1988er Kuwahara Pacer: Revision für viele weitere Jahre.

ArSt

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Wie sicherlich einige der Leser hier schon mitbekommen haben, konnte ich heuer im Frühjahr einen meiner treuesten Begleiter, ein Kuwahara Pacer Trekkingbike überholen. Ich habe diese Revision für einen Thread hier im Forum mit Fotos begleitet, konnte aber aus Zeitgründen diesen Thread erst heute eröffnen. Das Rad ist nicht Period correct aufgebaut (war es ja eigentlich auch nur sehr kurz nach dem Kauf). Wem das nicht gefällt, was ich auch verstehen kann, der sollte hier später besser nicht mehr hereinschauen. ;)

Ich habe nicht die Zeit und Lust nach alten Teilen zu suchen, abgesehen davon, das ich ähnlicher Meinung bin wie der User @euphras, dass die alten Teile einfach irgendwann mal aus sind und an Rädern, deren Besitzer wirklich Wert darauf legen, besser aufgehoben sind. Auch war ja von der Funktion her, nicht wirklich alles gut was wir früher an unseren Bikes hatten: Die technische Entwicklung ist da ja nicht stehen geblieben. Da ich dieses Rad immer noch fleißig benütze, kann ich auf evtl. schlecht funktionierende oder sackschwere Komponenten gut verzichten. Für mich sollte nur die Optik, oder besser der Stil, einigermaßen gewahrt bleiben. So geht z.B. eine XTR-Gruppe über der 900er, auch für mich an diesem Rad nicht. Im Gegensatz zu @SYN-CROSSIS, der letzthin mal von "auf Teufel komm raus Neuteile an einem alten Rad verbauen" sprach, kann ich in gewissen Grenzen auch mit Teilen aus 2013 an diesem Rad leben. War ja eigentlich von Anfang an so. :D

So, jetzt will ich mal ein paar Worte über den Werdegang dieses meines Rades verlieren:

Es war 1989 als ich mir ein neues Fahrrad einbildete. Ich war bis dahin mit einem Kettler Daxi Dreigang-Rad unterwegs, dieses war aber auf unseren schönen Feldwegen, und erst recht auf unseren Forststraßen, überfordert. So sollte es schon ein Rad mit etwas breiteren Reifen und vor allem mehr Gängen sein. In der Nachbarschaft fuhr man um diese Zeit schon die ersten MTBs, meist auch von Kettler, in weinrot-metallic oder grün-metallic, 18 Gänge, Vollausstattung. Diese Räder waren grundsolide und bleischwer. So etwas wollte ich nicht, für mich sollte es schon etwas filigraner und leichter aussehen.
Damals kam eine relativ neue Radgattung bei uns in die Läden: Trekkingräder. Und bei Kettler war auch eins im Katalog, sogar aus Aluminium!
Kettler Paramount Sport.JPG

Das Kettler Paramount Sport gefiel mir, so eines sollte es sein. Ich hatte nicht vor damit auf Berge zu fahren, also waren die doch wieder relativ schmalen Reifen ausreichend und die filigrane Optik gegeben. Dazu kamen die guten Bremsen und die Schaltung vom MTB, das passte genau! Da der örtlich nächste Radhändler sogar Kettler führte, bestellte ich so ein Trekkingrad bei ihm.

Nach fünf Wochen ungeduldigen Wartens war das gewünschte Bike immer noch nicht da, es war angeblich nicht lieferbar :mad:. Der Händler zog aus dem Keller ein anderes Rad in ähnlichen Farben wie das gewünschte Kettler und in der passenden Größe, nur nicht aus Alu, sondern eben aus Stahl. Als Vorjahresmodell konnte er es mir auch etwas preiswerter anbieten: DM 1500.- :eek:. Das Kettler hätte ca. 1200.- gekostet. Die Marke Kuwahara sagte mir rein gar nichts, aber sonst gefiel es mir recht gut. Da ich jetzt endlich so ein Bike wollte, biss ich halt in den vermeintlich saueren Apfel und kaufte das Rad.

