@Smubob
Was den Wirkungsgrad der Nabe betrifft, so liegen uns noch keine Messungen vor, verglichen mit HammerSchmidt sollten wir jedoch deutlich besser darstehen.
Der Gesamtwirkungsgrad eines solchen Systems setzt sich ja multiplikativ aus dem Wirkungsgrad der Kette und dem des Getriebes zusammen. Solange der eine Faktor schlecht ist, kann ich den anderen noch so sehr optimieren und der Gesamtwirkungsgrad bleibt dennoch schlecht.
Um den Wirkungsgrad zu optimieren setzen wir auf ein 32er-KB und ein darauf abgestimtes Getriebekonzept mit 1:1-Direktgang, Over- und Underdrive-Modus.
Durch die Verwendung des mittleren KBs ist ein Wirkungsgradgewinn gegenüber dem kleinen KB mit 22 Zähnen, welches HammerSchmidt benutzt, von etwas weniger als 1% zu erwarten, da die Kettenabwinklung beim Ein- und Auslauf vom KB abnimmt. Außerdem reduzieren sich durch den längeren Hebelarm die Kettenzugkräfte verglichen mit dem 22er-KB um 30%. Die Lebensdauer der Kette steigt entsprechend.
Da das mittlere KB ohnehin das KB ist, welches am meisten gefahren wird, heißt dies für die Naben, dass wir sie überwiegend im 1:1-Direktgang fahren können, in welchem das Planetengetriebe nur leer mitläuft und so gut wie kein Wirkungsgradverlust abwirft.
Im Underdrive-Modus, bzw. Berggang arbeitet dann das Getriebe und wird einen gewissen Energieverlust generieren, im Gegensatz zur Kettenschaltung arbeiten wir jedoch weiterhin mit dem 32er-KB und müssen nicht runter auf das 22er-KB mit schlechterem Wirkungsgrad schalten. Wir haben also einen negativen Effekt im Getriebe und einen positiven dank des 32er-KB im Kettentrieb. Wir gehen davon aus, dass sich diese Effekte weitestgehends kompensieren, so dass wir auch im Berggang konkurrenzfähig sein werden mit dem Wirkungsgrad einer Kettenschaltung.
Lediglich in den letzten Gängen, wenns in den Downhill geht und der Over-Drive Modus eingeschaltet wird (HammerSchmidt muss diesen wegen des 22er-KB viel früher zuschalten) werden wir verglichem mit der Kettenschaltung einen gewissen Wirkungsgradverlust haben, hier spielt Wirkungsgrad jedoch auch nicht mehr so die Rolle.
Was das Getriebe selbst betrifft, so werden wir auch hier besser sein als HS, denn wir setzten auf eine Nadellagerung unserer Planeten statt auf Gleitlagerung, die Planeten selbst haben 4 Zähne mehr als die von HS, wodurch sich die Eingriffsverhältnisse verbessern, außerdem setzen wir auf eine Ölschmierung anstelle einer Fettschmierung, bei der Mangelschmierung und damit Mischreibung ein größeres Problem darstellt.
Wirkungsgradtechnisch haben wir damit alle Register gezogen, sowohl was das Getriebe betrifft, als auch was die Kette betrifft.
Bezüglich Einsatzgebiet kann ich nur sagen, dass die aktuellen Prototypen wirkliche Leichtgewichte darstellen und nicht mit Blick auf den FR-Einsatz konstruiert wurden. Ich denke, wenn man erst einmal Kompetenz auf dem Gebiet der Getriebe und der Schaltmechanismen erlangt hat, ist eine einsatzspezifische Anpassung des Gehäuses und der Lagerung das geringste Problem.
Unsere Testrahmen beim Hardtail sind standardmäßige Grand Canyon CF Rahmen mit nachgerüstetem X12-System. Wir gehen davon aus, dass bedingt durch die beidseitige Abstützung des Reaktionsmomentes und der recht üppigen Dimensionierung des Ausfallendes keine Verstärkung des Rahmens notwendig ist. Belastungstest werden dies zeigen.
Noch kurz zum Gewicht. Wir sparen uns ja zwei KBs, den Umwerfer und die Kettenblattschrauben. Das Gewicht der eingesparten Teile auf das der Nabe aufaddiert ergibt für die Deore XT-Gruppe ein Gewicht von 630g, das ist das was unsere Nabe wiegt.
Damit haben wir verglichen mit der XT-Nabe eine Zusatzgewicht von lediglich 260g auf der Hinterachse, also eine Gewichtskonzentration, welche sich sehr in Grenzen hält.
Wenn ich nur XTR verbaue und hinten eine DT 240s fahre, habe ich einen Gewichtsnachteil von 120g. Aber man muss auch sehen, wir setzen auf Steckachse. Verbaue ich also die 240s TB mit Steckachse, beträgt der Gewichtsnachteil nur noch 70g!
Ich denke Gewichtsersparnis ist ja kein reiner Selbstzweck, sondern soll mir im Rennen eine Zeitersparnis bringen. Ein verhinderter Kettenklemmer oder -abwuf am Fuß des Uphills dank unseres Getriebes spart mir sicherlich mehr Zeit als 100g Gewichtsersparnis.
@LB Jörg
Wie ich auch schon den Besuchern auf der Eurobike erzählt habe, handelt es sich bei diesem Projekt ja um unsere ersten Prototypen, welche jetzt eingehende Test über sich ergehen lassen werden müssen. Bezüglich möglichen Serienstart und Verkaufspreis ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts bekannt, da wird man sich noch ein wenig gedulden müssen. Vom Prototyp bis zur Serienreife ist ja, wie jeder weiß, ein weiter Weg.
Mehr Infos auch bei uns im Online-Special
http://www.canyon.com/eurobike2010/mtb2011/project-144.html
Beste Grüße
Michael