Gravel Maßanfertigung und einige Fragen

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Nachdem ich aus gesundheitlichen Gründen vor gut 10 Jahren mit dem Radfahren aufhören musste, habe ich vor etwa zwei Jahren wieder angefangen, etwas zu trainieren. Dazu habe ich mir ein Singelspeed aufgebaut mit dem ich an sich sehr zufrieden bin; bis auf den Punkt, dass ich langsam meine Fahrstrecke erweitert und sich damit mir immer mehr Hügel in den Weg stellen, die ich entweder nur noch grenzwertig hinauf komme oder meide.

Also muss ein neues Rad her. Viele Sachen habe ich mir schon überlegt, aber es bleiben auch noch viele Fragen übrig. Außerdem möchte ich auch möglichst viele Komponenten von meinem alten Rad übernehmen, um Kosten zu sparen.

Als Antrieb stelle ich mir eine SRAM 11fach vor mit folgenden Komponenten: Als Kurbel möchte ich meine alte Sram Rival samt Innenlager behalten und das Kettenblatt auf ein RaceFace Wide Narrow mit 44 Zähnen und dem passenden Lochkreis von 130 mm umrüsten. Schalwerk könnte von der Preis-Leistung das Sram Rival 1 11fach werden. Hier das erste Problem – der Schalthebel. Da ich meinen Rennlenker und die Bremsgriffe behalten möchte, stelle ich mir Sram Flatbar Trigger vor. Die haben natürlich den Nachteil, dass sie nicht an einen Rennlenker passen (22.2 mm der Schellendurchmesser der Schalthebel zu 23.8 Rennradlenker im Griffbereich) Dazu sehe ich nur zwei Möglichkeiten: Entweder der Versuch mit einer BikeYoke Hebelschelle (https://www.bike-components.de/de/B...XX-X0-X9-X7-p55223/black-universal-o69400001/), die entweder auf den größeren Durchmesser passt oder den ich etwas aufweiten/feilen kann - platziert möglichst nah an dem sich verdickenden Klemmbereich. Oder mit einem Handelbar Extender (https://www.gearbest.com/bike-parts/pp_635083.html), dann wäre der Hebel halt recht weit bzw. 3 cm weit entfernt. Hat dazu jemand Erfahrung oder einen guten Rat? Und dann wäre da noch der Hebel selbst: Ist es egal welchen Sram Hebel man nimmt – sind alle kompatibel? Z. B. der X1 oder X01; wäre evtl. sogar ein 12fach Hebel wie der GX Eagle möglich?

Den Rahmen möchte ich mir gerne auf Maß bauen lassen. Die ‘Eckmaße‘ wie Sitzrohr- und Steuerrohrwinkel, Sitzlänge, usw. habe ich von meiner letzten alten Rennmaschine übernommen und versucht, an eine modernere Optik, die mir gefällt, anzupassen. Ich versuch mal ein Bild dazu anzuhängen. Rahmenbauer gibt es schon einige. Bisher finde ich von dem Internetauftritt Riccorsa und MiTech sehr ansprechend. Irgendwelche Erfahrungen oder Empfehlungen zu einem dieser oder anderer Rahmenbauer?

So, da ich befürchte, dass das schon etwas zu lange wird, höre ich erst einmal hier auf. Auch wenn ich noch viele weitere Fragen habe.

Mit besten Grüßen

Stefan
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Re: Gravel Maßanfertigung und einige Fragen
Das ist doch nichts halbes und nichts ganzes. Entweder bauste dir da auch die passenden 1x11 Schaltbremsgriffe dran oder bleibst bei Singlespeed. Bei letzterem vielleicht nicht so schnell aufgeben und die Hügel mal eine Weile auf die Beinmuskulatur einwirken lassen. Das passiert natürlich nicht in ein paar Wochen. Erstmal die Übersetzung für die Hügel reduzieren und wenns besser klappt wieder erhöhen.
 
44er Blatt vorne ist je nach Kassette sportlich...

