Tuscany Trail 2018
Ursprunglich war geplant, dass mein bester Kumpel Florian und ich den Tuscany Trail gemeinsam fahren.
Ein halbes Jahr Vorbereitung und Vorfreude lag vor uns. Aus berufliche Gründen musste er mir leider kurzfristig absagen, weshalb ich mich schlußendlich endschloss das ganze „alleine“ durchzuziehen!
Anreise
Abfahrt war am 30.05.2018 gegen 18 Uhr. Zwischenzeit Lörrach - also fast Schweiz.
Die Autofahrt verlief gut, wenn man mal von dem Unwetter absieht. Blitze und jede Menge Regen. Der Regen war zwischendurch so stark, dass ich unter Autobahnbrücken anhielt um mal wieder klare Sicht zu bekommen. Kurz vor Lörrach hörte es dann auch auf zu regnen.
Beim suchen eines Parkplatzes setze ich noch mit der Anhängerkupplung auf und blieb an einer Bordsteinkante leicht mit dem Unterboden hängen.
Bedient ging ich ins Bett.
Nächste morgen Frühstücken, Vignette kaufen und ab über die Schweiz Richtung Italien/Massa. So langsam wurde die Landschaft schöner und der Spritverbrauch niedriger.
In Massa angekommen hatte ich Probleme das Bed & Breakfast zu finden. A) hatte ich mir versehentlich die Adresse von einem andern B&B rausgesucht und B) durfte ich die Innenstadt nicht befahren. Nach etwas hin und her fand ich einen Parkplatz und wenig später auch meine Unterkunft.
Ich bekam ein schönes Zimmer, dann wurde mein Auto in Sicherheit gebracht und ich wurde zusammen mit einem anderen Italiener (Michele) zur Anmeldung zum Tuscany Trail gebracht.
Zum Abschluss des Tages schlenderte ich noch etwas durch die Stadt, genehmigte mir eine Pizza und ein Straciatella-Eis. Danach ging es ab aufs Zimmer...schlafen....morgen um 8:00 Uhr ist Start.
1. Etappe
Nach dem die Nacht hätte besser sein können, fand ich mich um 6:30 Uhr am Frühstückstisch des Gastgeber zusammen mit etwa 10 Tuscany Trail Teilnehmern wieder. Die meisten davon Italiener, weshalb ich beim Frühstück kein Wort verstand.
Das Frühstück war eine Mischung aus gut, interessant gut und interessant gewöhnugsbedürftig.
Nach dem Frühstück ging es zum Startort, wo pünktlich am 02.06.2018 um 8 gestartet wurde. Anfangs ein großes Feld, was sich später immer mehr auseinander zog. Immer wieder traf ich deutsche mit denen ich dann den Großteil des Tages fuhr.
Anfänglich traf ich ein paar Kölner (André, Rolf), einen Bielefelder, der mit André fuhr und Inga aus Bottrop, etwas später traf ich dann noch Markus, Sven und einen weiter Köllner. Zu fünft fuhren wir fast den ganzen Tag zusammen.
Der Tag lief gut und je länger ich fuhr, desto besser wurden die Beine. Und die Landschaft echt schön....
Problem am Ende des Tages...das auffinden einer Unterkunft, was erst gehen 21:30 Uhr klappte.
Am Ende sind es über 141km und vermutlich um die 2.000 hm (lt. dem Veranstalters) geworden.
Erster Defekt. Reißverschluss vom Ortlieb Framepack und die Ortlieb Tasche für den Schlafsack haben "Karies".
Nach einer leckern Calzone ging es ins Bett.
2. Etappe
Die heutige Etappe war extrem hart.
Das lag zum einen an den Temperaturen und zum anderen an der Auswahl einiger wesentlichen Streckenabschnitte. Steile, steinige, felsige und verblockte Singletrails waren, nachdem ich Florenz durchquert hatte, an der Tagesordnung. Die Strecke mit einem ungefederten und mit ca 15-20 kg beladenen Bike zu absolvieren war wirklich sehr hart. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so geschwitzt zu haben. Das Wasser lief nur so vom Kopf runter. Da die Köllner nicht so fit waren, das Tempo von Inga und mir gut passte, fuhren wir weiter und schlossen uns mit Martin und Bernhard aus Österreich an. Die sprachen (fast) deutsch und waren super sympathisch.
Martin war mit E-MTB und Anhänger unterwegs und Bernhard mit einem Gravel Bike.
