Aachen -> Bavaria Deutschlandcross

Wo bleibt der nächste Post? Manche von uns müssen morgen arbeiten und daher demnächst mal zu Bett gehen... kann nicht die ganze Nacht hier sitzen und F5 drücken ;)

Hast du WFB erreicht? Will Photos sehen!
 
Update 27.3. 22.30 Uhr, Neustadt an der Weinstraße

Heute war ein besonderer Tag. Der Tag, der überhaupt an meiner merkwürdigen Routenführung schuld ist. Aber ich wollte nicht darauf verzichten, noch einmal die herrliche Luft des Pfälzer Waldes zu atmen. Und das ist durchaus wörtlich gemeint. In meiner Erinnerung versströmt der dortige Nadelwald (Flo, was steht da so rum? Du müsstest das doch wissen!) vor allem an warmen Sommerabenden ein Aroma, das an eine Mischung aus Harz und Honig erinnert.
"Next stop: memory lane!" wie der Ami sagen würde. Schon am Vortag auf dem Weg nach Wolfstein war mir aufgefallen (oder hab ich mir eingebildet), dass mir die Landschaft von der Form her schon recht heimisch vorkommt. Aber dieser Duft war nicht zu erschnuppern. Ist es zu früh im Jahr? Spielen mir meine Erinnerungen einen Streich? Ich weiß es nicht.

Auf dem Weg passiere ich Kaiserslautern, die Stadt in der ich geboren bin. Ich war nicht oft hier. Zahnarztbesuche und äußerst seltene kulturelle Anlässe sind glaube ich alles, was mich damals in diese Stadt gebracht haben. Dafür ist sie heller und freundlicher, als ich sie abgespeichert habe.
Und zack, auf einmal steht sie vor mir, die Kammgarn. Kultureller Anker der Region. Wenn wir als Familie oder auch nur die Eltern was tolles sehen wollten, fand das irgendwie immer in diesem Laden statt.


Die Kammgarn. Ich hätte lieber mal das Gebäude knipsen sollen, das wäre spannender gewesen.

Ich bin erstaunt, wie viele Details der Ausfallstraßen mir noch in Erinnerung geblieben sind und sich in den letzten 15, 16 Jahren nicht geändert haben.
Über Hohenecken verlasse ich Kaiserslautern. Dort haben wir auch gewohnt, sind allerdings weggezogen, als ich noch sehr jung war, so dass ich mich an nichts erinnern kann.
Aber über die Häuser hinweg kann ich die Kirche sehen, in der ich getauft wurde. Leider hat sie sich dann doch ganz unmerklich an mir vorbeigeschoben, so dass ich kein Foto bieten kann. Umkehren wollte ich auch nicht, denn ich habe etwas anderes gefunden:


Uh, es wird langsam spannend!

Die Fahrradroute führt mich jedoch von der mir bekannten Strecke weg. Ich passiere einen Ort namens Queidersbach - nie gehört, nie da gewesen. Und dabei nur 17 km oder so von Wfb entfernt. Komisch!

Der letzte Ort vor Wfb ist Steinalben, und hier ist er: dieser typische Geruch! Außerdem beweist mir eine Riesen-Rotwild- (Damwild-?) Herde (Rudel?), dass ich mich dem Pfälzer Wald nähern muss:


Ok, sie waren in einem Gehege... :)