Ist auch ne Frage mit welcher Trittfrequenz man gerne fährt. Ich hatte vor, hinten 11 bis 26 zu fahren. Der schwerste Gang wäre damit etwa so wie früher 53/13, und nur im Rennen habe ich einen 12er gebraucht. Der leichteste Gang mit 44/26 entspricht bei 35 mm Reifen und 40 U/min 8,9 km/h - früher habe ich im leichtesten Gang mit 42/21 bei der Umdrehung 10,5 km/h gefahren, den Gang aber so gut wie nie benötigt. Das sollte also passen. Zu Zeit fahre ich 53/18 an meinem Singlespeed Crosser im Sommer und jetzt im Winter 53/20. Damit komm ich auch überall hoch, aber es macht teilweise keinen Spaß mehr und auf der Geraden fehlts dann auch :heul: Also ich hoffe mal, dass das so passt; wenn nicht kann man an der Übersetzung ja auch schnell was ändern.

Als Lenker Bremseinheit fahre ich den Salsa Cowbell mit Cane Creek Bremshebel und den TRP CX9 Mini V-Brakes. Die wollte ich gerne behalten und auch Kosten sparen zu teuren neuen Bremsschalthebeln. Passen denn die Sram Eagle 12fach Hebel zu einer 11fach Schaltung, oder wurden von 11fach zu 12fach die Abstände der Ritzel geändert?

An Rahmenbauern würde ich auch mal schauen, was es in Deiner Umgebung gibt. In NRW ist die Auswahl gross, wo kommst Du her?

Ja, das ist auch ein gewisses Problem: unter 300 km habe ich niemanden gefunden. Ich wohne im Rhön-Grabfeld also zwischen Rhön und Thüringer Wald. Eine wunderschöne Gegend, ein Fahrrad Pradies...:hüpf: aber weit ab von der 'Zivilisation' bzw. der Nähe zu größeren Radgeschäften oder einem Rahmenbauer. Und so bemühe ich mich möglichst alle Informationen übers Internet zu recherchieren.
 
Wegen Schalthebel gibt's eine Reihe Möglichkeiten...

1. Es gibt eine Adapterschelle von Paul Components mit 31,8mm Durchmesser, an die du die gängigen SRAM-Trigger schrauben kannst. Ist schick, sackteuer und wäre halt nahe am Vorbau zu montieren. Schaust du hier
2. Billige Alternative wäre eine RR-Umwerferschelle mit 31,8mm Durchmesser zu verwenden. An die bekommt man auch die Trigger angebaut.
3. Du verwendest einen Lenkerend-Schalthebel

12-fach Hebel mit 11-fach Schaltung und 11-fach Ritzelpaket wird aller Wahrscheinlichkeit nicht funktionieren. Aber der 11fach-Kram ist ohnehin nicht mehr so teuer.
 
Wegen Schalthebel gibt's eine Reihe Möglichkeiten...

Super - vielen Dank :)

1. Es gibt eine Adapterschelle von Paul Components mit 31,8mm Durchmesser, an die du die gängigen SRAM-Trigger schrauben kannst. Ist schick, sackteuer und wäre halt nahe am Vorbau zu montieren. Schaust du hier

Genau an so etwas hatte ich gedacht. Und sogar 31.8 mit dem Vorteil, den du beschreibst. Bei dem Preis muss man halt nur schlucken :confused:

2. Billige Alternative wäre eine RR-Umwerferschelle mit 31,8mm Durchmesser zu verwenden. An die bekommt man auch die Trigger angebaut.

Dann wäre das wohl die erste Wahl für mich. Und das da die Schalter dran passen hätte ich ja nie gedacht. Das wäre super. Funktioniert das ordentlich?

3. Du verwendest einen Lenkerend-Schalthebel

Ja, stimmt. Die sind preislich nur etwa wie die Bremsschalthebel - vielleicht sogar einen Tick teurer.

12-fach Hebel mit 11-fach Schaltung und 11-fach Ritzelpaket wird aller Wahrscheinlichkeit nicht funktionieren. Aber der 11fach-Kram ist ohnehin nicht mehr so teuer.

Welchen Trigger bzw. Schalthebel würdest du denn empfehlen?
 
Maßrahmen aber Flatbar Schalthebel um Geld zu sparen... Interessante Prioritätensetzung

Ein Maßrahmen kostet z. B. bei Mitech 100 Euro mehr als ein Standardrahmen. Und bisher habe ich keinen Rahmen gefunden mit dem ich annähernd an meine Sitzgeometrie komme.

