Kampf auf der Straße

fub

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27. März 2005
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59
Es geht wieder einmal um das leidige Thema des Miteinanders auf der Straße. Seit gut einem Jahr fahre ich mehr oder minder regelmäßig mit dem Rad zur Arbeit. Für mich lagen/liegen die Vorteile auf der Hand. Man spart Geld, integriert ein wenig Sport in den Alltag und schont auch noch die Umwelt. Doch der Spaß an der Bewegung weicht oft dem Schrecken über die Egozentrik einiger Verkehrsteilnehmer. In dem einen Jahr habe ich zwei mal Kontakt mit den Spiegeln überholender Autos Bekanntschaft machen dürfen sowie einmal mit der Stoßstange eines PKW der aus einer Einfahrt kam und dessen Fahrer schlicht geträumt hatte. Die drei tatsächlichen Zusammentreffen sind aber gar nicht das eigentliche Problem, sondern die Achtlosigkeit mit der viele (egal auf oder in welchem Fortbewegungsmittel) Menschen unterwegs sind. Das ganze führt (zumindest bei mit) oft zu Aggressionen, die im Straßenverkehr bestimmt nichts zu suchen haben. Doch durch die schutzlose Position auf dem Rad scheint das zumindest meine Reaktion auf beinahe Unfälle zu sein. Heute habe ich mich nach einem weiteren vollkommen unnötigen beinahe Zusammenstoß, leider verleiten lassen und den Mittelfinger ausgepackt. Das tat in der Situation zwar gut, im Nachhinein war es aber definitiv keine persönliche Sternstunde. Ich bin jetzt am Überlegen das Radfahren zum Pendeln erst einmal sein zu lassen, auch wenn ich das eigentlich sehr schade finden würde.

Was sind eure Tricks um in solchen Situationen gelassen zu bleiben oder bin ich der einzige bei dem solche Situationen annähernd regelmäßig passieren und sollte ich mein Fahrverhalten nochmal grundsätzlich überdenken?
 
Auf jeden Falle einen Spiegel. Damit das Unheil sehen (können) kann :D
Und weit genug links fahren.
 
Ich bin lange 25km einfach in die Arbeit gependelt. Anfangs habe ich mich auch immer aufgeregt, bei allem und jeden. Irgendwann habe ich einfach gutes Verhalten belohnt. Habe mich dann bedankt, wenn man mir die Vorfahrt gewährt hat, beim rechtsabbiegen gewartet hat, usw ...

Dazu habe ich einfach etwas Tempo aus meiner eigenen Fahrt rausgenommen und fahre aber sehr präsent. Heißt den Platz auch nehmen und sichtbar für Autofahrer zu sein. Nervt trotzdem noch vereinzelt paar Autofahrer, aber ist wesentlich entspannter. Vor unübersichtlichen Kurven oder bei Gegenverkehr fahre ich teilweise in der Mitte der Fahrbahn.
 
Vor unübersichtlichen Kurven oder bei Gegenverkehr fahre ich teilweise in der Mitte der Fahrbahn.
Das dürfte so mit das wichtigste sein, wenn man im Sraßenverkehr fährt, Gefahrenstellen dichtmachen.
Mache ich auch vor Verkehrsinseln, damit sich nicht doch noch wer mit Vollgas und viel zu nah vorbeiquetscht.

@fub
Das Credo heißt eigentlich, nach außen hin sehr, sehr aktiv fahren und Platz behaupten, nach innen hin passiv, dh jederzeit einfach damit rechnen, dass die anderen Verkehrsteilnehmer um einen herum Müll veranstalten und man selber halt keine komfortable Knautschzone hat.
Ist zwar irgendwie scheiße, wenn man eigentlich im Recht ist und trotzdem "gnädigerweise" nicht vom Auto umgenietet wurde (1a-Spruch: "Sei doch froh, dass ich angehalten habe." Cool, danke, dass du mich nicht umgebracht hast), aber genau deswegen gehe ich erstmal davon aus, dass mein Gegenüber keinen Plan hat.
Mir passieren Situationen wie deine nichtmal ansatzweise so oft, kommt aber auch stark auf den gewählten Weg an. Vielleicht lässt sich deine Route noch abwandeln? Manchmal ist es besser, ein paar Meter mehr zu fahren und dafür bekannte Gefahrenstellen zu umgehen. Geht mir tierisch auf den Geist und ich mache es an zwei Stellen aus Prinzip nicht (ist keine echte Gefahrenstellen, nur voller Autofahrer/Busfahrer, die meinen, man darf da nicht fahrradfahren), aber insgesamt ist es so entspannter.