Kurz darauf rolle ich in meinem Dörfchen ein. Es ist ca. 14 Uhr, und ich freue mich schon seit mindestens einer Stunde auf eine Portion Tortellini alla Panna beim "da Memo", dem Dorfitaliener, wo wir früher doch häufiger gegessen haben. Daraus wird aber nix - warme Küche erst wieder ab 18 Uhr. Gut, kaufe ich mir eben ein Eis und mache mich dann gleich auf dem Weg zu dem Häuschen, in dem wir gewohnt haben. Ich hab eh noch Unmengen an Kalorien in meiner Lenkertasche gehortet, die müssen ja auch mal weg.
Dort angekommen sitzen die Nachbesitzer auf der Terasse in der Sonne. Ich werde gleich bemerkt, und so ist es ein leichtes, ins Gespräch zu kommen. Ich werde mit noch mehr Eis, Kaffee und Wasser umsorgt und eine sehr nette Unterhaltung entwickelt sich. Ich sehe natürlich vieles, das sich geändert hat, aber auch vieles, das gleich geblieben ist. Highlight ist, dass ich das Haus betreten und mir auch mein ehemaliges Zimmer angucken darf. Wahnsinn!

Liebe Familie Stumm: Danke für eure Gastfreundschaft! Ich fand es supernett bei euch! Es ist zwar kitschig, aber trotzdem toll zu wissen, dass so nette Menschen nun in diesem schönen Haus wohnen!
Die Grüße an meine Eltern wurden übrigens ausgerichtet und erwidert! :)


Die Familie Stumm!

Nach rund zweieinhalb Stunden muss ich mich dann verabschieden. Teufelstisch und Luitpoldtürmchen habe ich dieser netten Begegnung gerne geopfert und düse nun aud direktem Wege ab Richtung Neustadt. Dabei durchquere ich den Pfälzer Wald komplett. Mit der Ankunft in Neustadt verschwindet auch der für mich magische Duft wieder. Ich glaube, es wird nicht das letzte mal gewesen sein, dass ich ihn rieche!

Ja, und was kommt morgen? Wenn ich das so genau wüsste. München scheint immer noch erreichbar, wenn ich mein Tempo halten kann. Für morgen finde ich aber ums Verrecken keine passende Jugendherberge! Dilsberg scheint das vernünftigste, das sind aber nur 85 km. Und den Odenwald hätte ich dann auch noch vor mir: rund 110 km bis Wertheim mit vermutlich reichlich Höhenmetern garniert. Danach blieben mir 4 Tage für die geschätzten 450 km über Erlangen und Regensburg nach München. Was nur gut klingt, so lange man außer Acht lässt, dass sich die Strecke unter Beachtung der Jugendherbergsverteilung nicht gescheit durch vier teilen lässt.
Hm... ich steh grad echt ein bisschen auf dem Schlauch! Etwa einfach abkürzen die Runde? Wär das nicht geschummelt?

Ganz zum Schluss ein generelles Dankeschön an alle, die mich mit E-Mails, SMS und Beiträgen hier wissen lassen, dass ich nicht alleine bin! Ich glaube, dass das einen nicht zu unterschätzenden Anteil an meiner gute Laune hat! Danke euch!

Wie war Malmedy? Noch alle und alles heile? (Horrorgeschichten bitte nur per Mail, meine Mami liest mit! ;) )

Gute Nacht denn, bis morgen!
 
Zuletzt bearbeitet:
jetzt hast Du mein Incognito zerstört! Gibts in Malmedy noch diese Disco, wo alle aachener Studenten hinrennen?

Ruf die Gemeinde an, wenn Du eine Übernachtung ohne JHB planst, die können Dir bestimmt mit einer Privatunterkunft helfen.

Weiterhin viel Spaß und gutes Wetter!
 
Diese Nachricht ist für die netten Waldfischbacher, die unseren Sohn so freundlich empfangen haben. Wir Eltern freuen uns darüber sehr, genau so wie über das Foto, auf dem wir Ihren Sohn zum ersten Mal sehen. Vielleicht gehen Sie ja mal auf Gunnars Link und finden so diesen Beitrag.

Nochmal vielen Dank.
biggrin.gif
 
So - ich muß mich doch auch mal melden wenn ich schon Zugang zu diesem Reisetagebuch habe. Ich komme erst jetzt dazu werde aber umso gespannter auf weitere Geschichten hoffen.