Verbaut war eine komplette Shimano DX-Gruppe, damals noch mit Ultraglide 6fach Kassette und silbernen BioPace Kettenblättern. Dazu schwarz eloxierte Ukai Kastenfelgen mit 2mm Edelstahlspeichen und einem wenig profilierten IRC Skinwall-Reifen, eine silberne Strong Alu-Sattelstütze mit stählernem Kopf, und ein schwarzer Strong Stahllenker. An die übrigen Teile kann ich mich nicht mehr erinnern, die dürften aber ähnlich wie die im Kuwahara-Katalog von 1990 (http://www.retrobike.co.uk/gallery2/v/Manufacturer+Archive/Kuwahara+Archive/Catalogues/) gewesen sein. Übrigens war ein Schaltwerksschutzbügel nicht am Rad, ebenso wenig ein angelöteter Dynamohalter.

Schon bald merkte ich, dass man mit diesem Rad auch auf einen Berg fahren konnte, das blieb ja nicht aus, da hinter meinem Haus gleich viele Höhenmeter unter die Stollen genommen werden können. Und mit dieser Erkenntnis ging es los mit der Schrauberei: Ritzel wurden getauscht, das kleine 28er Kettenblatt wurde ein 24er, die Reifen wurden gegen Ritchey Megabite getauscht, die Schalthebel wurden durch 7fach XT-Daumis ersetzt, ein siebtes Ritzel wurde vor die neue, passend gefeilte Hyperglide-Kassette als Abschlussritzel geschraubt, und so weiter. Ab 1991 bin ich dann schon fast regelmäßig bei Uli Fahl vorstellig geworden, welcher viele schöne Tipps und noch viel mehr leichte Teile für mich hatte. Einer meiner Lieblingslieferanten war damals auch die Firma Brügelmann: was es da an bezahlbaren Teilen gab, und erst die Werkzeugauswahl!

So wurde zeitweilig die hintere Shimano BR-MT60 Cantibremse durch eine Suntour XC-Pro, CT-XP10 mit dem SE-System, ersetzt. Die brachte aber nichts außer Mehrgewicht und eine BR-M732 ging wieder an diese Stelle. Was aber lange blieb, waren die wunderschönen Bremshebel der XC-Pro Gruppe.

Überhaupt war die Zeit von 1993 bis 1996 die härteste Periode für dieses Rad: Unzählige Bergtouren im näheren und weiteren Umfeld wurden unternommen, und wo ich mit diesem Rad überall im Urlaub war: In Italien am Gargano, in der Toskana, auf Elba, auf Korsika, in der Bretagne (da wo der Asterix herkommt) und in Dänemark. Überall war dieses Rad ein treuer Begleiter.

1993 im Süden von Korsika auf ca. 1100m über Null:
korsika931tfjm4.jpg

korsika932v6jp4.jpg


2004 auf dem Weg nach Dänemark:
indnemarkuyuu4.jpg


1994 war ich mit einem Freund auf dem Bike Festival in Riva, ich mit dem Kuwa, mein Freund mit einem Bianchi-Trekker. Auf dem Weg zum Tremalzo über Pregasina, haben uns die anderen Biker ausgelacht: Mit Schutzblechen und Trekkingrädern da hinauf! Wir haben zurückgelacht und hatten dabei keinen Schlamm zwischen den Zähnen - Schutzbleche eben. Und hinaufgekommen sind wir auch!

1994 habe ich mir einen neuen LRS eingebildet: Es wurden pörpelne Spacco-Naben (8fach) in Campagnolo Omega-Felgen. Die hintere Nabe stellte sich nach kurzer Zeit als defektanfällig heraus (die rechte Konusmutter, samt Kontermutter löste sich immer) und wurde 1995 durch eine Tune MAG 215 ersetzt. Diesen LRS fuhr ich dann bis heute ohne Probleme. Etwas dürftig war nur die Bremsleistung der damals mit ans Rad gewanderten BR-M900F Cantibremsen: Der Querschnitt der Omega-Felgen war gut für Rennradbremsen, aber nicht für Cantibremsen: Es bestand die Gefahr, dass die Bremsgummis in Richtung Speichen abkippten. Ich habe mir die Gummis etwas zurechtgeschliffen, dann ging das auch. Der damalige Karbonlenker von IKO und die Hörnchen mussten noch einem pörpelnen Bullbarlenker von Shogun weichen. Erstens, weil die Farbe angesagt war und zweitens, weil ein guter Bullbarlenker leichter ist als die Kombination aus Lenkerstange und Hörnchen. Bis dahin fuhr ich öfter mal mit Kindersitz, deshalb war auch ein Mountain Tamer quattro mit einem vierten Kettenblatt montiert. Da die Tochter schon langsam aus dem Sitz herausgewachsen war, wurden der Kindersitzhalter und das vierte Kettenblatt wieder demontiert. Dafür kam ein Mountain Tamer trippel zum Einsatz, welcher zusammen mit einer 11-28 Kassette genügend Übersetzungsbandbreite ohne viele doppelte Gänge, versprach.

