warpax
1x 29“, 1x 28", 1x 26", 0x Motor
Hallo zusammen,
wie der Titel verrät, schildere ich hier meine Erfahrungen rund um den Bruch meiner Schulter. Habe im Forum mehrfach die Frage nach solchen Berichten gesehen, aber weder gab es allzu detaillierte Antworten, noch haben die Fragenden im Nachhinein groà was geschrieben. ABER: Alles, was ich hier schreibe, ist meine subjektive Erfahrung und kann bei anderen Brüchen völlig anders ablaufen.
Auch wenn ich schon âspektakulärerâ gestürzt bin, bin ich bisher immer mit Schürfwunden und blauen Flecken davon gekommen. Passiert ist der Unfall am 08.11. aufgrund einer Verkettung vieler unglücklicher Umstände. Jedenfalls bin ich über den Lenker gegangen und auf meiner rechten Schulter gelandet. Nach einem fiesen Geräusch war mir sofort klar, daà diesmal was kaputt gegangen ist. Könnte aber auch an dem Schmerz gelegen haben, der deutlich stärker war als sonst...
Die bequemste Haltung war es später, leicht gebückt zu sitzen, den rechten Arm mit dem linken gegen den Körper zu halten und ersteren zusätzlich mit dem Oberschenkel abzustützen.
1. Erstversorgung im Krankenhaus vor Ort
Gut, daà ich nicht alleine gefahren bin und wenigstens einer von uns ein Handy dabei hatte. Dank zweier Ortskundiger, die zufällig vorbeikamen, dauerte es so nur eine halbe Ewigkeit, bis der Krankenwagen bei uns in der entlegensten Pampa im Landkreis Olpe war. Im Krankenhaus wurde dann erstmal geröntgt, um sicher zu gehen, daà die Schulter ausgekugelt ist und man beim Versuch des Einrenkens nicht noch mehr kaputt macht. Da ich zum Glück keine ReiÃverschlüsse oder Druckknöpfe in der Nähe der Schulter hatte, musste ich bis hierhin erstmal nicht aus meinen Klamotten gepellt werden. Und mit âzum Glückâ meine ich genau das! Jede winzige Bewegung des Armes tat echt weh.
Nach dem Röntgen dann das Einrenken, das erstaunlicherweise nicht wirklich weh tat. Es ist aber sehr unangenehm und ich habe geschwitzt und geschnauft wie bei 1200 hm uphill. Direkt nach dem erlösenden âPlöppâ (Lautmalerei ist nicht meine Stärke) beim âEinrastenâ wurde dann eine Gilchristschlinge gelegt, die den ganzen Arm an Oberarm und Handgelenk gleichermaÃen fixiert. Damit muà der Arm für zehn Tage still gelegt werden. Beim erneuten Röntgen zeigte sich dann ein kirschgroÃes Stück Knochen, das vom Tuberculum Minus abgesprungen ist.
Da ich nicht in Olpe bleiben wollte, wurde ich darauf hingewiesen, mir schleunigst zuhause einen Unfallchirurgen zu suchen (die Schulter ist das am schnellsten versteifende Gelenk) und ein MRT (Kernspintomographie) machen zu lassen, da am Tub. Minus Sehnen ansitzen, die beschädigt sein könnten. Zudem kann es passieren, daà die Schulter die Neigung entwickelt, immer wieder rauszuspringen, wenn das Labrum Glenoidale, eine Knorpelmasse, die den Oberarm in Position hält, beschädigt wurde. Auch das kann nur das MRT zeigen.
2. OP-Vorbereitungen
Nach zwei recht schmerzhaften Nächten ging es am Montag zum Chirurgen (wer übrigens hier aus der Gegend kommt und einen wirklich guten niedergelassenen Unfallchirurgen sucht, schicke mir einfach eine PN). Mittlerweile hatte ich gelernt, wie ich mir mit der linken Hand die Schnürsenkel binde und daà nur Autoaggressive versuchen, sich unter der Achsel einer frisch eingerenkten Schulter zu waschen. Nehmt es also einfach hin, daà Ihr miefen werdet, das geht noch eine Weile so. Am Dienstag waren auch die Röntgenbilder da und nur einen Tag später konnte ich zum MRT (WICHTIG: lasst den Termin als gesetzlich Krankenversicherte den Arzt machen, sonst wartet ihr wahrscheinlich ewig). Zu meinem Glück hingen die Sehnen noch an den Knochenstücken. Das machte zwar die OP etwas âinteressanterâ, verbesserte aber die Heilungschancen ungemein, weil so nur âgesundeâ Knochenmasse wieder zusammen wachsen musste. Das Labrum war unbeschädigt.
