Mr.Penguin
Sturzexperte
Liebes Laufradforum,
habt ihr eigentlich auch manchmal das Gefühl, dass ein Thema über den ursprünglichen Stellenwert hinaus aufgeblasen wird? Dass ganz viele Experten daraus ein Geschäft machen und sich die Leute einreden, sie haben dies und jenes nötig? Nein, ich rede nicht von Zahnmedizin, was ich zufälligerweise studiere, sondern vom Laufradbau!
Ich meine, es geht doch hier immer so: Dem unglaublich komplexen Fragekatalog nach (sage und schreibe 11 Punkte! Soviel Indikation gibt es nie bei uns !!!) versucht der Patient sein Problem zu schildern - sogar sein Körpergewicht muss er exakt angeben, mit und ohne Ausrüstung (sehen wir mal davon ab, dass der Einfluss auf den Laufradsatz nur pi x Daumen geschätzt wird und 100kg eine magische Grenze darsellen) und erhält danach von zahlreichen Freizeitexperten und Laufradbauern individuelle Beratung. Schön und gut.
Dabei ist es total banal, jedes mal wird das allgemein bekannte zu den jeweiligen Teilen wieder aufgerollt, aber wir kommen, anders als in den Gabel oder Bremsenthreads nicht wirklich bei den Naben und Felgen weiter. Aber warum eigentlich? Ein LRS besteht gerade einmal aus 4 Teilen, wobei weder Speichen, Nippel noch Naben wirklich etwas individuelles sind, wenn auch Naben sehr unterschiedlich sein können. Und der Rest? Wer hart fährt, nimmt etwas breiteres, wer beschleunigen will, etwas leichteres, wozu braucht es hier Beratung? Ich halte es für problematisch, dass hier immer Zusammenstellungen besprochen werden, aber die Themen zu den Felgen hinterhinken. Meine Forderung ist ganz klar, es bräuchte ein Unterforum zur Laufradberatung, denn die eigentlich interessanten Themen werden davon immer verdrängt. Ach, und am Ende wird es eh eine Hope + Flow EX oder inzwischen DT...
Das Problem ist nämlich: Keiner weiß so recht, welcher LRS-Aufbau nun haltbar ist oder nicht. In der Praxis werden Felgen durch Extreme, die kein noch so gleichmäßig zentrierter LRS mit perfekter Speichenspannung ausgleichen kann, zerstört. Über die jeweilige Qualität der Laufradbauer wird auch nicht gesprochen und ich weiß eh nicht, ob das überhaupt jemand beurteilen kann. Ich weiß von keinen Mountainbiker mit so aufgebauten LRS, der sagte: "Ohh, mein LRS hat sich wegen 15% geringerer Spannung an einer Speiche verabschiedet". LRS gehen schlichtweg wegen anderer Dinge kaputt.
Und der Laufradbau selbst? Dank Spokomat über den Ton der Speiche lässt sich die Spannung sehr leicht ermitteln (wer hier sagt, dass geht doch nicht, versteht nichts von Physik) und ich habe jetzt schon so häufig nachzentriert oder neu aufgebaut, dass ich nicht einsehe, warum das zur Kunst erhoben wird. Ich möchte hier keinen Laufradbauer die Daseinsberechtigung absprechen, nur meine ich, dass ein gewisser Nimbus drumherum erzeugt wird. Vom Fahrradhändler können wir auch guten Gewissens behaupten, dass man das alles selbst machen kann und hier glaubt niemand, dass er in irgendeiner Weise zaubert. Warum dann am Laufrad? Es gibt gute Gründe, ein Laufrad aufbauen zu lassen und was aus direkt der Maschine kommt ist häufig ein Witz, siehe fertige Laufräder an Trekkinrädern.
Zu guter Letzt das Thema Steifigkeit und Spannung: Hier wird viel über die "Physik" sinniert, aber wir haben ein simples Problem: 0 Messreihen. Niemand macht sich auch nur annähernd Mühe, irgendwelche Seitensteifigkeiten oder Belastbarkeiten zu messen, aber wie auch? Da fehlen dem Laufradbauer und Laien die Mittel. Nur ist es total witzig, von Steifigkeit zu reden (Felge XY ist steif, oder weniger) und, wohlmöglich, den Eindruck zu erwecken, man hätte da etwas in einem langen Prozess ermittelt. Nein! Das Teil wird in die Hand genommen und befühlt, niemand kann da eine konkrete Aussage machen, wir können uns nur auf Erfahrungswerte verlassen. Wobei das auch nicht schlimm ist. Nur kann mir niemand sagen, hier, die Sapim D-Light hält X% länger als eine normale 2.0/1.8/2.0, und doch heißt es, solche leichter flexende Speichen seien vom Vorteil, das mag stimmen, aber wie wird es bitte bestätigt? De Facto nehmen wir sowas nur wegen des ebenfalls marginalen Gewichtsvorteils und vor allem: Wegen des guten Gefühls. Nichtmal ultraleicht-Carbonrahmen versprühen soviel Vodoo wie 40g am Laufrad zu sparen.