Danach ist es etwas ruhiger geworden für dieses Rad, hauptsächlich für erste Ausfahrten im Frühjahr, wegen der Schutzbleche, wurde es verwendet. Und natürlich für mehrtägige Radwanderungen mit Gepäck. Dazu habe ich 2007 einen Gepäckträger und einen neuen Sattel angeschafft:
KuwaharaPacer19891.JPG


2007 am Inn entlang von Innsbruck nach Passau:
inntalradwanderung081deoaa.jpg


In Kufstein am Bahnhof:
inntalradwanderung010airje.jpg


2009 erwischte mich dann der Defektteufel:

Erste längere Ausfahrt, nach ca. 30km auf halben Weg zum Jochberg hinauf, ein Platten! Kein Problem, ich habe ja einen Ersatzschlauch dabei. Der war aber nach 500m auch wieder platt. Dumm, ich hatte kein Flickzeug im Rucksack. Also umgedreht und vorsichtig bergab gerollt, alle 500m wieder aufgepumpt. Ein entgegenkommender Biker hat mir sein Handy geliehen, meines hatte ich natürlich vergessen. Ich habe meine Frau angerufen und zu einem Treffpunkt in der Jachenau geordert. Dort musste ich dann eine Stunde warten (von mir aus ist es recht umständlich mit dem Auto in die Jachenau zu kommen) und schon ging es wieder nach Hause. Peinlich die ganze Sache, ist mir noch nie passiert.

Zwei Wochen später, Zweite längere Ausfahrt: Bei einer harten Trailabfahrt im Ammergebirge bricht mir der Sattelstützenkopf vom Karbonrohr der Stütze herunter. Mir ist dabei rein gar nichts passiert, die letzten 20km musste ich allerdings im Stehen zurückfahren. Der Karbonrohrstummel ging erst zuhause, unter Anwendung von rohester Gewalt, aus dem Sattelrohr: Ich wusste bis dahin nicht, dass Karbon und Stahl so gut zusammenwachsen können! :mad:
Die gute, alte Heylight Sattelstütze (damals eine der ersten Karbonstützen) hatte bei mir seit 1993 gehalten, spricht für mich ja eigentlich für die Qualität dieser frühen Karbonstütze, dass sie erst nach 16 Jahren gebrochen ist. Der Bruch war übrigens keine Ermüdungserscheinung, sondern eindeutig eine Überlastung. Ein schneller, preiswerter und sehr sauberer Ersatz aus Taiwan wurde dann bei der Firma Zoulou gefunden (siehe Bike Workshop 2009). Die neue Stütze wurde diesmal mit Karbonmontagepaste eingesetzt. :daumen:

Wieder zwei Wochen später, auf einer Bergfahrt zum Ettaler Mandl, fällt mir rechts das Kugellager aus dem Tretlager: Der Flansch der rechten Lagerschale war vom Gewinde abgebrochen, wahrscheinlich wegen vorgeschrittener (Alu-)Korrosion. Also vorsichtiges Zurückrollen in die heimische Werkstatt und Schadensbegutachtung. Und dann die große Frage: Wo bekomme ich für ein ca. 17 Jahre altes ActionTec Titantretlager die rechte Lagerschale samt Industrielager auf die Schnelle her? :confused: Von Tune!