Der OP-Termin konnte leider erst in der folgenden Woche sein (19.11.). Das hatte zum einen logistische Gründe, könnte aber auch daran gelegen haben, daà die ausgekugelte Schulter erst noch âruhenâ musste. Ich habe nicht gefragt. Bis dahin hieà es also, weiter auf dem Rücken zu schlafen und hin und wieder eine Ibuprofen einzuwerfen. Die ganze Sache ist übrigens weniger schmerzhaft, als ich mir das vorgestellt habe. Ich hätte vermutet, zwischen Ohnmacht und Schreien-bis-zur-Ohnmacht zu oszillieren, aber nichts dergleichen. Der Schmerz war jedoch so präsent, daà Schmerzmittel zum Einschlafen nötig waren.
3. Die OP und das Direkt-Danach
Das Ganze lief natürlich unter Vollnarkose, so daà ich nicht allzu viel mitbekommen habe. Ambulant ist es auÃerdem. Wenn Ihr aber glaubhaft versichern könnt, daà Ihr für die 24h nach der OP keine Betreuungsperson organisieren könnt, könnt Ihr unter Umständen auch eine Nacht im Krankenhaus zur Beobachtung bleiben. Das hab ich geschafft, wobei es aber keine Komplikationen gab.
Am Tag drauf war ich dann wieder in der Praxis des Arztes, dessen erster Satz nach BegrüÃung und der Frage danach, wie es mir ginge, âdie Schulter war *******n kaputt!â lautete. Die OP dauerte etwas länger, weil sich mittendrin herausstellte, daà auch das Tuberkulum Majus beschädigt war. Um genau zu sein, war es in vier Teile zersprungen. Bis dahin hatte mein Arzt noch überlegt, ob er das eine Absprengsel mit Schrauben festmachen sollte (je nach tatsächlicher GröÃe und Form unter Umständen keine Option, da das auch zu Knochenmehl führen könnte) oder ob er es mit Haken und Band festbinden solle (kein Scherz). Da bei vier Bruchstücken die Schrauben keine Option mehr waren, habe ich jetzt drei Haken im Oberarmknochen, die sich auf jedem Röntgenbild gut machen. Die können da auch ewig bleiben, während die Schrauben sich unter Umständen irgendwann gelöst hätten. Das Knochengewebe ist an der Stelle wohl etwas poröser, so daà sie eventuell nicht gut halten.
4. Das Kissen
Für die nächsten sechs bis acht Wochen wurde mir direkt nach der OP ein Schulterabduktionskissen als ständiger Begleiter verpasst. Damit wird der Arm in einer bestimmten Haltung vom Körper abgespreizt fixiert. Und ganz ehrlich: das Ding hat mir erstmal jeden Optimismus genommen. Wenn man lange steht oder sitzt, kriegt man Nackenschmerzen, weil der Rücken einseitig belastet wird. Liegen ist unmöglich. Auf dem Bauch und der Seite mit dem Kissen sowieso. Liegt man auf der anderen Seite, rutscht das Kissen nach spätestens zwei Atemzügen in eine schmerzhafte Position. Liegt man auf dem Rücken, zieht es den Arm in eine schmerzhafte Position nach vorne, weil es hinten übersteht. Es gibt meiner Erfahrung nach genau eine auf Dauer erträgliche Position: im Sitzen, mit dem Kissen minimal irgendwo aufliegend. Unnötig zu erwähnen, daà ich auch in der Position schlafe, oder? Der Körper ist irgendwann einfach so erschöpft, daà er das schlieÃlich hinnimmt. Dann hast Du gewonnen. An den Intervallschlaf gewöhnt man sich auch recht schnell. Am nächsten Morgen aber fleiÃig den Nacken kreisen lassen, damit der nicht zu Beton wird.