Man, klingt das lustig (ich sitzt auf Arbeit und muß schallend lachen) bzw. aufregend, da juckt es mich doch gleich in den Beinen und ich willauch auf die Piste.
Warum wird hier noch altmpodisch auf papierne Karten gesetzt jetzt wo doch überall "Sputniks" rumfliegen ist die Navigation ganz einfach geworden :), oder ist das Teil des Abenteuers? Ich habe mich in Brandenburg mit den Radkarten und auf den zweifelhaft ausgeschilderten Radwegen auch nur verfahren was aber bei einem Tagesausflug nicht so das Problem war.
Waldfischbach - hier werden Erinnerungen an Sommerurlaub, ferngesteuerte Autos und Badesausflüge wach - echt super!

Halt weiter durch und genieß die Strecke.

@ I.N.G.E. - deine Postings sind ein Geschenk, sei gedrückt.

In freudiger Erwartung auf weitere Bilder und Geschichten.
LG
Micha
 
Servus,
so wie stehts auf der Reise?
Wann wird das Zwischenziel Würzburg angepeilt?
Der Reisebericht macht auf jeden Fall Lust zum Mitreisen.
Gute Reise und besten Gruß

Marc
 
und wie gesagt, würde dir nach Möglichkeit auch mim Radel entgegenkommen, muss nur bis vier Arbeiten. Müssteste deine Reise dann später starten. Dann könnt ich dich noch en weng durchs schöne Frankenlandel führen. :D
 
Aus der Ecke kommst du? Interessant... Von Kaiserslautern weiss ich nur noch, dass es da verflucht enge Straßen gibt - zumindest kam mir das am Steuer des Bundeswehr-Fahrschul-LKW immer so vor. Stationiert war ich für die zwei Monate in Kusel - zweifellos schöne Gegend da, aber wirklich am A... der Welt.

Sehr cool, dass du dein Kinderzimmer besichtigen durftest. Das Haus wo ich meine Kindheit verbracht hab, liegt im anderen Stadtteil - ich war Jahre nicht mehr dort und das gibt mir gerade zu denken...

Wie war Malmedy? Noch alle und alles heile? (Horrorgeschichten bitte nur per Mail, meine Mami liest mit! ;) )
Voll wars! Und staubig! Material und Körper haben gut gelitten gestern, bei dem einen mehr, beim anderen weniger. Es war irgendwie der Wurm drin bei uns dreien - Stürze, Chainsucks, gebrochene Speichen, gebrochene Pedale, ölende Gabeln, Platten und dann zwei defekte Ersatzschläuche dabei, lauter so Mist... Also alles in allem wieder mal ein geiler Tag! :lol:
 
Update 28.3 21 Uhr, Mosbach

Mir scheint, es kommt langsam Leben in die Bude hier - schön! Da stimmt es mich umso trauriger, dass das heutige update vermutlich sehr kurz ausfallen wird. Aber keine Sorge, mir gehts prächtig. Nach knapp 130 km und ein paar sehr aufdringlichen Höhenmetern auf dem letzten 20 km wegen einer nicht mehr verkehrenden Fähre muss ich jetzt auch noch die nur unter leichten Schwierigkeiten auffindbare Jugendherberge verlassen, weils hier nix zu essen gibt. Saftladen!
Drückt mir die Daumen, dass ich hier in der Nähe was finde, dann fällt auch das update entsprechend umfangreicher aus. Früh raus muss ich übrigens auch noch. Nicht, dass ich sonst immer bis in die Puppen geschlafen hätte, aber das Frühstückszeitintervall ist hier von 7.45 bis 8.30 Uhr! Die spinnen, dabei bin ich doch schon wieder gar nicht mehr in Hessen!
 