Ich hatte im Keller noch ein altes, vierfach gelagertes Tretlager von Tune liegen. Dessen rechte Lagerschale passte auf die ActionTec Welle, ich musste nur einen Konterring mit Linksgewinde dafür auftreiben. Durch einen Anruf bei Tune, welche früher solche Konterringe im Programm hatten, erfuhr ich, dass nur noch welche mit italienischem Gewinde auf Lager sind, aber keine mit BSA-Gewinde. Also klapperte ich alle alten Radläden im Landkreis ab, beim Fünften wurde ich dann fündig. Interessant war folgende Erkenntnis: In einem Specialized Concept Store schaute man mich und mein Muster ohne Konterring mit großen Augen an: "Noch nie gesehen, was ist dass denn?" So weit sind wir schon, man kennt Tretlagerwellen mit Vierkant nicht mehr! :eek:

Links ActionTec, rechts Tune mit Konterring:
cimg1332wnplj.jpg


Mit dieser Bastelei hielt das Rad dann weitere vier Jahre ohne Defekte.
Angespornt durch die schönen Kuwahara-Aufbauten in den letzten Monaten hier im Forum, wuchs in mir der Entschluss meinem Pacer eine gründliche Überholung zu gönnen, um viele weitere Jahre möglichst defektfrei meine Touren damit fahren zu können. Dieses Rad war ja nicht billig und ist jetzt erst 25 Jahre alt.
Und: Steel is real! :love:

So Leute, ich hoffe Euch mit dieser langen Ausführung nicht gelangweilt zu haben, jetzt geht es mit den nackten Tatsachen weiter.
Am Anfang der Revision wurde eine Bestandaufnahme getätigt. Dazu habe ich das Rad das erste Mal seit dem Kauf komplett zerlegt und natürlich auch mal gewogen: ;)

Rahmengröße 53cm (Mitte-Tretlager bis Oberkante-Sitzrohr), mit Steuersatzschalen:
cimg1346rck69.jpg


Recht solide gebaut das Teil :eek:, hätte für mich auch etwas weniger sein dürfen ;)! Die Gabel ist dafür überraschend leicht:
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Die Jahre hatten natürlich ihre Spuren hinterlassen, aber fast keinen Rost:
cimg1335ivpas.jpg

cimg133428qzm.jpg


Ein hilfsbereites Forumsmitglied (SYN-CROSSIS) hat mir für eine etwaige Nachlackierung seine Unterstützung angeboten.
Dazu aber in nächster Zeit mehr. :daumen:

Es grüßt Euch der Armin!
 
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Re: 1988er Kuwahara Pacer: Revision für viele weitere Jahre.
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Morgen Armin
Tolle Story,weiter so.
Schön das das Rad schon so lange in deinem Besitz ist.:daumen:
Gruss Markus
 
Vielen Dank Jungs! :love:

Ich schrieb deshalb so viel, weil ich die einführenden Geschichten in anderen Threads auch immer sehr gerne lese. Heute habe ich mal die Chance mich mit diesem (meinem ersten, richtigen!) Thread für die viele gute Unterhaltung zu revanchieren. Und ich verspreche Euch: Es geht so weiter, ich habe Einiges vorbereitet!

Mensch Frank, heute musste ich gleich zweimal hinschauen, um zu sehen, wer das ist! Wo ist Dein Schlumpf? :eek: Ich bin ein Gewohnheitsmensch :D und Schlumpf verbinde ich immer mit einem anderen interessanten Thema: http://www.mtb-news.de/forum/showthread.php?t=241160&page=2

Nun aber zurück zum eigentlichen Thema:

Die meisten Lackschäden an diesem Rad wurden nicht durch Unfälle oder gar Stürze verursacht, sondern durch Transporte, hauptsächlich in der Bahn oder am Heck eines Autos. Und natürlich durch eine herabfallende Kette. Letzteres ist mir mit dem Mountain Tamer am Anfang sehr oft passiert, die Zähne des 18er Suntour Ritzels konnten die Kette nicht richtig fangen. Ich habe mir mal den Schaltvorgang genau angesehen und darauf hin die Zähne dieses Ritzels auf der Last zugewandten Seite mit dem Dremel etwas zugeschliffen (siehe Seite 21, #514). Danach war Ruhe mit herunterfallenden Ketten.

Mit den Transporten in der Bahn wird es nach meinen Erfahrungen in den letzten Jahren immer schlimmer: Vor ein paar Jahren kostete der Transport eines Rades im Oberland nichts, jetzt wird es immer teurer und der zur Verfügung stehende Platz immer kleiner. Ich bin im Frühjahr mit neun Leuten von Passau nach Wien gefahren. Unsere Räder mussten wir mit einem privaten Bus nach Passau bringen lassen, weil es mit der Bahn schier unmöglich war. Die ÖBB, welche wir für den Rückweg in Anspruch nahmen, ist da noch um einiges besser organisiert.