Wichtig sind für mich eine relativ geringe Überhöhung zwischen Sattel und Lenker, aber dafür eine lange Entfernung zwischen diesen. Dabei muss man dann schauen, dass der Vorderbau des Rades nicht zu lang wird. Die geringe Sattelüberhöhung bekomme ich z. B. mit einer etwas größeren Bauhöhe der Gabel und einer geringeren Tretlagerhöhe hin. Dazu der Steuerrohrwinkel auf 74°, auch damit es ein bisschen agiler wird. Außerdem benötige ich einen Sattelversatz zum Tretlager von 6 cm. Dazu benötige ich einen Sitzrohrwinkel von 75°.
 
Dazu der Steuerrohrwinkel auf 74°, auch damit es ein bisschen agiler wird.
Ein bisschen agiler? Mit 74° wird das kein Gravelbike, sondern ein Kunstrad für den Zirkus.
Nicht böse gemeint, aber versuche besser ein paar Gravelbikes Probe zu fahren, bevor du Zeit und Geld in einen Maßrahmen versenkst.
So wirkt das auf mich erstmal, als wüsstest du noch nicht, welche Qualitäten ein Gravelbike auszeichnet.
Am neuen Maßrahmen auch noch die Felgenbremsen vom alten Bike zu übernehmen, um Geld zu sparen, halte ich auf längere Sicht für eine schlechte Entscheidung.
 
Der Lenkwinkel ist steil, aber weit von unfahrbar....
Ich würde mich auch zurückhalten das gleich als "Unfahrbar" abzuqualifizieren, trotzdem sind solch starke Abweichungen von der "Norm" ein Grund, sich diesbezüglich mit jemandem auszutauschen, der da erheblich Erfahrung hat, in diesem Fall eben mit dem Rahmenbauer. Weshalb ich einen Local empfohlen hatte. Leider kann ich in der genannten Region nicht weiterhelfen.
In jedem Fall würde ich die genannten Maße unter dem Vorbehalt, daß sie durch einzelne Gesichtspunkte getrieben, insgesamt auch funktionieren müssen eben "extern reflektieren". Daß sowas im Forum funktioniert ist leider Glückssache, da hängen sich die meisten eben auch wieder an einzelnen Werten auf.
 
Man muss auch rechtzeitig die Reißleine ziehen und sagen, ob ein Projekt sinnvoll umzusetzen ist, oder nicht. Und aktuell stimmt diesbezüglich leider wenig. Zuerst sind da wie gesagt die Komponenten. Gravelbike ohne Scheibenbremsen? Sorry, aber das ist gerade ein herausragendes Merkmal dieser Kategorie, dass eine deutlich potentere Bremsanlage zur Verfügung steht. Reifenfreiheit, Laufradgröße, irrelevant?
Dann die Geometrie. Als technische Zeichnung zwar okay, jedoch sind die wichtigsten Vergleichsgrößen nur über Umwege, oder gar nicht eingetragen. Oberrohrlänge horizontal, Steuerrohrlänge, Gabeleinbauhöhe, alles Fehlanzeige, von Körpermaßen wie Größe und Schrittlänge ganz zu schweigen. Dann diese völlig abstrusen Winkel und eine Tretlagerabsenkung von 76mm? Ich bin genug Räder gefahren und habe genug geschraubt um sagen zu können, dass diese Geometrie keinen Sinn macht.

Ich gebe gerne Ratschläge zu sämtlichen Komponenten, Kompatibilitäten und Geometriefragen ab und in dem Fall ist mein Ra(d)t eine anderere herangehensweise zu wählen, sonst wird das nichts. Du solltest ersteinmal klar deine Anforderungen definieren (aufrechte Sitzposition, Preis etc.), dann kann man auch das passende Rad finden.
 
Also Aussagen wie
Mit 74° wird das kein Gravelbike, sondern ein Kunstrad für den Zirkus.
und
74 Grad Lenkwinkel und 75 Grad Sitzwinkel? Das Rad ist so vor allem eines, nämlich unfahrbar.
finde ich ein wenig unsensibel - ich würde zumindest nicht jemand mit meiner ersten Aussage so begegnen -, zumal auch noch falsch.

Nach dem ersten Suchen finde ich sofort Marken, wie Rotwild: Sitzrohrwinkel 74°; auch Canyon, Cube, Focus mit 74°; dann Scott 74.8° bis 75.3° und Stevens auch zwischen 74° und 75.4°. Weiter mit Steuerrohrwinkel beliebig viele Beispiele... Fahren diese Räder alle nicht oder im Zirkus??? Zum Schluss ein Zitat von Hans-Christian Smolik, zu lesen hier http://www.smolik-velotech.de/glossar/l_LENKWINKEL.htm,
"
LENKWINKEL.
Bei Fahrrädern gebräuchliche Lenkwinkel:

Gebrauchsrad: 69°-71°;
Mountainbike: 70°-72°;
Rennrad: 72°-74°;
Bahnrad: 75°-77°.


