[A] Kann ich mir da draus ein Gravelbike bauen? Ein Aufbau-Thread?!

RC7

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Hallo, ich bin 42 Jahre und Elektroingenieur. Eine Frage: Wenn ich gerne mal ein Gravelbike hätte, kann ich mir da einfach selbst eines bauen?
Ich habe hier ein kaputtes Mountainbike und würde mir dazu dann auch noch eine Restekiste besorgen und / oder zusammen stellen. Von solchen Kisten liest man hier ja immer wieder mal und es gibt viele schöne Fahrräder die damit gebaut wurden. Könnte das dann auch bei mir klappen?
Da es hier viele Leute gibt die sich gut auskennen, könnt ihr mir vielleicht ein paar Tipps geben?!


Basis


Restekiste (Beispielbild da ich noch nicht soweit bin)
 

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Re: [A] Kann ich mir da draus ein Gravelbike bauen? Ein Aufbau-Thread?!
Zum Geburtstag habe ich dieses Jahr Buntstifte bekommen, die ich seitdem viel und gerne benutze. So in etwa könnte ich mir das Rad mal vorstellen nur vollständig und den Lack werde ich auch abkratzen.

 
Da hier über mehrere Minuten auf meine Anfrage keine Ratschläge kamen (außer das mit den Pralinen, ich habe gerade aber keine da die vegan sind) habe ich jetzt einfach schon mal alleine angefangen und das Rad erstmal auseinandergebaut. Die meisten Teile am Rahmen waren leider schon Schrott. Wenn 1. alt, 2. qualitativ minderwertig und 3. kaputt aufeinander treffen ist normalerweise nichts mehr zu machen. Nur wenn nicht mehr als zwei dieser Kriterien erfüllt werden versuche ich i.d.R. damit noch was anzufangen.

Das Rad war übrigens mal eines der absoluten Kult-Bikes aus dem High-End Sektor oder auch nicht: Ein Giant Split das neu einst um die 500,- Euro gekostet hat, seinen Zweck aber wohl erfüllt hatte und von irgend jemandem einfach entsorgt wurde.
Gut für mich als leidenschaftlichen Müllsammler, da in Größe M relativ kurz (es soll mit Rennrad-Lenker ja nicht zu lang werden), mit ausreichend langem Steuerrohr (um keinen Spacerturm bauen zu müssen) und sogar mit Scheibenbremsenaufnahme - wichtig da ich verschiedene Laufradsätze nutzen will.

Da vom Rad außer dem Rahmen nichts für meine Zwecke zu verwenden war, habe ich im Keller auch schon verschiedene Reste zusammen gesucht (eine passende Kiste habe ich allerdings nicht gefunden). Einige Sachen hatte ich für das geplante Rad in letzter Zeit auch schon gekauft, bzw. von meinem Urlaub aus China mitgebracht. Nicht alles auf den Fotos werde ich auch verwenden und ein paar Teile habe ich noch nicht fotografiert (ich bin etwas in Eile da ich heute noch mit dem Rad fertig werden will).









 
Mein Sohn hat sich für 300€ aus einem alten MTB Stahlrahmen ein gutes Gravel gebaut.
Mittlerweile mit geeignetem vorbau. - das Bild ist alt.
Er hat auch ein richtiges modernes Gravel und meint das er auf dem alten genauso gut fährt.
 

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Das Merida sieht gut aus :daumen: Mein Aufbau wird aber vermutlich etwas anders werden.

Wegen der Entlackung - ich habe mir das ungefähr so vorgestellt: Erst mal Abbeizer, dann abkratzen, dann beides wiederholen (Rahmen außerdem mit Abbeizer in eine große Tüte und warm stellen), dann reinigen, dann mit Schleifpapier, Drehmel mit verschiedenen Bürstenaufsätzen, wieder Abbeizer, abkratzen, dann mal mit einer Klinge versuchen. Dann alles noch mal in etwas anderer Reihenfolge. Dazwischen immer wieder mal darüber freuen dass schon einiges runter gekommen ist, dann wieder verzweifeln weil trotzdem noch so viel Lack drauf ist. Dann alles noch mal. Zudem immer wieder mal den stinkenden Müll (Unterlagen, Tücher etc.) ordentlich in Mülltüten packen um sie später zum Sondermüll zu bringen. Dann alles noch mal mit anderem Abbeizer und noch mal. Dabei auf jeden Fall Schutzkleidung und ordentliche Gasmaske tragen, am besten auch auf Frischluft achten.

