Hallo!
Vielen Dank für die ersten kontroversen Diskussionen auf den Beitrag.
Es ist schon erstaunlich, wer sich hier kritisch, jedoch ohne fundierte Kenntnisse und Erfahrungen zu Wort meldet und meint, er wüsste, wie es in der Entwicklungshilfepolitik funktioniert. Offensichtlich hat sich auch niemand der Kritiker ausreichend über unsere Vorgehensweise informiert, da viele angesprochene negative Punkte einfach falsch sind.
Vielleicht hätte ich es gleich ausführlicher machen sollen:
Ich bin 25, seit ich 16 bin in der Fahrradbranche tätig und war im vergangenen Jahr für 6 Monate als Volunteer (Freiwilliger) in Namibia und habe für das Bicycling Empowerment Network BEN (
http://www.benbikes.org.za/namibia/news.html), dem zukünftigen Empfänger unseres 1. Containers, gearbeitet. Also ich kenn die Leute, deren Absichten und Wege und Ziele und würde bestimmt nicht meine freie Zeit damit verschwenden, eines dieser riesen Projekte zu unterstützen, die mit Geld zugeschüttet werden und wo den Menschen sämtliche Entscheidungsgewalt und Mitbestimmung genommen wird.
Weitere Anmerkungen: In Afrika gibt es keine Fahrradindustrie (abgesehen von Herstellern von Bamboo-Bikes, die aber nur dort sind, wo auch der Rohstoff wächst). Gerade in Namibia gibt es 2 Fahrradläden (so wie wir sie kennen), die aber für die "normale" Bevölkerung unerreichbar sind. Mit Hilfe des BEN sind in den vergangenen 5 Jahren 25 Fahrradwerkstätten entstanden, wo ca. 100 Menschen beschäftigt sind, die Hälfte davon Frauen.
Kurz zu unserer Vorgehensweise (kann man auch alles nachlesen unter
www.fahrraeder-fuer-afrika.de):
Wir sammeln gebrauchte, funktionstüchtige Fahrräder (keinen Schrott, keine Leichen), nützliche Ersatzteile und Werkzeuge.
Das alles kommt in einen Überseecontainer (400 Fahrräder) und wird verschifft.
Dadurch, dass ich gute Kontakte nach Namibia habe, wird dort der erste Container hingeschafft.
Der Container wird in einem Ort abgestellt und mit Hilfe von örtlichen Partnern (Rotes Kreuz, Resozialisierungsprojekte für ehem. Prosituierte,...) betrieben.
Aus diesem Pool an Einheimischen werden dann 5-6 Leute gewählt, die die Fahrradwerkstatt betreiben.
Diese erhalten in einem 6-wöchigen Training alle erforderlichen Fahigkeiten und Fertigkeiten (business, management und mechanical skills), die erste Berufsausbildung in ihrem Leben.
Der Container mit den Fahrrädern und das Know-How sind das sog. Anfangskapital. Niemand gibt auch nur einen Cent an diese leute. Sie müssen selbst wirtschaften, richten die Fahrräder wieder her und VERKAUFEN sie für 40 - 80 Euro (NIEMAND BEKOMMT EIN FAHRRAD GESCHENKT). Wenn sie nichts verkaufen, haben sie auch kein Einkommen.
Es ist in diesen meist ländlichen Regionen die einzige Möglichkeit, ein Fahrrad zu erwerben bzw. reparieren zu lassen.
Meistens läuft so eine Fahrradwerkstatt so gut, das weitere Projekte in dem Ort finanziert werden können, z. b. Bau von Schulen und Kindergärten. Es bereichert sich keine einzelne Person, der Lohn wird untereinander verhandelt und auch nicht ins unermessliche angehoben, wenn es gut läuft. Die einfachen Leute dort haben ein sehr großes Verantwortungsbewusstsein und Gemeinsinn. Die "Dachorganisation", die letztendlich "nur" für die Auswahl der Partner vor Ort und den Transport dorthin zuständig ist, steht natürlich jederzeit mit Rat zur Seite.
Immer her mit weiteren Fragen, Anregung und Kritik. Ich würde Euch (v.a. den Kritischen) wünschen, die Erfahrung vor Ort zu machen. Doch wahrscheinlich denkt ihr auch, dort ist überall Krieg und die hätten Hass auf die Weißen
(immerhin war Namibia deutsche Kolonie).
Egal was man tut, ich denke einfach, wir haben eine Verantwortung gegenüber den Menschen, denen es nicht so gut geht. Sei es hier in Deutschland, Europa oder eben Afrika. Ich finde die Entwicklungshilfepolitit einen Frevel und grenze mich da klar ab. Ebenso von den großen Entwicklungshilfeeinrichtungen wie GTZ (gesellschaft für techn. zusammenarbeit), Unesco...
Nehmt Euch mal die Zeit, und lest ein bisschen auf den verschiedenen Webseiten. Ich denke, danach ist klar, was wir wollen und wie wir das schaffen.
http://www.benbikes.org.za/namibia/news.html
www.fahrraeder-fuer-afrika.de
www.bicycles-for-humanity.org