Hindert mich aber nicht am Schimpfen, wenn es eine besonders dämliche Situation war (Busfahrer :o), und ich kann nicht behaupten, dass mir Radfahren in der Stadt Spaß macht, aber ich sehe auch nicht ein, auf ein für mich komfortables und vergleichsweise günstiges und praktisches Verkehrmittel zu verzichten, nur weil meine Stadt ihre Autos über alles liebt.

Bezüglich nah vorbeifahrender Autos: Wie weit rechts fährst du? Es ist nämlich ein Irrglaube, dass man sicherer ist, je weiter Richtung Bordstein man sich bewegt, ganz im Gegenteil, das sorgt dafür, dass man noch enger überholt wird, weil der Autofahrer dann meint, er könnte dich noch innerhalb der Spur überholen. Je wieter links du fährst, desto eher ist klar, dass das nicht funktioniert und dann überholt ein Autofahrer automatisch mit mehr Abstand, weil er dann eh in die Gegenspur muss.
Ist keine 100% Garantie, aber es funktioniert in den meisten Fällen. Dass ich von Seitenspiegeln gestreift wurde, ist mir zum Beispiel noch nie passiert.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Und einfach eine Motorrad- oder Autohupe montieren. Airzound tut's auch, ist aber so schnell leer;)
Da hält der Autofahrer, der einen nicht gesehen hat, eher an, weil er so schnell nicht schnallt, daß das nur ein Radfahrer ist, der da ankommt und für den es sich nicht anzuhalten "lohnt".
Damit geht's mir deutlich besser:daumen:

Ein wenig aufregen tut man sich aber eh immer noch, auch nach mehr als 40 Jahren intensivem Radfahren im Verkehr...

Manchmal montiere ich auch meine MP3 Tröte mit 129dB (in 3.5m). Da macht es mir einfach nur Spaß, wenn mich jemand nicht sieht;) Für den Alltag aber zu schwer...

Der Nikolauzi
 
@linfer habe schon verschiedene Varianten der Route ausprobiert, ich muss allerdings an einer Stelle die Talachse von Wuppertal durchfahren und da ist man Radverkehr scheinbar nicht so richtig gewohnt. Vielleicht kann ich da nochmal schauen ob ich nicht trotzdem einen entspannteren Übergang finde. Ansonsten ist die Route relativ alternativlos, wenn man nicht 15 min länger unterwegs sein will. Morgens ist das ganze auch völlig entspannt, aber nachmittags dafür um so bekloppter.
Mein Lieblingsspruch nach einem der Spiegelmanöver war übrigens: "Ach junger Mann ich hatte so viel Schwung und wollte nicht bremsen."
Da war ich dann auch einfach sprachlos.
 
@linfer habe schon verschiedene Varianten der Route ausprobiert, ich muss allerdings an einer Stelle die Talachse von Wuppertal durchfahren und da ist man Radverkehr scheinbar nicht so richtig gewohnt. Vielleicht kann ich da nochmal schauen ob ich nicht trotzdem einen entspannteren Übergang finde. Ansonsten ist die Route relativ alternativlos, wenn man nicht 15 min länger unterwegs sein will. Morgens ist das ganze auch völlig entspannt, aber nachmittags dafür um so bekloppter.
Mein Lieblingsspruch nach einem der Spiegelmanöver war übrigens: "Ach junger Mann ich hatte so viel Schwung und wollte nicht bremsen."
Da war ich dann auch einfach sprachlos.
:eek:
 
Ich bin lange 25km einfach in die Arbeit gependelt. Anfangs habe ich mich auch immer aufgeregt, bei allem und jeden. Irgendwann habe ich einfach gutes Verhalten belohnt. Habe mich dann bedankt, wenn man mir die Vorfahrt gewährt hat, beim rechtsabbiegen gewartet hat, usw ...

