Hallo zusammen!
Da ich noch langsamer schreibe als Rad fahre, kommt jetzt etwas zeitverzögert mein Bericht zu meinem Everestingversuch.
Nach dem ich mich für dieses Jahr eigentlich schon von der Idee Everesting verabschiedet hatte – die Tage sind ja leider deutlich kürzer und die Temperaturen in der Nacht oft nicht mehr in meinem Wohlfühlbereich – gab die Wettervorhersage letzte Woche (KW 38) doch noch ein wenig Hoffnung.
Für Mittwoch (16.09.2020) waren die Aussichten erstaunlich gut, wenig Wind und angenehme Temperaturen am Tag und auch in der Nacht. Also am Montag noch schnell einen Anstieg in der Nähe als Segment angelegt und Dienstag GPS, Licht, Essen und Trinken und alles, was mir noch eingefallen ist, ins Auto gepackt. Mittwochmorgen um 3 Uhr war die kurze Nacht dann mit dem Klingeln des Weckers vorbei.
Da die Entscheidung recht spontan war, wußte natürlich niemand Bescheid und damit hatte ich auch keinen Support oder Mitfahrer / Besucher über den Tag.
Den gewählten Anstieg fahre ich recht häufig auf dem Heimweg. Er ist recht gleichmäßig und vor allem gibt es da die Möglichkeit, die Verpflegungsstation problemlos an der Strecke zu parken. Bergab ist das Segment nicht ganz so ideal – viele Kurven und damit viel
Bremsen und dadurch etwas langsamer und weniger erholsam. Aber da ich mich im Vorfeld nicht mehr nach anderen Strecken umgesehen habe, bin ich den Kompromiss eingegangen.
Von den (
laut Strava Segment) 1,36 km und 102 Hm sind die ersten 450 Meter und 30 Hm Asphalt, der Rest ein Feldweg. Die lang anhaltende Trockenheit hat dafür gesorgt, daß dieser Feldweg von einer schönen Staubschicht, garniert mit Steinen, überzogen war.
Anhang anzeigen 1123408(die Felge ist normalerweise schwarz)
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Anhang anzeigen 1123412(Spur frei gefahren)
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Gegen 4:30 Uhr bin ich bei „meinem“ Segment angekommen. Nur noch das Rad ausladen, die Sachen im Auto kurz für die schnelle Verpflegung sortiert, Radschuhe an und das GPS (
Garmin Vista HCx) gestartet. Mit „Reservehöhenmetern“ lagen nun 91 Wiederholungen vor mir. Laut Aufzeichnung war der Start um 4:46 Uhr und pünktlich zum Start ist dann auch leider der, nicht eingeplante, Nebel aufgezogen. Dieser hat sich aber zum Glück nur auf die ersten 20 bis 30 Höhenmeter erstreckt und so bin ich immer wieder aus dem Nebel raus- und wieder reingefahren. Die Feuchtigkeit, Kälte und Sicht im Nebel war unangenehm, aber nach ein paar Stunden war das vorbei.
Mein Ziel war es das Everesting durchzustehen, Tempo und Zeit waren daher für mich nebensächlich. Meinen gewählten Gang (Nr. 5) für den Anstieg wollte ich, wenn möglich, über die ganzen Wiederholungen beibehalten. Die ersten 3000 Höhenmeter liefen so erstaunlicherweise recht entspannt, wenn man das so formulieren kann, dann meldeten sich langsam die Beine und es wurde etwas zäher. Dennoch konnte ich die Zeiten, die ich mir vorgestellt habe, noch gut halten.
Der Abschnitt zwischen 5000 und 7500 Höhenmetern ist mir dann schwergefallen, vor allem den Kopf auszuschalten und einfach zu fahren. Mit dem Ziel vor Augen und „nur noch“ 1500 Höhenmetern ging es am Schluss zum Glück wieder besser.
Gegen 19:45 Uhr musste ich wieder das Licht montieren und bin dann bis 21.00 Uhr weitergeradelt. Dann war das Everesting nach 91 Mal auf und ab (immer in Gang Nr. 5) rechnerisch geschafft. Die 10K – Challenge war zwar noch ein kurzer Gedanke, aber die Motivation für zusätzliche ca. 1 ¾ Stunden in der Dunkelheit war dann nicht mehr da.
Damit bleibt auch noch ein Ziel für 2021 oder dann gleich das Trenching.
(Daniel Lloyd on Twitter: "Trenching is descending to the depths of the Marine Trench, 10,994m below sea level. Of course, to descend that far, you need to climb (almost) that far.)
Insgesamt bin ich wirklich zufrieden und hatte überraschend keine Probleme mit Krämpfen und mein Magen hat gut durchgehalten.
Die "Gefühlte Anstrengung" auf Strava ist mit „mäßig“ nach der Stravadefinition soweit korrekt angegeben, als daß ich mich jederzeit hätte gut unterhalten können (es war nur niemand da). Belastungsspitzen bin ich keine einzige gefahren. Was die Ermüdung und Erschöpfung, sowohl körperlich als auch geistig, angeht – die war schon ordentlich (aber den Punkt gibt es bei Strava ja nicht) und ich mußte zeitweise schon richtig beißen.
Auch mit dem Rad und der Ausrüstung gab’s keine Probleme und beim GPS musste ich nicht mal die Akkus tauschen. Eine besondere Pflege des Rades gab es nicht, nur die Kette bekam alle paar Stunden etwas Öl. Mit Starrgabel und Rohloff Speedhub war mehr nicht nötig.
Meine Pausen versuchte ich jeweils so kurz wie möglich zu halten, anfangs waren die Intervalle länger – so etwa 10 bis 12 Wiederholungen, ab geschätzt Stunde 6, bin ich dann so alle 6 Runden an die Box. Ab der Hälfte kontrollierte ich bei jedem Stopp auch den Akkustand vom
Garmin Vista HCx, das während der Fahrt in der Trikottasche steckte.
Gestartet bin ich mit kurzer Hose, Trikot, Armlingen und Windweste. Die Armlinge zog ich nach dem Nebel aus und als es wärmer wurde dann auch die Weste.
Ersatzhose, Trikot usw. hatte ich dabei, aber nicht genutzt. Als es wieder dunkel wurde, kam die Weste dann nochmal zum Einsatz.
Als Verpflegung hatte ich ein paar Flaschen mit einer fein pürierten Mischung aus Wasser, Haferflocken, Honig mit etwas Kokosöl vorbereitet. Zum Kauen gab es Zwieback und in der Trikottasche war eine kleine Frischhaltedose mit Soft-Datteln von Schneekoppe. Die Dose konnte ich im Anstieg während der Fahrt leicht öffnen und mir immer mal eine Dattel nehmen. Ab ca. 5500 Höhenmetern war das dann fast in jedem Durchgang (alle 10 Minuten 1 Dattel) der Fall. Grobkörniges Salz aus einer Filmdose nahm ich ab und zu nach Bedarf. Zum Trinken hauptsächlich Wasser, dann noch Cola und eine große Thermoskanne mit Brühe. Mit Cola und Brühe habe ich, glaube ich, nachmittags gegen 15 oder 16 Uhr angefangen. Als Nothilfe noch ein paar Gels, von denen ich insgesamt nur 3 Stück für die 2 letzten Stunden genommen habe.
Ein schönes, kaltes Pils gab's dann noch daheim kurz bevor ich ins Bett gefallen bin.
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Anhang anzeigen 1123422Gruß JPS