Israel 2010 oder der wärmste Winterpokalauftakt seit Beginn der Aufzeichnungen

Zwischen "Eine Karte zur Orientierung benutzen" und "jedes Detail vorher bereits genau festgelegt" gibt es noch eine ziemlich große Bandbreite für Individualismus.
Aber wenn der Mossad die Kompassnadeln manipuliert, hat das natürlich alles keinen Sinn. :D

@grege
Ohne Ziele gäbe es keine Wege. ;)
 
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Das 100km Tagesetappen nicht drin sind, war relativ schnell klar geworden.

Teilweise war gar kein Fahren mehr möglich, feinster Schotter in dem man versank oder Hindernisse epischen Ausmasses ließen den Schnitt schnell auf einstellige Werte sinken. Solch ein Tagesziel sollte man daher eher mit einem Klimaschutz-Ziel vergleichen: eine Inspiration, ein hehres Ziel, aber auch ohne Sanktionen, sollte es nicht gelingen.
Wichtig war letztendlich nur, dass wir pünktlich das Rote Meer und den Flieger zurück erreichen. Ist doch eh alles Wüste.
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Und dass der Abstecher am Tagesende etwas komisch verlief, war bald klar, ein diffuses Gefühl der Desorientierung begleitete uns. Aber was will man machen, es gibt keine Kreuzungen, keine Schilder die Entscheidungen verlangen.;)
 
Amundsen ist übrigens ebenso verschollen.;)

Wenig bekannt ist auch, dass Amundsen ausgedehnte Fahrradtouren durch Frankreich und Belgien unternahm. Da alle Fahnen gesteckt waren, konnte er sich auf den Weg konzentrieren.
 
Um den Eindruck wir wären komplett orientierungslos durch die Wüste geirrt ein wenig entgegen zu treten vielleicht mal ein Beispiel welch wirklich detailiertes Kartenmaterial uns zwischen Betlehem und Totem Meer in Papierform und später hin und wieder in digitaler Form (abfotografiert) auf dem Bildschirm der Cams zur Verfügung stand:

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Abgesehen von der Tatsache, dass alles auf hybräisch beschrieben war und man auf dem Display der Cam bei Sonnenschein nicht wirklich was erkennen konnte waren die Karten top.

... ok, Hindernisse oder schwierige Wegeverhältnisse konnte man glücklicherweise nicht auf der Karte erkennen und die kleinen Ausschnitte machten es auch mehr oder weniger unmöglich zu erkennen wo man ist aber letztendlich haben wir Eilat ohne größere Probleme erreicht (was aber auch daran lag, dass die Wüstentrails gar nicht mal so übel makiert waren) Dem 66-Seen Weg ist definitiv schwieriger zu folgen...
 
Arad Redux


Ich möchte das Phänomen des Deja-vu schildern. Das seltsame Gefühl, das wir manchmal erleben, dass das, was jetzt geschieht, bereits einmal geschehen ist. Es geht um das Phänomen des Deja-vu, das seltsame Gefühl, das wir manchmal, das wir ... wie auch immer, berichten möchte ich vom Phänomen des Deja-vu, das seltsame ...

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Zu dem Geheimnis meines Erfolges befragt, würde ich antworten: jeden Tag ordentlich Kilometer machen, frische Sachen anziehen und in vertrauter Umgebung speisen
 
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Ich kann nicht erkennen, hälst du im Bild in der Kamera auch eine Kamera mit einem Bild, in dem du eine Kamera hälst, wo ein Bild ist, auf dem du eine ...? :D
 
I have a Dream

Ich radle auf der feinstaubbelasteten Landsberger Allee dem Arbeitsplatz entgegen, träumt der Wüstenreisende. Es ist ein perfekter schneeregnerischer Dienstagmorgen im November: bei 2 Grad Auߟentemperatur drängen sich räudige Wintertauben auf der Ampel Ecke Danziger und gurren Sympathy For The Devil. Bei Netto sind Sportsocken und Olivenöl im Angebot und auf Radio1 läuft ein Titel von Arcade Fire.