Transport mit der DB:
cimg0145o7pwi.jpg

Hier war aber noch viel Platz: Das kann auch ganz anders aussehen! Und die Transportsicherungen fehlen zumeist.

Transport mit der ÖBB:
fahrradtourpassauwien7qljl.jpg

In Österreich gibt es extra Anhänger für Gepäck und Räder. Hier sichern sich die Räder selber.

Transport für leichte :) Räder mit der ÖBB:
fahrradtourpassauwienz2ajv.jpg

Waren scheinbar nur sehr wenige leichte Räder im Zug. :daumen:

Die Lackqualität von Kuwahara ist ausgezeichnet. Das wäre aber ohne entsprechende Vorarbeit nicht viel wert. Wie ich schon schrieb, konnte ich fast keinen Rost entdecken, auch nicht im Inneren der Gabel oder des Sattelrohres. Der Lack wurde (scheinbar?) ohne Grundierung auf eine Zinkphosphatschicht aufgetragen: Das ist die beste Grundierung für Stahl, die es gibt! Diese Schicht verhindert wirksam eine Unterwanderung des Lackes durch Rost. Durch die leicht raue Oberfläche der Phosphatierung hält der Lack auch sehr innig am Stahl fest. Zu erkennen ist diese Schicht am Schaftrohr der Gabel, oberhalb des Lackes. Auch der Gewindebereich des Schaftrohres war ohne jeglichen Rost.

Hier habe ich schon angefangen, die blanken Stellen mit Haftgrund zu versehen:
cimg1370cduvb.jpg
 
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Der Franky (SYN-CROSSIS) hatte mir letztes Jahr schon angeboten bei Bedarf, mir seinen exzelenten, exklusiven Kuwahara "String"-Lackierer zu vermitteln. Selbiger hätte sich wahrscheinlich gefreut mal endlich ein Kuwa ohne String-Lackierung auszubessern. :D
Da ich das Rad aber ungefähr vier Wochen nach dieser Zerlegeaktion für eine größere Tour brauchte, habe ich dieses Angebot erst einmal verworfen. Ich will diese professionelle Hilfe lieber bei der nächsten Revision in Anspruch nehmen, bis dahin wird es wahrscheinlich auch nötiger sein. Trotzdem, vielen Dank an Franky! :daumen:

So sahen übrigens die Bremsbeläge, nach Jahren mit einer Rennrad-Aerofelge, aus:
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cimg1338mkr00.jpg


Und hier die abmontierten Teile:
cimg1367mnjs2.jpg

Der Vorbau ist, trotz Tune Aluschrauben und Klemmkeil, kein Leichtgewicht. Damit die lange Aluschraube überhaupt gepasst hat, wurde der Schaft Anfang der 90er, um ca. 5cm gekürzt. Ein anderer Vorbau kommt für mich aber nicht in Frage, der muss sein.

Die Naben, von Spacco (Ultralight) und Tune (MAG 215):
large_CIMG1309.JPG


Restliche Teile:
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Auf dem obigen Foto sieht man übrigens schon das "neue" ActionTec Tretlager. Ich hatte erst letztes Jahr realisiert, dass es diese Firma noch gibt. Da die immer noch die gleichen Teile wie vor fast 20 Jahren verkaufen, habe ich mir zwei neue Lagerschalen mit SKF-Lagern und endlich mal den originalen Montageschlüssel (rechts oben) bestellt (mittlerweile gibt es ActionTec aber seit 2019 nicht mehr).

Das ActionTec Tretlager mit 128er Titanwelle:

Zu beachten sind hier die zwei dünnen Nylonscheiben auf der Welle, zwischen den Lagern: Unbedingt montieren! Die dienen dem Längentoleranzausgleich. Wenn die nicht montiert werden, kann es zu axialem Spiel der Welle kommen, d.h. die Welle kann bis zu 2mm zwischen Rechts und Links wandern. Da durch diese Bauweise wegen der fehlenden Konterringe auf den Lagerschalen, das Lagerspiel nicht einstellbar ist, sind diese Scheiben zwingend erforderlich.
 