SITZWINKEL
Der gebräuchliche Sitzwinkel bewegt sich zwischen 68° und 80°. Die Werte für
verschiedene Radtypen:

Gebrauchsrad: 68°-72°;
Mountainbike: 70°-74°;
Rennrad: 72°-75°;
Triathlonrad: 73°-80°.

"
Ich bin das natürlich schon alles gefahren. Und zwar auf der Bahn, da war die Geometrie natürlich etwas prägnanter. Und bei Straßenrennen genau so. Anpassen wollte ich nur Hinterbaulänge und Gabelfreiheit. Die Zeichnung habe ich mit dem freien CAD Tool RattleCAD gemacht. Dabei ist das Bild in meiner ersten Post nur ein Blatt aus der CAD Zeichnung und sollte nur mal andeuten, wie ich mir mein Gravelbike vorstelle. Ich hatte auch noch vor, über weitere Dinge zu sprechen, wollte das aber nicht alles auf einmal.

So, jetzt schaue ich mir erst mal den Link zu den Anpassungsarbeiten bei der Umwerferschelle in Ruhen an und auch den Kink zu Ulrich Vogel. Mit bestem Dank :daumen:
 
Einfach mal googlen. Erfordert ein wenig Anpassungsarbeit. Siehe z.B. hier.

Also das habe ich mir gerade durch gelesen. Hätte ich mir ähnlich vorgestellt und ich werde es probieren. Da bietet sich wie im Artikel von dir der BBB an oder auch der standard von Shimano.

Habt ihr denn noch einen Tipp für einen Shifter bzw. Sram Trigger?

Der einzige Rahmenbauer, der mir zu deiner Gegend einfällt, ist Ullrich Vogel.
Bis Bamberch sollte es ja jetzt nicht sooo weit sein?

Der macht einen sehr ordentlichen Eindruck - Respekt!

Ich habe mich zwar noch nicht endgültig festgelegt aber ich suche an erster Stelle einen Alurahmen. Meiner bescheidenen Erfahrung nach (etwa 8 Stahlrahmen und 5 Alurahmen, die ich selber gefahren habe) haben die in Punkto Steifigkeit, gerade im Tretlager, mehr zu bieten. Kein High-Tech Alurohr, besser ein schwereres aber dafür steifes Geröhr.

Zu den anderen Fragen, die schon aufkamen:

Ich fahre mit dem Rad vorwiegend befestigte Forstwege, die zum Teil jedoch in keinem guten Zustand sind. Im Sommer war ich derzeit mit Schwalbe Kojak in 35-622 zufrieden. Für den Winter habe ich noch keinen optimalen Reifen gefunden. Gerade auf vereisten und mit Spurrillen versetzten Wegen würde ich gerne mal einen breiteren Reifen, vlt. 45 mm probieren. Für diese Größe sollte es also passen. Das wird mit den 425 mm Kettenstreben zwar knapp, aber da hilft auch etwas das steile Sitzrohr ;) Für einen guten Reifentipp wäre ich auch hier dankbar.

Und nochmal zur Geometrie:

Ich habe mich über schätzungsweise mehr als 200.000 km mühsam an meine Idealgeometrie heran gearbeitet. Einen Lenkwinkel von 72° - den fahre ich an meinem Singlespeed gerade - finde ich grottig. Das schiebt mir bei feuchtem oder rutschigem Untergrund zu sehr übers Vorderrad und ist mir überhaupt viel zu träge. 73° finde ich einen sehr angenehmen und ausgewogen Kompromiss zwischen Handlichkeit und Spurtreue. 75° hatten meine letzten Maßanfertigungen als ich Rennen gefahren bin, auf der Bahn sowieso. Das ist schon etwas unruhiger aber fühlt sich super steif an. In Kurven macht das einen suveränen Eindruck. 74° hatte ich nur Einmal an einem Bottechia SL und ich finde das einen guten Kompromiss für mein jetziges Vorhaben. Lenkt sich halt etwas aggressiver ein als 73°. Da machen schöne Abfahrten so richtig Spaß.
Ein Sitzwinkel habe ich mir ähnlich lange erarbeitet. Zwischen 73° und 76° alles getestet und zum Schluss bei meinem letzten Rahmen fühle ich mich mit 75° am wohlsten.
Ich kam aber nie mit einer großen Überhöhung (Sattel - Lenker) zurecht. Da bin ich bei 7 cm gelandet. Auch jetzt im Alter mit zur Zeit leider mehr Gewicht passt das recht gut. Ansonsten würde ich erst mal noch einen Spacer einbauen bevor ich die Gabel kürze.
 