Moinsen!
Na Du Reise- bzw. Märchenonkel! :D Freut uns, dass Du gut voran kommst und es Dir gut geht. Wir haben viel Spaß damit, Deinen Fred zu lesen. Vor allem die MacGuyver-Geschichten sind cool :daumen: Hoffentlich kommt nichts an die guten Ortlieb-Taschen :eek:
Weiterhin gute Fahrt!
L. I.
 
so ich melde mich dann halt auch mal an und oute mich als leser...
super stories, du uns miterleben lässt :D Weiter so!

vergiss aber nicht die 24h vorwarnung wenn du erlangen ansteuerst... :D
 
"Postings" - habe schon wieder was Neues gelernt. Danke Micha, ich drück Dich zurück.

Gunnar, willst Du nicht noch ein paar Wochen weiter radeln? Mir wird sonst demnächst was fehlen.

Viel Erfolg beim Essenauftreiben.
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Update 28.3. 23 Uhr, immer noch Mosbach

So, ich bingesättigt, also schnell noch ein paar Zeilen getippt. Es gäbe heute viel zu tippen, aber es ist schon spät und ich weiß noch nicht wo die Reise morgen hingeht.

Wie gestern schon angedeutet, war heute routentechnisch eine eher schwierige Entscheidung zu treffen. Rückblickend muss ich sagen: wofür hab ich mir den Kopf gemacht?
Fakten sind folgende: Am 2.4. in München zu sein ist keine Möglichkeit, sondern Pflicht! War mir vorher nicht ganz klar, dämmerte mir aber heute über den Tag so. Außerdem dieser Umweg im Norden. Das hatte ich nur so geplant, weil die das in dieser Fahrradzeitung so gemacht haben und weil ich dachte, dass ich mich da übernachtungsmäßig durchschnorren könnte.
Und ja, ich habe Angebote, die ich nun aber ausschlagen muss. Sorry Döner, sorry Sparky. Glaubt mir, ich hätte mich riesig gefreut. Aber die Etappen sind zu lang von Stadt zu Stadt. 150 km und mehr sind nur in Ausnahmefällen drin, und bei drei derartigen Etappen bliebe dann auch der Spaß auf der Strecke.
Deswegen werd ich jetzt den Neckar und danach die (den?) Jagst entlangfahren, um dann an geeigneter Stelle ins Altmühltal zu wechseln und so mehr oder minder direkt auf München zuhalten.
Sorry Radim - auch Ulm werde ich so bestimmt nicht passieren!

So, viel geschrieben, nix erzählt. Was war denn heute? Ich bin früh von Neustadt gestartet. Ich hatte mich routentechnisch da noch nicht entschieden und wollte wissen, ob ich (Achtung, Google Maps empfiehlt sich) das Örtchen Walldürn erreichen könnte. Falls nicht, wäre die Nordroute zeitlich nicht mehr in Frage gekommen.
Den ganzen Vormittag war es kalt, diesig und so dicht bewölkt, dass man nicht mal die Position der Sonne ausmachen kann. Ist vor allem dann blöd, wenn zwei Schilder, die den Weg nach Heidelberg weisen sollen, aufeinander zeigen. Gott sei Dank hat mir eine gute Fee noch einen Kompass in mein Gepäck gelegt. Hin und wieder ist der echt ganz brauchbar. Hat aber ne Weile gedauert, bis ich herausgefunden habe, dass ich ihn vom Smartphone fernhalten muss, das hat nämlich seinen eigenen Nord- und Südpol!

Die erste nennenswerte Stadt auf meinem Weg war Speyer. Irre viele Kirchen scheint es da zu geben. Den größten und pompösesten Vorplatz hatte die hier:


Amen!

Kurz darauf treffe ich einen alten Bekannten wieder. Ich habe jedoch das Gefühl, dass wir uns auf dieser Reise nun das letzte mal gesehen haben. Ich erinnere mich aber gerne an die Etappe im Renntempo an seiner Seite. Trotz Temporausch sind mir ein paar schöne Bilder von märchenhaften Villen (und beeindruckend großen Atomkraftwerken) in Erinnnerung geblieben!


