26.01. 12:00 Moab Land Hotel in Madaba, 765m
Zum Ende noch ein paar kurze und knackige Tips zu Jordanien, falls sich doch noch der ein oder andere Bergradler dorthin verirren möchte:
Planungsgrundlage ist immer der offizielle Jordan Bike Trail:
https://jordanbiketrail.com/ . Die Route ist perfekt beschrieben, mit Fotos, Videos, Tracks, Unterkünften und überhaupt allem was der Reiseradler von heute so braucht. Der Jordan Bike Trail ist allerdings keine Mountainbikestrecke sondern ein Mix aus kleinen Teerstraßen und Pisten: Singletracks gibt's dort nicht.
Als gestandener Mountainbiker wird man also versuchen, die Geschichte durch einen Mix mit dem jordanischen WANDERweg interessanter zu gestalten:
https://jordantrail.org/ ist ebenso gut beschrieben wie die Radroute. Je nach Abenteuerlust wird die Strecke dann fahrtechnisch anspruchsvoll. Der Wanderweg ist oft nur digital vorhanden, in der Realität geht's relativ weglos durch die steinigen Berge. Als S2-Radler kommt man damit relativ gut klar, mehr ist besser. Schiebe- und Trageeinlagen werden trotzdem nicht ausbleiben. Unsere Experimente waren meist relativ erfolgreich und ein guter Kompromiss, aber erwartet keine gebauten Flowtrails. Track Download mit verlinkter Story als Waypoints:
https://www.alpenzorro.com/download.php?trip=jordix
Zeltausrüstung (dh richtiges "bikepacking") ist möglich, aber nicht notwendig. Man kann jede Etappe so legen, dass man abends Essen und Unterkunft findet. Je mehr man sich am Wander- statt am Radweg orientiert, desto mühsamer wäre das zusätzliche Gewicht. In den von Touristen besuchten Orten gibt's eine Auswahl an meist einfachen Hotels, Kosten ca. 20E pro Nacht und Nase mit Frühstück. Einige Male schläft man auch in kleinen Dörfern bei Familien im Wohnzimmer ("home stay") oder im Beduinenzelt, das kostet dann ca. 35E pro Person mit Vollverpflegung.
Wasser ist kein Problem, in vielen Wadis fliesst ein kleines Bächlein. Filtern oder Tabletten sind angeraten wenn man das trinkt, wir haben's kaum benötigt. Man ist in Jordanien nie besonders einsam. Auch trockene Gegenden sind von Beduinen bewohnt, die helfen gerne weiter. Wir hatten nicht mehr als zwei Liter pro Person dabei, meist weniger.
Die Menschen sind unglaublich freundlich, trotz großer Sprachbarriere. "Welcome to Jordan" hört man dutzendfach am Tag. Die Einladungen zum Tee muss man irgendwann auch mal ablehnen, sonst kommt man gar nicht mehr weiter.
Hunde gibt es viele, nicht selten läuft eine kläffende Meute neben dem Radl her. Aggressiv wurde dabei kein einziger, ganz im Gegenteil: Sobald man auch nur einen kurzen Schlenker in ihre Richtung andeutet, ziehen sie den Schwanz ein und verduften. Das gibt's in anderen Ländern auch ganz anders, Jordanien ist hier völlig unproblematisch.
Steine werfende Kinder haben wir keine getroffen. Neugierig: Logo. Alles anfassen wenn man anhält: Klar. Böse: Nie.
Weglassen: Den Norden. Die spannende Musik Jordaniens spielt südlich von Amman, nördlich sind's grüne runde Hügel, teilweise mit Bäumen drauf und dichter besiedelt. Dafür muss man als Europäer nicht in den Flieger steigen. Der Süden dagegen hat mit seinen felsigen Schluchten, engen Slotcanyons und Wüsten landschaftstechnisch ein Alleinstellungsmerkmal, das wir daheim nicht finden.
Bike: Natürlich vollgefedert, zumindest wenn man sich auf dem Wanderweg verlustieren möchte, der ist richtig knackig. Für den offiziellen Bike Trail alleine reicht jede beliebige Möhre, meinetwegen sogar mit Packtaschen. Mit 2.4"-
Reifen konnten wir im Wadi Rum recht problemlos querfeldein durch die Wüste fahren, das war schon ein tolles Erlebnis. Je dünner desto schwieriger.
Reisezeit: Frühling oder Herbst wären ideal, ab März und bis November. Winter ist auch ganz in Ordnung, aber dann wird's auf den Hochebenen schon mal recht frostig. Dreckswetter und Schnee sind jederzeit möglich und die Tage sind kurz.
Hitchhiken: Wenn's beim Uphill aus dem letzten Wadi mal zu spät wird, wird der erste Beduine im Pickup Truck anhalten und euch mitnehmen. Wir haben nie länger als ein paar Minuten gewartet.
Empfehlung für erste und letzte Nacht: Moab Land Hotel in Madaba.
Rückreise: Oneway-Mietwagen von Aqaba nach Amman zum Flughafen kosten ca. 25E am Tag wenn man sich ein bisserl Zeit nimmt. Benzin ist billig. Busse von JETT transportieren Fahrräder. Rückflug von Aqaba geht natürlich auch, dann muss man sich halt dort ein Kisterl organisieren.
Visum: Fast alle Touristen kaufen vorab online den Jordan Pass:
https://www.jordanpass.jo/ . Dort sind die Visumgebühren und der Eintritt zu allen Sehenswürdigkeiten bereits enthalten. Lohnt sich bereits, wenn man nur Petra angucken möchte.
Gesamtkosten: Etwas preiswerter als Touren in Europa, aber ein "billiges" Reiseland ist Jordanien nicht. Mit 50E am Tag (als Hoteltrip) sollte man rechnen.
Lohnt sichs? Auf jeden Fall! Der Flug ist kürzer als auf die Kanaren und man bekommt ne komplett "andere" Biketour mit deutlich größerem "Abenteuerfaktor". Trotzdem bleibt's einfach zu organisieren und ist mit wenig Gepäck im Alpencros-Stil möglich.