Ich sehe dass du dir einige Gedanken gemacht hast und nicht nur, wie ich dich verdächtigt habe, einfach eine Geometrie "hingezimmert". Dann will ich auch mal meine Beweggründe äußern: Ein Sitzwinkel von 75° ist zwar knackig steil, ermöglicht jedoch einen hohen Druck auf der Pedale. Gleichzeitig kann man ohne Probleme mit einer gekröpften Sattelstütze fahren. Gerade eine Canyon Blattfeder Stütze ermöglich hier unerreicht hohe Komfort Werte. Von daher empfinde ich Werte von 73,5° aufwärts aus durchaus sehr angenehm, da stimme ich mit dir überein.

Bezüglich des Lenkwinkels habe ich jedoch eine andere Erfahrung gemacht. Während im Rennradbau klassischer Weise eher steile Winkel gefahren werden von 72° aufwärts, habe ich an meinem Gravelbike flachere Winkel (Pickenflick 71,5°) verbunden mit einem deutlich breiteren Lenker. Auf der Straße mag das zwar nicht ganz so bissig agil sein, allerdings bietet das bei schlechten Wegen ein deutliches Plus an Laufruhe. Entsprechend komme ich bei schlechten Wegen deutlich schneller und sicherer bergab als mit einem steileren Lenkwinkel. Von daher würde ich bei einem Gravelbike, das tendenziell raueres Gelände sieht als jedes andere Rad mit Rennlenker, unbedingt zu flacheren Lenkwinkeln raten, da dies ein deutliches Plus an Sicherheit bringt. Entsprechend erscheint mir der von dir favorisierte Winkel von 74° als zu steil und ich würde zu max. 73° raten. Alternativ kannst du bei 74/75° Lenk/Sitzwinkel auch eine Gabel mit mehr Gabelhöhe Einbauen und schon hast du ein ganz anderes Fahrverhalten.
Bei den Kettenstreben sind 425mm natürlich knapp, bringen aber viel Agilität. 430mm tun dem jedoch kein Abbruch. Ich würde dir in dem Fall Slider als Ausfallenden empfehlen, so kannst du Singlespeed fahren und die Reifenbreite völlig unkompliziert anpassen.
Die Tretlagerabsenkung sollte nicht zu groß sein, da du sonst bei schmalen Reifen zügig mit der Kurbel und Tretlager aufsitzen kannst. 70mm ist meiner Meinung nach Obergrenze, ich fahre 67mm bei 175mm Kurbel und finde das gerade noch so okay.

Die Überhöhung kann man mittlerweile auch problemlos über entsprechende Lenker anpassen (Specialized oder Soma Brevet oder Soma Condor), falls du kein allzulanges Steuerrohr willst.

Bezüglich der Materialwahl bietet sich ja eigentlich eher Stahl an, dem ja deutlich mehr Komfort als Alu nachgesagt wird, etwas, was bei einem beanspruchten Gravelbike durchaus Sinn ergibt. Bezüglich der Bremsanlage möchte ich nochmal intensiv für Disc's werben, der Wechsel von Felgenbremse auf Scheibenbremse ist v.a. bei schlechtem Wetter wie der Eintritt in eine andere Dimension. Zukünftig wird die Auswahl an entsprechenden Laufrädern auch klar in Richtung Disc gehen, sodass du zukunftssicher aufgestellt bist. Gerade bei breiten hochwertigen Reifen (Schwalbe G-One) bietet sich auch eine Tubeless Montage an, sodass du da besonders auf entsprechende Laufräder angewiesen bist. Das spart letztlich Gewicht, bringt Komfort und mehr Bodenhaftung bei schlechten Verhältnissen.
Für den Anfang tut es auch eine mechanische Disc, dann sind die Hebel deutlich billiger. (Geg. falls eine TRP Hylex für vorne und hinten ein SRAM Shifter)

Bezüglich Rahmenbauer ist aktuell SingleBe eine guter Ansprechpartner, die Lieferzeiten sind jedoch sehr hoch. Ich finde "Lucas" Frames noch sehr ansprechend (einfach mal auch auf Facebook gucken), die bauen sehr leichte Stahlrahmen, auch mit Muffen falls gewünscht, zu attraktiven Preisen. Simoncini in Italien baut auch sehr schöne Rahmen zu guten Preisen, der Kontakt hatte nur einmal lange gebraucht, wobei da wohl auch ein technisches Problem vorhanden war.