Die Gewöhnung an das Kissen dauert etwa zwei Wochen. Schminkt Euch den Gedanken an eine Dusche ab und gewöhnt Euch dran, daà die Leute auf der StraÃe Euch anstarren. Manche wechseln sogar die StraÃenseite, weil sie wohl zu wissen glauben, daà Du Dir die Verletzung in einer Deiner zahlreichen Prügeleien zugezogen hast. Sei froh darüber. Besser, als wenn sie Dich nicht beachten und Dich aus Versehen anrempeln. Gehe immer mit der verletzten Körperseite direkt an der Hauswand entlang, um das zu verhindern. Rempler tun nämlich jetzt so richtig weh!
AuÃerdem gewöhnst Du Dich spätestens mit dem Kissen daran, Deinen Alltag ein wenig umzustellen. Kauf Dir Schuhe mit Klettverschluà oder lerne, Dir die Schnürsenkel mit einer Hand zu binden. Du rasierst Dich sonst mit Klinge und Deine dominante Hand ist nun mit fixiert? Kauf Dir nen Elektrorasierer oder laà Dir nen Bart stehen. Mal im Ernst: an Frauen kommst Du gerade eh nicht ran. Und wenn, dann an die mit dem Helferkomplex - und da wird ein Bart vermutlich auch nicht schaden. Du wirst aber insgesamt überrascht sein, was alles mit einer Hand (und selbst der Off-Hand) möglich ist, wenn Du es nur versuchst.
5. Krankengymnastik
Die hat gestern angefangen. Nachdem meine Schulter nun fast vier Wochen unbeweglich war, waren die ersten Minuten die Hölle. Es war ein richtiger Segen, als mein Arm endlich auf dem Schulterbewegungsstuhl auflag und (etwas) bewegt wurde. Versucht gar nicht erst, ihn selbst zu heben, ihr macht nur noch mehr kaputt. Geduld und Willen sind jetzt die beiden wichtigsten Eigenschaften. Und vielleicht noch ein guter Draht zu Eurer Krankenkasse. Ich habe das groÃe Glück, derzeit genau so einen Schulterbewegungsstuhl, wie ihn meine Physiotherapeutin nutzt, zuhause zu haben. Das ist nach Meinung meines Arztes aber eher die Ausnahme, da die Kassen die Kostenübernahme meist ablehnen. Und auch ich hätte ihn trotz grundsätzlicher Bereitschaft meiner Kasse fast nicht bekommen, weil es irgendwo zwischen der Kasse und der Firma, die den Stuhl bereitstellt, ein Kommunikationsproblem gab. Kümmert Euch darum, gebt Euch Mühe. Im Zweifel überlegt, ob Ihr die Kosten irgendwie selbst übernehmen könnt. Der Stuhl ist echt super wichtig und Ihr habt in den nächsten Wochen eine Menge Freizeit, aber nichts Sinnvolles, was Ihr damit anstellen könnt (die aktuelle âFreerideâ könnt Ihr auch beim âTrainingâ lesen). Da könnt Ihr Euch genauso gut darum kümmern, daà der Arm wieder in Ordnung kommt. Neben der Krankengymnastik mache ich drei- bis viermal pro Tag 30 Minuten Training zuhause. Ebenfalls drei- bis viermal probiere ich, meinen Arm gerade zu strecken, da durch die lange Fixierung auch der Ellenbogen etwas träge geworden ist.
In den nächsten Tagen kriege ich noch einen Muskelstimulator, der mit StromstöÃen arbeitet. Der funktioniert in etwa so, wie diese âTrainieren Sie Ihren Bauch beim FuÃballguckenâ-Gürtel. Faszinierend. Sollte das heiÃen, daà die Dinger auch funktionieren? Nun ja, andere Geschichte. Auf jeden Fall muà für das Gerät scheinbar kein Antrag gestellt werden und man kriegt es einfach so (das für die Schulter, nicht das für den Bauch).
Das ist jetzt erstmal der aktuelle Stand. Ich hoffe, es ist hilfreich und an der einen oder anderen Stelle etwas amüsant. Bei Fragen einfach posten, ich antworte dann zwischen zwei Einheiten Behindertenworkout. Ich werde auch Updates posten, wie es denn nun weiter geht.