Der Punkt ist: Ich glaube, wir versuchen im Laufradforum geradezu naturwissenschaftlich zu klingen, aber eigentlich hat keiner einen Plan, bei der Beratung kommt eh immer dasselbe raus und der Aufbau ist auch keine Doktorarbeit.
habt ihr eigentlich auch manchmal das Gefühl, dass ein Thema über den ursprünglichen Stellenwert hinaus aufgeblasen wird? Dass ganz viele Experten daraus ein Geschäft machen und sich die Leute einreden, sie haben dies und jenes nötig? Nein, ich rede nicht von Zahnmedizin, was ich zufälligerweise studiere, sondern vom Laufradbau!
Ich meine, es geht doch hier immer so: Dem unglaublich komplexen Fragekatalog nach (sage und schreibe 11 Punkte! Soviel Indikation gibt es nie bei uns !!!) versucht der Patient sein Problem zu schildern - sogar sein Körpergewicht muss er exakt angeben, mit und ohne Ausrüstung (sehen wir mal davon ab, dass der Einfluss auf den Laufradsatz nur pi x Daumen geschätzt wird und 100kg eine magische Grenze darsellen) und erhält danach von zahlreichen Freizeitexperten und Laufradbauern individuelle Beratung. Schön und gut.
Dabei ist es total banal, jedes mal wird das allgemein bekannte zu den jeweiligen Teilen wieder aufgerollt, aber wir kommen, anders als in den Gabel oder Bremsenthreads nicht wirklich bei den Naben und Felgen weiter. Aber warum eigentlich? Ein LRS besteht gerade einmal aus 4 Teilen, wobei weder Speichen, Nippel noch Naben wirklich etwas individuelles sind, wenn auch Naben sehr unterschiedlich sein können. Und der Rest? Wer hart fährt, nimmt etwas breiteres, wer beschleunigen will, etwas leichteres, wozu braucht es hier Beratung? Ich halte es für problematisch, dass hier immer Zusammenstellungen besprochen werden, aber die Themen zu den Felgen hinterhinken. Meine Forderung ist ganz klar, es bräuchte ein Unterforum zur Laufradberatung, denn die eigentlich interessanten Themen werden davon immer verdrängt. Ach, und am Ende wird es eh eine Hope + Flow EX oder inzwischen DT...
Das Problem ist nämlich: Keiner weiß so recht, welcher LRS-Aufbau nun haltbar ist oder nicht. In der Praxis werden Felgen durch Extreme, die kein noch so gleichmäßig zentrierter LRS mit perfekter Speichenspannung ausgleichen kann, zerstört. Über die jeweilige Qualität der Laufradbauer wird auch nicht gesprochen und ich weiß eh nicht, ob das überhaupt jemand beurteilen kann. Ich weiß von keinen Mountainbiker mit so aufgebauten LRS, der sagte: "Ohh, mein LRS hat sich wegen 15% geringerer Spannung an einer Speiche verabschiedet". LRS gehen schlichtweg wegen anderer Dinge kaputt.
Und der Laufradbau selbst? Dank Spokomat über den Ton der Speiche lässt sich die Spannung sehr leicht ermitteln (wer hier sagt, dass geht doch nicht, versteht nichts von Physik) und ich habe jetzt schon so häufig nachzentriert oder neu aufgebaut, dass ich nicht einsehe, warum das zur Kunst erhoben wird. Ich möchte hier keinen Laufradbauer die Daseinsberechtigung absprechen, nur meine ich, dass ein gewisser Nimbus drumherum erzeugt wird. Vom Fahrradhändler können wir auch guten Gewissens behaupten, dass man das alles selbst machen kann und hier glaubt niemand, dass er in irgendeiner Weise zaubert. Warum dann am Laufrad? Es gibt gute Gründe, ein Laufrad aufbauen zu lassen und was aus direkt der Maschine kommt ist häufig ein Witz, siehe fertige Laufräder an Trekkinrädern.
Zu guter Letzt das Thema Steifigkeit und Spannung: Hier wird viel über die "Physik" sinniert, aber wir haben ein simples Problem: 0 Messreihen. Niemand macht sich auch nur annähernd Mühe, irgendwelche Seitensteifigkeiten oder Belastbarkeiten zu messen, aber wie auch? Da fehlen dem Laufradbauer und Laien die Mittel. Nur ist es total witzig, von Steifigkeit zu reden (Felge XY ist steif, oder weniger) und, wohlmöglich, den Eindruck zu erwecken, man hätte da etwas in einem langen Prozess ermittelt. Nein! Das Teil wird in die Hand genommen und befühlt, niemand kann da eine konkrete Aussage machen, wir können uns nur auf Erfahrungswerte verlassen. Wobei das auch nicht schlimm ist. Nur kann mir niemand sagen, hier, die Sapim D-Light hält X% länger als eine normale 2.0/1.8/2.0, und doch heißt es, solche leichter flexende Speichen seien vom Vorteil, das mag stimmen, aber wie wird es bitte bestätigt? De Facto nehmen wir sowas nur wegen des ebenfalls marginalen Gewichtsvorteils und vor allem: Wegen des guten Gefühls. Nichtmal ultraleicht-Carbonrahmen versprühen soviel Vodoo wie 40g am Laufrad zu sparen.
Der Punkt ist: Ich glaube, wir versuchen im Laufradforum geradezu naturwissenschaftlich zu klingen, aber eigentlich hat keiner einen Plan, bei der Beratung kommt eh immer dasselbe raus und der Aufbau ist auch keine Doktorarbeit.
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