Der gute alte Rhein

Gott sei dank fällt mir noch rechtzeitig ein, was ich bei der gestrigen Etappe vergessen habe: mindestens eine Pfälzer Dampfnudel futtern! In der ersten Bäckerei in Heidelberg falle ich ein und frage nach. Ja, gibt es, sind aber ausverkauft. Mist! Aber es gibt ja noch mehr Bäckereien, und so komme ich noch in den Genuss dieses simplen Hefegebäcks mit der witzigen Salzkruste an der Unterseite!


Gott sei Dank, nun bin ich sicher: Die selbstgemachten sind genauso gut!

Kurz darauf sehe ich einen Fahrradladen. Mein rechtes Pedal ist spätestens seit gestern total im Eimer. Es dreht sich noch, das ist aber auch alles. Ich fahre aber daran vorbei. Manchmal wird man ja auch einfach nur abgezockt in diesen Läden. Aber es hilft nichts, schon ein paar Meter weiter krächzt das Pedal und signalisiert deutlich, dass es Suizid begehen wird, wenn ich es nicht endlich in Rente schicke.
Passend dazu finde ich einen zweiten Laden. Ich hole tief Luft und mache mich auf gerümpfte Nasen und eine herablassende Behandlung gefasst, als ich nach dem billigsten Pedal frage. (Am Ziel meiner Reise loegen schon ein paar PD M324 oder wie sie heißen; ich hatte gehofft, dass sie ollen es noch so lange tun.) Aber weit gefehlt! 12,50 sind ein absolut fairer Preis, montiert werden sie mir umsonst und schneller als ich gucken kann, und derweil überredet mich der Chef, den Quatsch mit der Nordroute sein zu lassen. Und weik ich es (erst hinterher!) versprochen habe, mach ich hier noch etwas Schleichwerbung. Nicht, weil ich was billiger bekommen habe, sondern weil die im RadPoint in der Unteren Neckarstraße 64 schnell und ausgesprochen freundlich sind!

Von dieser Begegnung und der Dampfnudel abgesehen ärgert mich Heidelberg mit einer miserablen Beschilderung und keinerlei einladender Möglichkeit am Wegesrand, meinen Mittagshunger zu stillen.
Gut, dann ist eben erst mal das Obst dran, am Neckar wird schon noch was kommen. Außerdem läuft das Rad mit den neuen Pedalen so toll, dass ich bestimmt ein bis zwei km/h schneller bin als vorher!

Die Entscheidung, dem Neckar länger zu folgen, bereue ich nicht. Gefällt mir!


Ürgündwü üdüllüsch, obwohl Baden-Württemberg und nicht der Bosporus

Viele Burgen säumen den Fluss, und weil der nicht ganz so riesig ist, kann man auch auf der anderen Seite was erkennen. Manche sind groß, andere dagegen...


Und da ham sie dann drauf gestanden und ganz laut "Peng! Peeeng!" gerufen!

Hier ist dann der große Bruder zu sehen, da haben sie dann bestimmt auch echte Kanonen gehabt.



In dem Moment der Aufnahme stand er wohl schon hinter mir - der Wolf! Aber kein böser, sondern ein 71jähriger Mann aus Schweden, der mich ansprach. Er ist seit zehn Tagen unterwegs, ebenfalls mit dem Fahrrad. Gestartet ist er in Malmö, kreuzt jetzt ein bisschen durch Detschland und will ab Heidelberg dem Rhein bis Basel folgen. Beeindruckend!
Ein Foto kann ich natürlich nicht liefern, da müsst ihr den Rühmann fragen!

