Gut gemeinter Tipp: keine Arbeiten ausführen von denen man nicht mal theoretisches Grundwissen besitzt!
Ich verstehe nicht, was Du damit sagen willst?
Oh Mann, ein echter Experte. Hoffentlich bin ich nie gezwungen in dieser Werkstatt vorbei zu schauen.
Ich glaube, Du würdest Dich noch wundern.
Was ist denn das Problem? Vertraust Du lieber einer Theorie, die immer nur in ganz engem Rahmen gilt, der in der Praxis sowieso sehr oft nicht eingehalten wird, oder vertraust Du jemandem, der etwas schon 1000 Mal getan hat und nie je ein Problem damit hatte?
Nur, weil viele etwas auf eine bestimmte Art und Weise tun, heisst das noch lange nicht, dass das die bestmögliche Art und Weise ist, dies zu tun. Loctite auf dem Schraubengewinde wird in der Fahrradindustrie in der Regel eingesetzt, weil entweder
a) Konstruktiv nicht sauber gearbeitet wird, so dass ein Festziehen einer gefetteten Schraube mit einem noch sinnvoll hohen Drehmoment nicht ausreicht, um die Schraube dauerhaft gegen ein Lösen zu sichern. Typisches Beispiel: 2 teilige Umlenkwippen von Fullies, die jeweils einseitig mit einer Schraube gegendie Sitzstreben befestigt sind. Lager ist in der Wippe eingebaut, Schraube dient als Widerlager für die innere Kugellagerschale, Passscheibe zwischen Lager und Sitzstrebe, worin die Schraube mit dem Gewinde fixiert ist, womöglich noch ohne, dass der Schaft der Schraube in der Sitzstrebenaufnahme abgestützt ist und die volle Last auf dem Gewinde der Schraube zu tragen kommt.
In der Praxis bewegt sich die Schraube im Gewinde und beginnt sich zu lösen. Da muss man mit Loctite arbeiten, sonst fällt der Hinterbau auseinander.
Das müsste aber konstruktiv sauber gelöst werden, zum Beispiel U- förmiges Blech auf Sitzstrebe nimmt Kopf und Gewinde der Schraube auf, Wippe kommt zwischen die 2 Enden des U förmigen Blechs: Die Schraube muss keine Scherkräfte aufnehmen. Optimalerweise sitzt je ein Lager links und eins rechts in den Enden des U förmigen Blechs, um Steifigkeit in das System zu bekommen
Oder zumindest ein sauber gearbeitets Gegenlager für den Schraubenschaft vor dem Gewinde, damit auf das Gewinde keine Scherkräfte wirken.
oder
b) man nicht davon ausgehen kann, dass die Person, die das Fahrrad zusammensetzt, die Schrauben mit korrektem Drehmoment festzieht, Loctite verhindert mehr oder weniger zuverlässig, dass zu schwach festgezogene Schrauben sich zu lösen beginnen.
Als Hersteller gebe ich dann lieber vorsorglich Loctite auf das Gewinde, um auf der sicheren Seite zu sein. Das kann ich absolut nachvollziehen.
In meiner langjährigen Praxis ist es aber so, dass ich schon viele Gewinde beim Rausdrehen von mit Loctite mittelfest gesicherten Schrauben gesehen habe, die durch den Loctite arg in Mitleidenschaft gezogen wurden und teilweise ihre Funktion nicht mehr erfüllten.
Ich weiss, dass man den Loctite auf über 250 Grad erhitzen kann, um die Schraube rauszudrehen, ohne eventuell einen Schaden anzurichten, dann muss ich aber im Fall, dass die Schraube durch ein Rillenkugellager befestigt war, das Lager auch ersetzen, was teuer wird.
Als Mechaniker möchte man dem Kunden keine unnötigen Kosten verursachen, deshalb verwenden wir Loctite nur dort, wo er nach unserer Erfahrung wirklich nötig ist, wo ein ausreichendes Drehmoment die Schraube nicht mit Sicherheit dauerhaft "festhalten" bzw vom Lösen bewahren kann.
Mein Fehler war, den Tip, die Befestigungsschrauben nur mit Fett zu montieren, jemandem zu geben, der möglicherweise nicht weiss, mit wieviel Drehmoment eine Schraube festgezogen werden muss und / oder keinen
Drehmomentschlüssel besitzt oder auch kein Gefühl für das richtige Drehmoment besitzt.