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Ich habe erst letztes Jahr realisiert, dass es diese Firma noch gibt. Da die immer noch die gleichen Teile wie vor fast 20 Jahren verkaufen...

gut, zu wissen. das wird sich gleich mal hinter die ohren geschrieben.


sehr schöne und informative geschichte. wird abonniert. :daumen:
 
Ich denke mal nein, die ist recht einfach gefertigt. Tune hat da z.B. wesentlich mehr Aufwand betrieben.
Die Lager von ActionTec gab es übrigens auch als Hybrid- und Vollkeramikversionen.
 
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Hallo Armin!

Wunderbare Geschichte !!:daumen:

Und ich finds toll, dass Du dir Mühe gemacht hast unduns dran teilhaben lässt.

Bei den Korsika-Bildern ganz am Anfang ...was da wieder für Erinnerungen kamen !:)

So, und jetzt les ich noch mal alles in Ruhe durch :)

Gruß

Frank
 
Alle blanken Stellen am Rad habe ich leicht angeschliffen, mit Spritus sauber gemacht und mit Grundierung aus der Spraydose ausgetupft:
cimg1369yxu6c.jpg

cimg1378esl7w.jpg


Nach dem Trocknen wurden mit einem kleinen Wegwerfpinsel alle ausgebesserten Stellen übertupft:
cimg13801nzmb.jpg


Ich hatte mir in einem Farbengeschäft, nach Vorlage des Vorbaus, einen Buntlack anhand einer Farbkarte ausgesucht und in der kleinsten Menge (0,35 Liter) anmischen lassen. Ganz getroffen habe ich die Farbe nicht, für meine Bedürfnisse aber vollkommen ausreichend. Schwarze Macken wurden mit einer Farbe aus der Spraydose mit dem Pinsel ausgebessert. Eigentlich ist das Schwarz von Kuwahara ein Metalliclack, reines Schwarz fällt aber auch nicht weiters auf.

Nach dem Tupfen mit dem Buntlack:
cimg1383lnbpu.jpg


Weiter oben hatte ich ja schon mal das Ausfallende gezeigt, nach dem Anpinseln hat das schon recht vielversprechend ausgesehen:
cimg13816dzvg.jpg


Hier zum direkten Vergleich, eine Macke in der Gabel:
cimg1377b9l1b.jpg


Und hier die gleiche Stelle nach dem Tupfen und Polieren mit Rex Schleif- und Polierpaste:
Gabel.jpg


Hier zwei Macken am Vorbau, zuerst grundiert ...
cimg1375pdl50.jpg


... dann leicht verschliffen:
cimg137667z0w.jpg


Danach mit Farbe ausgetupft:
cimg13793mxna.jpg


Hier ging dann was schief: Nach dem Trocknen habe ich wieder leicht geschliffen und dann poliert. Ups, da war die Grundierung wieder sichtbar! Also noch mal getupft:
cimg1385o1s81.jpg


Ich bin nach diesem Erlebnis dazu übergegangen, die Rex Polierpaste gleich nach dem Trocknen anzuwenden. Das Schleifen vor dem Polieren habe ich mir gespart.

Der fertige Vorbau (lausiges Foto, Ihr wisst warum!):
Vorbau.jpg


Diese Aktion dauerte natürlich einige Tage, der Buntlack muss einigermaßen aushärten. Dazu habe ich den Rahmen im Heizungskeller aufgehängt. Nach ca. einer Woche konnte ich nicht mehr widerstehen: ich habe den Rahmen dreimal mit Hartwachs vom Auto versiegelt und die ersten Komponenten wieder angeschraubt:
Tretlager.jpg

cimg1392hpojc.jpg


Die alte Weinmann Alu-Hutmutter wurde poliert:
Sattelklemme.jpg


Im Heizungskeller:
Rahmen.jpg
 
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Herrliche Geschichte. Eine der besten seit langem. Das macht Laune zu lesen. Und irgendwie bin ich richtig stolz drauf, dass ich das Rad schon in echt sehen durfte als einer der ersten nach der.......aber ich greife mal nicht vor;)

Eins kann ich aber vielleicht den letzten Zweiflern schon vorab sagen, falls jemand meint, dass manch aktuelles Teil an dem Rad fehl am Platze wäre:
Ihr habt den Armin mit dem Rad noch nicht fahren sehen :eek: Auf Abfahrten, bei denen ich froh war, mit ner 140er Gabel am Fully und 200ter Scheibe am Vorderrad unterwegs gewesen zu sein und nach denen an meinem linken Gabelbein der Bremsabrieb nur so klebte wie sonst nur nach 300 km nicht putzen, fährt Armin immer noch munter vor mir her. Ohne Federgabel, ohne Scheibenbremse!