Ach so, eines noch: sorry für den langen Post.
wie der Titel verrät, schildere ich hier meine Erfahrungen rund um den Bruch meiner Schulter. Habe im Forum mehrfach die Frage nach solchen Berichten gesehen, aber weder gab es allzu detaillierte Antworten, noch haben die Fragenden im Nachhinein groà was geschrieben. ABER: Alles, was ich hier schreibe, ist meine subjektive Erfahrung und kann bei anderen Brüchen völlig anders ablaufen.
Auch wenn ich schon âspektakulärerâ gestürzt bin, bin ich bisher immer mit Schürfwunden und blauen Flecken davon gekommen. Passiert ist der Unfall am 08.11. aufgrund einer Verkettung vieler unglücklicher Umstände. Jedenfalls bin ich über den Lenker gegangen und auf meiner rechten Schulter gelandet. Nach einem fiesen Geräusch war mir sofort klar, daà diesmal was kaputt gegangen ist. Könnte aber auch an dem Schmerz gelegen haben, der deutlich stärker war als sonst...
Die bequemste Haltung war es später, leicht gebückt zu sitzen, den rechten Arm mit dem linken gegen den Körper zu halten und ersteren zusätzlich mit dem Oberschenkel abzustützen.
1. Erstversorgung im Krankenhaus vor Ort
Gut, daà ich nicht alleine gefahren bin und wenigstens einer von uns ein Handy dabei hatte. Dank zweier Ortskundiger, die zufällig vorbeikamen, dauerte es so nur eine halbe Ewigkeit, bis der Krankenwagen bei uns in der entlegensten Pampa im Landkreis Olpe war. Im Krankenhaus wurde dann erstmal geröntgt, um sicher zu gehen, daà die Schulter ausgekugelt ist und man beim Versuch des Einrenkens nicht noch mehr kaputt macht. Da ich zum Glück keine ReiÃverschlüsse oder Druckknöpfe in der Nähe der Schulter hatte, musste ich bis hierhin erstmal nicht aus meinen Klamotten gepellt werden. Und mit âzum Glückâ meine ich genau das! Jede winzige Bewegung des Armes tat echt weh.
Nach dem Röntgen dann das Einrenken, das erstaunlicherweise nicht wirklich weh tat. Es ist aber sehr unangenehm und ich habe geschwitzt und geschnauft wie bei 1200 hm uphill. Direkt nach dem erlösenden âPlöppâ (Lautmalerei ist nicht meine Stärke) beim âEinrastenâ wurde dann eine Gilchristschlinge gelegt, die den ganzen Arm an Oberarm und Handgelenk gleichermaÃen fixiert. Damit muà der Arm für zehn Tage still gelegt werden. Beim erneuten Röntgen zeigte sich dann ein kirschgroÃes Stück Knochen, das vom Tuberculum Minus abgesprungen ist.
Da ich nicht in Olpe bleiben wollte, wurde ich darauf hingewiesen, mir schleunigst zuhause einen Unfallchirurgen zu suchen (die Schulter ist das am schnellsten versteifende Gelenk) und ein MRT (Kernspintomographie) machen zu lassen, da am Tub. Minus Sehnen ansitzen, die beschädigt sein könnten. Zudem kann es passieren, daà die Schulter die Neigung entwickelt, immer wieder rauszuspringen, wenn das Labrum Glenoidale, eine Knorpelmasse, die den Oberarm in Position hält, beschädigt wurde. Auch das kann nur das MRT zeigen.
2. OP-Vorbereitungen
Nach zwei recht schmerzhaften Nächten ging es am Montag zum Chirurgen (wer übrigens hier aus der Gegend kommt und einen wirklich guten niedergelassenen Unfallchirurgen sucht, schicke mir einfach eine PN). Mittlerweile hatte ich gelernt, wie ich mir mit der linken Hand die Schnürsenkel binde und daà nur Autoaggressive versuchen, sich unter der Achsel einer frisch eingerenkten Schulter zu waschen. Nehmt es also einfach hin, daà Ihr miefen werdet, das geht noch eine Weile so. Am Dienstag waren auch die Röntgenbilder da und nur einen Tag später konnte ich zum MRT (WICHTIG: lasst den Termin als gesetzlich Krankenversicherte den Arzt machen, sonst wartet ihr wahrscheinlich ewig). Zu meinem Glück hingen die Sehnen noch an den Knochenstücken. Das machte zwar die OP etwas âinteressanterâ, verbesserte aber die Heilungschancen ungemein, weil so nur âgesundeâ Knochenmasse wieder zusammen wachsen musste. Das Labrum war unbeschädigt.