Bezüglich der Reifenbreite gibt es bis 40mm eine große Auswahl, darüber wird es eng. In 45mm kommt bald ein Continental Raceking raus, sonst gibt es nur sehr teure Exoten. In 50mm kommt demnächst der Schwalbe G-One, wobei 50mm wieder sehr breit sind und nur fraglich passen dürften. Ich würde daher den Rahmen auf min. 45mm auslegen, in mein Pickenflick gehen bei 27,5" auch 52mm Reifen rein, was ganz neue Möglichkeiten eröffnet.

Zusammenfassend würde ich eher beim Rahmen auf die Preisbremse treten und mehr Geld in die Komponenten investieren. Das bringt ein deutlich angenehmeres Fahrverhalten und ein wirkliches Erlebnis eines schnellen Allzweckrades, was ein Gravelbike ja sein soll. Alles andere sind nur Zwischenlösungen, die man zwar fahren kann, jedoch nicht das "aha" Erlebnis eines echten Gravelbikes bringen.

So far, viel Spaß beim Planen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Oh - sehr viele Infos.

Also zu deiner Ausführung bezüglich des Lenkwinkels stimme ich dir zu 100 Prozent zu. Und ich falle sicherlich bei einigen Anforderungen ein wenig aus der Reihe, leider. Ich versuche ja das beste daraus zu machen, deswegen bin ich auch für jeden guten Rat dankbar. Auf der Straße ist es für mich die ultimative Geometrie, aber ich fahre nun eben nicht mehr so viel und schnell wie früher - leider ;) Allerdings noch überwiegend auf befestigten wegen. An die 73° dachte ich auch als Erstes beim erstellen meines Konzeptes. Dagegen spricht, oder besser bedenklich finde ich selber, dass die Vorderbaulänge (Abstand Tretlager zum Vorderrad) durch die große Sitzlänge zu groß wird. Ich rechne es mal gerade mit RattleCAD: bei 74° habe ich 63 cm, das ist schon sehr viel, und bei 73° käme ich auf 64,2 cm - mhm.. Aber diesen Punkt sehe ich selber auch noch weiter überlegenswert. Die Idee mit der längeren Gabel hatte ich auch schon und zwischen 400, dem eher üblichen Maß, und sogar bis 440 mm mal alles durchgerechnet. Ich habe mich für 415 mm entschieden, weil ich gerade vorgestern eine Kinesis genau mit diesem Maß online gesehen und bestellt habe. Ich finde sie recht vertrauenerweckend - bisher zwar nur an Fremdrädern probiert - und sehr komfortabel, auf jeden Fall als eine custommade, straight Stahlgabel.

Bei den Kettenstreben 425 bis 430 - ja. Käme halt auch wirklich auf die Reifen an. Wenn ich wüsste, das sowieso bei 40 mm Schluss ist, dann reichen die 425. Ansonsten - "Slider" - das ist eine gute Idee. Geht das auch bei einer Schaltung?

Ebenso zur Tretlagerabsenkung oder Tretlagerhöhe, wie man es sehen will, stimme ich dir mit 28 cm als Minimum zu. Ich hatte mir sogar für die Rennräder 27.5, also 0.5 bis 1 cm über dem Üblichen bauen lassen. Das war ebenso noch ein Punkt, bei dem ich mich noch nicht endgültig entschieden habe. Für ein niedriges Tretlager spricht, dass ich so gut wie nie durch 'echtes' Gelände fahre, dass ich es nicht mehr so eilig habe - frühes Aufsetzen in Kurven -, und dass so das Steuerrohr in etwa um den Betrag kürzer werden kann.

