Annapurna Circuit

Landeskunde


Als Tourist muss man zwangsläufig ziemlich viele Tausender in Umlauf bringen, die ATM Automaten spucken nichts anderes aus. Aber die Nepali haben niemals Wechselgeld. Nie!
  • Eine Wasserflasche soll 50 NRP kosten, ich bezahle mit einem 100er. Die Verkäuferin muss erst zur Nachbarin laufen um Wechselgeld aufzutreiben.
  • Kaffee und Kuchen sollen 364 NRP kosten, ich bezahle mit einem 500er. Kein Wechselgeld. Irgendwann kramt der Chef vom Kellner dann alles in zerfledderten 5ern zusammen.
Eigentlich hat hier jeder ein dickes Bündel Scheine in der Tasche. Nur die Verkäufer oder Kellner offensichtlich nie. Die müssen immer irgendwelche Kassen und Schubladen aufschließen, den Chef oder den Nachbarn um Hilfe bitten, um herausgeben zu können.

Ich runde die Rechnung ja gerne mal auf, geht auch nicht um große Beträge. Aber diese plumpe Art ein Trinkgeld zu forcieren, regt mich auf.
 
Meine Sorge gilt eher der Ernährung. Ich kann mit asiatischen Gerichten so gar nichts anfangen. Das ist echt eine Sorge, die mich umtreibt.
Ja, geht mir auch so. Ich hab' wohl ein paar Kilo abgenommen. Nicht so schlimm, die sind schnell wieder da.

In den meisten Lokalen versuchen sie sich auch an Imitaten westlicher Küche: Spaghetti, Makkaroni, Pizza, Burger, Pommes Frites, Steaks. Und Du kannst überall Raider, KitKat und andere Schokoriegel kaufen. Echte Mangelware auf dem Circuit sind rohes Obst und Gemüse.
 
Lieber @Berghecht , vielen Dank für diesen wunderbaren Bericht. Wie schon andere kommentierten, erhält man bei Dir neben Infos über den Hauptanlass, also über die Biketour, auch teils detaillierte Einblicke ins alltägliche Leben in Nepal, abgerundet mit einer Prise Landeskunde und Kultur. Dabei finde ich Deine Sprache klasse, man könnte meinen, Du hast beruflich was mit Formulieren zu tun.
Und dann halt einfach auch mal den Blick ins Klo gezeigt, garniert mit wohl gesetzten Worten wie "mit dem blauen Schöpfer kann man nach dem Stuhlgang sein Gesäss benetzen" : Köstlich!
Ich würd mich freuen, hier wieder mal was von Dir zu lesen.
Also, machs gut und komme gut nach Hause.
 
Sehr sehr schöne, differenzierte Sicht auf die Dinge @Berghecht und auch (mal wieder) die Bestätigung, dass auch Ottonormal-Biker (in dem Fall Familienvater und Fulltime-Job) das kann und man die Zeit hat... man muß sie sich nur nehmen (können).
Vielen Dank für den unterhaltsamen Bericht und gute Heimreise!
 
Kathmandu (1.300 müNN) nach Jamacho (2.060 müNN) und zurück
11.05.2018
42 km, 1.000 hm


Nach einem umfangreichen Frühstück (Buffet!) starte ich eine Tagestour im Kathmandu Valley. Ziel ist der Shivapuri Nagarjun National Park.
[Thomas Plank: Nepal Freeride, K01 Jamacho]


Nach 20 Minuten im Verkehrschaos der nepalischen Hauptstadt erreiche ich den Eingang zu Nepals kleinstem Nationalpark.


Zunächst müssen zwei wichtige Formulare ausgefüllt werden.

Da sich in dem Park auch Militäreinrichtungen befinden muss man am Eingang bei der Militärpolizei ein identifzierendes Dokument hinterlegen und eine Telefonnummer angeben. Ich habe dazu extra meinen PA mitgebracht; meinen Pass mit dem Visum gebe ich ungern aus der Hand.