Genau so. Alles andere ist Energieverschwendung. Wenn man sich schon im Kopf auf "den Kampf auf der Straße" begibt, ist es schon zu spät. Muss mich auch immer zum Durchatmen zwingen. Die größere Gefahr, als aggressive Vollpfosten sind mMn immer noch LKWs, Busse und einige ältere Verkehrsteilnehmer.

Autofahrer sind auch nur Menschen. Einer von hundert ist ein Idiot und der versauts für alle, die verausschauend und vernünftig fahren. Das ist bei Radfahrern übrigens auch nicht anders.

Wenn man darüber hinaus Veränderung will, muss man sich engangieren. Politisch für Infrastukturmaßnahmen einsetzen, Critical Mass, Volksenstscheide, Bloggen, ADFC, was auch immer.
 
Autofahrer sind auch nur Menschen. Einer von hundert ist ein Idiot und der versauts für alle, die verausschauend und vernünftig fahren. Das ist bei Radfahrern übrigens auch nicht anders.
:o
giphy.gif
 
Als Kurier hat sich folgendes nach Jahren etabliert:
1.Nie jemanden in die Augen schauen oder fixieren oder Kontakt aufnehmen wie auch immer...Autos und Personen u.s.w nur als sich bewegende Objekte mit definierter wahrscheinlichkeitsrichtung wahrnehmen. ...und auch sofort wieder löschen wen unaktuell.
2.Eher mehr Richtung Straßenmitte fahren...(Autotüren sind ein GROßES Problem und immer mit zu rechnen)
3.Immer auf Alle aufpassen...(75% der Autofahrer machen alles nur nicht Autofahren).
4.Nie irgendetwas kommentieren oder drüber aufregen..hat keinen Sinn wenn Du länger als Einen Tag in der Stadt unterwegs sein willst. Bekommst sonst irgendwann einen Herzkasper nur deswegen.

...eigentlich wenn ich`s selbst jetzt so lese...absolut defensiv...macht nicht wirklich Spaß aber Du überlebst.
 
Du bist aber vom Radfahren eh schon gepuscht....der Adrenalin Spiegel liegt bereits hoch.... bei mir zumindest.... ist wie Drogen.... ich würde dann leicht Dinge tun die ich sonst nie machen würde....
 
Bezüglich nah vorbeifahrender Autos: Wie weit rechts fährst du? Es ist nämlich ein Irrglaube, dass man sicherer ist, je weiter Richtung Bordstein man sich bewegt, ganz im Gegenteil, das sorgt dafür, dass man noch enger überholt wird, weil der Autofahrer dann meint, er könnte dich noch innerhalb der Spur überholen. Je wieter links du fährst, desto eher ist klar, dass das nicht funktioniert und dann überholt ein Autofahrer automatisch mit mehr Abstand, weil er dann eh in die Gegenspur muss. ...
Ich habe mit dem straße einnehmen auch gute erfahrungen gemacht. Hier haben sich dann eher junge fahrer aufgemotzt Nur einmal ging es voll daneben. Ich wollte links abbiegen und habe mich nach einem armzeichen zum mittelstrich eingeordnet (kein gegenverkehr). Nach einem neuen armzeichen, ich habe ein auto hinter mir geortet, habe ich die hand an den lenker genommen und bin abgebogen. Und dann haut es mich vom rad. Der autofahrer wollte mich auf der gegenfahrbahn überholen, während ich abbog. Dabei riss er meine linkes pedal ab. Das rad haute es natürlich auf die rechte fahrbahn. Ich schaffte es noch, mich strauchelnd fallend nach rechts in den straßengraben abzurollen.
Ich habe noch nie so einen blassen autofahrer gesehen. Ich habe ihn gefragt, was er sich dabei gedacht habe, nachdem ich schon links eingeordnet war. Ja, er habe sich auch schon gewundert, warum ich jetzt da fuhr.
Kurz und gut. Ich ersetzte die defekten teile, holte mir bei ihm das geld ab. Und ruhe war.
Der überholt so schnell keinen radfahrer mehr, ohne dreimal zu schauen, was der wohl vor hat.
 
