Hi,
ja ich bin im Jahr 2015 sowohl Cherusker als auch 1000miles gefahren.
@Johannes90 bist Du Damian, der mit uns einen Tag lang (nik, pete) gefahren ist? Bei Detmold?
Ich bin dieses Jahr auch wieder dabei, weil mich gerade die Variante der ungeraden Jahre heimwärts (SK->CZ) angefixt hat, beim letzten Mal war ich so auf Adrenalin zum Schluß, daß ich die paar Hundert km heimwärts durch Franken grad auch noch mitgenommen hab.
Wobei man schon sagen muß, daß es schon nochmal ne ganz andere Nummer ist, als deutsche Mittelgebirge. Mit dem Cherusker kann man die Bedingungen nicht 1:1 vergleichen. In der Slowakei fängt man erstmal mit viel Strecke machen auf Asphalt an, aber sobald es abseits wird, hat man recht verblockte Bedingungen. Das, was wir so als "Waldautobahnen" kennen, ist dort seltenst feiner Normkies mit sanftem Grünstreifen in der Mitte, sondern teilweise richtig grobes Zeug, ausgewaschen, gerne mal tiefere Schlammspuren und Schlaglöcher.
In Tschechien wird das wieder besser, aber da gibt es auch stellenweise schwierige Passagen.
Außerdem gibt es viele sehr steile und lange Rampen, daß mein Mitfahrer Nik und ich die "Arschlochbergskala" von 1-10 neu definiert haben. (Wobei Skala 3-10 zu den unfahrbaren gehört)
Ich hab's mal grob überschlagen: von den 1600 km sind wir vermutlich ca. 250 km gelaufen. (schieben, bzw. tragen)
Die Schuhe waren nach der Hälfte schon komplett Schrott und ich habe auch viele Klickie-Platten auf dem Weg liegen sehen. Würd ich nie machen, so ne Tour mach ich nur mit Plattformpedalen. Für dieses Jahr hab ich extra Schuhe mit 1 cm Stollen angeschafft: Inov-8 X-Talon 225
Zu den
Reifen: Da muß man definitiv einen Trade-Off machen zwischen Asphalttauglichkeit und stark verblocktem oder ggf. schlammigen Gelände. Meiner 2015 war: vorne X-King und hinten Raceking, ohne tubeless. Es gab Tage, da hatte ich 3 x Platten. 7 von 10 waren Snakebites, ein paarmal hatte ich Ärger wegen den selbstklebenden Parktool Drecksflicken bei Mittagshitze (nur noch Tiptop!!)
Dieses Jahr werde ich vermutlich Tubeless fahren mit Ardent Race vorne und Ikon hinten, plus not-Ersatzschlauch im Gepäck.
Hardtail: definitiv, ich denk ein Fully braucht man nicht. Ich bins 15 sogar mit Starrgabel gefahren, aber ich möcht diesesmal schon auch bergab ballern können, daher hab ich für diesesmal eine
Pike eingeplant. (was vermutlich etwas too much ist, aber ich hab die nunmal momentan)
Funfact: einer der Gewinner 2015 ist ein starres Look Carbon mit nur einer Bremse gefahren, angeblich incl. "Gepäck" unter 10 kg. Aber der sah auch nicht gesund aus auf den Zielfotos.
Englisch/Deutsch auf dem Land spricht fast niemand, aber man kommt ganz gut durch mit Händ und Füß. Hauptsache man weiß, was "Wasser" heißt. Wir hatten die ersten 4 tage Hitzewelle mit ca. 40 grad, das hat einigen schwer zu schaffen gemacht. In jedem Dorf um literweise Wasser betteln war Standard.
Die Locals am Weg kennen schon die 1000miles, bzw. wissen, daß da irgendein Rennen ist und helfen gerne. Teilweise gibt es richtige Fans.
