Tag 3
Ja ich schlief sehr gut und als ich etwa mit dem Sonnenaufgang aufwachte merkte ich zu meiner Überraschung, dass sich die Haut an meinem Gesäss überraschend gut anfühlte, die Schwellung war verschwunden, es war so sanft und weich wie eon Babypopo.
Also gut, die Karte: "Ich bleib heut hier mal einfach einen Tag am Strand liegen, mein Popo tut ja immer noch so weh", die konnte ich nicht ziehen, es musste weiter gehen. Erstmal aufs Klo natürlich, aber die sehr grosszügigen Toilettenanlagen waren ALLE verschlossen, na So ein Sch... bzw "kein Sch..", wie man es sieht... Der Junge der mir gestern das Bier verkaufte versicherte mir doch, die WCs sind die ganze Nacht offen.
Glücklicherweise war die "Managerin" des ungarischen Ferienresorts auch eine Frühaufsteherin, ich traf sie als sie gerade aus ihrem Wohnwagen trat und bat sie, mir doch mal bitte schnell aufzuschliessen. Hier wohnte das "Personal" also immerhin schon in einem Wohnwagen, gestern in der Slowakei die beiden Wirtsleute mussten noch Wildcampen in einem Nylonzelt, was aber ihrer guten Stimmung keinen Abgrund tat. Ja es ist natürlich so eine Bindenweisheit, aber ich wiederhole es trotzdem: EInfache Leute, sehr einfaches Leben, wahrscheinlich sehr geringer Lohn: Und trotzdem scheinen sie doch zufrieden und sind sehr freundlich. Die Frau jedenfalls Schloss mir gleich auf, ich erledigte meine Geschäfte, und sah dass ich Glück hatte: Kurz danach kam wohl ihr Freund oder Mann vorbei, ein LKW Fahrer, und holte sie ab, die Toilette wäre dann wieder zu gewesen. Was für ein Erfolgstag heute, schon wieder Glück gehabt, ja so kanns weitergehen. Die Abreise von "Szigetszep" zog sich wieder mal ewig in die Länge: Erst mal gemütlich Frühsrücken, Kaffee trinken, schnell noch mal Baden, danach Duschen (da alles noch leer war ging das auch nackt, die Dusche stand mitten auf der Liegewiese). Kurz danach kam eine Famile mit einem Kanu, die wollten ALLES von mir und meiner Tour wissen, was aber etwas schwierig zu erklären war, denn ich kann kein ungarisch und die Familie weder Englisch noch Deutsch. Egal, dann halt italienisch, das konnten wir beide nicht wirklich aber ging noch am Besten....
Als ich dann endlich los kam, es war schon weit nach 9.00 Uhr, merkte ich schon, dass die ca 37 Grad vom Sonntag (also gestern) wohl heute noch mal übertroffen werden könnten. Aber zunächst war es noch ok und es rollte ganz gut.
Die Donau verzweigte sich nach Budapest in viele Nebenarme, die Landschaft ist sehr schön, es gibt viel Schilf und immer wieder kleine Stege mit privaten Badestellen, die aber nicht abgesperrt waren und es gab auch keine Schilder die einen Durchgang untersagten. DIe Verlockung war groß, einfach mal anzuhalten um zu Baden, aber ich wollte auch weiter. Der Hintern blieb gut, aber ich war mir unsicher wie weit ich diesmal fahren würde:
Über dir Grenze nach Serbien? Oh das wäre weit, wieder so ca. 200 Kilometer... Oder einfach mal ein lockerer Tag, unter 100 Kilometer ist doch auch keine Schande, wem muss ich eigentlich was beweisen? Aber wo ist denn ein guter Ort zum nächtigen?