Der OP-Termin konnte leider erst in der folgenden Woche sein (19.11.). Das hatte zum einen logistische Gründe, könnte aber auch daran gelegen haben, daà die ausgekugelte Schulter erst noch âruhenâ musste. Ich habe nicht gefragt. Bis dahin hieà es also, weiter auf dem Rücken zu schlafen und hin und wieder eine Ibuprofen einzuwerfen. Die ganze Sache ist übrigens weniger schmerzhaft, als ich mir das vorgestellt habe. Ich hätte vermutet, zwischen Ohnmacht und Schreien-bis-zur-Ohnmacht zu oszillieren, aber nichts dergleichen. Der Schmerz war jedoch so präsent, daà Schmerzmittel zum Einschlafen nötig waren.
3. Die OP und das Direkt-Danach
Das Ganze lief natürlich unter Vollnarkose, so daà ich nicht allzu viel mitbekommen habe. Ambulant ist es auÃerdem. Wenn Ihr aber glaubhaft versichern könnt, daà Ihr für die 24h nach der OP keine Betreuungsperson organisieren könnt, könnt Ihr unter Umständen auch eine Nacht im Krankenhaus zur Beobachtung bleiben. Das hab ich geschafft, wobei es aber keine Komplikationen gab.
Am Tag drauf war ich dann wieder in der Praxis des Arztes, dessen erster Satz nach BegrüÃung und der Frage danach, wie es mir ginge, âdie Schulter war *******n kaputt!â lautete. Die OP dauerte etwas länger, weil sich mittendrin herausstellte, daà auch das Tuberkulum Majus beschädigt war. Um genau zu sein, war es in vier Teile zersprungen. Bis dahin hatte mein Arzt noch überlegt, ob er das eine Absprengsel mit Schrauben festmachen sollte (je nach tatsächlicher GröÃe und Form unter Umständen keine Option, da das auch zu Knochenmehl führen könnte) oder ob er es mit Haken und Band festbinden solle (kein Scherz). Da bei vier Bruchstücken die Schrauben keine Option mehr waren, habe ich jetzt drei Haken im Oberarmknochen, die sich auf jedem Röntgenbild gut machen. Die können da auch ewig bleiben, während die Schrauben sich unter Umständen irgendwann gelöst hätten. Das Knochengewebe ist an der Stelle wohl etwas poröser, so daà sie eventuell nicht gut halten.
4. Das Kissen
Für die nächsten sechs bis acht Wochen wurde mir direkt nach der OP ein Schulterabduktionskissen als ständiger Begleiter verpasst. Damit wird der Arm in einer bestimmten Haltung vom Körper abgespreizt fixiert. Und ganz ehrlich: das Ding hat mir erstmal jeden Optimismus genommen. Wenn man lange steht oder sitzt, kriegt man Nackenschmerzen, weil der Rücken einseitig belastet wird. Liegen ist unmöglich. Auf dem Bauch und der Seite mit dem Kissen sowieso. Liegt man auf der anderen Seite, rutscht das Kissen nach spätestens zwei Atemzügen in eine schmerzhafte Position. Liegt man auf dem Rücken, zieht es den Arm in eine schmerzhafte Position nach vorne, weil es hinten übersteht. Es gibt meiner Erfahrung nach genau eine auf Dauer erträgliche Position: im Sitzen, mit dem Kissen minimal irgendwo aufliegend. Unnötig zu erwähnen, daà ich auch in der Position schlafe, oder? Der Körper ist irgendwann einfach so erschöpft, daà er das schlieÃlich hinnimmt. Dann hast Du gewonnen. An den Intervallschlaf gewöhnt man sich auch recht schnell. Am nächsten Morgen aber fleiÃig den Nacken kreisen lassen, damit der nicht zu Beton wird.
