Hab jetzt den ganzen Thread durchgelesen und hab irgendwie das Gefühl, als ob Du der klassische Hundehalter bist, über den sich hier alle aufregen: Schön den Hund vermenschlichen, sich nicht dessen bewußt sein, wie die hündische Sprache und Kommunikation funktioniert, aber dabei den Zeigefinger ganz weit oben halten:
Ja, das Bild, welches zweiheimischer gepostet hat, war auf den ersten Blick nicht eindeutig und hätte auch einen nach dem Hund tretenden Biker zeigen können. Wie mittlerweile aber ja erläutert wurde, handelt es sich bei der gezeigten Szene um ein ausgestelltes Bein, welches als Barriere den Hund nach vorne begrenzt. Das ist ein großer Unterschied, und in der Form absolut legitim als Korrekturmaßnahme! Hunde untereinander gehen sehr viel gröber miteinander um, als manch einem hier lieb ist:
In der gleichen Szene den Biker durch einen Hund ersetzt, und zwar durch den Rudelführer (nichts anderes sollte der Besitzer für seinen Hund sein!). Wird dann die 'Ansage' des Rudelführers nicht akzeptiert (Ansage = Du bleibst hinter mir), wird als Korrektur erst gerempelt und im Zweifel sogar zugebissen, und zwar recht heftig.
@All:
Ich hatte selber mehr als 20 Jahre immer Hunde, große Hunde, von der Deutschen Dogge über den 'De la Rue' (ein mal bunt die Haupstraße rauf und runter-Mischling), bis zum Malinois. Und ich konnte und kann mich immer nur wieder wundern, wie manche Leute mit ihren Hunden umgehen.
'Nein, ich kann dem das Leckerchen jetzt nicht wegnehmen, dann beißt der mich', ist der Klassiker. 'Der will nur spielen', wenn der Hund in seiner (Körper-)Sprache ganz eindeutiges, wenn auch für uns Menschen nur mit genauem Hinsehen erkennbares Aggressionsverhalten zeigt, gehört auch dazu. Auch toll: Hundebsitzer, die ganz verdattert schauen, daß ihr Hund plötzlich lossprintet, während man selber schon 50m vorher gesagt hat 'irgendwas ist da, Dein Hund hat's schon registriert'. -
Leute, LEST Eure Hunde, und vor Allem LEST IHR VERHALTEN!!!
Wenn ich einen Hund habe, dann habe ich als RUDELFÜHRER die AUFGABE, diese Rolle auch auszufüllen!!! Der RUDELFÜHRER trifft die Entscheidungen!!! NICHT der Hund!!! Ein Hund fühlt sich in seinem Rudel (und das kann selbstverständlich auch die Familie sein!), nur dann wirklich wohl, wenn er sich auf seinen Rudelführer zu 100% verlassen kann! Wer als Mensch nicht bereit und Willens ist, diese Rolle auszufüllen, weil er 'den Hund nicht unterdrücken will', der sollte sich keinen Hund anschaffen! Bin ich für meinen Hund kein verläßlicher Rudelführer und mein Hund muß selber Entscheidungen treffen, dann entstehen die hier immer wieder geschilderten Situationen, in denen Hunde auf fremde Menschen zulaufen, Wild bzw. viel häufiger deren Spuren hinterherlaufen, aggressiv (meist eher unsicher) bellen, u.ä.
Wenn ich als Rudelführer in den Augen meines Hundes (und allein DAS zählt!) diese Rolle gut und verläßlich ausfülle, dann habe ich auch einen Hund, der hört und sich in den Augen anderer 'gut benimmt'! Das liegt in der Natur der Sache und ist quasi ein Naturgesetz!
Und ja, ich habe alle meine Hunde ohne Leine laufen lassen können, immer, auch bei anderen Hunden, Reitern, Fahrradfahrern. Manchmal macht man sich dann halt auch unbeliebt, wenn man seinen Hund aus einer Begegnung zurückruft ('Warum rufen sie ihren Hund denn jetzt? Meiner will doch nur spielen!' - Nein, will er nicht, der andere Hund zeigt Drohverhalten und deshalb entscheide ich, daß ich meinen Hund zu mir rufe, damit er nicht selber die Entscheidung treffen muß, ob er sich auf eine Konfrontation einlassen muß oder nicht.)
Hunde kommunizieren untereinander in so feinen Nuancen in ihrer Körpersprache, und sie machen das auch mit uns! Man muß nur bereit sein, ihre Sprache zu lernen! Und man muß bereit sein, auch beim Spaziergang, auf sie zu hören! Das setzt aber voraus, daß ich meinen Hund im Blick habe. Wenn ich einen Hund habe dann muß ich mir im Klaren darüber sein, daß auch und gerade beim Spaziergang mit ihm ein Teil meiner Aufmerksamkeit immer bei ihm sein sollte.
Nochmal zum Unterschied Vermenschlichung und Hündisch:
Als Mensch ist es höflich, während man ißt, anderemit an den Tisch zu bitten und anderen am Tisch auch etwas anzubieten.
Als Hund ist es sozial üblich, das die rangniedrigeren Mitglieder etwas abseits warten, bis die ranghöheren Mitglieder fertig sind und die Reste des Futters abtreten.
Sollte man mal drüber nachdenken, wenn der Hund wieder mal bettelnd am Tisch sitzt und ein Leckerchen vom Tisch bekommt: In seinen Augen ist man sich dann nämlich nicht sicher, ob man wirklich der Rudelführer ist. Und ja, es ist ein Unterschied zwischen 'ihm seinen Napf hinstellen und das Futter freigeben' und 'er hat gebettelt und was bekommen'.
Nichts desto trotz: Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, daß man beim Thema Rücksichtnahme bei sich selber anfängt, und Rücksicht auf andere nimmt. Wenn ich Angst vor Hunden habe, dann darf ich auch aus der Ferne rufen 'wären sie so freundlich ihren Hund zu sich zu rufen, ich fühle mich dann wohler'. Und als qualitätsvoller Rudelführer kümmere ich mich - wie gerade wohl deutlich wurde - ohnehin darum, meinen Hund früh genug zu mir zu rufen.
Sorry, ich könnt mich bei dem Thema echt in Rage reden und Schreiben. Ich möcht niemandem zu nahe treten und niemanden angreifen, aber einen Hund zu haben bedeutet, Verantwortung für ein anderes Leben zu übernehmen. Es wäre zu begrüßen, wenn man sich dann auch damit auseinander setzt, welche Bedürfnisse dieses andere Lebewesen hat, die weichen nämlich in manchen Punkten von den eigenen Bedürfnissen ab...