Falls du gleitende Arbeitszeiten hast fahr so früh wie es geht um dem "Hauptberufsverkehr" so gut wies geht aus dem Wege zu gehen
 
Das habe ich auch mal gemacht, als der Autofahrer dann wutentbrannt angehalten hat und ausgestiegen ist, habe ich ihn ganz freundlich angeschaut und gemeint, dass ich so erschrocken bin. Und wir können gerne die Polizei rufen. Sollte mein Arm länger als 1.50m sein, entschuldige ich mich bei ihm :D
Dir ist schon klar das dieser Abstand auch anders herum gilt? Solange es aber Radfahrer gibt die an Autos in so geringem Abstand vorbeifahren/überholen, das sie ihr Rad zur Seite kippen müssen um nicht mit dem Lenker am Außenspiegel hängen zu bleiben, werden auch Autofahrer weiterhin davon ausgehen das ein wesentlich geringerer Abstand als 1,5 m völlig ausreichend ist. Kurzfassung: Waldformel beachten.
 
Ansonsten ist die Route relativ alternativlos, wenn man nicht 15 min länger unterwegs sein will.
Wären diese 15min Ersparnis essenziell? Ich fahr insgesamt relativ kurz zur Arbeit, hab aber verlängert, weil ich dann hauptsächlich am Bahndamm fahre.

Mein Lieblingsspruch nach einem der Spiegelmanöver war übrigens: "Ach junger Mann ich hatte so viel Schwung und wollte nicht bremsen."
Da war ich dann auch einfach sprachlos.
o_O
 
Ich habe noch nie so einen blassen autofahrer gesehen. Ich habe ihn gefragt, was er sich dabei gedacht habe, nachdem ich schon links eingeordnet war. Ja, er habe sich auch schon gewundert, warum ich jetzt da fuhr.
:o

Ich hasse Linksabbiegen, erst recht wenn es durch die entsprechende Verkehrsführung Radfahrern erschwert wird. In so einer Situation ohne Abbiegespur fahre ich inzwischen (nicht immer, aber halt wenn ich kein gutes Gefühl habe) erstmal rechts ran, sondiere und bieg dann ab. Kann auf Landstraßen sinnvoll sein.
 
:o

Ich hasse Linksabbiegen, erst recht wenn es durch die entsprechende Verkehrsführung Radfahrern erschwert wird. In so einer Situation ohne Abbiegespur fahre ich inzwischen (nicht immer, aber halt wenn ich kein gutes Gefühl habe) erstmal rechts ran, sondiere und bieg dann ab. Kann auf Landstraßen sinnvoll sein.
Kann, muss nicht helfen. Bei uns wurde letztes jahr ein neuer radweg zum nachbardorf gebaut. Auf halber entfernung mündet ein feldweg auf der anderen straßenseite ein. Auf diesem kam ein radfahrer. Das fahrzeug (sprinter oder so) auf der straße verlangsamte, um ihn auf den radweg zu lassen. Ein dahinter fahrender pkw überholte daraufhin den sprinter und erwischt den radfahrer frontal. Der war tot.
Neuer radweg, eine woche in betrieb, ein toter. Wegen des baubetriebes dort, nahm der pkw fahrer an, dass der sprinter dort halten würde. Den radler habe er gar nicht gesehen. Verkehrszeichen radfahrer kreuzen war vorhanden.
 
Dir ist schon klar das dieser Abstand auch anders herum gilt? Solange es aber Radfahrer gibt die an Autos in so geringem Abstand vorbeifahren/überholen, das sie ihr Rad zur Seite kippen müssen um nicht mit dem Lenker am Außenspiegel hängen zu bleiben, werden auch Autofahrer weiterhin davon ausgehen das ein wesentlich geringerer Abstand als 1,5 m völlig ausreichend ist. Kurzfassung: Waldformel beachten.
Naja, so knapp läuft's ja eher an der Ampel, d.h. ein Fahrzeug steht, oder;)
 
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