Der Preis für Ausländer ist happig. Ich zahle 10x so viel wie ein Nepali; für das hohe Roß löhne ich doppelt so viel wie für mich selbst und ebenfalls 10x so viel wie ein Einheimischer. Aus meiner Sicht ist dies eindeutig diskriminierendes Verhalten (aufgrund der Staatsangehörigkeit); kann das bitte mal eine Menschenrechtskommission überprüfen?


Etwas altbacken: Hinweistafeln über Sinn und Zweck von Nationalparks, wie man sich verhalten soll und welchen Tieren man begegnen könnte. Immerhin gibt es ein Faltblatt auf Englisch.


Der ganze Park ist bewaldet und der Weg führt zunächst höhengleich innen am Zaun entlang.


Kleine Attraktion am Wegesrand: die Fasanerie. Zugegebenermaßen sehe ich in dem Park mehr Wildtierarten als an einem Tag auf der Annapurnarunde, z.B. einen Reiher (Silberreiher?), lustige Rehe mit einer Art Eichhörnchenschwanz, Affen. Leider bin ich mit dem Rad zu laut und oftmals höre ich nur Knacken und Rascheln, wenn ein Tier vor mir flüchtet.


Gibt es überall: religiöse Opferstätte (Reis, Farbpulver).


Wie eine Glocke hängt der Smog über Kathmandu.


Der Fahrweg umrundet den Jamachu Mtn. im Uhrzeigersinn. Immer schattig, steigt er inzwischen mit mäßiger Steigung an. Er ist beileibe keine oberbayerische Forstautobahn, aber weit angenehmer zu befahren als die Jeep-Pisten in der Annapurna Conservation Area.


Eine Art offizieller Aussichtspunkt auf halber Strecke zum Gipfel. In der Ferne erkennt man gerade noch den Swayambhunath Stupa, den ich am Anfang der Reise besucht habe (Tempel der Affen).


Nachdem ich den Berg halb umrundet habe, führt ein Stich bis zum Gipfel (2.060 müNN). Dort kringelt sich der Weg noch einmal 360 Grad um die Stupa. Wäre das nicht ein würdiger Abschluss für den Spiralix? Im Hintergrund ein reichlich baufälliger Aussichtsturm. Jeder TÜV-Prüfer würde dort in Ohnmacht fallen.


Je höher man kommt, desto schlechter wird die Aussicht auf Kathmandu.


Es weh'n so viele Fähnchen im Wind …


Blick vom Aussichtsturm auf die Stupa und einen Gebetsraum (?). Leider gibt es hier oben kein Teehaus und deshalb auch keine Nudelsuppe.


Nachdem ich den Stich vom Gipfel zurückgefahren bin, geht es weiter im Uhrzeigersinn, flowig um den Jamacho herum.


Off limits. Militärisches Sperrgebiet.


Mit solchen Überraschungen muss man auch in Nepal jederzeit rechnen. Ich habe den Park weitgehend für mich alleine, ein paar wenige Nepali kurven mit ihren Motorrädern und Rollern über die Piste.


Mit mässigem Gefälle rolle ich weiter durch den tropischen Wald, sicher kein Dschungel. Die Insekten machen dennoch einen Höllenlärm.


Zum Ende hin führt eine ausgewaschene Lehmpiste bis zu einem zweiten Ausgang, irgendwie mitten in einem militärischen Gelände. Auf einer Asphaltstraße rolle ich zurück zum Eingang, wo ich meinen Ausweis zurück erhalte.

Achtung: kein Essen und kein Wasser auf dem Trail!
 
Du bist mutig (wahnsinnig?) militärische Einrichtungen zu fotografieren. Auch wenn eigentlich nichts zu sehen ist, verstehen die Militärs eigentlich nirgendwo auf der Welt Spaß bei so etwas und du landest schneller im Knast als Dir lieb ist. - Wäre sicherlich ein spannender Bericht, aber nur wenn Du wieder rauskommst. ;-)

Ansonsten hörte sich das für mich so an, als wenn man den Park nicht sooo unbedingt besuchen muss, oder?