Tatsächlich lief es dann gerade auch in etwa genau so wie ich mir das vorgestellt habe :daumen: Es ist immer wieder schön wenn es keine Überraschungen gibt sondern die Pläne aufgehen!

Den Rahmen habe ich daher nun entlackt und die beiden Teile für die alten Bremsen auch gleich abgeflext. Einziges kleines Problem: Leider habe ich dabei auch einen meiner Finger erwischt. Ist aber halb so wild, wo gehobelt wird fallen eben auch Späne.

Habt ihr bei den Arbeiten an euren Fahrrädern auch schon Körperteile verloren? Vielleicht wäre das ja was für eine neue Galerie hier!




 
Ich glaub wir sind die Einzigen, denen beim Eingangssatz ein: Duuu Babba??
Ja mei Bub?
durch den Kopf ging. :lol:
Nö, definitiv nicht. :D

An den TE: Du mußt vor allem darauf achten, daß die Rahmenlänge zu deinem Vorhaben paßt. Die MTB-Rahmen sind schließlich nicht für Krummlenker gedacht.
Aber nach dem, was Du schreibst, hast Du das vorher schon überlegt und abgemessen.

Noch etwas: Du willst nicht ernsthaft das gesamte Rad an einem einzigen Tag auseinandernehmen, entlacken, lackieren und wieder aufbauen?? Das ist eher etwas für mindestens eine Woche - wenn man täglich einige Stunden Zeit hat.
 
Ich war jetzt kurz im Krankenhaus da es sich mit 10 Fingern doch besser schraubt als mit 9. Die Stimmung dort war prächtig und mein Finger wurde einfach wieder dran genäht. Versichertenkärtchen wollten sie gar nicht, sie haben gemeint etwas Applaus nach erfolgreicher Operation reicht ihnen völlig.




Malen geht auch schon wieder einigermaßen, hier mal eine weitere und etwas detailliertere Skizze wie das Rad bis heute Abend aussehen soll:




Noch etwas: Du willst nicht ernsthaft das gesamte Rad an einem einzigen Tag auseinandernehmen, entlacken, lackieren und wieder aufbauen?? Das ist eher etwas für mindestens eine Woche - wenn man täglich einige Stunden Zeit hat.
Unter normalen Umständen hast Du völlig recht. Wie eingangs schon erwähnt bin ich aber 42 Jahre und Elektroingenieur, d.h. ich weiß was ich tue. Außerdem ist gar nicht geplant es wieder zu lackieren, daher klappt es vielleicht alles an einem Tag.
Wenn das Rad bis heute Abend nicht fährt lasse ich es bleiben und esse lieber Salat.

Wir werden dann ja in ein paar Stunden sehen wie es lief...


Zur Info noch: Rahmengewicht ohne Lack und nach dem entfernen der Bremsaufnahmen sind ca. 1800 Gramm. Nicht unbedingt Leichtbau aber immer noch besser als die Gosch voll Glufa (besser als den Mund voll mit Stecknadeln), wie man im schwäbischen in solchen Fällen zu sagen pflegt.
 
Hast du schon alles Werkzeug zusammen oder besorgst du das noch fix?
Das habe ich tatsächlich alles schon mal vorbereitet :daumen:


1800 Gramm mit Gabel oder ohne?

Nur der Rahmen mit Schaltauge, das ist aber m.E. ok für einen Alu-Rahmen (vom Müll...). Die Gabel wiegt knapp unter 800 gramm, das ginge sicher leichter, wäre dann aber ja eher der Rennradbereich oder mit ziemlich hohen Kosten verbunden, die die ich habe lag bei ca. 50,- Euro.



Es zeichnet sich nun immer deutlicher ab was am Ende raus kommen wird: Das Rad soll wie schon angedeutet mit verschiedenen Laufrädern zu fahren sein: 28“ Rennrad-Laufradsatz, 27,5“ LRS mit dickeren Reifen und gegebenenfalls auch mal 26“ mit noch dickeren MTB-Reifen. Für einen problemlosen Wechsel der Laufräder und natürlich auch für besseres Bremsverhalten daher Scheibenbremsen statt Felgenbremsen.

