...
Was ist besser: Sich auf dem Trail Belehrungen über die Rechtslage anzuhören und erst hinterher zu Hause festzustellen, dass man verarscht wurde und sich dann darüber ärgern oder selbstbewußt sagen zu können, dass man es besser weiß und sogar sofort beweisen kann?
Ich denke, ein gestern erlebter Fall passt in diesem Thread ganz gut.
Meine Frau und ich fuhren gestern ein Trail. Wir wissen, dass dieser von Bikern gemacht wurde, der offizielle, markierte Wanderweg läuft etwas anders. Die Einfahrt war weder zugelegt noch konnte man erkennen, dass es nicht gewünscht sei, den Weg zu fahren. "Unnatürliche Hindernisse" wie mit Holz gebaute Sprünge oder Northshore-Elemente sind keine drin. Nur ein schöner Trail, ab und an paar kleine Sprünge durch Wurzeln oder Erde, die man aber auch alle umfahren kann.
Etwas bei der Hälfte sahen wir, dass weiter unten Waldarbeiter sind. Da wir aber an dieser Stelle nicht mehr auf den offziellen Weg ausweichen konnten, sind wir den Trail langsam weiter gefahren. Da kam uns dann ein Mann entgegen und bat uns, mal kurz anzuhalten, was wir auch gemacht hatten.
Er fragte uns freundlich, wo wir herkämen und erklärte uns, dass dies ein illegaler Mountainbiketrail sei und er könne es als Waldbesitzer nicht dulden, dass er befahren wird. Er hätte Verständnis für unseren Sport, da er und seine Kinder selber fahren, aber illegale Strecken kann er einfach nicht dulden. Im wäre das Haftungsrisiko zu groß. Er sagte, von uns/Mountainbiker selber wird er dann nicht verklagt, das wäre im klar, aber die Anwälte der Krankenversicherung kämen auf ihn zu und darauf hat er einfach keinen Bock. Wenn sich dort ein schwerer Unfall ereignen und aufwändige Operationen folgen würden, dann müsse er sich vor den Anwälten der Krankenkassen rechtfertigen, warum er den Weg geduldet hat. Mein Einwand, dass ein Waldbesitzer nur für atypische Waldunfälle haftbar wäre und für einen solchen einfachen Weg ohne gebaute Hinternisse keine Gefahr für ihn ausginge, wollte er nicht akzeptieren.
Er habe auch mit der Polizei gesprochen, wie er handeln solle. Angeblich wurde ihm gesagt, er soll den Ausweis der Fahrer verlangen. Seiner Meinung nach müssten in Deutschland sich alle Personen immer ausweisen können, aber er weiß auch, dass viele beim Sport/radeln keinen mit sich führen würden. Darauf hin wurde ihm angeblich vorgeschlagen, er solle die Räder konfiszieren, die man sich dann bei ihm gegen Vorlage des Ausweises abholen könne. Da er aber auf das ganze Theater selber keine Lust hat, will er auf solche Maßnahmen verzichten und hat uns deshalb einfach gebeten, den Weg nicht mehr zu fahren. Angeblich möchte er noch paar Bäume in den Weg legen, damit dieser unattraktiv werden würde.
Wie geschrieben, es war stets höflich, ruhig und man konnte mit ihm normal reden. Nur Gegenargumente wollte er nicht akzeptieren.
Wir sind dann auch bei der nächsten Gelegenheit auf den offiziellen Wanderweg ausgewichen und mussten dann anstatt den schönen, flowigen Trail unsere Räder über 4 Bäume drüber heben, weil der offizielle Weg nicht freigeräumt war (im Gegensatz zum Trail).
Nun zu meinen konkreten Fragen:
1) Muss ich wirklich jederzeit einen Ausweis mitführen und ihm beim Befahren eines illegalen Trails vorzeigen, wenn er danach verlangt?
2) Hat der Waldbesitzer das Recht, die Räder zu konfiszieren?
3) Ist es so, dass z.B. eine Krankenkasse mit deren Anwälten auf den Waldbesitzer zukommt und Schadensersatz verlangen kann? Das bisher angeblich kein Waldbesitzer deshalb letztendlich verurteilt wurde, habe ich im Forum gelesen. Aber muss der Waldbesitzer sich selber einen Anwalt nehmen und sich mit dem Fall beschäftigen, so dass er längere Scherereien damit hat?
4) Wie würden jetzt z.B. die Juristen unter uns argumentieren, wenn sie in so eine Situation geraten? Ich muss sagen, der Trail ist für unsere Verhältnisse sehr lang und äußerst schön zu fahren. Auch wenn wir dort nur alle paar Monate vorbei gekommen sind, würde es uns schon schwer fallen, in Zukunft darauf zu verzichten. Aber wenn wir den Waldbesitzer dann wieder begegnen sollten und er sich an uns erinnert, könnte er ja evtl. dann nicht mehr so höflich und ruhig bleiben.
Ich habe mir gedacht, dass ich mir mal ein Dokument mit entsprechenden Gesetzestexten und z.B. Urteilen über solche Fälle anfertige, welche ich mir in den Rucksack stecke, damit ich auch schriftliche Fakten liefern kann. Vielleicht könnte man damit den ein oder anderen Waldbesitzer, wenn sie schon so freundlich und offen reden, auch etwas umstimmen.