Am Ende des Tages wurde die Topographie einfach. Die Etappe endete in San Geminiano - Die Stadt ist ein echtes Highlight.
Am Ende des Tages standen 101,5 km und über 2.000 hm auf der Uhr, als wir in der sehr schönen Stadt San Gimignano ankamen, wo wir auf dem Campingplatz übernachteten uns noch eine Pizza genehmigten.
3. Etappe
Der heutige Tag führte uns von San Geminiano über Siena nach Pienza. Anfangs war es wieder technische Anspruchsvoll wie am Tag zuvor. Um Siena wurden die, für die Toskana typischen weißen Straßen mehr und es wurde einfacher. Auch heute war es sehr warm, insbesondere mittags, aber glücklicherweise nichts mehr so heiß, wie gestern.
Der Tag endete nach ca. 113-118 km und etwa 2.025 hm erschöpft aber Glücklich: 210 km to go.
Übernachtet wurde heute in Pienza in einem Agroturisme.
Die kleineren Städte, wie San Geminano oder ähnlich gefallen mir deutlich besser, als die großen Städte wie Florenz und Siena....da ist mir einfach zu viel los.
4. Etappe
Start zur heutigen Etappe war um kurz vor acht in Pienza. Das Ziel war heute Albinia, was direkt am Meer liegt.
Neben kleineren Flussdurchfahrten, inkl. nasser Schuhe, führte uns die Strecke über den höchsten Punkt / Ort der Tour, Radicofani auf ca. 800 m Höhe und durch bezaubernde Städte wie Sorano und Pitigliano. Auch hatten wir heute Regen. Aber nach ca. einer Stunde kam direkt wieder die Sonne raus.
Wegen dem Regen drohte die Tour für Bernhard und Martin abrupt zu Ende zu sein. Das E-MTB von Martin funktioniert nicht mehr Richtig. Daher fuhren Inga und ich ab Sorano alleine weiter. Unterwegs bekamen wir aber Nachricht, dass das Bike wieder läuft und wir uns in Albinia auf dem Camping Platz wieder sehen.
Ziel war es heute insgesamt 140 km und ca 2.069 hm zu absolvieren. Dementsprechend wurde es besonders zum Ende, als die Strecke über Wiesen führte, sehr zäh - um nicht zu nervig sagen.
Morgen geht es auf die Insel, ca. 60 km - die es nochmal richtig in sich haben soll.
5. Etappe
Heute standen noch einmal knapp 60 km mit 1.000 hm auf der Insel Ortobella an. Auf der einen Seite war die Distanz natürlich kürzer, auf der anderen Seite soll die Insel auch nicht zu unterschätzen sein.
Um halb acht trafen ich mich mit meinen drei Mitstreitern - Inga, Bernhard und Martin. Bereits seit Tag 3 führen wir zusammen und wir hatten schon am Morgen viel Spaß. Um 9 Uhr machten wir uns dann auf den Weg. Erst war die Strecke flach, als wir zum Meer kamen, würde es steiler. Aber entgegen der Etappe 2, alles gut fahrbar - wir hatten alle Spaß beim Fahren und hätten die "Reiseräder" wohl gerne gegen normale Mountainbikes getauscht.
Schlussendlich erreichten wir zu viert das Ziel und ließen uns von den anderen Teilnehmern, die bereits im Ziel waren, bei Zieleinfahrt feiern.
Wir trugen uns in die "Ankunftsliste" ein und bekamen als Belohnung einen "Aufnäher". Anschließend gab es Nudeln und Eis.
Um 15 Uhr ging es zum Bahnhof. Mit dem Zug fuhr ich nach Massa um von dort das letztes Stück zum B&B, wo mein Auto auf mich wartete, zu radeln.
Der Zug war von Bikern überfüllt, weshalb ich mit drei anderen Teilnehmern im "Flur" stehen blieben. Dank Ralph und Lorenzo, die mir in Pisa, die Gleisnummer des Zugs nach Massa sagen konnten, erreichte ich meinen Anschlusszug so gerade.
Übrigens - die Italiener mögen Ihre Bahn auch nicht.
Resümee
Trotz der Zweifel, ob ich es alleine durchziehen soll, bin ich froh, dass ich es durchgezogen habe. Gerade auf dem Hinweg und am Tag zwei war ich kurz davor, umzudrehen. Die Rückmeldung von Freunden und Familie, nach der Info, dass ich "angekommen" bin, hat mich sehr gefreut und stolz gemacht. Es war absolut richtig es durch zuziehen. An dieser Stellen, vielen Dank für die aufmunternden, motivierenden Worte!