Alles, was man vergessen hat, schreit im Traum um Hilfe, denke ich mir, als ich hochschrecke. Geweckt wurden wir von einem unverkennbaren Geräusch: Einige Minuten lang, tröpfelte es schwach, aber unverkennbar auf das Dach unseres Nachtlagers. Bezeugen können wir den Regen nicht, vielleicht wollte Rachel uns auch nur eine Freude machen und hatte den Gartenschlauch rausgeholt.

Am Vorabend hatten wir das Konzept des Deja-Vu erfolgreich abgeschlossen und nach der Pizza zielstrebig ein weiteres Mal Rachels Haus angesteuert. Dort wurde, mit exakt den selben Worten vom Vortag, die Begrüߟung und Frage nach der Unterkunft noch einmal aufgeführt. Sie enttäuschte nicht, war nur kurz verwirrt und stieg sofort auf den Gag ein. Wir hatten wieder eine Unterkunft: Arad, Nacht 2.

Eine der anspruchsvolleren Kulturtechniken ist es, Gastfreundschaft und Groߟzügigkeit entsprechend zu würdigen und anzunehmen. Rachel hatte eine Waschmaschine befüllt, uns den ganzen Abend bespaߟt und für das Frühstück hatten wir den Inhalt des gesamten Kühlschranks angeboten bekommen. Natürlich fand gerade mal ein Appel und nen Ei (literally!) den Weg in unseren Reiseproviant. Wir verabschiedeten uns ein weiteres Mal, verewigten uns noch pathetisch im Gästebuch, und der nächste Versuch, Arad zu verlassen, konnte starten. Diesmal sollte es per Bus nach Maktesch Ramon gehen. Der richtige Bus war schnell ausbaldowert, wir würden nur einmal umsteigen müssen.

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Mitzpe Ramon, ein sehr verschlafenes Nest, mit einigen Tausend Einwohnern, war nach einigen Stunden erreicht. Unser Kontakt war Jocelyne, die uns mehr oder weniger erwartete und dank des Bustransfers, stimmte sogar der anvisierte Tag. Ihr Name, und dass das Haus nicht zu verfehlen sein würde, waren die einzigen Informationen die uns zur Verfügung standen. Wen wundert es, dass wir uns erst einmal eine Stunde im Verfehlen übten. Es war noch früher Nachmittag, sogar noch hell, und wir waren ausnahmsweise schon an unserem Tagesziel angekommen. Diesen unglaublichen Einzelfall galt es auszunutzen, der Krater wartete.


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Dieser war, mit 40km Länge, 10km Breite und 500m Tiefe, nun wirklich nicht zu übersehen. Des Superlativs, allergröߟter Erosionskrater der Welt, bedarf es gar nicht, der majetätische Anblick kann neben allen Naturwundern dieser Welt problemlos bestehen. Und während sich am Grand Canyon, die Stative der Hobbyfotografen wie eine Pressemeute am Roten Teppich aufbauen, waren wir nahezu allein. Höchstens ein Dutzend anderer Besucher kreuzte unseren Weg. Das Städtchen Mitzpe ist nur eine Zwischenstation, niemand bleibt hier länger, die Ruhe wird nur gelegentlich durch tieffliegende F16 gestört. Durch den Krater führt eine Straߟe, welche sich am Ende der Stadt hinunterwindet, diverse Trails gehen an einigen Stellen ab, offiziell schrauben sich, startetend vom umzäunten Besucherzentrum, mehrere Wege variierender Schwierigkeiten in den Abgrund. Wir schätzten schon einmal, etwas zu ausführlich, die Lage für den nächsten Tag ab und lieߟen uns prompt einschlieߟen. Der überaus unfreundliche Hausmeister brabbelte auf Russisch "€žSelber Schuld"€œ und ging nach Hause. Wir kletterten, latent der Gefahr des Absturzes für Mann und Fahrrad ausgesetzt, zurück über den Zaun, den es wäre sicher unklug gewesen, zu dieser Tageszeit noch eine Abfahrt zu starten.

