In winterpokalzeiten ist manches anders. Man fährt strecken, die nicht direkt von A nach B in den hauptwander- oder verkehrsgebieten verlaufen. Und somit muss man mit allem rechnen, z.b. der geradezu perversen kombination von einem rennradfahrer der mich als e-biker nett grüßt. Ich denke, die grüßen nicht einmal direktbiker (habe ich gerade erfunden).
Als nächstes begegne ich einem mountainbiker, der natürlich jedes bergüßungszeremoniell mit mir verweigert. Das e-bike nutze ich nur für ein bestimmtes streckenprofil, um die leistung relativ konstant zu halten. Die ganz langen strecken fahre ich im hardtail. Was bin ich nun?
Getarnter tretfaulpelz oder opferwilliger bikepurist? Ist der nächste e-biker erschüttert, wenn ich ihn grüße? Ich will ihn ja nicht veschrecken. Und der mtbler, der mich jedesmal total übersieht, wenn ich e-bike? Als bikechamäleon hat man seine eigenen probleme.
Gestern war ich mit dem e-bike auf dem technik trail (13 km > 450 Hm). Zunächst eine abfahrt in der mitte angefangen, um die form zu testen. Wenn ich einen tüddeligen tag habe, fahre ich besser nicht technisch weiter. Schon kommt eine oma mit enkel vom oberen teil herunter, während ich meine schoner anlege.
Ich lobe den kleinen, welch schwierigen, steilen weg er da runter gegangen ist. Seine augen leuchten. Er schaut zu seiner oma, die ihn auch ermunternt anstrahlt. Ich erwische sie dann erst wieder bei den letzen kehren, da ich oben doch erst noch einmal zurückschieben musste, bis mir einfiel, dass ich ja immer noch keinen neuen hinterradreifen habe und der alte abgefahrene grausam rutscht.
Dann aber lief es.
Zum ende der anspruchsvollste trail, vor dem ich immer wieder respekt habe, egal wie oft ich schon fast alles geschafft habe.
Am einstieg steht ein paar und diskutiert. Man muss sich entscheiden, links leicht, rechts schwer. Ich frage, ob sie voran fahren wollen. Der mann lehnt ab und schickt mich voran. Aso dann.
Die erste kehre will nicht. Ich schiebe zurück. Mann kommt von oben und stoppt. Ich komplementiere ihn nach vorn, doch er will nicht. Die frau ist nicht zu sehen.
Ich fahre die kehre, die in kombination sofort in eine verblockte gegenkehre geht. Es klappt ebenso wie die nächste steinverwurzelte kehre. Und dann kommt meine schicksalskehre die man versetzen muss. Überraschend bin ich rum, bevor ich realisiere, dass ich die doch das halbe jahr lang wiederholen musste.
Und dann kommt eine üble linkskehre mit wurzeln und steinen aller art. Zu weit innen angesetzt - geht dort bei trockenheit gut, jetzt nicht - und nicht eng genug gesteuert. Wieder hochschieben!
Oben kommt der mann angefahren. Ich sag, ich hätte die falsche linie probiert. Und will ihm raum geben und gehe ganz nach außen. Doch genau da will er fahren. OK, er fährt sehr sicher rum. Jetzt muss ich auch.
Kurve fixieren, der mann wartet in der position "schau zu mir!" Ich fahre los, nehme die linie, komme etwas weit nach außen, bin fast an der kante nach ganz unten. Fürs versetzen sind die beine falsch sortiert. Das bike kippt noch nicht, obwohl es ein haarbreit davor ist. Ich stehe also am letzten zentimerter vorm abwärts und warte, bis ich die sicher werdende position fühle.
Und dann fahre ich tatsächlich weiter und komme rum.
Der mann haut mir beim vorbeifahren von hinten auf die schulter und ruft, "Whow, doch geschafft!"
Den rest bin ich gefahren wie auf wolken.
Ein mtbler, der sich mit einem e-biker wohlwollend abgibt!
Er hat dann wohl wieder nach oben geschoben.
Hatte er mich retten wollen, mir helfen wollen, sich amüsieren wollen oder warum war er mir nachgefahren?
Hauptsache, er hat mir auf die schulter gehauen.
So einfach kann das e-bikerdasein gestrickt sein.
Und warum wurde mir dieses glückserlebnis zuteil?
Weil ich immer trackstand geübt habe, wenn mein hund schnuffeln oder pinkeln wollte, ich aber keine lust zum absteigen hatte. Trackstand ist die basis bei technischen trails.