Vor- und Nachteile vom Auto-Ventil
Mir fällt auf, dass viele Biker entweder genervt über Presta- bzw. Sclaverand-Ventilen (SV) berichten oder aber sehr zufrieden mit den Schrader- bzw. Auto-Ventilen (AV) sind. Beide Aussagen zielen in Richtung AV als mögliche Lösung für alle SV-Genervten, da die technischen und praktischen Nachteile eines SVs beim AV schon gar nicht vorhanden sind. Also warum nicht mal über die Vor- und Nachteile des AVs nachdenken?
Am Auto fährt jeder schon ewig tubeless und mit AV und niemand käme auf die Idee, wieder einen Schlauch oder gar ein SV zu verwenden. Nur im Bike-Sektor dauerte es lange, bis tubeless angenommen wurde, obwohl es fast nur Vorteile gegenüber dem Schlauch hat. Warum also nicht auch AV am Bike?
Das am häufigsten geäußerten Gegenargument bezieht sich auf das Aufbohren des Felgenlochs von 6,5 auf 8,5 mm und die angebliche Materialschwächung der Felge. Doch wusstet ihr,
-dass das Ventilloch nur auf der Felgenaußenseite 6,5 mm hat und im Felgenbett bereits ca. 8 mm groß ist?
-dass Mavic viele seiner Felgen außen standardmäßig mit 8,5 mm Loch ausführt für die gezielte Verwendung von AV?
-dass Syntace und Newmen auf Anfrage eine Freigabe zum Aufbohren des Felgenlochs auf 8,5 mm erteilen?
Das ist auch nachvollziehbar, wenn man die Vorteile vom AV betrachtet:
-kein Verkleben des Ventilkerns bei Verwendung mit Milch, wie beim SV
-kein Verbiegen des Ventilverschluss beim Öffnen, wie beim SV, da nicht vorhanden
-zum Befüllen und Luftablassen muss der Ventilverschluss nicht aufgedreht werden, wie beim SV
-zum Luftablassen verwendet man die kleine Erhöhung auf der Ventilkappe oder ein Stöckchen/Steinchen vom Waldboden
-ein AV ist im Ruhezustand immer geschlossen und verliert keine Luft
-der Reifen kann an jeder Tanke aufgepumpt werden, wenn erforderlich
-kein Gewichtsunterschied zwischen AV und SV
-AV kosten ca. 15 Euro
Nachteile vom AV:
-bisher habe ich nur die Erfahrung gemacht, dass das Felgenbett breit genug sein muss, damit der größere Durchmesser des Gummikopfes reinpasst und abdichten kann. Bei meinen Felgen mit Maulweite ab 30 mm funktioniert das einwandfrei. Bei meiner Felge mit 25 mm musste ich am Ventilloch zusätzlich mit Felgenband unterfüttern.
-das in diesem Thread erwähnte Problem, dass sich der Ventilkern durch Verschmutzung nicht mehr herausdrehen ließ, habe ich selbst noch nie erlebt, obwohl ich ohne Ventilkappen fahre. Das ist meines Erachtens auch nur denkbar, wenn man Knöchel-hoch durch Matsch fährt. Mit Kappen wäre aber auch ein Verschmutzen ausgeschlossen
In der Praxis:
ich fahre seit gut 10 Enduro-Jahren ausschließlich tubeless und mit AV. Die Montage ist mit etwas Geschick sehr einfach: Felgenloch auf 8,5 mm aufbohren und entgraten, Felgenband beim Ventilloch mit einem spitzen Dorn durchstoßen (ich verwende nur Gewebeband, z.B. Hercules von Roto, weil es beim Durchstoßen keine Risse bildet, wie beim Plastikband), AV festschrauben, Reifen drauf, Ventilkern raus, aufpumpen mit Kompressor oder an der Tanke, bis es Plopp-Plopp macht, Ventilkern rein, aufpumpen, fertig. Für den Uphill pumpe ich auf ca. 2,5 bar auf und vor dem Downhill reduziere ich auf ca. 1,5 bar. Geht prima mit meiner Pumpe mit integriertem Manometer.
Wurst, statt Milch:
bisher verwendete ich etwa 100 ml Milch pro Reifen, also 200 ml zusätzliches Gewicht nur für den Fall eines Durchstiches, den ich während meiner 10 Jahre genau 2x hatte. Beim ersten Durchstich dichtete die Milch problemlos ab. Das funktioniert aber auch nur dann, wenn die Milch noch flüssig genug ist, um an die undichte Stelle fließen zu können. Doch seit es die "Reparatur-Wurst" gibt, fahre ich OHNE Milch. Meinen 2ten Durchstich übernahm die Wurst die Aufgabe der Milch und dichtete problemlos ab. Seitdem gibt es bei mir Milch nur noch zum Frühstück.
Fazit:
Ich will niemanden bekehren und es liegt jeden frei, sich seine eigene Meinung zu bilden. Ich schildere nur meine Erfahrungen, die ich über viele Jahre mit Auto-Ventilen gesammelt habe. Ich möchte allerdings jeden, der vom SV genervt ist, ermutigen, sich mal Gedanken über AVs zu machen.
ride on!