Hallo lieber GrazerTourer,
Ich bin hier als Mountainbiker mit seiner persönlichen Meinung unterwegs und nicht als "Industrievertreter".
(sollte mich aber eigentlich ehren als "Industrievertreter" bezeichnet zu werden als Entwicklungsteam- Mitglied einer der kleinsten Mountainbikefirmen Deutschlands.;-)))
Zum Thema: sehe ich denn gar keine Probleme mit EMTB in den Bergen?
Ehrlich gesagt Nein.
MTB und EMTB sind beides zusammengenommen und auch einzeln betrachtet eine der sanftesten Naturbetretungs-Formen überhaupt.
Als Einspurfahrzeug sind sie prinzipiell nur auf schmale wenig ausgebaute und befestigte Singeltrails angewiesen.
Diese Singeltrails sind in den Bergen oftmals hunderte Jahre alt und dienten ursprünglich als Schmugglerwege, Handelswege, Versorgungs und Verbindungswege zwischen Dörfern Tälern und Regionen mit Maultieren und Tragekraxen sowie zum Vietrieb.
Das man mit den Mountainbikes nur auf Forstwege nach Meinung einiger Wanderer und Lobbyisten (Forstwirtschaft/Jagt/ BUND/Waldbesitzer) fahren sollte, die für den zweispurigen Schwerlastverkehr ausgelegt sind ist für mich nur schwer Nachvollziehbar.
Mountainbiken braucht keine besondere oder extra angelegte Infrastruktur.
Im Gegensatz zu der Ski- und Tourismusindustrie mit Ihren gigantischen Erschließungsprojekten, Lift- und Seibahnanlagen,
Beschneiungsmaschienen, Druckwasserleitungen, Speicherseen und so weiter. Dieser Impact auf die Berge den Boden, die Natur und die Hydrologie könnte nicht größer und verheerender sein. Allein und den Alpen existieren 40.000km beschneite Abfahrtspisten ,angelegt auf teilweise extra gerodeten hunderte Meter breiten Waldschneisen.
Mehr Infos dazu :
https://www.cipra.org/de/publikationen/2709/454_de/inline-download
Jeder der Mountainbiken ernsthaft als Naturbedrohung ansieht, ist sich der Dimension dieser gigantischen Tourismusindustrie nicht bewusst.
Hinzukommt der mittlerweile fast ganzjährige Massen - Automobilverkehr bis in die hintersten Talenden die mit gigantische Wander und Ski- Parkplätzen planiert sind.
Mountainbike und insbesondere E Mountainbiken ist darauf nicht explizit angewiesen.
Touren können von zuhause aus gestartet werden , oder wenn man schon in den Alpen ist kann das Auto am Hotel /Ferienwohnung Campingplatz stehenbleiben und die Touren können von dort aus losgehen. Angesichts das 50% des Tourismusverkehrs sogenannter Innerorts und Destinationsverkehr ist ein nicht zu unterschätzender Faktor.
Die Förderung von naturnahem- Moutainbiken in den Alpen wäre eine Chance zur Abkehr aus diesem ökologischen Desaster.
Bikeparks sehe ich persönlich kritisch , da sie die Rentabilität der Anlage steigert um den fragwürdigen Skibetrieb weiter/länger aufrecht zu erhalten.
In höher gelegenen Regionen muss man das anders beurteilen.
Ich will damit auch kein explizierter Gegner von Bikeparks sein.
Das Mountainbiker die schalen Wege kaputt machen würde ist mehrfach wiederlegt, bzw liegt wenn überhaupt an einer falschen Brems und Fahrtechnik die problemlos zu verändern ist (Fair Trail Rules DIMB)
Das Interessanteste aller Fakten ist aber, das die sogenannten Probleme nur der reine psychologischer Ärger gegenüber Mountainbiker ist, die jetzt zusätzlich die Wege benutzen, die vermeidlich alleinig den Wanderern gehören. Ein reines Verständnis und Kommunikations-Problem sozusagen.
Unfälle, also echte Kollisionen mit Wanderern mit Verletzungen oberhalb der Bagatellgrenze sind absolute Rarität, und mir hier im Garmischer Raum noch niemals zu Ohren gekommen.