Am Ende des TT war das Gefühl schon komisch. Auf der einen Seite dachte ich nach Tag 3 schon "jetzt sind es nur noch morgen 140 km und übermorgen die Insel"...so dass man das Ende schon herbei gesehnt hat. Auf der anderen Seite, fehle einem auch anschließend etwas....auf dem Rad zu sitzen, die wunderschöne Natur zu genießen und natürlich auch den Spaß mit den drei Mitfahrern. Hier hatte ich echt Glück Inga, Martin und Bernhard kennen gelernt zu haben. Menschlich und radfahrerisch passte die Chemie und das Tempo einfach. Bernhard plante am Ende ja sogar schon die nächste Veranstaltung, wo ich (leider) nicht kann. Ich habe darüber hinaus auch ein paar andere Leute, unter anderem Martin Moschek, kennen gelernt, der einen eigenen
Blog hat.
In diesem Zusammenhang war es sowieso witzig, dass man immer wieder jeden Tag, zu unterschiedlichen oder ähnlichen Zeiten, immer wieder die gleichen Leute trifft. Martin Moschek mit seinen Freunden z.B. immer am Ende des Tages.
Die Stimmung zwischen den Teilnehmern war neutral, aber überwiegend gut und total positiv. Die Landschaft ist ein Traum. Die Düfte der unterschiedlichen Pflanzen teilweise viel intensiver als zu Hause.
Der "GPS-Tack" führt einen gefühlt durch die verschiedenen Regionen und Landschaften der Toskana, die sich mehrmals täglich ändern, inkl. der (touristischen) Highlights.
Tag 2 stach für mich was Hitze und Anstrengung anging hervor. Auch Tag vier war zum Ende sehr zäh. Natürlich machte nicht jeder Weg (mit Schlaglöchern, Geröll, Wasserdurchfahrten) Spaß....aber das Positive, das Erlebnis überwiegt. Es überwiegt so sehr, dass ich schon überlege, was als nächstes ansteht und ob ich 2019 wieder in Massa am Start stehe. Vielleicht dieses Mal mit meinem besten Kumpel, der dieses Mal nicht dabei war.
Was würde ich anders machen?
Ich würde auf jeden Fall wieder mit einem MTB fahren. Dabei würde ich entweder versuchen das ganze schneller zu fahren, Unterkünfte vor zu buchen und leichter fahren, oder dann doch länger brauchen um mehr Zeit zu haben, an Orten zu verweilen, die einem gefallen - z.B. San Geminiano.
Ich würde wieder mit dem Auto anreisen, aber vor oder nach dem TT noch ein paar Tage in der Toskana einplanen, und etwas vornehmen.
Ich habe jeden Tag irgendwo in einer Unterkunft übernachtet, so dass Biwacksack und Isomatte "über" war. Da ich die italienischen Bettdecken nicht mag, hab ich aber immer meinen Schlafsack benutzt. Sicherlich gibt es beim "Equipment" noch Optimierungspotential, besonders wenn man zu zweit unterwegs wäre und man von vorneherein auf nicht Campen setzt.
Unsicher bzgl. Diebstahl habe ich mich eigentlich nicht gefühlt - auch wenn ich sicherlich vorsichtig war und mein Rad nur kurz unbeaufsichtigt gelassen habe. Vorsichtig war ich auch bei schnellen oder schwierigen Abfahrten/Passagen. Für mich galt das Motto...."besser langsam ankommen, als gar nicht". Leider ist ein Mitfahrer, aufgrund der Folgen eines Sturzen, im Krankenhaus verstorben. So wie ich es gehört habe, ist er über eine Kette, die in 20 cm Höhe über dem weg geführt war, gestürzt. Diese oder eine ähnliche Stelle habe ich noch im Kopf, wo ich zu meinen Mitfahrern noch gesagt habe, dass man solch eine Stelle in der Dunkelheit nicht braucht. Man konnte die Stelle gut umfahren, so dass ich es als unproblematisch erachtet habe. Was genau passiert ist weiß ich nicht.
Konditionell hat es erstaunlich gut geklappt. Die Tage zu Hause nach der Toskana waren teilweise dann etwas zäh...beim Biken merkte man doch die Müdigkeit und man hatte das Ziel, mit dem man sich seit einem halben Jahr beschäftigt hatte, erreicht....da war dann irgendwie ein Loch...also,
what´s next? Tuscany Trail 2019? Oder mal ein 24h Rennen? Wir werden sehen!