Das Tagesziel steht mittlerweile fest, Mosbach. Am Neckar entlang sollte ich gut vorankommen. Aber leider war dem dann doch nicht so. Holprige Forstpisten lassen mich das Tempo drosseln und ums Material fürchten. Das gelegentliche "klong", das mein Rad sporadisch von sich gibt und dessen Ursache ich beim besten Willen nicht ermitteln kann, höre ich schon fast nicht mehr, aber das Geräusch der reißenden Speiche war eindeutig.
Da warens nur 34. Zwei Speichen hat es gefetzt. An der Stelle komme ich nicht umhin, mich zu ärgern, dass der Radhändler das Hinterrad trotz Auftrag nicht nachgespannt hat. Jetzt duldet das keinen Aufschub mehr, also setz ich die MacGyver-Perücke auf und mache mich an die Arbeit.

Die letzte große Hürde wartet aber erst noch auf mich. Auf einmal setzt sich der Radweg recht fantasievoll fort:



Das Schild erklärt mir, dass ich die Fähre verpasst habe. Kunststück, wenn die nur zwischen 15 und 16 Uhr jeden Tag verkehrt.
Aber da ist doch noch die Brücke? Ist im Bau. Nach kurzer Uberlegung wage ich einen Blick und quetsche mich am ersten Bauzaun durch. Die Brücke selbst ist aber gut gesichert und offensichtlich unfertig. Ich kann nur eine Hand druchs Gitter strecken und dieses Bild machen:


Wünsch dir was? Pustekuchen!

Am Ufer gehts jedenfalls nicht weiter. Ist aber geraume Zeit her, dass ich eine andere Brücke gesehen hätte. Nur vom Rumstehen kann ich aber weder durchs Wasser laufen noch wird Mosbach plötzlich vorbeischwimmen.
Auf dem Rückweg erklärt mir ein netter Mann, dass ich über Neunkirchen fahren müsse, also das Ufer erklimmen. Na gut, was auch sonst? Nach über 100 km macht das Vernichten von geschätzten 200 Höhenmetern aber nur noch bedingt Spaß. Der Song "Miss Sanders" der guten alten Eagles of Death Metal bringt mich aber schnell wieder zum Lachen.
Irgendwann bin ich dann auch oben, wo es später dann noch höher geht.


Irgendwo da hinten unten müsste der Neckar fließen. Der macht es sich einfach, die Sau!

Eine gute Stunde später als geplant erreiche ich dann endlich die Jugendherberge. Und mein Mittagessen? Muss ich nachholen. Wichtigist bei solchen Belastungen ja eine ausgewogene Ernährung mit vielen Vitaminen und Nährstoffen, abwechslungsreich und frisch sollte es sein.


Papperlapapp, so muss dat! Geiiiiil! :)

Gute Nacht und entschuldigt das Springen zwischen Präsens und Vergangenheit. Ist mir selbst gerade erst aufgefallen. Ich werd zukünftig versuchen, mich an eine Variante zu halten!
 
Wen interessiert schon Präsens und Vergangenheit bei so einem großartigen Be-richt.

Das Ge-richt finde ich deutlich weniger verständlich. Sind das Fritten? Eher nicht, sieht nach Matsche aus.
 
Update 29.3. 12 Uhr durch und noch nicht mal Bad Wimpfen

Das ist der größte Dönerteller, den ich bisher so vor mir stehehn gehabt habe. Hab auch schon festgestellt, dass die Kamera dieses Smartphones nicht die beste ist. Leider kann ich die Bilder meiner Digitalkamera nicht ins Internet bringen.

Heute ist so ein bisschen der Wurm drin. Zum ersten Mal sind die Beine etwas schlapp, die Beschilderung und die Pisten sind miserabel hier in der Gegend und die morgendliche Routenplanung hat mich auch ein paar graue Haare gekostet. Trotz freier Wegwahl nach München wird das nicht so kindergeburtstagig wie erhofft.
Auf der Habenseite allerdings das tollste Wetter, das man sich nur wünschen kann. Diesbezüglich habe ich ja wirklich unverschämtes Glück!

