Hier mal das, was ich persönlich von gestern mitgenommen habe. Andere mögen eine andere Wahrnehmung haben.
Vertritt der DAV den Mountainbikesport? Jein!
Dass der DAV den MTB-Sport vertreten möchte steht für mich außer Zweifel. Das sieht man am Sektions- und Ausbildungsangebot, an vielen Aktionen wie MTB im Schulsport usw. Aber:
- In der Geschäftsstelle sind gerade mal zwei Mountainbiker auf Sacharbeiterebene beschäftigt ohne Garantie, dass sie diese Aufgabenbereiche in einigen Jahren noch bearbeitet werden. Höher in der Hierarchie findet man wahrscheinlich niemanden der im nötigen Maß für das Biken abseits der Schotterpisten brennt.
- Der Verein zum Schutz der Bergwelt spielt in der Affäre eine unrühmliche Rolle. Auch wenn beteuert wurde, dass es keine offiziellen personellen Verflechtungen mehr gibt, so wirken alte Seilschaften mit Sicherheit weiter. Ein Protagonist des Vereins publizierte im aktuellen DAV-Jahrbuch einen seiner Anti-MTB-Texte, der zwar einige kluge und zu respektierende Gedanken aus Wanderersicht enthält, an anderen Stellen aber nach Widerspruch schreit. Der Verein zum Schutz der Bergwelt ist ein Kind der Alpenvereine, laut Wikipedia gehören ihm neben 1100 Einzelpersonen etwa 250 Sektionen der Alpenvereine an. Der zweite Vorsitzende des Vereins hat Verbindungen und Einfluss auf höchster politischer Ebene. Nicht verwunderlich, dass dieser Verein der einzige ist, der nach Veröffentlichung des Entwurfs der Vollzugshinweise noch mit einer Korrektur erfolgreich war, natürlich zu Lasten der Biker.
- Die Entwicklung der Rechtssicht des DAV ist etwas undurchsichtig und niemand mag sich die Mühe machen, diese Dinge dem Nichtjuristen verständlich und nachvollziehbar zu erklären. Ohne die betreffenden Personen persönlich zu kennen unterstelle ich mal, dass es sich überwiegend um ältere, beruflich erfolgreiche Herren handelt, die bestenfalls mal einen Schotterweg runtergerollt sind. Seltsamerweise kommen Juristen der DIMB zu ganz anderen Ansichten, und die sind ja auch nicht ganz doof (ich meine die bikenden Juristen).
Hat es der DAV verbockt? Jein!
Ich glaube, dass der DAV aufrichtig für den Sport gekämpft hat und ich glaube nicht, dass er dem Ministerium die Vollzugshinweise diktiert hat um die Macht über alle Trails zu erlangen, aber:
- Bei den wichtigen Runden mit begrenzter Teilnehmerzahl saßen nicht die Biker am Tisch, sondern deren Chefs. Ich möchte denen nicht zu nahen treten, aber es macht schon einen Unterschied ob man nur seinen Aufgabenbereich vertritt oder seine Herzensangelegenheit.
- Der DAV kommuniziert auf sehr oberflächliche und schönfärberische Weise. Dass Pressearbeit eines großen Verbandes so aussehen muss ist mir klar. Was aber vollständig fehlt, ist gehaltvolle Kommunikation in die special-interest Gruppen hinein. Das wäre in dieser Phase extrem wichtig, der Gesprächskreis von gestern kann das auch nicht retten.
- Letztendlich wurde der DAV vom Ministerium und dem Verein zum Schutz der Bergwelt über den Tisch gezogen. Einem Verband, der sich so guter Verbindungen rühmt, darf das eigentlich nicht passieren.
Was ist der eigentliche Skandal?
Statt über den DAV rege ich mich lieber über das Umweltministerium auf. Dieses Ministerium hat den Mountainbikesport geopfert, um der Landwirtschaft ein bisschen entgegenkommen zu können. Ein paar Almbauern regen sich auf und schaffen es - ohne naturschutzfachliche Argumente - eine Grundlage zur Einschränkung des Sports in ganz Bayern zu erreichen. Eine Diskussion über die Vollzugshinweise wurde mit in Kraft setzen abgewürgt, zur Rolle des Vereins zum Schutz der Bergwelt s.o.
Im DAV bleiben oder austreten?
Ich habe mittlerweile Verständnis für jeden eingefleischten Biker, der da nicht mehr dabei sein will. Es gibt aber auch breiter aufgestellte Bergsportler, die sich durch diesen breit aufgestellten Verein trotzdem noch vertreten fühlen. Jeder Unzufriedene sollte diese Unzufriedenheit fundiert nicht nur der Sektion, sondern auch dem Präsidium und dem Verbandsrat mitteilen. Dort und in der Hauptversammlung werden die Ziele des Vereins und die personelle Ausstattung der Geschäftsstelle definiert.
Ich für meinen Teil wurde von meiner Sektion als Ansprechpartner für die UNB genannt. Mal sehen, was passiert. Sollte es nicht gelingen, Sperrungen zu verhindern, sollte der dazu notwendige Support aus München fehlen, oder sollte ich gar auf eine meiner Runden plötzlich vor Sperrschildern stehen, die der XC fahrende Kollege der Nachbarsektion nicht verhindern konnte oder wollte, dann wechsle ich vom DAV zum SAC und habe immer einen leichten Akkuschrauber mit passenden Bits im Rucksack.