Ein gutes und richtiges Statement von Wohlleben. In meinem Forststudium habe ich mich im Master auf Waldnaturschutz und Wildtierbiologie spezialisiert. Im allgemeinen sehe ich Herrn Wohlleben sehr kritisch, da er in seinen Büchern vieles nicht belegt und auch viel pauschalisiert wird, aber das ist ein anderes Thema.
Aus wildtierbiologischer Sicht hat er recht. Einige Ergänzungen dazu: Je regelmäßiger und häufiger eine Störung stattfindet (also wir mit mach 7 durch der Wald brettern) desto besser können sich die Tiere daran gewöhnen. Dabei ist wichtig, dass das ganze in ähnlichen Zeiträumen stattfindet
(Bsp.: ein gelegentlicher Nightride kann enormen Stress für die Tiere führen und im Winter fatale folgen haben, da die verlorene Energie (Flucht) nicht wieder rein geholt werden kann, da das Futterangebot minimal ist.)
und das das ganze als harmlos
EMPFUNDEN wird, d.h. es ist egal ob wir denken wir verhalten uns rücksichtsvoll, das entscheiden nicht wir, sondern die Amsel, der Rothirsch oder die Haselmaus.
Die Bedingung der Harmlosigkeit hat zur folge das die Jagd als Störung nicht gewöhnbar ist, da sie in vielen Fällen tödlich endet. Bei einzeln lebenden Tieren (Bsp.: Rehwild ohne Nachwuchs) gehen Anpassungen an die Jagd deutlich langsamer von statten als bei Rudeltieren (Rotwild und Schwarzwild). Über die Jahrhunderte wurde die Jagd mit dem Mensch verknüpft. Einem Menschen der leise und heimlich ist.
Daher haben leise Wanderer, die auf wenig frequentierten Wegen unterwegs sind, eine größere Auswirkung als laute Wanderer (ich spreche hier nur über Wild was bejagd wird, für die meisten unbejagden Wildarten gilt allerdings das gleiche).
Denn laute Menschen sind gut lokalisierbar und werden als ungefährlich eingestuft (normales plaudern ist schon laut, wir müssen jetzt nicht schreiend durch den Wald radeln
). Pilzesammlende, Geocacher*innen und ähnliche Waldbesuchende sind meist die mit dem größten Störungspotential, da sie sich abseits von Wegen aufhalten und meist recht leise sind.
Ein Punkt zum Schluss noch, aus wildtierbiologischer Sicht, je feiner ein Störungsnetz ist, also je mehr Wege es auf einer Fläche gibt, desto weniger Rückzugsräume (Bspw.: zur Aufzucht von Nachwuchs) gibt es. Da ist ein Konflikt zwischen dem Tier-/Naturschutz und der Freizeitnutzung.