Ich bin trotzdem gespannt wies weitergeht:daumen:

Nochmal: Tolle Story! :love: Toll geschrieben! Allerbeste Unterhaltung ist garantiert.
 
Holger, jetzt übertreib mal nicht: So schlimm war's doch nicht. Du hättest erst mal die Stelle im Ammergebirge an der mir die Sattelstütze gebrochen ist, sehen müssen! Oder die Stelle, an der ich mit dem Gerrit letzthin gefahren bin und mir einen Snakebite geholt habe: Da war's schlimm!
Ich sollte meine Räder besser öfter mal tragen. :cool: Sind ja leicht.

Franky (ich schreib jetzt absichtlich nicht Frank, damit es eine Unterscheidung zum coast13-Frank gibt, und weil mir SYN-CROSSIS zu lang ist), ich hänge irgendwie wirklich an diesem Rad. Und ich bastele gerne!

Und wenn Ihr dann hier so wie oben antwortet, sehe ich, es hat sich doppelt gelohnt. Danke!
 
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Holger, jetzt übertreib mal nicht: So schlimm war's doch nicht!

...fahrtechnisch wars sicher nicht so anspruchsvoll, vielleicht liegts auch dran, dass bei mir ein halber Zentner (einschließlich der 5kg Mehrgewicht vom Bike natürlich:lol:!) mehr zu Tale geschoben haben und ich mehr bremsen musste...ähmm...wohl doch eher ohne die 5kg Bikedifferenz:rolleyes:

Trotzdem wäre ich mit einem 25 Jahre alten Starrbike (alleine aus Liebe zum Material) nicht in diesem Tempo durch so ruppigen Schotter gebrettert. Wenns mein Palomino zerrissen hätte - so what...:rolleyes: kommt halt das nächste :daumen:

Nur darauf bezog sich mein Erstaunen wie Du dieses heißgeliebte Gefährt (wie Du ja eben grade nochmal geschrieben hast) durch so Geläuf geprügelt hast. Ich versuche nur die Parallelen zu meinen Bikes und meiner Geschichte zu ziehen. Bei meinem ersten richtigen Bike, dem 94ger Marin aus dem YT-Bereich, weiß ich wo die Bremse ist, wenns durchs Wurzelgerumpel geht. Zum "Kaputtmachen" ist das neue Zeug, das mir nicht über 20 Jahre ans Herz gewachsen ist;)
 
was soll denn am Armin sein Radl kaputtgehen, Holgi?? Es ist ja aus dem besten Rahmenmaterial das es gibt. Und die paar Lackplatzer kann er doch super ausbessern.

Hey Armin, hab grad die Teile zusammengesucht, werf ich dir dann in den Briefkasten!! A nett's G'schichterl schreibs't da, Respekt!!
 
Trotzdem wäre ich mit einem 25 Jahre alten Starrbike (alleine aus Liebe zum Material) nicht in diesem Tempo durch so ruppigen Schotter gebrettert. Wenns mein Palomino zerrissen hätte - so what...:rolleyes: kommt halt das nächste :daumen:

Ich glaube fest daran, daß man sich mit 28" Rädern etwas leichter tut. Ich fühle mich auf diesem Teil oft viel sicherer als auf 26-Zöllern. Wenn nur die schmalen Reifen nicht wären! Sonst hätte ich schon seit 1989 einen 29-Zöller.
Mittlerweile habe ich mich mit den 30mm breiten Reifen arrangiert, muss bergab halt etwas vorsichtiger, vorausschauender fahren.