Ich wählte bisher meine Ziele immer nach diesen Kriterien: Möglichst eine Stelle zum Baden, möglichst eine Toilette, nicht zu weit von einer kleinen Stadt oder einem größeren Ort, um noch mal Essen einzukaufen. Die sehr guten Radwege des "Eurovelo 6" waren jetzt endgültig vorbei, ich fuhr immer öfter und längere Strecken auf reinen Feldwegen, und mir war schnell klar dass Serbien bei den Wegen und bei der Hitze ein schwachsinniges Ziel wäre für den heutigen Tag,
So gut wie auf dem Foto war der Radweg nur selten, aber das Foto zeigt ein anderes Problem an dem Tag: Ich hatte eigentlich NIE Schatten, mit Fahrtwind ging es zwar einigermassen, aber einfach so Anhalten war blöd, das fühlte sich nicht gut an für mich bei den Temperaturen. Das ist auch der Grund, warum ich fast keine Fotos an dem Tag machte: Es gab keine echte Erholung, war der kühlende Fahrtwind weg war meine Lust, die teilweise schöne Gegend zu fotografieren nicht besonders hoch. Ich weiß nicht mal mehr genau, wo ich Mittagspause gemacht habe, es könnte Solt gewesen sein. Halt am Supermarkt, kalte Getränke kaufen, in Geschäften nachfragen ob sie mir mal den Akku etwas laden. Der übliche Vorgang eben. Ich weiß noch, dass ich am Nachmittag im Internet die Temperaturen suchte in der Gegend und dann eine 40 erschien. Ja es war echt heiß an dem Tag, so richtig funktionierte ich nicht mehr, vormittags viele Feldwege wo ich auch nicht gerade bummelte, der Fahrtwind musste ja auch da schon kühlen.
Zum Glück gab es in Ungarn in vielen Dörfern Wasserpunpen, also hatte ich neben Trinkwasser auch immer genug Wasser dabei um mich zu begiessen. Den Kopf alle 20 Minuten oder so und etwas seltener den ganzen Körper. Ohne die Verdunstungskälte wäre ich wohl eingegangen. Inzwischen war ich von meinem zuvor gefassten Ziel, der südungarischen Stadt "Baja" (cooler Name, klang nach California oder Mexiko) abgekommen, auf der Karte im Internet sah ich eine interessante Stelle ca 30 Kilometer vor der Stadt, da gab es ein Restaurant und einen kleinen Hafen, sah gut aus zum Übernachten.
Als ich dort am späten Nachmittag oder frühen Abend ankam und auf der menschenleeren Terasse rollte blaffte mich ein junger Kellner an: "No Bikes here, go away with your bike its not allowed". Gut, hier wollte ich nicht bleiben bei so viel überbordender Gastfreundlichkeit, der Plan meine letzten Forinth in einem Restaurant der gehobenen Kategorie auf den Tisch zu kloppen um danach freundlich zu fragen, am nächsten Morgen mal die Toilette nutzen zu dürfen, war also hinfällig.
Ich fuhr also noch gut 30 Kilometer weiter bis Baja, zum Glück auf perfektem Radweg. Ich erinnere mich noch, wie meine Stimmung sich sofort wieder anhob, als mir die Komoot App die ich nutzte aus irgendeinem Grund so eine Nachricht anzeigte: Ab jetzt 30 Kilometer Fahrrad Autobahn...
Baja erreichte ich noch bei Gelligkeit, ich steuerte einen "Tesco" Mega - Monster - Markt an mit vorgelagertem Döner. Normalerweise mag ich das nicht, diese riesigen Supermärkte wo man nix findet und es fast so wie bei uns und überall auf der Wel ist, aber das war das erste was ich sah und ich war ziemlich im Eimer. Der ungarische Döner Fach Verkäufer der aussah wie der Bruder von Bob Marley war ein cooler Typ, ich bestellte die Karte rauf und runter, lud meinen Akku, ging zwischendrin EInkaufen und Katzenwäsche machen im Supermarkt, und als er mich rauswarf weil er Feierabend machen wollte ging ich einfach in einen kleinen Park, der Mitten im Wohngebiet lag und baute da im Schein der Stirnlampe mein Zelt auf.
Kein idealer Ort, klar, aber überraschend ruhig und ich war natürlich so kaputt dass ich gut schlief die ganze Nacht. Es waren wohl "nur" mit Verfahrer (der war bei einer Klärgrube, an der musste ich dann zwei mal vorbei, und das bei 40 Grad) etwa 160 Kilometer an diesem Tag, aber es sollte der mit Abstand anstrengendste Tag dieser Tour werden.