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Nun wurden Stative aufgebaut, wir sind halt Touristen, aber wir schleppen unsere Fotoausrüstung immerhin auf unseren Rücken durch die Wüste, und für die nächsten 2 Stunden wurde sehr entspannt der Sonnenuntergang gewürdigt. Ein eher ereignisloser Tag gab zum Abschied noch eimal alles!

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... oh man, da wird mir ja schon vom Fotos gucken schwindlig. :eek: Alle Achtung für euren Mut und vielen Dank für die trockenen Wüstenfotos, da muss ich mir gleich mal die Kehle befeuchten. :bier: War ja ne sehr erlebnisreiche Reise voller schöner Eindrücke. :daumen: Lesen werde ich später mal und die Reise virtuell miterleben. :D

Gute Nacht und liebe Grüße, sprotte. :winken:
 
Phantastisch...
Wenn Ihr mal Lust und Zeit habt würd mich gern mal interessieren was Ihr so an Gepäck dabei hattet... sieht ja so aus als ob ihr nur mit Rucksack unterwegs seid!
 
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Sagt mal, der beleibte uniformierte Jungmann trägt ein Sturmgewehr und einen Rucksack, sein Barrett hat er ordentlich geschultert. Das Schuhwerk dagegen ist staubig, die Kleiderordnung nachlässig und die Körperspannung vernachlässigbar. Die weiblichen Angehörigen der Heimatwehr dagegen scheinen auf den ersten Blick unbewaffnet. Was hat das zu bedeuten? Dürfen nur Männer in der Öffentlichkeit Waffen tragen? Oder sind die Waffen der Frauen kleiner?

Twobeers
 
Das Bild, vom Busbahnhof in Beersheba, ist nicht unbedingt als repräsentativ zu betrachten. Etwa zwei Drittel aller Uniformierten sind schwer bewaffnet, unabhängig vom Geschlecht. Im Süden sind viele große Militärstützpunkte und die Waffe nimmt man wohl mit nach Hause, daher sind Leute mit Reisegepäck auch meistens bewaffnet. Die Tatsache, dass wir ohne Sturmgewehr durch die Wüste zogen, ist nur unserer pazifistischen Schrulle zu verdanken, im Urlaub meistens unbewaffnet loszuziehen. Außerdem stören Packmaß und Abtropfgewicht einer Heckler & Koch.
 
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Kürzlich war ich auf einem Klassentreffen. Erst einmal eine unspektakuläre Information mit zweifelhaftem Erkenntnisgewinn. Eine der faszinierendsten Erfahrungen neben der Erkenntnis, dass wir nicht jünger werden, ist, dass man nahtlos alte Unterhaltungen wiederaufnimmt, längst vergessene Erinnerungen auffrischt und plötzlich wieder mittendrin ist.

Nach 4 Jahren Unterbrechung, ohne viel Aufhebens .... wir waren am Machtesch Ramon, der Heimat des syrischen Steinbocks, der mit dem Alpensteinbock verwandt ist, worüber aber beide ungern reden, und planten den Abstieg in den Krater. Die unglaubliche Ruhe wird nur gelegentlich von tieffliegenden Maschinen gestört, die -außer am Sabbat- alles abseits der Wege als Military Kill Zones betrachten und für die Kalibrierung ihres Zielwassers benutzen.

Im Krater erwarteten uns römische Wegsteine, die eine Kamelroute von Asien zum Hafen Gaza markierten, Ruinen von Kamelstationen an ebenjenem Pfad, ein Beduinenzelt für touristische Freuden und viel Sand und Sonne. Klingt nach einem perfekten Tag und abgesehen davon, dass ich mir im Mittelpunkt des Kraters, in maximaler Entfernung von aller Zivilisation, das Schaltwerk zerstörte, war er das auch.