Gut, hoffen wir mal, dass der schöne Uferweg, an dem ich gerade sitze, sich nicht hinter der nächsten Kurve in eine olympische Buckelpiste verwandelt und ich Schwäbisch Hall einigermaßen enispannt erreichen kann!

Auf gehts, von nix kommt nix! Dieses vermaledeite Lockbier - ich kann nicht widerstehen! Freunde, ich rate euch nur eins: Falls ich mich etwas verspäten sollte, dann stellt sicher, dass noch was für mich übrig ist!
Fassbier = KampfkazzZenminzzZe
 
Zuletzt bearbeitet:
Servus Gunnar,

sauber! Bist ja schon gut voran gekommen.
Besteht Bedarf an einer Übernachtungsmöglichkeit in Pfaffenhofen an der Ilm in der Nähe von München?

Weiterhin immer eine handbreit Asphalt unter den Reifen!
 
was fuer eine Tortour fuer Mensch+Radl, aber mit DampfundNudelvortrieb und dem Superwetter in den naechsten Tagen wird's bestimmt noch ein tolles Finale!...werde immer erfuerchtlicher je mehr km Du so heruntergestrampelt hast! vielleicht muss ich mir - dem schwedischen Beispiel folgend - auch nochmal sowas vornehmen...so als professioneller Sesselfurzer braucht's doch den Ausgleich.
Du kampfkazzz, Nur weiter so!!! halt Dich gut!
dr oide
 
Ich seh schon, dein Radl wird bei Ankunft mit einem letzten metallischen Stöhnen (man Stelle sich ein U-Boot beim Überschreiten seiner nominellen maximalen Tauchtiefe vor) in mehr Teile zerfallen, als es eigentlich habe sollte - wahrscheinlich werden nur 53 Kabelbinder übrig bleiben ;)

Den Dönerteller hatte ich auch nicht als solchen identifizieren können - sieht aus wie Pilzsalat mit Bechamelsauce auf Tomaten...

Würde gerne wissen, wie du die gerissenen Speichen ambulant wieder hingekriegt hast... stelle ich mir recht kniffelig vor...
 
Update 29.3. 19 Uhr, Pfedelbach

@RingoStarr: Danke für das Angebot. Da sich heute wieder ein bisschen an meiner Routenplanung geändert hat, werde ich mir das überlegen. Morgen würde ich dir Bescheid geben.

@koliht: Hehe, so lange das erst im Moment der Ankunft passiert, fänd ich es sogar ganz witzig. Ich stelle mir aber so ein Gerüst aus Kabelbindern vor, das dann stehenbleibt. Ein bisschen Alufolie drum und es sieht aus wie neu!

Anstelle der gerissenen Speichen hab ich einfach Kabelbinder eingespannt. Schmarrn, die Speichen hab ich gar nicht repariert. Nachdem ich mir die Zeit genommen habe, die restlichen (einigermaßen) vernünftig nachzuspannen, muss das jetzt halten.
Wenn ich Zeit habe, werde ich die natürlich ersetzen.

So, zum heutigen Tag! Ich hab nämlich schon Feierabend, toll! :)

Trotz aller Bemühungen bleibt es bei einem komischen Tag. Einen Platten hab ich nicht gehabt, dafür hat die Halterung für die Lenkertasche endgültig versagt. Also mit zwei statt nur einem Kabelbinder erneut geflickt, und wenn ich schon stehe, kann ich mich ja auch um die Jugendherberge kümmern. Fehlanzeige: die Jugendherbergenchefetage hat Vollversammlung in Schwäbisch Hall. Geschlossene Gesellschaft, nix zu machen, wird mir obendrein ausgesprochen unfreundlich erklärt. Am meisten ärgert mich, dass ich das heute morgen noch in Mosbach gesagt habe, dass ich da hin will. Dass da Vollversammlung ist, wusste die Frau sogar, aber dass die deswegen niemanden sonst reinlassen hat die entweder nicht gewusst oder vergessen zu erwähnen. Ich muss leider auf letzteres tippen, weil die Belegschaft in Mosbach schon selten verpeilt war. Allein das Einchecken hatte da ungelogen schon 45 Minuten gedauert.