Das Rahmenmaterial ist mir an sich egal; ich finde beides schön. Allerdings habe ich bei der Tretlagersteifigkeit bei Aluminium die besseren Erfahrungen gemacht. Also wenn ich die jetzt alle aufzähle.. aber egal ist einfach so. Wobei ich zustimme, dass die komforteigenschaften bei Stahl besser sind. Auf jeden Fall ist schon mal die Kinesis Gabel komfortabel.

Die Links zu den Rahmenherstellern und den Lenkern - die sind ja interessant - schaue ich mir jetzt mal in Ruhen an; und die Aussage, dass sich bei Scheibenbremsen natürlich solche Optionen wie 27.5" Laufräder im gleichen Rahmen ergeben, wird mich erst mal eine ganze Weile beschäftigten - befürchte ich ;)

In dem Sinne kommt die Überlegung mit der Scheibe auch schon wieder auf den Tisch. Mir ist klar, dass das die bessere Lösung ist. Auf der anderen Seite bin ich mit den Cantis sehr zufrieden - bis auf Nässe. Aber mit der obigen Option bekommt dieser Punkt, den ich dachte, schon abgehakt zu haben, ja schon wieder eine ganz neue Dimension. Und hier an der Stelle dann auch, um nicht falsch verstanden zu werden: Ich schaue nicht aus Geiz ist geil aufs Geld bzw. auf eine günstige Lösung meines Wunsches, sonder vor allem weil das nicht das einzige Rad ist, was ich baue. Gerade jetzt wird es eine von dreien - so ist das halt in einer größeren Familie; da ist mindestens jedes Jahr was neues angesagt und nicht nur bei den Rädern.
 
Ja, denn aber trotzdem ein klares Ja zur Disc. 2018 gibt es meines Wissens nach kein CX oder Gravel mehr ohne Scheibenbremse, also wird der Markt dann zu 98% aus Disc Rädern bestehen - was natürlich auch die Ersatzteilversorgung nach sich zieht.
 
Dagegen spricht, oder besser bedenklich finde ich selber, dass die Vorderbaulänge (Abstand Tretlager zum Vorderrad) durch die große Sitzlänge zu groß wird. Ich rechne es mal gerade mit RattleCAD: bei 74° habe ich 63 cm, das ist schon sehr viel, und bei 73° käme ich auf 64,2 cm - mhm.. Aber diesen Punkt sehe ich selber auch noch weiter überlegenswert.

Je flacher der Lenkwinkel, umso kürzer wird ja aber auch der Vorbau. Sieht man ja schön an der modernen MTB Geometrie mit Vorbauten von weniger als 60mm und Lenkwinkeln von 69° und weniger. Mein Pickenflick z.B. fahre ich mit 70mm Länge und -6°. Von daher dürfte die Länge meiner Meinung nach nicht so das Problem werden.

Bezüglich Slidern gleich mal ein Beispiel von Simoncini. Meiner Meinung nach ein schönes Beispiel für deren tolle Arbeiten.

Die hydraulischen Bremsen sind regulär immer unverschämt teuer. Da lohnt eine ausführliche Recherche sehr. Damit lassen sich leicht einige hundert Euro sparen. Lass dich nicht von den normalen Listenpreisen abschrecken.
 
Dann müsste ich jetzt die Gabel stornieren. Ebenso die 2 Felgen DT Swiss RR 511, die ich vorhatte, mit Shimano 32-L Ultegra Naben einzuspeichen. Der Nabensatz würde auch nicht mehr kompatibel sein. Dann sind meine Bremsen, samt Bremshebel überflüssig geworden und ich bräuchte neue Bremsschalthebel. Mit samt der Bremskörper und Scheiben ... was würde mich das wohl kosten? Und packen die Scheiben ein Systemgewicht von ca. gut 130 kg genauso gut und problemlos?
 
Je flacher der Lenkwinkel, umso kürzer wird ja aber auch der Vorbau.
Das verstehe ich nicht. Vielleicht habe ich mich auch nicht korrekt ausgedrückt mit Vorderbaulänge. Ich meine Mitte Tretlager bis Mitte Vorderradnabe. Die waren an meinen standard Rennern bei RH 60 etwa 59 bis 60 mm. Jetzt komme ich da auf 63 cm bzw dann 64.2 cm. Den Abstand meinte ich. Das wirkt sich mindestens dann Richtung träge aus, weitere Auswirkungen kenne ich nicht, wüsste ich aber gerne. Von daher wollte ich da nicht zu sehr experimentieren.
 
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