Der Mix von Komponenten die ich gerade verbaue scheint zumindest auf den ersten Blick ziemlich wild, es wird so aber hoffentlich einigermaßen günstig bleiben und dennoch gut funktionieren, möglichst leicht sein und auch noch clean und gut aussehen: Klickpedale für 10,- Euro aus den Kleinanzeigen, alte 9fach MTB-Komponenten die ich noch übrig hatte, die China-Teile die darauf abgestimmt sind (9fach Schalt-/Bremshebel, Gabel die für die verschiedenen Laufräder passt…), TRP Spyre SLC Bremsen (mit Shimano Bremsbelägen da die besser sein sollen als die von TRP) weil sie gut funktionieren, gut aussehen und ich sie schon hier hatte, dazu druckstabile Jagwire Aluhülsen-Schaltzüge mit Schrumpfschlauch-Überzug, die tubelessfähigen und generell ziemlich geilen 28“ Conti Grand Prix 5000 TL Reifen, bzw. 27,5“ Schwalbe Thunder Burt noch als Liteskin Version in 2.1, generell eigentlich relativ hochwertige Laufradsätze usw. usf.
Ein paar Sachen (z.B. Vorbauten, da das ganze wie cjbffm angemerkt hat ja mit dem MTB-Rahmen nicht zu lang werden darf) werde ich durchprobieren, ein paar evtl. später noch ergänzen oder ersetzen.


Ursprünglich war übrigens nur ein Rennrad-Laufradsatz für das Rad geplant. Das Problem wäre dann aber gewesen dass ich diesen ganzen Thread im Rennrad-Bereich hätte posten müssen. Kenner der Szene haben mir jedoch dringend davon abgeraten! Ihrer Einschätzung nach fühlen sich Rennradfahrer schnell auf den Schlips getreten (ein schrottiges Mountainbike als Rennrad ausgeben….whaaat?!) und es wären sogar gewalttätige Übergriffe zu befürchten gewesen. Im Gravelbereich, wo die Lockerheit ja durch Gesichtsbehaarung, Körperbemalung und mitunter sogar Ringelsocken offen zur Schau gestellt wird, sollte etwas mehr Toleranz zu erwarten sein.
 
Ist das Rad immer noch nicht fertig?
Sorry, aber ich tu was ich kann.

Und Vegan!!! Dieses Detail solltest du auch bitte noch ein paar mal erwähnen,..
Ok von mir aus: Das bin ich tatsächlich seit weit über 20 Jahren und Fleisch habe ich seit über 30 Jahren keines mehr gegessen. Da Aasfresser sich aber gleich angegriffen fühlen wenn man das auch nur mal kurz erwähnt (ob aus schlechtem Gewissen oder was auch immer), was ich tatsächlich nur selten tu (ich habe auch nichts gegen Fleischfresser, einige meiner besten Freunde sind sogar welche...), will ich das hier aber nicht noch weiter thematisieren.