Ungefähr hier hab ich von meinem Unterbringungsproblem erfahren

Ok... ich hab ja noch das Herbergenverzeichnis, das bei meinem Kartenmaterial dabei ist. Nichts unter 70 Euro, das muss günstiger gehen. Nur wie?
Ich fahre also nach Öhringen, der nächsten größeren Stadt und wollte mich da an die Touriinfo wenden. Beim Einfahren scheint die Stadt aber ziemlich groß zu sein. Dürfte ne Weile dauern, die Touriinfo zu finden. Dafür steh ich auf einmal vor einem relativ großen Fahrradladen. So schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Lenkerhalterung hält wieder und ich werde im Nachbarort im Bürgerstüberl untergebracht. Ich soll hier Schnitzel essen; die nette Dame, die mir mein Zimmer gezeigt hat, hatte aber noch ein paar andere Empfehlungen auf Lager.

Zwischenzeitlich hab ich eine Folge Simpsons geguckt - wenn ich schon ne Glotze aufm Zimmer habe, muss ich die auch einschalten!

Jetzt werde ich duschen, mir ein Bier drüberkippen und dann hoffentlich mal volle 8 statt der üblichen 6,5 Stunden Schlaf genießen.

Rein körperlich ist das jetzt aber auch genau so eine gemütliche Etappe gewesen, wie ich sie mal gebraucht habe, perfekt! Mit etwas Glück könnte ich Aalen morgen trotzdem erreichen und somit wieder im Plan sein.

Dann verabschiede ich mich heute schon zu ungewohnt früher Stunde von euch und wünsche guten Appetit oder so!
Pfiateich!
 
Ja der Lutz, ich werd verrückt! Herzlichen Glückwunsch zum Fettgedruckten! Wann verlässt du deine Enklave der Ignoranz und kehrst in die Zivilisation zurück?
 
mir fällt jetzt grad nicht viel ein. Schlaf schön. Eigentlich wollte ich Dich tel. mal in Ruhe lassen. Vielleicht überleg ich mir das noch.
 
Gunnar,
ich kenne dich nicht, aber freue mich, deine Zeilen zu lesen. Macht Lust aufs selbermachen. Ich drück dir die Daumen:daumen:

@PlanB: Kann das sein, dass wir uns am Samstag beim Geburtstag von Herrn Dipl.Ing. J.G. kennen gelernt haben?

@I.N.G.E.: Welche Disco in Malmedy soll denn mal in AC "in" gewesen sein? Nie gehört. Und ich habe 10 Jahre in solchen Schuppen gelebt :D
 
Lieber Gunnar,

eigentlich habe ich schon erwartet, dass Du aus den Resten meines wertvollen (wieso Medical-?) Tapes mindestens einen Schwan bastelst und diesen, selbstverständlich entsprechend zelebriert (Schwimmkerzen, schwedische Bikini-Models, kleines Streichorchester) zu Wasser lässt, aber sei's drum: Schmeiß es einfach weg!

Sollte ich in Deiner SMS leise Kritik ob meiner handwerklichen Fähigkeiten oder Ausrüstung herausgelesen haben, möchte ich daran erinnern, dass der werte Herr erst am Abend vor dem Aufbruch bei mir hereingeschneit ist und nicht nur leihen sondern auch direkt montiert haben wollte...

Ich wünsche Dir in jedem Fall weiterhin viel Spaß und gutes Wetter, versuch Dein Fahrrad halbwegs ganz zu lassen und trink ein Bier für mich mit.

als dann...

P.S.: Auch von mir einen herzlichen Glückwunsch Herr Dr. Loz!
 
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