Als ich Anfang der 90er anfing mit diesem Rad auf Berge zu fahren, hat es mich ein paar mal böse gewaffelt, weil ich beim Abfahren in den losen Schotterbereich zwischen den Fahrspuren gekommen bin: Das war ähnlich wie Tiefschnee fahren, das Vorderrad wollte nicht dahin fahren wo es sollte. Nur deswegen habe ich Ende 1992 angefangen mir ein 26" Rad aufzubauen: Das war dann das Litespeed.
Aber das ist eine andere Geschichte. ;)
@ Franky: Tut gut das zu wissen!

@ doc-hille: Hoi, welch seltener Gast. Es freut mich wirklich hier von Dir zu hören!
Für die Allgemeinheit: Der doc-hille (=Tobi) ist unser Dorfmechaniker für Fahrräder. Der Holger kennt ihn schon.
Wenn einer bei uns hier in der Gegend ein Problem mit seinem Rad hat, egal ob neu oder 30 Jahre alt, der Tobi weiß Hilfe.
Nur auf Uphill-Rennen mit ihm sollte man sich nicht einlassen: Der braucht kein kleines Kettenblatt, auch mit 29" nicht!

Der Tobi bringt mir ein paar alte Teile vorbei, die ich für diesen Thread ablichten möchte.

Bis später dann, Euer Armin!
 
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Da bin ich ja mal gespannt, was im Briefkasten landet. Diverse Schatztruhen durfte ich ja schon besichtigen:daumen:

Und das mit den nicht benötigten kleinen Blättern beim doc-hille glaub ich aufs Wort. Stand da nicht ein zusammengeschustertes "Alltags-Marin" auf dem Hof mit nur einem großen Blatt?...da hieß es doch, "damit fahr ich da hoch und da hin...usw..." Ich dachte, da hab ich mich halt nur verhört:eek:
 
Wie ich weiter oben schon schrieb, hatte ich am Pacer zeitweilig, bis 1994, vier Kettenblätter im Einsatz: 18-28-38-48
Diese Konfiguration war nur möglich durch den Einsatz einer längeren Tretlagerwelle und eines Mountain Tamer Quad (http://www.abundantadventures.com/quads.html#MOUNTAIN_TAMER_QUADTM_49.95).
Es gab noch mehr Hersteller für solche Adapter, ich hatte diesen, und bis heute, den Triple im Einsatz. Der Mountain Tamer Triple war eine Empfehlung vom Elmar Moser (http://www.bike-magazin.de//bike-history-meilensteine/a2837/fotostrecke/1221315/496412.html), der mit einem kleinen Kettenblatt mit 16 (!) Zähnen (hinten hatte er max. 32 Zähne!) seine Touren erkundete. Mit schwerem Rucksack (bei mir war's der Kindersitz mit Tochter) verloren lange Steigungen ihren Schrecken. Solch kleine Kettenblätter sind ja auch knieschonend.

Der Quad hatte nur einen Nachteil: Wenn das Sachs-Schraubritzel wieder demontiert werden musste, brauchte man schon eine sehr stabile Kettenpeitsche (eine habe ich mal dabei aufgearbeitet) und viel Schmalz in den Oberarmen! Oder man machte es so: http://www.abundantadventures.com/mtfaq/mtq-chainring-removal.html
Da ich 1994 auf den Triple umgestellt hatte, lag der Quad (und ein Reserve-Quad) unbenützt herum. Der Tobi hat einen von mir bekommen, der andere ist im Forum gelandet. Da der Tobi aber nicht so auf kleine Kettenblätter steht :D, ist der jetzt wieder bei mir gelandet.

Hier mit 18er Sachs-Schraubritzel:
large_CIMG1968.JPG


Mit der entsprechenden Kurbel, wie z.B. die Topline, kann man den Quad aber auch als Triple einsetzen. Dazu muss man dann mit der Länge der fünf Abstandsröllchen variieren.
Der Triple ist um einiges montagefreundlicher und sogar etwas leichter:

Hier auch mit einem 18er Ritzel, aber diesmal von Suntour aus nicht rostenden Stahl.
 
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Hallo Christoph, freut mich, dass es Dir gefällt!

So einen Thread möchte ich mal gerne von Deinem Astro sehen, wäre das nichts für Dich? Mit den vielen exotischen Teilen daran könnte das Bike sicher eine lange Geschichte erzählen! :D
 
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