Schussfahrt zum Mars


Mars needs women




















Vor 2000 Jahren lehnten Kamele an der Mauer






Ayers Rock?



Bumm! Kawumm! Schaltwerk kaputt!


Ein Cliffhanger zum Sonnenuntergang!

Ich bin allerdings rechts optimistisch, dass ich damals nicht verdurstet bin. Denn nur 4 Jahre später öffnete sich das Sperrgepäck am Flughafen Ben Gurion für den zweiten Teil unserer Israel-Expedition:





Wir wagten es also noch einmal: in den grünen Norden sollte es diesmal gehen und ich wollte ich nach Jericho, zur tiefst gelegenen Seilbahn der Welt. Und das Niveau senken, an der tiefsten Bar der Welt ... und den Bericht zu Ende führen, und, und, und ... aber erst einmal hingen wir im Dunklen im Krater mit kaputtem Radl fest, dazu demnächst mehr ....


Schottland?




Anfahrt Jericho



Bergstation der Seilbahn in Jericho. 50 Meter unter dem Meeresspiegel!
 
Hier kann es jetzt endlich auch weiter gehen. Ich durfte zwei Wochen mit einer supranationalen gesichtslosen Support-Struktur kommunizieren, da ich aus meinen Flickr-Account ausgesperrt war. Immer diese Aufregung ...

.... derweil war es im Krater dunkel geworden. Eine wenig befahrene Straße durchquerte den Canyon und so verabredeten wir, dass EP schon einmal vorfährt.

Alle Versuche eine Mitfahrgelegenheit zu organisieren verliefen erfolglos und so schob ich im Dunkel einer sommer warmen Novembernacht das angeschlagene Radl. Eigentlich hätte es an diesem Tag weitergehen sollen, aber wir hatten immer noch unsere Unterkunft und so wurde es eine zweite Nacht im Auge des Kraters. Es gab an diesem Abend Nudeln und einen Informationsaustausch mit der Heimat, den genauen Zeitpunkt des Sonnenaufganges am folgenden Tag betreffend.

Der Wecker wurde gestellt und kurz vor 6 Uhr ging es zu Fuß los. Auf dem Weg traf ich keine Seele, ich war bereit für ein einsames Rendevousz mit Klärchen, nur wir zwei. Stattdessen schaute ich unvermittelt in den Lauf eines Maschinengewehrs. Ein Doppel-Posten wollte meinen Rucksack sehen, ließ sich ausführlich das Stativ erklären und dann weiter ziehen.

Stellt sich heraus, eine Einheit der Armee hatte die gleiche Idee, und wollte auch den Tag mit einem Sonnenaufgang beginnen. Wahrscheinlich hatte eher ein Oberst die Idee und das Fußvolk musste dem Befehl folgen.


Überraschung am Morgen!




Blick zurück


Blick nach vorn

Ich positionierte mich etwas abseits, zu den Frauen. Rechts von mir waren etwa 50 Soldatinnen, die anscheinend einem Vortrag lauschten, links ertönten religiöse Gesänge und dann war da noch die größte Gruppe: rauchend, scherzend, rumsitzend.


Blick nach links


Blick nach rechts




Mein Bewacher vernachlässigt seine Pflicht



Die Sonne kam, wie verabredet und ich kehrte in die Unterkunft zurück. Der Tag musste geplant werden... ich würde versuchen, mit dem Bus zum Roten Meer zu kommen, EP wollte derweil nach Timna. Dort wird seit 6000 Jahren Kupfer abgebaut, die Erträge schrumpfen stetig, die Zukunft ungewiss; die Zeit drängte also mal wieder.


















... man traf sich wieder in Eilat, Rotes Meer.

 
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