-Discovery-Folgen. Für seine Abendunterhaltung im herbstlichen Friaul muss man schon selbst sorgen. In den Bergen hier ists so dermaßen leer, das hab ich in den Dolomiten so noch nicht erlebt.
 
30.09. 11:00 Bar in Casso, 930m

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Wetter? Nicht so besonders. Und morgen erst recht nicht. Und überhaupt länger nicht mehr so toll. Das Rifugio Maniago und den Monte Duranno kann ich mir jedenfalls abschminken. Regnet zwar heut noch nicht, aber ab 1000 Meter ist geschlossene Wolkendecke mit Nullsicht.

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Da strampl ich lieber ein bisserl "unten rum"...

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... und mach mir in einer Bar in "Erto" meine eigene Sonne.

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Casso: auch nicht unhübsch. Vorher radl ich noch kurz zur Katastrophenstaumauer von 1963: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Longarone

Sightseeing halt, keine hohen Berge heute. Aber ein Trail runter ins Piavetal könnte nachher trotzdem noch drin sein.
 
30.09. 12:00 Longarone, 440m

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Trail von Casso nach Longarone.

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Immerhin fünfhundert Tiefenmeter S2-Spaß hinunter zur Piave.

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Alles unterhalb der Wolkendecke... passt. Und nun?
 
30.09. 16:55 Toblach, 1200m

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Einer plötzlichen Eingebung folgend, durchquere ich einfach mal die gesamten Dolomiten an einem einzigen Nachmittag.

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Der Radlweg durchs Cadore von Belluno über Cortina nach Toblach ist dafür hervorragend geeignet.

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War mir bisher gar nicht so klar, dass zwischen Toblach und Belluno eigentlich nur dieser klitzekleine Minipass bei Cortina liegt. Alles andere was man in den Dolomiten so treibt, sind pure Umwege : - ).

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Noch ein letzter Abschiedsgruß von den Drei Zinnen, ...

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... bevor der Friaulix in Toblach sein Ende findet. Kurz aber gut, hart aber herzlich, war halt nur ein minimalistischer Kurzquickie. Glaub ich hab trotzdem ein paar coole neue Ecken gesehen in den fünf Tagen. Alles weitere verschieb ich auf wann anders, wenn die Tage wieder länger sind und ich vielleicht meinen Draussenschlafkram dabei hab.

Bis die Tage...
 
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Danke! War wieder eine toll verpackte Story, die Du uns da geliefert hast. Ein so überraschendes Ende hat auch mal was - dann muss nan auf den letzten Kilometern nicht so leiden.
Dir alles Gute, Gruß an Goldkettle und bis zum nächsten Mal.
 
30.09. 18:30 Im Bummelzug am Brenner, 1500m

http://www.alpenzorro.com/friaulix
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Rein stricherlmäßig gesehen war die klitzekleine Herbstrunde recht erfolgreich, sind jetzt doch ein paar weissen Flecken weniger auf meiner Karte. Aber stimmt schon... im Süden fehlt noch einiges. Vom Pasubio zum Triglav, Peak to Peak, direkte Linie? Oder doch eher vom Triglav zum Pasubio?

Und was ist überhaupt im Osten los? Zwischen Salzburg, Wien, Graz und Villach kenn ich keinen einzigen Bikemeter. Hat sich irgendwie nicht ergeben bisher. Verpass ich da was?

Wünsche einen geruhsamen Sonntag.
 
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Wofür stehen denn die roten Punkte in der Karte?
Bei mir sind die grün, aber rot wäre korrekt... seis drum, hab die Google Maps API eh nicht im Griff.

Theoretisch:

Blaue Punkte sind die Fotos, die sollten immer direkt auf den Tracks liegen. Wenn man rein zoomt, erscheinen Thumbnails.

Grüne "..." Felder sind Links zu meinen Postings im Forum, und zwar jeweils an der Stelle wo sie geschrieben wurden. Umgekehrte Richtung ist bei jedem Postings rechts oben als "Karte" verlinkt.

Rote Punkte sind ne Stoffsammlung mit den interessanten Pässen, Orten, Trails für die Tour, quasi meine Planungsgrundlage, direkt aus Locus exportiert. Da pantsch ich alles rein, was mir so auf der Karte als sinnvoll ins Auge springt. Und auch alle Tips aus dem Forum, zumindest wenn ich sie aus dem Dialekt extrahieren und irgendwo finden kann : - ).
 
Sehsucht und schlechtes Wetter ist eine starke Kombination ;)
Danke für die tollen Bilder und Beschreibungen. Hat wieder Spaß gemacht, mit "dabei" zu sein.
Östlich von Salzburg herrschen österreichische Gesetze: Fahrradfahren nur auf ausgewiesenen Strecken. Ich glaube, daß willst Du nicht wirklich...
 
Und was ist überhaupt im Osten los? Zwischen Salzburg, Wien, Graz und Villach kenn ich keinen einzigen Bikemeter. Hat sich irgendwie nicht ergeben bisher. Verpass ich da was?

ja, a bleiladung in den hintern :D
naja, es werden sich leider wenige finden, die dir dort, wo man noch sachen wie "hau o mit dein radl oder i daschiass di" von jägern hört, ihre holy trails preisgeben werden.
aber schaun wir, vielleicht törnt dich das eh an, so wie verrammelte schluchten. und wer weiss, vielleicht sind die jäger eh lieb und die östlichen ostälpler eh redselig ;)

btw, grüße von der sella nevea, bier hätten wir genug im bus ghabt.
 
Rund 85km und 1.800 Höhenmeter an einem Nachmittag -- wenn ich richtig gemessen hab. Nicht schlecht!

Schade, dass der Friaulix schon zu Ende ist: Tolle Fotos, spannende Geschichten. Danke.
 
@stuntzi Da habe ich ja die ganze Reise verpasst, trotz der Bitte um Rat im Eingangspost. Jetzt versteh ich auch, wieso die Wirtin der Pordenonehütte meinte sie habe noch nie vor mir einen Biker über die Urtisiel kommen sehen. Könnte daran liegen, dass sie alle so an der Hütte vorbeifahren wie du. Übrigens stimm ich mit dir überein, dass das Tal eine der schönsten Kombinationen aus Landschaft, Trail und Ursprünglichkeit in den gesamten Alpen bietet. Finde ich gut, dass du einen der letzten weißen Flecken der Alpen ein wenig dokumentiert hast.
(Der Grund für meine Verspätung ist übrigens ein Trip auf die Ostseite der Sierra Nevada (in CA). Auch sehr lohnenswert (und schön sonnig, aber oben schon arg frisch nach dem ersten Schnee der Saison bis runter ins Tal.)
 
...was ich bei Dir, Stuntzi, beeindruckend finde ist einfach das alles was ich als Otto Normalfahrer mit einem Vorlauf von mehreren Wochen (Planung etc.) machen würde einfach mal so rausgehauen wird. Sieht das alles nur so spontan aus oder ist das wirklich so??
 
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