Die Gewöhnung an das Kissen dauert etwa zwei Wochen. Schminkt Euch den Gedanken an eine Dusche ab und gewöhnt Euch dran, daà die Leute auf der StraÃe Euch anstarren. Manche wechseln sogar die StraÃenseite, weil sie wohl zu wissen glauben, daà Du Dir die Verletzung in einer Deiner zahlreichen Prügeleien zugezogen hast. Sei froh darüber. Besser, als wenn sie Dich nicht beachten und Dich aus Versehen anrempeln. Gehe immer mit der verletzten Körperseite direkt an der Hauswand entlang, um das zu verhindern. Rempler tun nämlich jetzt so richtig weh!
AuÃerdem gewöhnst Du Dich spätestens mit dem Kissen daran, Deinen Alltag ein wenig umzustellen. Kauf Dir Schuhe mit Klettverschluà oder lerne, Dir die Schnürsenkel mit einer Hand zu binden. Du rasierst Dich sonst mit Klinge und Deine dominante Hand ist nun mit fixiert? Kauf Dir nen Elektrorasierer oder laà Dir nen Bart stehen. Mal im Ernst: an Frauen kommst Du gerade eh nicht ran. Und wenn, dann an die mit dem Helferkomplex - und da wird ein Bart vermutlich auch nicht schaden. Du wirst aber insgesamt überrascht sein, was alles mit einer Hand (und selbst der Off-Hand) möglich ist, wenn Du es nur versuchst.
5. Krankengymnastik
Die hat gestern angefangen. Nachdem meine Schulter nun fast vier Wochen unbeweglich war, waren die ersten Minuten die Hölle. Es war ein richtiger Segen, als mein Arm endlich auf dem Schulterbewegungsstuhl auflag und (etwas) bewegt wurde. Versucht gar nicht erst, ihn selbst zu heben, ihr macht nur noch mehr kaputt. Geduld und Willen sind jetzt die beiden wichtigsten Eigenschaften. Und vielleicht noch ein guter Draht zu Eurer Krankenkasse. Ich habe das groÃe Glück, derzeit genau so einen Schulterbewegungsstuhl, wie ihn meine Physiotherapeutin nutzt, zuhause zu haben. Das ist nach Meinung meines Arztes aber eher die Ausnahme, da die Kassen die Kostenübernahme meist ablehnen. Und auch ich hätte ihn trotz grundsätzlicher Bereitschaft meiner Kasse fast nicht bekommen, weil es irgendwo zwischen der Kasse und der Firma, die den Stuhl bereitstellt, ein Kommunikationsproblem gab. Kümmert Euch darum, gebt Euch Mühe. Im Zweifel überlegt, ob Ihr die Kosten irgendwie selbst übernehmen könnt. Der Stuhl ist echt super wichtig und Ihr habt in den nächsten Wochen eine Menge Freizeit, aber nichts Sinnvolles, was Ihr damit anstellen könnt (die aktuelle âFreerideâ könnt Ihr auch beim âTrainingâ lesen). Da könnt Ihr Euch genauso gut darum kümmern, daà der Arm wieder in Ordnung kommt. Neben der Krankengymnastik mache ich drei- bis viermal pro Tag 30 Minuten Training zuhause. Ebenfalls drei- bis viermal probiere ich, meinen Arm gerade zu strecken, da durch die lange Fixierung auch der Ellenbogen etwas träge geworden ist.
In den nächsten Tagen kriege ich noch einen Muskelstimulator, der mit StromstöÃen arbeitet. Der funktioniert in etwa so, wie diese âTrainieren Sie Ihren Bauch beim FuÃballguckenâ-Gürtel. Faszinierend. Sollte das heiÃen, daà die Dinger auch funktionieren? Nun ja, andere Geschichte. Auf jeden Fall muà für das Gerät scheinbar kein Antrag gestellt werden und man kriegt es einfach so (das für die Schulter, nicht das für den Bauch).
Das ist jetzt erstmal der aktuelle Stand. Ich hoffe, es ist hilfreich und an der einen oder anderen Stelle etwas amüsant. Bei Fragen einfach posten, ich antworte dann zwischen zwei Einheiten Behindertenworkout. Ich werde auch Updates posten, wie es denn nun weiter geht.
Ach so, eines noch: sorry für den langen Post.