01.07. 19:30 Sumdah Do am Zanskar River, 3150m
Nach sechs Tagen auf Singletrack (mit einem kurzen Pistenintermezzo am Yar La) erreiche ich einige Kilometer vor dem Ende des Markha Valleys wieder eine Straße. Ist ein bisserl verwunderlich, dachte ich doch der Zugang zum Markha Valleys wäre für Autos nicht möglich. Was macht dann diese recht neue Piste hier?
Erstes Auto seit einer halben Ewigkeit. Wie kam das über den Zanskar Fluss?!
Ach daher weht der Wind: Letztes Jahr gab es hier noch keine Brücke, aller Verkehr ins Markha Valley wurde über die lustige und auch etwas gruslige Holzkiste am Drahtseil abgewickelt.
Jetzt ist das neue Stahlmonster schon fast fertig. Und brückenbaubegleitend frisst sich nun wohl auch die Piste immer weiter hinauf ins Markha Valley. Irgendwie schade... aber der Fortschritt ist wohl auch in Ladakh nicht aufzuhalten.
Von den Bauarbeitern werde ich zum Tee eingeladen und erfahre, dass es in der Bevölkerung einigen Widerstand gegen Brücke und Piste gegeben hat. Schließlich ist das Markha Valley die Trekking-Gegend Nummer Eins in Ladakh und reichlich wichtig für den Tourismus. Was bleibt davon wohl noch übrig, wenn Taxis, Jeeps, LKWs und Busse dort rauf brettern?! Naja... so wie's aussieht, hat sich die Fortschrittsfraktion gegen die Bedenkenträger durchgesetzt. In einem Monat wird die Brücke für den Verkehr geöffnet. Was dann kommt, wird man sehen. Im Moment führt die Piste erst acht Kilometer ins Tal hinauf, über dreissig Kilometer sind noch Fußgängern und Radlern vorbehalten. Das ist noch ein ganz gutes Verhältnis, hoffe so bleibt's noch ne Weile. Aber wenn die Tore erst mal geöffnet sind, lässt sich der Weiterbau der Straße wohl nicht mehr lange aufhalten.
Ich strample noch einige Kilometer am Zanskar-Fluss talwärts in der Hoffnung, irgendwie und irgendwo eine Mitfahrgelegenheit nach Leh zu ergattern. Die Straße hier im Tal ist allerdings eine lange Sackgasse, außer Straßenbaufahrzeugen sind kaum Autos unterwegs. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit geb ich's auf und pflanze mein Zelt in dem kleinen Dorf Sumdah Do auf den Acker einer gastfreundlichen Familie. Grade steht alles und ich will einziehen, da kommt doch noch ein Pickup-Truck vorbei und hält auf ein Schwätzchen an. Da ist sie doch noch, meine Mitfahrgelegenheit. Also bau ich eben alles wieder ab, springe ins Auto und bin 90 Minuten später schon zurück in Leh.
Der erste ladakhische Kringel ist damit nach einer Woche beendet, ziemlich geil so insgesamt: Einsam, wild, trailig, alle Nächte im Zelt, keine Hütten, keine Lodges, keine Homestays, keine Nomanden, wenn man's genau nimmt eigentlich fast gar keine Menschen. Dafür Bergwölfe : - ).
Das Wetter hat mich zwei Tage lang ein wenig angeranzt, aber mit sowas muss man in Ladakh wohl rechnen. Danach war's sonnig... und das ist auch besser so, sonst wären die Felsen ja nicht so hübsch rot gewesen.
Das Finish im Mitfahr-Auto ist durchaus angeraten und kein Chicken-Exit. Sobald der Zanskar-Fluss in den Indus und die Zanskar-Sackgasse in die Hauptstraße Srinagar-Kargil-Leh-Manali mündet, hat sich's für mich ausgeradelt. Dort halten sich nur ausgesprochen verrückte Auspuffschnüffler im
Sattel auf.
Fazit zum Ladakh-Kringel-Eins? Absolut nachfahrenswert! Und um dem üblichen "ist ja alles viel zu weit weg und zu verrückt für mich" vorzubeugen: Ich musste mittlerweile erfahren, dass man ziemlich genau "meine Route" bei den umtriebigen Schweizern von
https://www.bike-adventure-tours.ch als All-Inclusiv-Paket ab Heimatflughafen buchen kann. Die machen zwar im Web eher ein Geheimnis aus ihrer Route,aber Zweifel gibt's eigentlich keine, wenn man sich ein bisserl einliest. Also wenn ihr etwas Taschengeld in Franken übrig habt... auf geht's nach Ladakh... die Saison beginnt hier gerade erst : - ).
Schade... der erste war ich dann wohl nicht. Aber so angefühlt hat sich's in jedem Fall, einen einsameren Trip hatte ich schon lange nicht mehr.