Übrigens wieder mal schöne Aktion Selfies. Ich habe das Gefühl, Du kommst langsam auf den Geschmack! :)
 
Bergecht schrieb:
Der Preis für Ausländer ist happig. Ich zahle 10x so viel wie ein Nepali; für das hohe Roß löhne ich doppelt so viel wie für mich selbst und ebenfalls 10x so viel wie ein Einheimischer. Aus meiner Sicht ist dies eindeutig diskriminierendes Verhalten (aufgrund der Staatsangehörigkeit); kann das bitte mal eine Menschenrechtskommission überprüfen?
Motorbike kostet viel weniger als Mountainbike. Was soll der Quatsch? Außerdem wird da nicht zwischen Einheimisch und Nichteinheimisch unterschieden.
 
Motorbike kostet viel weniger als Mountainbike. Was soll der Quatsch? Außerdem wird da nicht zwischen Einheimisch und Nichteinheimisch unterschieden.
Die Einheimischen fahren halt sowiewo Motorrad, nur die Touris strampeln selber auf dem Mountainbike.

Wobei Kathmandu eigentlich ne ziemlich aktive Bikeszene hat. Naja, bei Locals ist das Radl sicher gratis im Park.
 
Hallo Berghecht,
sehr schön geschriebener Bericht deiner großartigen reise durch Nepal. Schön, was aus der fremden Welt aus erster Bikerhand zu erfahren, von Land, Leuten und mehr.
Auch mal locker ein paar nicht alltägliche Sachen eingestreut und durchaus gerne mal etwas kritisch :daumen:
Danke fürs mitnehmen :bier:
 
Kathmandu (1.300 müNN) zum Shivapuri Nagarjun Nationalpark (1.940 müNN) und zurück.
12.05.2018
39 km, 870 hm


Ihr glaubt ja nicht, wenn ich hier auf dem Balkon des Nachbarhauses entdeckt habe: @stuntzi! Er hat doch lieber den Bus von Besisahar genommen, statt drei Tage durch die Reisfelder zu radeln.

Wir verabreden uns zu einer letzten Halbtagestour an den nördlichen Stadtrand von Kathmandu. [Thomas Plank: Nepal Freeride, K02 From Heaven to Helipad]. Ganz privat, ohne Fotos, Forststraße durch die Militärakademie hoch in den Park (ohne Ticket, hehe) und einen abenteuerlichen Pfad wieder runter. Ok, @stuntzi hat doch ein paar Bilder gemacht.

Am Nachmittag zerlege ich das hohe Ross und packe es wieder in die Evoc Tasche ein. Am Abend beginnt dann der lange Heimflug, Umsteigen in Abu Dhabi mitten in der Nacht, dann hat mich die Heimat wieder.


Und siehe da - auch bei uns vor der Haustür gibt es jede Menge tolle Berge.
 
Hallo @Berghecht

Danke für Deine tolle Reiseberichterstattung aus Nepal. Ich vermute, ich spreche vielen hier aus dem Herzen, wenn Dir sage, dass uns mich freuen würde, wenn Du auch weiterhin von Deinen Touren berichten würdest. Hast echt einen guten, persönlichen Stil gefunden!

Liebe Grüsse
Dominik
 
Landeskunde

Es gibt sauberes Wasser auf dem Annapurna Circuit.


Wenn das Wasser aus einem Brunnen oder einer Quellfassung kommt ist es m.E. genauso trinkbar wie in den Alpen.




Ich trinke aus Brunnen, die von den Einheimischen für den Haushalt genutzt werden, …


… oder aus Brunnen, aus denen das Wasser kalt und im Überfluss läuft.