(wie sieht es andernorts aus mit echten dokumentierten Fällen? )
Auch die Unfallquote mit Mountainbiker selbst, sind im Gegensatz zu anderen Bergsportarten erstaunlich niedrig und keinesfalls besorgniserregend.
Da Mountainbiker im Gegensatz zu Wanderern/Kletterern usw. in nicht allzusehr exponierten und abgeschiedenen Gelände unterwegs sind , sind die wenigen Einsätze seitens der Bergwacht in der Regel relativ unkompliziert.
Im Gegensatz zu den Unfällen mit Wanderern und Bergsteigern die deutlich zugenommen haben.
Ganz zu schweigen von den Skiunfällen , die an manchen schönen Winterwochende die Krankenhaus Notaufnahme in Kriegslazarett - ähnliche Zustände versetzt.
Ich kann das so behaupten, da meine Freundin bei der Bergwacht Notärtzin ist und ich somit einen gewissen Einblick erhalte.
Und jetzt das Gehacke auf die E Mountainbiker- die in der regel älteren Semesters sind und zum überwiegenden Teil auf Forstwege unterwegs sind- das ist lächerlich und grotesk.
Die wenigen fahrtechnisch ambitionierten E Mountainbiker verteilen sich großflächig auf das alpine Wegenetz - oftmals unter Vermeidung von klassischen Mountainbike- und Wanderer- Hotspots.
E-Mountainbiker vermeiden geradezu die Gegenden rund um Bikeparks und ähnliche Hotspots.
Unfälle auf schwierigen Trails mit EMTB hier sind bis jetzt (Toi Toi Toi) in der hiesigen Region bisher noch nicht vorgekommen.
EMTB Fahrer die auf schwierigen schmalen Trails unterwegs sind rekrutieren sich fast ausschließlich aus Jahrzehnte lang fahrenden Mountainbikern, die genau die DIMB Fair Trails Rules kennen und anwenden und in fast allen Fällen auch noch andere Mountainbike Disziplinen betreiben. Diese ganze Konfrontationsdiskussion ist meiner Meinung nach ein künstlich aufgeblasener Konstrukt- der nur von ganz wenigen verbissenen Mountainbiker betrieben wird, die in den seltensten Fällen wirklich mitten in den alpinen Bergen leben.
Last Not least nochmal zum Fair Means:
Seilbahnanlagen mit Ihrem gigantischen Impact auf die Natur haben überhaupt gar nichts mehr mit Fairmeans zu tun. Diese Anlagen werden wie selbstverständlich von allen, auch von Mountainbikern fröhlich kritiklos benutzt.
Jeder der sich mit etwas näher EMTB befasst, weis das im Durchschnitt mindestens 50% ("Tour/Sport"- Modus) der Energie die zum Auffahrt notwendig ist selber erbracht werden muss. Die meisten fahren allerdings mit nur ca. 25 % (Ecco- Modus) Unterstützung da ansonsten in den Bergen der Akku in Nullkommanichts leer ist.
Gerne ausgeklammert wird in der Diskussion die Versorgung der AV Hütten mit Hubschraubern, welche immer krassere Ausmaße annimmt, da sich viele dieser "Hütten" in Luxus und Gourmettempel verwandelt haben mit stark erhöhten Versorgungsbedarf.
Jeder der hier als Besucher konsumiert, trägt einen gehörigen Fremdenergie- Kerosin- Rucksack mit sich.
An schönen Sommertagen fliegen praktisch permanent Hubschrauber aus den verschiedensten Gründen. Das Rotoren- und Turbinenecho hallt von früh bist spät zwischen den Bergwänden.
Bergstille- das war einmal.
Die Kritik an angeblich zu vielen E Mountainbiker, die still und leise ihre Runden drehen ist geradezu grotesk.
Selbst die kleinste der hier örtlich ansässigen Bergbahnen transportiert stündlich bis zu 500 Wanderer auf den Berg- soviel E Mountainbiker wurden noch niemals an einem Platz oder an einem ganzen Tag über an irgendeiner Stelle gesichtet.