Kurzer Zwischenstand: Es ist wie immer doch alles komplizierter und langwieriger als gedacht.
Beim gebraucht gekauften 28“ LRS (DT Swiss P1800) musste ich ein paar Lager wechseln.
Der 27,5“ LRS ist aus Resten aus einem RCZ-Ausverkauf von DT Swiss Laufräder zusammen gestückelt, der XR1501, hinten jetzt aber mit ZTTO Nabe, da dort eine Boost Nabe verbaut war die ich für einen anderen LRS benutzt habe. Darüber welche Laufräder ich mir dort alles wie günstig gekauft habe, welche Felgen ich davon behalten und welche weiter verkauft, welche Naben ich dann wie weiter verbaut habe usw. könnte ich einen eigenen Thread erstellen, wenn ich nicht selbst die Übersicht darüber verloren hätte. In jedem Fall habe ich so ziemlich günstig diverse Laufräder für verschiedene Bikes mit guten Felgen und DT Swiss 240s Naben bekommen aber auch viel Arbeit.
Die SLX Kurbel musste ich abkleben, da sie schon etwas vermackt war. Und um es an dieser Stelle mal allen zu sagen: I.d.R. müssen Kurbel, Sattelstütze und Vorbau die gleiche Farbe haben!
Außerdem ein paar weitere Modifikationen an der Kurbel: Zwei Kettenblätter werden bei dem Bike natürlich reichen (ich benutze MTB Kassetten für eine ausreichend große Bandbreite), außerdem habe ich für einen etwas niedrigerer Q-Faktor einen Spacer am Tretlager weggelassen, was immerhin problemlos möglich war.
Das Steuerlager war weitgehend kaputt, daher musste ich was aus verschiedenen Resten zusammen setzen und teilweise etwas rumschleifen damit alles gut zusammen passt.
Das Lenkerband das ich schon (zu) viele Jahre rumliegen hatte ist leider beim auspacken auseinander gefallen und ich musste neues besorgen. Das Wickeln desselben war im Prinzip mein erstes mal und dementsprechend auch nicht ganz einfach.
Am Schaltwerk waren die Röllchen durch und mussten ersetzt werden.
Sowohl den 28“ als auch den 27,5“ LRS habe ich tubeless aufgebaut, was zwar einigermaßen gut ging (die Thunder Burt LS zicken noch etwas), aber dennoch seine Zeit gedauert hat.
Grundsätzlich achte ich darauf dass alle Schalt- und Bremshüllen (ein paar Stücke letzterer sind konventionell, da nicht alles mit den Jagwire-Hülsen verlegt werden kann) nach dem kürzen an den Enden ordentlich glatt geschliffen sind und die Züge mit Linern möglichst komplett geschlossen verlegt werden. Das dauert alles seine Zeit, man hat aber später weniger Probleme damit. Dazu kam bei mir dass ich die Bremshüllen vor allem aus optischen Gründen noch mit einem Schrumpfschlauch verhüllt habe.
Auch bezüglich Schraubenkleber auf den Schrauben, ausreichend Fett und Montagepaste an den entsprechenden Stellen usw. bin ich ziemlich penibel.
Dann natürlich noch die üblichen Schikanen – Kette auf die richtige Länge kürzen, Umwerfer in die richtige Position, alles ordentlich einstellen etc.





 
Liebe Sportsfreundinnen und Sportsfreunde: Ich habe mich dann doch etwas mit dem Projekt verhoben. Es zog sich viel länger hin als gewollt, es wird ja jetzt schon langsam Nacht. Das Rad ist schwerer als gehofft (ich wollte eigentlich unter 9 kg bleiben): 28“ LRS – 9,74kg / 27,5“ LRS – 9,79 kg / 26“ LRS – 10,21 kg. Und ich musste auch mehr investieren als geplant (mehrere hundert Euro!), da hätte ich mir wohl gleich ein vernünftiges Rad im Baumarkt kaufen können. Außerdem wird es auch nicht so gut aussehen wie ein Liteville 4-One MK1 (vielleicht ein wenig wie eine Kopie einer Kopie, einer Kopie, einer Kopie desselben, wobei ich natürlich auch einfach behaupten könnte dass es vielleicht umgekehrt ist...).

Hier die Fotos der verschiedenen Varianten des Bikes (bitte eigenständig jeweils in eine Schublade einsortieren), damit niemand auf die Idee kommt so einen aufwändigen Quatsch mit fragwürdigem Ergebnis selbst zu versuchen:











 
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Liebe Sportsfreundinnen und Sportsfreunde: ... Es zog sich viel länger hin als gewollt ... 28“ LRS – 9,24kg / 27,5“ LRS – 9,79 kg / 26“ LRS – 10,21 kg.
...damit niemand auf die Idee kommt so einen aufwändigen Quatsch mit fragwürdigem Ergebnis selbst zu versuchen ...
Für einen 8-Stunden-Aufbau (ca. 11.30 bis 19.30) finde ich das aller Ehren wert :daumen: und das Ergebnis kann sich sehen lassen :) .
 
Nach getaner Arbeit bin ich nun endlich zum Zeitungslesen gekommen und gleich auf die unten stehende Anzeige für den Youngtimer Contest 2021 hier im Forum gestoßen! Die Anzeige wurde wohl gestern in allen großen Tageszeitungen im deutschsprachigen Raum veröffentlicht. Ich denke ich werde mit dem Rad einfach mal in Kategorie D starten. Der Contest wird schließlich das Ereignis des Jahres und wer noch keinen Youngtimer hat, sollte schnell mal den Bikemarkt oder ebay-kleinanzeigen checken ob sich in der Nähe nicht was finden lässt – ein paar Tage Zeit um am Wettbewerb teil zu nehmen hat man ja noch! Und generell ist es ja bekanntlich so: Ein Leben ohne Youngtimer ist möglich, aber sinnlos.

 
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