Die Verpflegungssituation ist besser, als ich befürchtet hatte, in der Slowakei etwas dünner aber auch OK. In jedem etwas größerem Dorf gibts mindestens ein kleines Magazin mit den nötigsten Basics, ansonsten lohnt es sich, soviel wie möglich Gaststätten zum Essen anzusteuern: die machen sehr gutes "gutbürgerliches" Essen, in Tschechien ähnlich wie Franken: Semmelknödel, Braten, Blaukraut und solche Sachen. Man frisst echt das Vierfache und nimmt trotzdem ab. Hab dafür auch schon mal mein Veggie-Dasein pausiert.
Es gibt aber schon 2 oder 3 Passagen, da sollte man strategisch etwas mit Essensvorräten vorplanen.
@Johannes90 meld Dich doch trotzdem noch an auf die Warteliste und schreib gleichzeitig Jan Kopka direkt an, daß Du unbedingt fahren willst.. bei uns hat er damals auch eine Ausnahme gemacht, weil er froh um jeden "Ausländer" ist, der teilnimmt.
Hin kommt man problemlos, wenn man es bis Prag schafft. Denn ab dort hat der Veranstalter einen Sonder-Nachtzug organisiert, mit extra Hänger nur für die Fahrräder. Da fährt dann der ganze Trupp für 55,-€ pro Person bis Hummene/SK und von dort aus nochmal mit Omnibus bis Nova Sedlicka kurz vor der Ukrainischen Grenze.
Noch was zu der Nachtfahrerei.
Also ich verstehe schon die grundsätzlichen Bedenken. Würde sie aber nicht so hoch hängen.
Erstens: Die erste strategisch wichtige Nachtfahrt, wo man noch gerne mal im Pulk fährt, ist gleich am Anfang, und da geht es primär durch landwirschaftliches Flachland durch Dörfer auf größtenteils Asphalt.
Danach dünnt sich das Fahrerfeld aus und jeder ist mehr oder weniger alleine für sich unterwegs.
Zweitens: Es gibt explizite Nachtfahrverbote in 3 Nationalparks. Zuwiderhandungen geben scharfe Penalties (Track wird geprüft) und das macht die Tour auch strategisch so anspruchsvoll, da man tatsächlich von 20:00 bis (ich glaube) 8:00 da nicht durch darf, was aus Zeitgründen aber vermieden werden will, so lange zu warten (wer braucht schon so viel Schlaf?!)
Dann: Früher Vogel fängt den Wurm. In der Ostslowakei (selbe Zeitzone) geht um halb 4 die Sonne auf und um halb 9 unter. Sollte man also ausnutzen.
Ich bin insgesamt 6 oder 7 mal bis in die Nacht reingefahren, und da habe ich größtenteils das Licht mit Absicht auf Funzelmodus angehabt, nämlich aus Stromspargründen. Wir reden hier nicht von einer winterlichen Enduroausfahrt im Stadtwald, wo eins mit nem vollen Akkupack an der Lupine 2 Stunden Flutlicht ballern kann. Energie ist schließlich auch Mangelware.
Btw.: mir sind tags und nachts im Berg öfters mal Gruppen von Motocrossern begegnet und die Harvester machen dort auch gern mal Nachtschicht mit Flutlicht. Osteuropa halt.
So und noch zu den Überraschungen: Da gibts einige: 3 Flussdurchquerungen (je nach Wasserstand bis zur Brust), wie schon gesagt, etliche richtig lange, sau steile Rampen, am tschechischen Nordkap ca. 20 km unfahrbares Wurzelwerk, einige ekelhaft steile Tragepassagen, mehrere Sümpfe an der polnischen Grenze (immer wieder nasse Füße) und auch mal 30 km auf Asphalt durch langweiligsten Tannenwald (da bin ich tatsächlich bei eingeschlafen und in den Grünstreifen gebollert)
Aber auch: jede Mange ultrageile Landschaft, Trails, sehr nette Leute, Spannung, Abenteuer.
Habs auch locker angehen lassen, für uns war das eher ein Abenteuerurlaub: Hat auch deswegen 16 Tage gedauert bei uns. Die schnellsten waren unter 8.
jetzt wo ich die Strecke kenne, bin ich aber mittlerweile voll im Strategiemodus, möchte dieses mal auch größtenteils alleine fahren und peile 11-12 Tage an. Freu mich schon voll..