Skeptisch bin ich, wenn das Wasser in solchen Tanks zwischengelagert wird. Selbst wenn die Tanks verschlossen sind, steht das Wasser möglicherweise tagelang in der Sonne.


In manchen Orten gibt es Safe Drinking Water Stations.


In den zumeist unbesetzten Stationen darf man für z.Zt. 40 NRS / Liter filtriertes und UV-behandeltes Wasser in seine Flasche laufen lassen.

Fast überall wird Wasser in Plastikflaschen verkauft. Der Preis steigt mit der Höhe über dem Meeresspiegel. Das wäre grundsätzlich nicht so schlimm, die Nepali sollen schließlich was verdienen an den Touristen.


Das Problem ist der Müll …


...bzw. die dezentrale Müllverbrennung …


... ohne Abluftfilter.
 
Wirklich sehr, sehr gut. Auch ich würde gerne mehr von Dir lesen. Und wenn es Berichte über Tagesausflüge in die *hiereinbeliebigesMittelgebirgeeinsetzen* wären.
 
Wie schlimm hast du denn die dünne Luft auf 5000hm empfunden?
Ich habe die Gipfel- und Schlafhöhe abwechselnd und in kleinen Schritten über mehrere Tage gesteigert. Leichte Kopfschmerzen haben sich jeweils kurz vor Erreichen einer neuen Maximalhöhe eingestellt, die aber jeweils beim / nach dem Abstieg wieder nachgelassen haben. Oberhalb von 5.000m war meine Leistungsfähigkeit deutlich reduziert, insbesondere der Aufstieg zum Thorong La (mit Gepäck und Fahrrad) hat deutlich länger gedauert als ich vorher erwartet hatte. Jeweils wenige Schritte gehen, dann wieder lange durchschnaufen und Puls beruhigen. Die (wenigen) Tragepassagen waren besonders anstrengend.
 
Meinen bisher längsten Durchmarsch hatte ich mir beim Trinken aus einem kleinen Bach weit Abseits eines Siedlung geholt. Leider lag ein verendetes Maultier eine halbe Stunde Fußmarsch entfernt in selbigem. Da wars schon zu spät.
10 Tage später in Pokhara dann endlich ein richtiger Arzt, der gleich Tinidazole mit Norofoxacin verabreichte. Das ist wie Rohrfrei und haut einen erstmal um. Aber danach war endlich Schicht im Schacht :)
Soviel zum Trinken aus unbekannten Quellen .
 
Landeskunde


Allmorgendlich (~ 06:00 Uhr ) werden entlang des Annapurna Circuit Rauchopfer dargebracht.


An den Klöstern, Stupas


… und Mani-Mauern stehen oftmals gemauerte Öfen für diesen Brauch.


Vor und in den Häusern werden Räucherpfannen genutzt.


Ich habe irgendwo gelesen, das rituelle Verbrennen von Wacholderzweigen wäre aus der Bön-Religion in den Buddhismus eingeflossen.
 
Landeskunde






Zwischen Manang und Muktinath habe ich einige dieser Solar-Kocher gesehen.


Grundsätzlich halte ich das für eine sehr gute Idee, um ressourcenschonend, ohne Brennholz, zu kochen.


Leider befanden sich viele der Spiegel in einem desolaten Zustand, verbeult, blind, offensichtlich nicht mehr im Gebrauch.


Die Realität sieht meistens so aus. Im günstigsten Fall wird mit Gas (aus Flaschen) gekocht.
 
Tja, kann man es ihnen vorwerfen? Früher hatten sie vielleicht kein Gas, oder es war zu teuer. Und so hat man auf Solar Energie gestzt. Nun haben sie Gas, weil ggf. der Support besser organisiert ist und Jetzt wollen sie halt ihr Essen auch so warm machen, wie es die 'reichen' Länder machen..... Einfach Gasaufdrehen und schwup ist das Essen warm...
 
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